emz schrieb am 14.04.2020:Weil du den Spaten angesprochen hast, worauf ich wirklich sehr gespannt bin, wie der Anwalt dessen Verbleib erklären will. Drei Tage vor der Tat hatte der Beschuldigte ein baugleiches Exemplar wie das gefundene, bei "Bauhaus" gekauft.
Eigentlich muss er den Verbleib gar nicht erklären.
Das war keine handgeschmiedete Auftragsarbeit, sondern ein "Spaten von der Stange" aus einem lokalem Baumarkt.
Den darf er nicht nur kaufen, sondern auch verlieren, an Selbstabholer verschenken, beim Sperrmüll rausstellen usw.
Das meine ich eben damit, wenn ich sage, dass die Indizien in ihrer Gesamtheit zwar ein recht eindeutiges Bild zu formen scheinen, jedes Indiz einzeln betrachtet aber von äußerst schwacher Beweiskraft ist.
Da brauch der Verteidiger nur mal prüfen wie viele dieser Spaten in dem Zeitraum verkauft wurden und den Staatsanwalt fragen ob all die anderen Käufer, die Zugang zum Leichenfundort hatten jetzt auch unter Mordverdacht stehen.
Ich habe tatsächlich die stille Hoffnung, dass sich an dem Spaten doch irgendwelche Spuren des TV (Haare, Hautschuppen, Blut) haben finden lassen, denn das würde einen Beweis daraus machen.
Aber selbst dem wäre dann nicht so, weil er den Spaten gekauft hat, sondern weil der Spaten aufgrund von Erdanhaftungen aus entsprechender Tiefe mit dem Ausheben des "Grabes" in Verbindung steht und Spuren des TV an diesem Spaten dann einen Zusammenhang zum (sekundären) Tatort stellen würde für den es keine andere, glaubhafte Erklärung geben dürfte.
emz schrieb am 14.04.2020:Worauf ich auch noch baue:
https://www.onetz.de/deutschland-welt/muschenried-winklarn/fall-maria-baumer-staatsanwaltschaft-will-februar-anklage-erh... 02.02.2020
Auf weitere Indizien, so Staatsanwalt Rauscher im Dezember, woll er „nicht weiter eingehen“.
Darauf hoffe ich tatsächlich auch.
Meines Wissens müssten diese weiteren Indizien zwar der Verteidigung zugänglich gemacht werden, aber explizit nicht der Öffentlichkeit.
monstra schrieb am 15.04.2020:Einstellen muss und darf sie nur, wenn a) kein hinreichender Tatverdacht gegeben und b) keine weiteren Ermittlungsergebnisse mehr zu erwarten sind.
Mir stellt sich halt die Frage was genau sich denn im Gegensatz zum letzten Mal geändert hat.
Wenn es wirklich nur dieser Nachweis von derart wahnsinnig geringen Spuren von Lorazepam ist, dann sehe ich ziemlich schwarz für die Anklage, bzw dann ist da wenig mehr hinter als auch damals schon vorlag.
monstra schrieb am 15.04.2020:Die Sexualstraftaten bieten zugleich ein Motiv für den Mord an Maria.
Das könnte aber auch nach hinten losgehen.
So wie Maria beschrieben wird dürfte es der Verteidigung nicht schwer fallen Zeugen zu finden die glaubwürdig aussagen, dass Maria nicht mit dem TV zum Grillen gefahren wäre und dort unauffällig war, wenn sie zu diesem Zeitpunkt bereits irgendwas von dessen Taten geahnt oder gar gewusst hätte.
Und ich persönlich gehe davon aus, dass praktisch alles was der TV vom nächsten Tag erzählt hat erfunden ist und bin mir ziemlich sicher, dass Maria nach diesem Grillfest nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung ankam, sondern unterwegs getötet und begraben wurde und das auch geplant und vorbereitet war.
Macht aber halt den Beweis
das es
wirklich so war nicht einfacher.
monstra schrieb am 15.04.2020:Die Verteidigung dürfte natürlich das Gutachten, mit dem der Lorazepam-Nachweis gelang, auf alle erdenkliche Weise angreifen.
Das ist ja auch nu irgendwie der Job der Verteidigung.
Die Messmethode und die Messwerte klingen nicht angreifbar. Da sind entweder Spuren nachweisbar und decken sich mit der Substanz Lorazepam oder nicht.
Da gibt es keinen dollen Spielraum.
Den gibt es aber, wenn die Verteidigung die Frage stellt in wie fern dieser Nachweis denn für die Klärung der Todesumstände und der Täterschaft des TV eine Rolle spielt.
Bei derart geringen Spuren eines Medikamentes das derart lange im Körper verbleibt braucht die Verteidigung da gar nicht viel zu tun.
Sie müssen nicht mal drauf hinweisen, dass es keinen Nachweis dafür gibt, dass das Lorazepam vom TV kommt, sondern brauchen nur die Frage stellen ob denn irgendwie plausibel nachweisbar ist, dass die Präsenz dieser minimalen Lorazepamspuren überhaupt in Zusammenhang mit dem Tod des Opfers steht.
Seidenraupe schrieb am 15.04.2020:Lorazepam bekommt man nicht im Supermarkt.
das gibt es nur auf Rezept in der Apotheke.
Tjo und auf dem Schwarzmarkt bzw über "Beziehungen".
Es wird der Verteidigung nicht schwer fallen zu belegen, dass der Diebstahl und Missbrauch von Lorazepam durch Pflegepersonal keine Spezialität des TV ist, sondern peinlicher Alltag in Krankenhäusern und Co.
Außerdem war der TV Medizinstudent und Maria hat ihm vertraut, es war immerhin ihr Verlobter mit dem sie zusammenlebte.
Wenn sie z.B. gestresst war vom Schreiben ihrer Abschlussarbeit oder sonstwas und er ihr ab und zu angeboten hat ihr etwas zur Entspannung zu geben, dann ist es nicht unglaubwürdig, dass sie dem zugestimmt hat.
Als mir nach mehreren Jahren die ich meinen Mann hab leiden sehen die Idee kam, dass er ggf gar nicht unter Migräne leidet, sondern seine Kopfschmerzen von einem verspannten Nacken kommen könnten, der bei ITlern nicht selten wäre, da hat er mein Angebot mal Diazepam zu nehmen auch angenommen.
Er wusste auch, dass die erste Dosis aus der Schachtel kam, die wir eigentlich für unseren Hund hier haben und wir dann erst in der Folge, als die Wirkung sich als DIE Lösung zeigte unseren Hausarzt darüber informiert haben und seither Rezepte vom Hausarzt für meinen Mann und genau diese Ursache erhalten.
Wirklich "illegal" war die Gabe aus der "Hundeschachtel" aber auch nicht, das rührt allerdings primär daher, dass ich das Medikament nicht gestohlen hatte...
Lange Rede kurzer Sinn: Maria hatte gar keinen Grund ihm zu misstrauen, zu hinterfragen was er ihr da gibt und woher es stammt, in ihren Augen war er "medizinisch bewandert" und auch noch in diesem Feld berufstätig.
Die Verteidigung könnte hier sehr einfach glaubhaft machen, dass der Lorazepamdiebstahl natürlich eine strafbare Handlung war, Maria aber keinen Grund hatte das zu hinterfragen und eine gelegentliche Einnahme abzulehnen.
Je nachdem was der TV ihr erzählt hat was er ihr da gibt gab es auch keinen Grund das irgendwem zu erzählen, denn wenn man mal Kopfschmerzen hat und vom Partner ne Kopfschmerztablette nimmt ist das ja auch keine Sensation die man direkt jedem mitteilen muss.
Delphi10 schrieb am 17.04.2020:Auf was soll man warten?
Na auf irgendwas hat die Staatsanwaltschaft ja beim letzten Mal auch "gewartet" und das war hoffentlich nicht der Nachweis von geringsten Spuren einer Substanz bei der sich gar nicht nachweisen lässt ob die Einnahme überhaupt perimortal stattfand bzw ob die Dosis überhaupt mehr gemacht hat als nen Baldriantee.
emz schrieb am 17.04.2020:Wann kam denn erstmals die Überlegung auf, Maria könnte unter Lorazepam gesetzt worden sein?
Ich weiß nicht sicher, wann und in welchem Zusammenhang, dass geäußert wurde.
Aber Maria war nicht grade klein und zierlich und an den aufgefundenen Überresten war meines Wissens keine nennenswerte Gewalteinwirkung erkennbar.
Das man in einem Prozess würde erklären müssen wie es dem TV denn nu gelungen sein soll die doch recht kräftig gebaute Maria zu überwältigen ohne so offensichtliche Dinge wie Schädel einschlagen, Stichwunden oder andere Arten der Gewalteinwirkungen, die sich an den sterblichen Überresten oder dem was von der Kleidung übrig war, hätten belegen lassen.. das war absehbar und ich denke, dass das berufliche Umfeld des TV die Staatsanwaltschaft sehr früh auf irgend eine Art von Betäubungsmittel hat "setzen" lassen und das vermutlich auch schon bevor nachgewiesen war, dass der TV wirklich zu den (leider eben nicht wenigen) Pflegern gehört, die Lorazepam entwenden und er es sogar bei Straftaten entwendet hat.
Sogar ich, die wie gesagt mit solchen Verdächtigungen
sehr vorsichtig ist, hatte schon während der Aktenzeichensendung als Maria noch vermisst wurde gedacht "Also, wenn der sie getötet hat, dann doch sicher mit Hilfe von irgendwas zu dem er im Krankenhaus Zugang hat."
Und dieser Gedanke kam mir nicht mal so sehr, weil ich den TV dort auch schon fishy fand, sondern weil die Beschreibung von Marias Körperbau nahelegte, dass sie eben kein zierliches Mädchen war, dass man "mal eben so" erwürgt, erstickt oder dergleichen.
DerGreif schrieb am 17.04.2020:- es gibt keine Erklärung wie das Opfer ohne Mitwirkung des TV an das Lorazepam gekommen sein soll, da es sich um ein rezeptflichtiges Medikament handelt
Klar gibt es die.
Es heißt zwar, dass geprüft wurde ob ihr das Medikament verschrieben wurde. Wenn diese Prüfung aber über die Krankenkasse lief, dann war sie unzuverlässig, weil viele Ärzte Benzodiazepine grundsätzlich auf Privatrezepten verordnen.
Es kann also gar nicht ausgeschlossen werden, dass irgendein Arzt ihr dieses Präparat verordnet hat, es ist lediglich unwahrscheinlich (aber nicht unmöglich), dass der nicht mittlerweile irgendwie Wind von der Ermittlung bekommen und sich gemeldet hat.
Hinzu kommt, dass der TV eben keineswegs ein Ausnahmefall ist. Ich habe mehrere Bekannte in entsprechenden Berufen und was die so berichten wie "normal" es ist, dass Pflegepersonal solche Beruhigungsmittel, Desinfektionsmittel und zum Teil sogar BTM entwendet ist wirklich, wirklich unschön.
Und das es so ist ist wie gesagt weder neu noch ein Geheimtip.
Dazu kommt dann aber eben auch noch die Tatsache, dass es mehrere Szenarien gibt in denen der TV Maria das Lorazepam zur Verfügung gestellt hat die weder mit ihrem Tod noch mit irgendwelchen "bösartigen" Absichten seinerseits zu tun hatten.
Wir leben in einer Gesellschaft in der der Burn out fast überall nicht weit ist und nach Marias Verschwinden wurde sehr deutlich wie eng der TV in Marias Familie integriert war und das die Tatsache, dass man ihn so gern für einen anständigen Menschen halten wollte ja auch durchaus dazu geführt hat, dass er doch unschön lange mit "Dingen" davongekommen ist bzw Strafen extrem glimpflich ausgefallen sind.
Das Maria ihm einfach vertraut hat und es auch gar nicht weiter hinterfragt hat, wenn er ab und zu mal gesagt hat "Du bist ja wieder völlig gestresst, wart mal, ich geb Dir was damit Du Dich ein bisschen entspannen kannst." ist keine völlig unglaubwürdige Darstellung mit der die Verteidigung ganz schnell klarstellen kann, dass:
"Da waren Spuren von Lorazepam -> der TV muss sie damit ruhiggestellt haben um sie zu töten."
Zwar eine mögliche Erklärung der Sachlage ist, aber eben keineswegs die Einzige.
DerGreif schrieb am 17.04.2020:- der TV hatte in den Tagen vor ihrem Verschwinden nach Lorazepam "perfekter Mord" und "letale Dosis" gegoogelt
Beides nur im Kontext auffällig.
Grade bei z.B. palliativpatienten wird Tavor oft (und das ist auch gut so) gegeben bis es eben zu einer hinreichenden Entspannung des Patienten führt.
Wie das hierbei dosiert wird und wie häufig die Gabe erfolgt obliegt hier durchaus auch der Einschätzung des Pflegepersonals.
Das öffnet zwar Diebstahl und Missbrauch Tür und Tor, ist aber in vielen Situationen genau so sinnvoll um eine optimale Versorgung des Patienten sicher zu stellen.
Und wenn ich als Krankenpfleger für Patienten zuständig bin deren Wohlbefinden ich u.A. mit Tavor "steuere", dann wäre es für mich sehr wichtig die letale Dosis zu kennen und der Eine schlägt eben nen Buch auf und der andere googelt eben.
Das mit dem perfekten Mord hat der Verteidiger auch schon "erklärt", der TV ist Krimifan.
Ich habe keine Straftäter und Mörder in meinem sozialem Umfeld, aber viele Leute die sich einzeln oder gar im Gespräch mal überlegt haben wie so ein "perfekter Mord" denn aussähe.
Nicht weil sie geplant haben den Briefträger verschwinden zu lassen, die Motivation für solche Überlegungen erscheint mir eher der sehr ähnlich, die andere Menschen verleitet sich einen Kriminalroman oder ein Rätselheft zu kaufen.
DerGreif schrieb am 17.04.2020:- das Opfer wurde mit Löschkalk begraben
Das ist korrekt, aber bisher ist mir nicht bekannt, dass dieser Löschkalk bzw der Erwerb/Besitz von Löschkalk generell mit dem TV in Verbindung gebracht wurde.
Die Verteidigung könnte sogar argumentieren ob denn Spuren von Löschkalk im Auto, an der Kleidung, in der Wohnung oder sonstigem Umfeld des TV nachgewiesen wurde.
Wer schon mal mit Löschkalk zu tun hatte weiß, dass das ein echt nerviges Zeugs ist und man manchmal Monate nach Gebrauch noch Krümel davon an Stellen findet bei denen man sich kaum erklären hat wie das Mistzeug denn DA jetzt wieder hingekommen ist.
Unstrittig ist, dass das Opfer sich eher nicht selbst in diesem Löschkalk begraben hat.
Aber eine nachweisbare Verbindung zum TV ist mir bisher nicht bekannt.
(Gehört mit etwas Glück zu den Indizien die der Staatsanwaltschaft vorliegen und lediglich nicht mit der Öffentlichkeit geteilt wurden).
DerGreif schrieb am 17.04.2020:- der TV hat mehrere andere schwere Straftat begangen
Und die Art wie damit umgegangen wurde könnte der Anklage jetzt in den Hintern beißen.
Man hat es ihm ja wirklich einfach gemacht glimpflich davon zu kommen.
Allein dass er in der Urteilsbegründung als "bisher unbescholtener Ersttäter" bezeichnet wird obwohl da doch mehrere Dinge vorlagen ist schon unschön.
In dem Link ist auch mal die Rede davon, dass er sich der jungen Frau, die er unter Tavor gesetzt hat sexuell genährt hat, dann steht da wieder, dass der Teil mit dem sexuellem Missbrauch aus der Anklage gestrichen wurde.
War das so der Fall, dann darf etwas, das aus der Anklage gestrichen wurde meines Wissens auch in anderen Prozessen nicht als Argument angeführt wurde.
Mörder oder nicht, ich sehe den TV als einen hochgefährlichen Sexualstraftäter an, dem da aus zum Teil wirklich echt bekloppten Gründen viel zu lange ermöglicht wurde mit wirklich schweren Straftaten davonzukommen und zwar zum Teil ja nicht mal mit einem blauen Auge.
Wenn die Verteidigung nun z.B. argumentiert, dass die Staatsanwaltschaft jetzt versucht mit diesem Mordprozess etwas nachzuholen was sie in vorherigen Verfahren nicht getan/nicht erreicht haben wird das Zweifel sähen..
pannettone schrieb:hoffen wir mal nicht, dass die anklage eine verzweiflungstat war...
Ja, das hoffe ich auch.
Da ich in für mich sehr ungewöhnlichem Ausmaß davon ausgehe, dass der TV wirklich schuldig ist sehe ich mit Sorge wie hier einerseits massenweise Indizien vorliegen die nur in ihrer Gesamtheit eine Beweiskraft haben, einzeln aber zum Teil sehr trivial "wegzuerklären" sind und andererseits hier ein Mensch vor Gericht stand dessen "Akte" seine Taten sehr viel milder darstellt als sie waren und ich außerdem befürchte das davon auch jeweils nur die Spitze des Eisberges überhaupt strafrechtlich verfolgt wurde.
Ein schwacher "Trost" ist für mich der Gedanke, dass ich den TV als derart massiv gestört ansehe, dass ich keine Zweifel daran habe, dass er immer wieder straffällig werden wird, solange er auf freiem Fuß ist.
Also selbst wenn er in dem Mordprozess freigesprochen wird sehe ich ihn so oder so früher oder später wegen anderer (sexual)Straftaten hinter Gittern landen und ggf wird ja auch sein Umfeld mal wach und beginnt zu begreifen, dass er nicht der nette junge Mann ist, der mit einem angesehenen Mitglied der katholisches Landesjugend verlobt war, die tragischer Weise ums Leben kam, sondern ein schwer gestörter Sexualstraftäter, der solange er auf freiem Fuß und in keiner Therapie ist auch immer "gefährlich" bleiben wird, dazu gibt es mittlerweile wirklich hinreichend Literatur die dieses Thema sehr ausführlich beleuchtet und erläutert.
emz schrieb:Das ist aber schon ein paar Jahre her, dass der dringende Tatverdacht abschlägig beschieden wurde.
Das ist korrekt, aber ich frage mich eben was sich seitdem geändert hat, bzw ob das ausreichen wird um einen Schuldspruch zu kriegen.