Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

fassbinder1925 schrieb:Also auch wenn man 17 Tatmehrheitliche Mordversuche begangen hat und für jeden Mordversuch gibt es nur 11 Jahre, ist das Höchste 15.

Es ist halt die Frage, wem man die Mordversuche anlasten kann.
Ich denke hier an die Schuesse auf die amerikanische Botschaft in 1991.

Justsaying schrieb:Es ist halt die Frage, wem man die Mordversuche anlasten kann.
Ich denke hier an die Schuesse auf die amerikanische Botschaft in 1991.

Wenn ich das aber richtig verstanden habe, wird wegen dieser Tat nicht gegen Klette und auch nicht gegen Garweg und Staub, so man ihrer habhaft werden sollte, verhandelt werden.

@emz
Doch, eben diese Tat wirft der Generalbundesanwalt Daniela Klette vor. Ich weiß allerdings nicht, ob sie auch Garweg und Staub im Falle einer Verhaftung vorgeworfen werden würde.

Am Abend des 13. Februar 1991 verübte Daniela Klette zusammen mit anderen „RAF“-Mitgliedern als „Kommando Vincenzo Spano“ einen Schusswaffenanschlag auf die US-amerikanische Botschaft in Bonn-Bad Godesberg. Die Kommandomitglieder gaben von der gegenüberliegenden Rheinseite aus mit automatischen Langwaffen mindestens 250 Schüsse auf das Botschaftsgebäude ab. Insgesamt 65 Projektile trafen die Botschaft. In dem durch die Schüsse unmittelbar gefährdeten Gebäudeteil befanden sich zum Anschlagszeitpunkt noch mindestens zehn Personen.

Quelle:
https://www.generalbundesanwalt.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/Pressemitteilung-vom-07-03-2024.html

louis1949 schrieb:Doch, eben diese Tat wirft der Generalbundesanwalt Daniela Klette vor.

Danke und sorry, ich war gerade auf einem falschen Weg ...
Du hast vollkommen Recht.

louis1949 schrieb:verübte Daniela Klette zusammen mit anderen „RAF“-Mitgliedern als „Kommando Vincenzo Spano“ einen Schusswaffenanschlag auf die US-amerikanische Botschaft in Bonn-Bad Godesberg.

Hier hat man aber bisher nur Klettes Haar im Fluchtauto gefunden, wenn ich recht informiert bin.
Ob das reicht, ihr die Beteiligung nachzuweisen....wir werden sehen.

Ich wüsste mal gerne, welche terroristischen Taten Garweg und Staub zur Last gelegt werden. Gemeinsam mit Klette ja wohl nur die Sprengung des Gefängnisses in Weiterstadt, oder?
Bei Garweg könnte es das eventuell auch gewesen sein. Bei Staub auch der Rohwedder-Mord? Weiß das jemand?

louis1949 schrieb:Gemeinsam mit Klette ja wohl nur die Sprengung des Gefängnisses in Weiterstadt, oder?

Da verstehe ich nicht, warum dies nicht verjaehrt ist:
Wenn die Gefaehrung von Menschenleben ausgeschlossen ist, liegt da doch kein Mordversuch vor.

Der dritte Anschlag wurde 1993 auf den Gefängnisneubau in Weiterstadt verübt. Mehrere Sprengsätze richteten einen Schaden von umgerechnet 63 Millionen Euro an. Menschen wurden nicht gefährdet, weil die Täter:innen Wachleute vorher überwältigten und abtransportierten. Zu allen drei Anschlägen bekannte sich die RAF in Bekennerschreiben. Spuren von Klette wurden an allen drei Tatorten gefunden.

Quelle:
https://www.fr.de/politik/anklage-karlsruhe-raf-terroristin-klette-mordversuch-92876971.html

@Justsaying
Verstehe ich auch nicht. Es steht aber explizit im Haftbefehl des Generalbundesanwaltes:

In den frühen Morgenstunden des 27. März 1993 führte das „RAF“-Kommando „Katharina Hammerschmidt“ einen Sprengstoffanschlag auf die neu gebaute, aber noch nicht mit Gefangenen belegte Justizvollzugsanstalt Weiterstadt aus. Zu dem Kommando zählten neben Daniela Klette unter anderem die gesondert verfolgten und zur Fahndung ausgeschriebenen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Kommando-Mitglieder überstiegen die Anstaltsmauer, überwältigten das Wachpersonal sowie einige Vollzugsdienstanwärter und brachten sie in einem VW-Transporter vom Anstaltsgelände. Später zündete das Kommando in der Justizvollzugsanstalt mehrere Sprengsätze. Durch die Detonation entstand an dem Verwaltungsgebäude sowie an vier Zellengebäuden ein Gesamtschaden von 123 Millionen DM (etwa 63 Millionen Euro).

Quelle: https://www.generalbundesanwalt.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/Pressemitteilung-vom-07-03-2024.html

Die Beschuldigte ist des versuchten Mordes in zwei Fällen sowie der versuchten und vollendeten Sprengstoffexplosion in Mittäterschaft (§§ 211 Abs. 2, § 311 Abs. 1 a.F., §§ 22, 23, 25 Abs. 2 StGB) dringend verdächtig.

Quelle: s.o.

Justsaying schrieb:Da verstehe ich nicht, warum dies nicht verjaehrt ist:
Wenn die Gefaehrung von Menschenleben ausgeschlossen ist, liegt da doch kein Mordversuch vor.

Weil man durch eine Explosion in dem Ausmaß durchaus zufällig vorbeikommende Passanten gefährdet. Klingt komisch ist aber so. Die RAF behauptet sie hätte Warnschilder aufgestellt die angeblich von der Polizei entfernt wurden.

ExilHarzer schrieb:Weil man durch eine Explosion in dem Ausmaß durchaus zufällig vorbeikommende Passanten gefährdet.

Jetzt werden doch staendig Geldautomaten gesprengt - auch solche in Geschaefts- und Wohnhaeusern. Also da, wo Leute arbeiten, leben und vorbeigehen.

Z.B. hier: Da steht nix von Mordversuch in der Anklage:

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass elf Angeklagte der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Bandendiebstahl oder schwerem Bandendiebstahl schuldig sind.

Die Strafen, die das Landgericht Bamberg verhängt hat, liegen für die 15 Verurteilten zwischen einem Jahr und neun Monaten und fünf Jahren und elf Monaten. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass elf Angeklagte der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Bandendiebstahl oder schwerem Bandendiebstahl schuldig sind.

Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/bamberg-urteil-im-gelautomatensprenger-prozess-gefallen,UJPz9pt

Justsaying schrieb:Jetzt werden doch staendig Geldautomaten gesprengt - auch solche in Geschaefts- und Wohnhaeusern. Also da, wo Leute arbeiten, leben und vorbeigehen.

Es ist schon ein Unterschied ob man einen Geldautomaten mit Gas oder etwas Nitropenta Sprengt, oder eine Explosion mit 200 Kilogramm Sprengstoff auslöst.

Warten wir es ab, was da vom den Behörden kommt.

ExilHarzer schrieb:Es ist schon ein Unterschied ob man einen Geldautomaten mit Gas oder etwas Nitropenta Sprengt, oder eine Explosion mit 200 Kilogramm Sprengstoff auslöst.

Oft werden dabei aber auch Gebaeude erheblich beschaedigt. Wie will man denn da eine Gefaehrung Unbeteiligter ausschliessen?
Es koennte jemand sein Schlafzimmer darueber oder neben an haben. Oder jemand nebenan sitzt im Buero sitzt oder putzt die Raeume durch. Oder der genannte Passant kommt vorbei.

Ich kann nicht nachvollziehen, dass da nicht zumindest ein 'in-Kauf-nehmen', dass ein Unbeteiligter verletzt der gar getoetet werden kann, in der Anklage beruecksichtigt wird.

Justsaying schrieb:Ich kann nicht nachvollziehen, dass da nicht zumindest ein 'in-Kauf-nehmen', dass ein Unbeteiligter verletzt der gar getoetet werden kann, in der Anklage beruecksichtigt wird.

Ich auch nicht.

louis1949 schrieb:Die Beschuldigte ist des versuchten Mordes in zwei Fällen sowie der versuchten und vollendeten Sprengstoffexplosion in Mittäterschaft (§§ 211 Abs. 2, § 311 Abs. 1 a.F., §§ 22, 23, 25 Abs. 2 StGB) dringend verdächtig.

Ich koennte mir vorstellen, dass bei Klette der Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt im Strafmass 'nicht weiter ins Gewicht' faellt - angesichts all der anderen Taten.
Ähnlich wie bei Birgit Hogefeld (nachzulesen auf Wikipedia).
Es waere mal interessant, ob in dem ersten Urteil gg. Birgit Hogefeld 'Mordversuch' im Zusammenhang mit der JVA Weiterstadt Sprengung genannt wird.

In der Anklage gg. Klette sind eh mehere Mordversuche durch die beiden frueheren RAF Anschlaege enthalten.

Justsaying schrieb:Ich kann nicht nachvollziehen, dass da nicht zumindest ein 'in-Kauf-nehmen', dass ein Unbeteiligter verletzt der gar getoetet werden kann, in der Anklage beruecksichtigt wird.

Ich weiß auch nicht, was da in der Anklage steht, denn ich kenne die Anklage nicht.
Was ich weiß, ist, dass sie unter anderem auf §§ 211 Abs. 2 basiert, also Mord und damit Verjährung raus ist. Ich setze voraus, dass der Sachverhalt dort ausführlichst dargestellt wird, so dass der Bundesanwaltschaft diese Anklage nicht gleich um die Ohren fliegt.

emz schrieb:Ich weiß auch nicht, was da in der Anklage steht, denn ich kenne die Anklage nicht.

Louis hat dazu etwas eingestellt;

louis1949 schrieb:Quelle: https://www.generalbundesanwalt.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/Pressemitteilung-vom-07-03-2024.html

emz schrieb:Ich setze voraus, dass der Sachverhalt dort ausführlichst dargestellt wird, so dass der Bundesanwaltschaft diese Anklage nicht gleich um die Ohren fliegt.

Ja, aber ich als Normalsterblicher wuerde es gerne nachvollziehen koennen....

Justsaying schrieb:Ja, aber ich als Normalsterblicher wuerde es gerne nachvollziehen koennen....

Das ist halt das übliche Prinzip von:"die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen".

Also ich finde schon nachvollziehbar, dass nach denen noch gefahndet wird, schon allen weil sonst bald die halbe Republik mit falschen Pässen rumspaziert, aber im Vergleich zu weit Krasserem den Aufwand und die ausgesetzten Belohnungen nicht.

Zunächst muss ich mich selbst korrigieren, wir sind noch nicht bei der Anklage, sondern hier reden wir immer noch nur vom Haftbefehl. Wobei die Anklage wohl auf den gleichen Sachverhalten aufgebaut sein wird.

Justsaying schrieb:Ja, aber ich als Normalsterblicher wuerde es gerne nachvollziehen koennen....

Das wird aber jetzt erst mal dauern. Die haben ja noch nicht mal den Verhandlungssaal gebaut, Anklage gibt's auch noch keine.
Muss man halt abwarten und dann kann man sich ja das Ganze auch vor Ort anschaun, der Prozess ist öffentlich, also für Normalsterbliche zugänglich.