Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

@Procrastonon
Bezüglich der Sichtung in Heerenveen kann ich mir gut vorstellen, dass die Sichtung vom Journalisten erfunden war. Vielleicht hat er Versucht in der Phase der Fahndung nach dem Trio in den Niederlanden etwas Aufmerksamkeit zu erlangen...

Ich bin mir aus verschiedenen Gründen aber relativ sicher dass Staub tatsächlich in Bibione war. Deshalb er dann aber nicht dingfest gemacht werden könnte, bleibt rätselhaft...

Procrastonon schrieb:Das ist doch eine besonders seltsame Story. Wie die Journalistin in der Doku ja auch sagt, wäre das doch ein extrem unprofessionelles Verhalten, jemand auf das Beschweren über Wildpinkelei gleich mit einer Kopf-ab-Geste zu antworten. Unauffällig geht anders, und ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, daß die drei so unbeherrscht und pubertär-machomäßig unterwegs sein sollten.

Pubertäre Auftritte können aber vorkommen. Ich schließe es jedenfalls nicht aus. Da war ja auch die Geschichte mit Andreas Krebs, die wenn sie wahr ist, gegen ein 100%-iges Urteilsvermögen spricht.

Procrastonon schrieb:Insgesamt scheinen diese ganzen angeblichen Sichtungen alle zu keinen weiteren Erkenntnissen geführt zu haben.

So war es aber überall.

Procrastonon schrieb:Ich denke es waren eher Irrtümer. Wenn sie den veröffentlichten Fahndungsbildern immer noch so ähnlich sehen, hätte es doch viel mehr Sichtungen geben müssen. Ich vermute dagegen, daß sie ihr Äußeres spätestens nach Veröffentlichung der Bilder so geändert haben, daß ein optisches Wiedererkennen quasi ausgeschlossen ist.

Nein, das muss nicht der Fall sein. Stab wurde ja in Cremlingen wiedererkannt - nach Veröffentlichung der Bilder. Und in Italien.

Als Tipp für alle, die sich für diesen Fall interessieren:

Aufi Flux FM läuft gleich ein sechsteiliger Podcast über dieses Thema.
Der Podcast soll jahrelang recherchiert sein.

Patrizia Schlosser im Interview zum Podcast „Im Untergrund“
Sie leben seit mehr als 20 Jahren im Untergrund: Die drei ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg. Die Journalistin Patrizia Schlosser hat sich auf die Suche nach dem Trio begeben und ein Aufnahmegerät mitgenommen: Die entstandene Reportage Im Untergrund läuft heute in voller Länge ab 20 Uhr auf FluxFM..

Das ist doch das gleiche Ding, was vor kurzem kostenpflichtig auf Audible zu hören war.
Ich fand es eher dämlich (weil es eigentlich mehr um die Reporterin und ihre Beziehung zu ihrem alten, reaktionären Daddy geht), aber die Geschmäcker sind ja verschieden.

Laut Indymedia.org - eine Quelle, deren Vertrauenswürdigkeit fraglich ist - sei Andreas Krebs jetzt in Auslieferungshaft. Wenn die Angabe stimmt, dürfte er wohl in wenigen Wochen(?) nach Italien ausgeliefert werden.


Vermutlich konnte oder wollte er keine brauchbaren Hinweise zum RAF-Trio geben.

Das ist anzunehmen, dass man ihn nach Italien ausliefern wird.
Seine Haft in Deuschland endet am 16.05.2018.

borchert schrieb:Vermutlich konnte oder wollte er keine brauchbaren Hinweise zum RAF-Trio geben.

Vermag ich nicht zu beurteilen. Denke auch nicht, dass hierüber etwas bekannt gegeben wird.

So wie ich es sehe, hat er einzig die Chance, seine Strafe in Deutschland abzuleisten.
Dass der Prozess in Italien stattfinden wird, dürfte unumgänglich sein.

emz schrieb:Vermag ich nicht zu beurteilen. Denke auch nicht, dass hierüber etwas bekannt gegeben wird.

Hätte er wertvolle Informationen zu Staub und Co preisgegeben, hätte er laut manchen Berichten eine Chance auf eine Nicht-Auslieferung nach Italien gehabt.

borchert schrieb:Hätte er wertvolle Informationen zu Staub und Co preisgegeben, hätte er laut manchen Berichten eine Chance auf eine Nicht-Auslieferung nach Italien gehabt.

Auf welcher rechtlichen Basis?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Italiener sagen, er hat euch Deutschen Infos gegeben, na gut, lassen wir den halt laufen.

emz schrieb:Auf welcher rechtlichen Basis?

Das weiß ich nicht. Aber da hätte LKA/Verfassungsschutz bestimmt etwas organisieren können - außerhalb einer 'rechtlichen Basis' - wenn Krebs etwas konkretes im Sack gehabt hätte.

Dann bräuchten die Deutschen aber auch keinen Europäischen Haftbefehl an Italien mehr zu stellen, wenn sie einen des Mordes Verdächtigen schützen.
Irgendwie vertraue ich halt doch auf die Einhaltung von Gesetzen.

emz schrieb:Irgendwie vertraue ich halt doch auf die Einhaltung von Gesetzen.

Es gab ja vor Jahrzehnten RAF-Leute, die gemordet hatten, aber dennoch sehr milde Strafen bekamen, weil sie für den Verfassungsschutz arbeiteten. Hätte Krebs nützliche Infos liefern können, hätte man vermutlich eine Auslieferung verhindert - ein Sonderfall, hier geht es um Ex-Terroristen u.s.w...

@borchert

Willst du damit sagen, dass bei Exterroristen der Internationale Haftbefehl vermutlich keine Anwendung findet?
Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen.

emz schrieb:Willst du damit sagen, dass bei Exterroristen der Internationale Haftbefehl vermutlich keine Anwendung findet?

Ich würde es nicht ausschließen - aber die Diskussion bleibt ja nur theoretisch, da Krebs offensichtlich sowieso ausgeliefert wird.

borchert schrieb:Ich würde es nicht ausschließen - aber die Diskussion bleibt ja nur theoretisch, da Krebs offensichtlich sowieso ausgeliefert wird.

Ich bin da ein unbelehrbares Systemschaf, allein schon weil ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich wegen eines unbedeutenden Exterroristen mit der italienischen Justiz anlegt.

Aber mal weg von der Auslieferung. Es steht ja auch noch im Raum, dass Krebs möglicherweise seine Strafe dann in Deutschland absitzen kann. Könnte man ihm ja vielleicht auch als Belohnung angeboten haben, wenn er über seine Kontakte zu den Dreien plaudert.

emz schrieb:Ich bin da ein unbelehrbares Systemschaf, allein schon weil ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich wegen eines unbedeutenden Exterroristen mit der italienischen Justiz anlegt.

Drei Exterroristen - die man verdächtigt mehrerer RAF-Taten. Ich gehe davon aus, dass sich die italienische Justiz dabei verständnisvoll zeigen würde.

emz schrieb:Aber mal weg von der Auslieferung. Es steht ja auch noch im Raum, dass Krebs möglicherweise seine Strafe dann in Deutschland absitzen kann. Könnte man ihm ja vielleicht auch als Belohnung angeboten haben, wenn er über seine Kontakte zu den Dreien plaudert.

Nein, das halte ich für ausgeschlossen, aus dem einfachen Grund, dass EU-Bürger normalerweise überstellt werden dürfen (ihre Strafe in ihrem Land absitzen). Das wäre gar keine "Belohnung" gewesen.

borchert schrieb:Drei Exterroristen - die man verdächtigt mehrerer RAF-Taten. Ich gehe davon aus, dass sich die italienische Justiz dabei verständnisvoll zeigen würde.

Du meinst also, das Ermitteln dieser drei RAF-Mitglieder sei auch für die italienische Justiz von größerer Bedeutung, als einen vermeintlichen Mörder vor Gericht zu stellen?

Was steht da eigentlich bei den Dreien noch offen, ist nicht verjährt und kann ihnen nachgewiesen werden?
Denke mal, du bist da besser im Thema und hast das parat.

emz schrieb:Du meinst also, das Ermitteln dieser drei RAF-Mitglieder sei auch für die italienische Justiz von größerer Bedeutung, als einen vermeintlichen Mörder vor Gericht zu stellen?

Nein, aber die Terrorismusbekämpfung ist eine ganz besondere Sache. Die deutsche Polizei hilft ja den Kollegen in Italien ab und zu, was z. B. die Mafia/N'drangheta betrifft. Terrorismus hat Vorrang, meine ich.

emz schrieb:Was steht da eigentlich bei den Dreien noch offen, ist nicht verjährt und kann ihnen nachgewiesen werden?

Was für die Verjährungsfristen gilt, weiß ich nicht. Jedenfalls gilt als erwiesen, dass die Drei bei einer JVA-Sprengung -93 beteiligt waren. Klette war an einem Terroranschlag dabei. Und die RAF-Mitgliedschaft galt ja für die Drei. Und dann die vielen Raubüberfälle seit 1999, außerdem 'versuchter Mord' bei einem der GWT-Überfälle 2015.

Inwiefern das Trio etwas mit dem Rohwedder-Mord zu tun hatte, ist unklar. Es gibt, meines Wissens, keine Hinweise dafür. Manche Mitglieder hier meinen, die Drei würden bei einer Festnahme sowieso lebenslänglich bekommen, da die Beweislage gegen RAF-Mitgliedern in den 80ern und 90ern ja dünn war. Da bin ich mir jedoch nicht so sicher, aber schon die Raubüberfälle reichen ja für sehr viele Knastjahre.

borchert schrieb: Manche Mitglieder hier meinen, die Drei würden bei einer Festnahme sowieso lebenslänglich bekommen,

Wenn die das meinen, dann werden sie schon Gründe dafür haben.
Dann gibt es bestimmt Mordvorwürfe.

Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ist längst verjährt, der Sprengstoffanschlag in Weiterstadt auch, soweit dort kein versuchter Mord hinzukommt (was schwer zu belegen wäre, weil die damals ja sehr darauf geachtet haben, daß eben keine Personen zu schaden kommen).

Denkbar wäre eine Anklage wegen verschiedener Mordanschläge der RAF, allerdings dürfte die Beweislage sehr dünn sein.

Ich bin mir ziemlich sicher, daß es im Endeffekt, sollten sie geschnappt werden, überhaupt keine Anklage wegen der alten Sachen geben wird. Aber die Behörden werden sicherlich versuchen irgendwas zu erfahren über die RAF. Was sie allerdings wohl nicht tun werden, ich denke die Omerta gilt weiterhin.

Nun haben die drei aber das Pech, daß man ihnen genug neue Straftaten zu Last legen kann. Die ganzen Raubüberfälle (schwerer Raub), Mordversuch (in Stuhr glaube ich wurde auf den Geldtranporter geschossen), das reicht ja schon für 15 Jahre plus X, in deren Alter quasi lebenslänglich.

Schwerer Raub verjährt nach 20 Jahren, Duisburg haben sie also auch bald hinter sich, wenn sie noch ne Weile durchhalten...

borchert schrieb:Manche Mitglieder hier meinen, die Drei würden bei einer Festnahme sowieso lebenslänglich bekommen, da die Beweislage gegen RAF-Mitgliedern in den 80ern und 90ern ja dünn war. Da bin ich mir jedoch nicht so sicher, aber schon die Raubüberfälle reichen ja für sehr viele Knastjahre.

Kann sein, daß ich auch mal was in die Richtung geäußert habe, muß das dann aber relativieren.

Ich habe den Eindruck, daß sich die Gesamtlage geändert hat und solche fadenscheinigen Urteile wie noch in den 70er und 80ern gegen RAF Leute (siehe z.b. Klar und Mohnhaupt) mit drakonischen Strafen nur auf Basis irgendwelcher Augenzeugen und Vermutungen heutzutage nicht mehr gefällt werden.

Der Tschäpe Prozeß läuft jetzt seit 5 Jahren, im hysterischen Klima der 70er wäre die innerhalb von drei Monaten zu lebenslänglich verurteilt worden...