Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

emz schrieb:Am 15.05.2018 am Spätnachmittag wurde Krebs von Interpol begleitet, aus Berlin kommend, auf dem Römischen Flughafen von der italienischen Grenzpolizei verhaftet. Vom Militär wurde er dann nach Neapel ins Gefängnis verbracht.

Danke für die Information. Dann dürfte Krebs in Zukunft für diesen Thread kaum aktuell werden.

Mal wieder etwas Neues über das Trio.

Gerade die Polizeiaktion mit den Hubschraubern 2015 war mir nicht bekannt. Auch dass es Videosufnahmen von einer Flucht gibt, wusste ich bislang nicht.

Hier nachzulesen:

http://www.sueddeutsche.de/politik/ehemalige-raf-mitglieder-seit-jahrzehnten-auf-der-flucht-1.3998916

louis1949 schrieb:Gerade die Polizeiaktion mit den Hubschraubern 2015 war mir nicht bekannt. Auch dass es Videosufnahmen von einer Flucht gibt, wusste ich bislang nicht.

Nein, das sind Neuigkeiten für diesen Thread. Die Drei haben die Hubschrauber wohl rechtzeitig entdeckt - genau wie sie die Fahnder in Cremlingen enttarnten. Wieso sind die Videoaufnahmen nicht veröffentlicht worden, eigentlich?

Unglaublich irgendwie. Die müssen ja Nerven wie Drahtseile haben - einfach wieder direkt nach Ende der Polizeiaktion zuschlagen.

louis1949 schrieb:Unglaublich irgendwie. Die müssen ja Nerven wie Drahtseile haben - einfach wieder direkt nach Ende der Polizeiaktion zuschlagen.

Nerven aus Stahl. Die sind cool. Sehr cool. Man kann sich vorstellen, dass die, die es schaffen, ein Vierteljahrhundert auf der Flucht zu bleiben, ihr Selbstvertrauen dadurch richtig boosten. Das ist wohl eine beispiellose Leistung.

borchert schrieb:Nerven aus Stahl. Die sind cool. Sehr cool. Man kann sich vorstellen, dass die, die es schaffen, ein Vierteljahrhundert auf der Flucht zu bleiben, ihr Selbstvertrauen dadurch richtig boosten. Das ist wohl eine beispiellose Leistung.

Stimme vorbehaltlos zu. Ich finde es aber immer wieder toll, grade von Dir hier die kaum verhohlene Bewunderung der drei zu lesen, da ich Dich politisch einem ganz anderen Lager zuordne.

Ich bin ein alter Linker und habe schon Ende der 80er Jahre in Hamburg für die Zusammenlegung demonstriert. Insofern ist meine heutige Sympathie für die drei auf der Flucht eine Art abgeschwächte Fortsetzung meiner damaligen (persönlich längst überwundenen und auch als weitestgehend falsch erkannten) politischen Einstellung.

borchert schrieb:Nerven aus Stahl. Die sind cool. Sehr cool. Man kann sich vorstellen, dass die, die es schaffen, ein Vierteljahrhundert auf der Flucht zu bleiben, ihr Selbstvertrauen dadurch richtig boosten. Das ist wohl eine beispiellose Leistung.

Dass sie sehr abgeklärt sind, finde ich auch. Das macht halt wirklich die Erfahrung. Außerdem planen sie ihre Aktionen vermutlich bis ins Detail, wählen im Vorfeld geeignete Ziele aus und ziehen dann ihren Plan nach einem bestimmten Schema durch, wobei auch ein Scheitern einkalkuliert ist und man dann lieber abbricht als aufzufliegen. Bewunderung halte ich für unangebracht. Das sind halt gebildete Verbrecher mit überdurchschnittlicher Intelligenz und Erfahrung. Damit sind sie eine seltene Spezies unter den Berufsverbrechern, von denen viele gefasst werden. Trotzdem bleiben sie Verbrecher. Terroristen, die für ihre Taten vor Gericht gestellt gehören.

Procrastonon schrieb:Stimme vorbehaltlos zu. Ich finde es aber immer wieder toll, grade von Dir hier die kaum verhohlene Bewunderung der drei zu lesen, da ich Dich politisch einem ganz anderen Lager zuordne.

Bewunderung ist ein starkes Wort, aber psychologisch gesehen haben die Drei etwas außergewöhnliches geleistet. Das dürften wohl die meisten zugeben, egal welchem politischen Lager sie angehören. Apopos lange auf der Flucht geblieben: Josef Mengele war etwa 34 Jahre auf der Flucht, konnte sogar dem Mossad entkommen, und starb in Freiheit 1979.

swinedog schrieb:Dass sie sehr abgeklärt sind, finde ich auch. Das macht halt wirklich die Erfahrung. Außerdem planen sie ihre Aktionen vermutlich bis ins Detail, wählen im Vorfeld geeignete Ziele aus und ziehen dann ihren Plan nach einem bestimmten Schema durch, wobei auch ein Scheitern einkalkuliert ist und man dann lieber abbricht als aufzufliegen. Bewunderung halte ich für unangebracht. Das sind halt gebildete Verbrecher mit überdurchschnittlicher Intelligenz und Erfahrung. Damit sind sie eine seltene Spezies unter den Berufsverbrechern, von denen viele gefasst werden. Trotzdem bleiben sie Verbrecher. Terroristen, die für ihre Taten vor Gericht gestellt gehören.

Natürlich sind sie Verbrecher. Räuber und möglicherweise sogar Mörder, auch wenn es fürs letztere keine Belege gibt. Für einen Außenseiter wie mich ist es jedoch einfach, ein quasi unsentimentales Verhalten zu den Dreien zu haben. Das bedeutet aber nicht, dass ich pauschal die Taten der 3. RAF-Generation relativieren will.

borchert schrieb:Apopos lange auf der Flucht geblieben: Josef Mengele war etwa 34 Jahre auf der Flucht, konnte sogar dem Mossad entkommen, und starb in Freiheit 1979.

Naja, was heißt "konnte sogar dem Mossad entkommen", das waren doch die einzigen, die ihn gesucht haben. Die südamerikanischen Gastgeberländer waren doch gar nicht daran interessiert, irgendwelche Nazis aufzuspüren. Der BND war selber ohne Ende durchsetzt von NS-Seilschaften. Und die Amis waren nur hinter Kommunisten her.

Insofern ist die Nummer von unseren drei hier auch noch heftiger, man kann den Fahndungsapparat von heute innerhalb der EU ja nicht mit Südamerika in den 50er bis 70er Jahren vergleichen. Einmal waren die Israelis wohl sehr nah an Mengele dran, mußten dann aber wegen des weltweiten Protestes gegen die Entführung von Eichmann erstmal still halten, und dann war er wieder weg.

Mengele wurde aber immerhin nach seinem Tod aufgespürt und seine Leiche exhumiert und per Zahnschema eindeutig identifiziert.

Bei Garweg, Klette, Staub könnte ich mir mittlerweile sogar vorstellen, daß die niemals wieder auftauchen und am Ende irgendwo unter ihrer Tarn-Identität beerdigt werden. Die heiße Phase, in der die Polizei kurz davor war, sie zu schnappen, ist vorbei.

Procrastonon schrieb:Insofern ist die Nummer von unseren drei hier auch noch heftiger, man kann den Fahndungsapparat von heute innerhalb der EU ja nicht mit Südamerika in den 50er bis 70er Jahren vergleichen. Einmal waren die Israelis wohl sehr nah an Mengele dran, mußten dann aber wegen des weltweiten Protestes gegen die Entführung von Eichmann erstmal still halten, und dann war er wieder weg.

Naja, der Mossad galt - und gilt - als der vielleicht effizienteste Nachrichtendienst weltweit. Wenn ich mich nicht irre, haben sie auf Mengele quasi verzichtet, weil Eichmann top priority hatte. Mengele hat es geschafft, 34 Jahre lang auf der Flucht zu bleiben - vielleicht Rekord?

Der Fahndungsapparat von heute, dem die Drei ausgesetzt sind, dürfte aber nicht so schlimm sein, wie manche es glauben. Laut Medienberichte werden keine Zielfahnder eingesetzt, und die Drei sind weder auf Interpols Fahndungsliste noch auf Europe's Most Wanted.

Procrastonon schrieb:Bei Garweg, Klette, Staub könnte ich mir mittlerweile sogar vorstellen, daß die niemals wieder auftauchen und am Ende irgendwo unter ihrer Tarn-Identität beerdigt werden. Die heiße Phase, in der die Polizei kurz davor war, sie zu schnappen, ist vorbei.

Dann kommt die berühmte Frage: Kann man jemanden beerdigen, der im Untergrund lebt? ;)

borchert schrieb:Dann kommt die berühmte Frage: Kann man jemanden beerdigen, der im Untergrund lebt? ;)

Vielleicht nicht unbedingt unter seinem echten Namen. :troll:

Ich vermute mal, die haben inszwischen so eine wasserdichte Legende, wenn man die nicht auf frischer Tat ertappt, dann sind die nicht zu packen.

@swinedog
Die Aufnahmen aus dem Supermarkt in Hildesheim sagen doch alles. Es ist wirklich die absolute Abgeklärtheit in Kombination mit womöglich perfekter Vorbereitung. Naseputzend reinspazieren, damit man die Gesichter nicht erkennt, Werttransportfahrer nach wahrscheinlich mehreren Observationen genau zum "richtigen" Zeitpunkt in den Kassenraum schubsen, eine bestimmte Zeit warten, dann wohl das Zeitlimit erreicht und seelenruhig und unaufgeregt abziehen.
Absolut nicht bewundernswert, sondern verurteilenswert, aber sie ziehen ihr Ding eiskalt durch- das setzt in ihrer Situation wirklich eine ausgesprochene Willenskraft voraus nach ihren Vorstellungen weiterzumachen und sich nicht von dem von Ihnen verhassten Staat fassen zu lassen, die schon beeindruckend ist.

"Allmählich geht es an die Ehre"

Am Tag vor Weihnachten 2015 stiegen in Niedersachsen zwölf Polizeihubschrauber auf, sie sollten eine Flotte von Geldtransportern beschatten, die in verschiedene Richtungen ins Land ausschwärmten. Wann immer unten am Boden ein Wagen anhielt, um Geld aus einem Supermarkt zu holen, schwebte etwas abseits ein Hubschrauber - bereit, aus der Deckung zu kommen, falls etwas passiert. "Wir wussten, dass die Täter meist kurz vor oder kurz nach Feiertagen zuschlagen", sagt der Leiter der Ermittler in Hannover, Matthias Behnke. Es war eine gigantische Falle, eine der aufwendigsten in der Geschichte der Bundesrepublik, mit der das Landeskriminalamt die drei Flüchtigen erwischen wollten.

Doch dann kam es wie schon oft: Die drei Flüchtigen überfielen zwar tatsächlich einen Geldtransporter in der Gegend - aber genau zwei Tage nach Weihnachten, als die Aktion gerade vorbei war.

Die RAF-Rentner tanzen der Polizei auf der Nase herum, sagt ein BKA-Mann, der dies seit Jahren erlebt. Es gebe Videoaufnahmen, wie sie nach einer Tat seelenruhig wegfahren, mit dem Auto an der roten Ampel halten. "Allmählich geht es an die Ehre", sagt der BKA-Mann. Wenigstens muss er die Fahndung seit drei Jahren nicht mehr selbst verantworten.

http://www.sueddeutsche.de/politik/ehemalige-raf-mitglieder-seit-jahrzehnten-auf-der-flucht-1.3998916

Swagger schrieb:Doch dann kam es wie schon oft: Die drei Flüchtigen überfielen zwar tatsächlich einen Geldtransporter in der Gegend - aber genau zwei Tage nach Weihnachten, als die Aktion gerade vorbei war.

Die RAF-Rentner tanzen der Polizei auf der Nase herum, sagt ein BKA-Mann, der dies seit Jahren erlebt.

Oder sie haben InformantInnen, die sie entsprechend vorwarnen, denn so eine große Aktion kann auch nie ganz geheim gehalten werden.

@Swagger: Dein Link ist doch ein alter Hut! Der wurde schon am 02.06. hier im Thread gepostet.

Heidi71 schrieb:Oder sie haben InformantInnen, die sie entsprechend vorwarnen, denn so eine große Aktion kann auch nie ganz geheim gehalten werden.

Ich glaube aber kaum, dass sie InformantInnen haben.

Heidi71 schrieb:Oder sie haben InformantInnen, die sie entsprechend vorwarnen, denn so eine große Aktion kann auch nie ganz geheim gehalten werden.

Die Frage ist durchaus interessant. Jedoch gab es meines Wissens kein einziges Mal einen Grund dafür, den Verdacht zu hegen, dass es einen "RAF-Maulwurf" bei der Polizei gab.

@borchert
oh sorry, hab ich nicht gesehen! :)

Neues von unseren Freunden heute auf SPON:

Seit fast 30 Jahren sucht die Polizei nach den ehemaligen RAF-Terroristen Staub, Klette und Garweg.

DNA-Spuren zeigen nun: Die RAF-Rentner sollen mehr Raubüberfälle begangen haben, als bisher bekannt ...

Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/raf-rentner-sollen-mehr-raubueberfaelle-begangen-haben-als-bekannt-a-1216336.html

Oh sehr interessant, wer weiss wieviele noch auf ihren konto gehen gab es eine pause oder haben sie die ganzen jahre einfach weiter gemacht. auch inzeressant das die ermittler meinen das sie unter falscher idendität mit echten Ausweis hier in deutschland leben.

zum oben genannten spiegel-online-artikel:

Ich finde es außerordentlich spannend, dass es offenbar doch noch mehr Taten gab. Und dass es dann eben auch zwei neue Taten in NRW gab. Das gibt Raum für Überlegungen, welche Taten eben doch noch auf die Kappe des Trios gehen, wo man noch DNA suchen und ggf finden könnte. In welchem Umkreis könnten noch taten stattgefunden haben? Haben sie im Laufe der Zeit ihre Schwerpunkte verändert, z.B. von NRW nach Niedersachsen?

Wo wohnen sie dann? Wer hilft Ihnen oder unterstützt sie?

"Wahrscheinlich haben sie keinen Kontakt mehr in alte Unterstützerkreise und nutzen keine modernen Kommunikationsmittel", sagt Chefermittler Behnke. Man gehe inzwischen davon aus, dass sie mit einem echten Ausweis unter einer falschen Identität in Deutschland leben - und zwar seit Langem.

Ich würde daher immer noch davon ausgehen, dass sie irgendwo inmitten von Niedersachsen wohnen zwischen Bremen, Hannover und Hamburg oder irgendwo zwischen Oldenburg und den Niederlanden. Von dort kommt man gut zu allen Tatorten und wieder weg.

Und man findet sie offenbar nicht, weil:

Die Ermittler gehen davon aus, dass die RAF-Rentner für die Überfälle ihr Aussehen verändern. Nach den Taten würden sie ihre Maskerade ablegen und die Waffen womöglich in Erddepots aus RAF-Zeiten einlagern, sagt Behnke. "Wir glauben, dass sie in ihrem Lebensumfeld anders aussehen." Eine rasche optische Verwandlung könne auch erklären, dass Öffentlichkeitsfahndungen mit neuen Bildern von Staub und Garweg erfolglos geblieben sind.