Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

Folgende Aspekte kamen vor:

-Überblick/Rückblick auf die Überfälle und die verschiedenen Generationen

-LKA beschäftigt sich mit der Frage nach Unterstützern (und allem, was sonst noch mit den Tateb zu tun hat)

-Kraushaar kam mehrfach zu Wort und nennt die Weiterstadt-Sprengung einen demonstrativen Akt. Sieht außerdem Potenzial für Solidarität in der Szene. Weist darauf hin, dass die Vereinigung aufgelöst wurde, nicht aber das Projekt.

-Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Geldbedarf nach wie vor hoch ist, rechnet mit weiteren Taten.

-Solidarität in der linken Szene in Hamburg.

-Auf einem Hannoveraner Radiosender wurde ein Beitrag der Gefangenenhilfe ausgestrahlt, in dem die drei als Opfer des Staates bezeichnet werden.

-Verfassungsschutz sagt, dass es in der linken Szene Unterstützer von Terrorismus gibt.

Fazit: vieles unsicher, ungewiss, offen. Hätte mir noch etwas dazu gewünscht, ob vermutet wird, ob es noch Weggefährten von früher gibt, die eine Rolle spielen könnten.

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Spurensuche-Wer-unterstuetzt-die-RAF-Terroristen,raf284.html

@geady
Ja, es gibt keine Neuigkeiten!
Das es weitere Weggefährten gegeben haben muss, ist ebenfalls bekannt. Fraglich ist und bleibt, ob sie neuen Sympatisanten auch ihr Vertrauen entgegenbringen. Ich bezweifle dies sehr stark. Glaube, dass sie sehr isoliert mit sehr wenigen alten Kontakten leben.
Aber Propaganda für sie ist immer noch in dem ganzen linken Umfeld zu finden. Das bleibt auch solange der Fall, bis die letzten RAF'ler gefasst sind.
Sollte es dabei wieder Todesschüsse geben, dann beginnt das Spiel wieder von vorne.
Es ist schwer, dieses Schweigen zu durchbrechen, zu dem sie immer wieder aufrufen. Sie wollten sich immer von der NS- Zeit distanzieren, gehen in dieser Hinsicht allerdings den gleichen Weg.

Wirklich nichts neues - ich muss allerdings sagen, dass mir die offenen "Sympathiebekundungen für "Burkhard, Dani und Ernst" in der Hamburger Hafenstraße so nicht bekannt waren. Das ist ja schon erstaunlich...

@geady

Danke für das Referat!

Ich bin der Meinung, dass die sogenannten Sympathiebekundungen überbewertet sind. Sie handeln von überwiegend jungen Menschen, die einfach protestieren wollen. Ich halte die Sympathisantenszene von heute für praktisch harmlos. Die Sympathisanten von heute sind kaum mit denen aus den 70ern/80ern vergleichbar. Vermutlich haben sie nichts mit dem Trio zu tun; keine Kontakte, keine Unterstützung.

Man kann sich einfach nicht vorstellen, wie Staub, Klette und Garweg solche Überfälle hier am laufenden Band produzieren, ohne dass sie gesehen (Aufrnthaltsort) oder unterstützt werden. Wir hatten ja dahingehend auch schon eine sehr ausgeprägte Diskussion, die selbst bei den ermittelnden Behörden anscheinend ständig hinterfragt wird und auch nicht beantwortet werden kann.

@bb37
Du bist der Meinung, sie haben Unterstützer!? Und das, weil sie nicht gesehen worden sind, und weil sie Überfälle durchgeführt haben? Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass es Leute in der jungen Sympathisantenszene gibt, die als Helfer tätig sind. Als etwa Teilzeit-Räuber. Aus der Sicht des Trios wären derartige Arrangements wohl viel zu riskant. Spitzel sind überall. Das meiste deutet aber daraufhin, dass die Drei auf sich selbst angewiesen sind.

Natürlich gibt es noch Unterstützer.
Wie du richtig bemerkt hast, aber eher keine jungen "Fan-Kiddies" (von der Roten Hilfe etc.), wie ich sie z.B. beim Suder/Gauger-Prozess beobachten durfte. War zum schämen.
Eher die alternde Familie von nebenan, in dessen Herzen irgendwo noch eine kleine Revolutions-Sparflamme vor sich hin brennt...da gibt es einige. Früher den Arbeiterkampf verkauft, heute halbwegs arrangiert.
Keine die nachts mit der Kaschi durch den Dreck robben...aber gelegentlich wichtige Infrastruktur bereitstellen, legale Papiere, geg. Fahrzeuge, Gelder waschen etc.

Wer das nicht glaubt, der schau mal über die Grenze nach Italien, die Netzwerke der Brigarde Rosso und des BAS haben lange gehalten...vielleicht auch bis heute?

@Kraehenfuss

Woher weißt du, dass es Unterstützer gibt? Alte Loyalitäten fangen wohl irgendwann an zu bröckeln? Und heute gibt es außerdem eine Belohnung.

Ich weiß nicht, ob Italien hier vergleichbar ist.

Das schließe ich aus eigener Erfahrung.
Ich bin unter KB, KPD/ML und allerlei Hausbesetzern (auch wenn deren große Zeit schon vorbei war...) aufgewachsen, und mag behaupten, dass ich diese Generation recht gut kenne...

Loyalitäten müssen nicht bröckeln, nicht jeder hat für sich den Schluss gezogen, dass das damals alles vergebene Zeit war.
Und so eine Belohnung zieht nicht, außerdem steckt man selber viel zu tief drinne.


Ließ dir mal diesen netten Leserbrief vom Peter Alexa durch:
http://www.spreeblick.com/blog/2007/03/16/peter-alexa-ein-ehemaliger-unterstutzer-der-raf/
Das ging vielen so.
Und viele wurden auch nicht erwischt.

Sehr interessant, @Kraehenfuss!

Und danke für den Leserbrief.

Gerade auch die Aktion in Weiterstadt 1993 hat in der linken Szene viele Anhänger - keine Verletzten, ein verhältnismäßig großer finanzieller Schaden der dem Staat zugefügt wurde. Da wohl Garweg, Klette und Staub maßgeblich daran beteiligt waren, wird noch einiges an Restsympathie in gewissen Kreisen übrig sein.

"Restsympathie", dass nennt man in diesen Kreisen Solidarität.
Und für den Rest gilt, "Anna und Arthur halten das Maul" - ich weiß nicht, ob sich noch jemand an die schwachsinnige Schießerei an der Startbahn West und die folgenden Prozesse erinnert. Aus der Zeit stammt der Spruch. Völlig verrückte Zeit, hat aber für mein Empfinden zumindest eine Zeit lang deeskalierend gewirkt.


Der größte Lump im ganzen Land
das ist und bleibt der Denunziant.
(für die Literaturbeflissenen)

@borchert
Ja, ich glaube, dass sie eine handvoll alter Helfer haben, um ihre gesamten Raubüberfälle mitsamt aller Logistik so durchzuführen.
Dafür habe ich keinen Beweis, aber ich denke, dass sie sich teilweise den alten Strukturen der RAF bedienen. So wie @Kraehenfuss es schön beschrieben hat, indem sie wichtige Infrastruktur bereitstellen.
Allerdings vermute ich, dass die FZ der zurückliegenden Taten von Staub und Garweg beschafft wurden. Klette wird auch eine gewisse Aufgabe einnehmen, davon ist auszugehen. Ich drücke es mal ganz vorsichtig aus: Sie leben wahrscheinlich sehr isoliert, haben allerdings Kontakt zu alten Helfern und Kadern der RAF.

Die Fahrzeuge für die Taten wurden sicherlich von Staub und Garweg beschafft, diese sind aber auch nie zur normalen Nutzung im Straßenverkehr gedacht gewesen. Da spielen Papiere keine Rolle.
Mit dem Bekanntheitsgrad ist es riskant mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, also wird es weitere "unverbrannte" Fahrzeuge für die Logistik geben, die dann auch einer einfachen Polizeikontrolle standhalten sollte. Man bewegt sich im Idealfalle getrennt oder mit dritten Personen, viel weniger Aufmerksamkeit...wer vermutet hinter einen alten Opa mit Dackel "Bello" und Engelin (oder so ähnlich) einen Ex-Rafler...

@bb37

Da hast du vermutlich recht. Alte helfer gibt es! Möglicherweise waren einige von ihnen an den ungeklärten RAF-Taten schon in den 80ern beteiligt. Ich nehme an, die Helfer sind für die Polizei ganz unbekannt. Sie leben nicht in der Illegalität, sondern führen ein recht normales, unauffälliges Leben. Ohne Helfer hätten sie wohl kaum beispielsweise das Ding in Cremlingen so schnell durchführen, und trotz dem Fahndungsdruck untertauchen können.

@borchert
@bb37
Wie ja schon immer vermutet, muss es Helfer geben, die das Trio unterstützen. Sonst kann man kaum wie vom Erdboden verschluckt verschwinden und eine relativ komplexe Tat zur Zeit des größten Fahndungsdrucks begehen wie in Cremlingen geschehen.

Dazu ein Artikel, für den aber leider bezahlt werden muss:

http://m.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Radiomoderator-aus-Hannover-sympathisiert-mit-RAF-Trio

Ich vermute, die Helfer haben nur bei Unterkunftsbeschaffung o.ä. geholfen. 2011-2014 hat das Trio nur Supermärkte überfallen, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass Helfer an Überfällen beteiligt waren. Die lange Phase ohne GWT-Überfälle, ist mMn ein Indiz dafür, dass die Helfer recht peripher sind.

Es ist ziemlich ausgeschlossen, dass bei den Überfällen direkt geholfen wurde. Eine saubere Identität würde man ja nicht einfach so aufs Spiel setzen. Ich gehe eher von Hilfe in Sachen Unterschlupf, Unterstellplätze vor und nach den Taten usw. aus. 

@Kraehenfuss
Ja! Es müssen weitere Fahrzeuge existieren!
Aber ist es eher wahrscheinlich, dass diese dann mit Papiere geführt werden, damit sie "sauber" bleiben, oder vielleicht von Legalen (Helfern) angemietet werden?
Denkst du, dass diese FZ von sogenannten Helfern angemeldet werden?
Und wie verhält es sich mit dem dunklen Van, indem Staub mit HH-Kennzeichen in Cremlingen unterwegs war?
Wagen aus dem Verkehr gezogen? Es ist ja davon auszugehen, dass er bemerkte, dass er erkannt wurde. Ob und inwieweit es vom Zeugen Infos über Kennzeichen gab, ist ja weitestgehend unbekannt. Da er ihn verfolgte Richtung Braunschweig, sollte man annehmen, dass Kennzeichen der Polizei übermittelt wurden. Wie verhält es sich dann in Sachen Konspirativität? Wäre die Gefahr bei "sauberen" FZ in einem solchen Fall nicht viel zu riskant?
Da stellt sich dann natürlich wieder die Frage, ob sie tatsächlich in sogenannten "sauberen" Fahrzeugen unterwegs sind. Das ist sehr schwer einzuschätzen....oder sie pflegen halt einen größeren Fuhrpark mit Dublettenkennzeichen und bleiben dadurch zwar einem Risiko ausgesetzt, laufen allerdings nicht Gefahr, dass aufgedeckt wird, wie sie organisiert sind.

@louis1949
@borchert
ja, wie bereits mehrfach vermutet, werden die Helfer ein "normales" Leben in der Legalität führen, jedoch ihren Artgenossen weiterhin logistische Hilfe bieten. Das Vertrauen basiert dabei sicher auf Gegenseitigkeit...wir halten die Schnauze, egal was passiert (in Bezug auf vergangene Taten) und ihr verpfeift uns nicht. Solidarität auf Gegenseitigkeit kann man es auch nennen.
Sollten diese Helfer tatsächlich existieren, dann werden diese sicherlich nicht unweit der Tatorte leben.

Ich vermute, dass eine Art Fuhrpark existiert. Das Kennzeichen des Transporters, den Staub in Cremlingen benutzte wird eine Dublette (z. B. eines Mietwagenkennzeichens) gewesen sein. Keinesfalls, so vermute ich,  dass auch nur an einer einzigen Stelle in der unmittelbaren Vor- und Nachtatphase ein 100% sauberes Auto von Helfern angemietet und dem Trio überlassen wird - zu risikoreich für mögliche Unterstützer. 
Auch der dunkle kombi, in den Garweg oder Staub  in einem Wald nach der Tat in Hildesheim stieg, ist vermutlich ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark mit Dublettenkennteichen gewesen - es wurde ja auch vom Revierpächter beschrieben - vielleicht kennt die Polizei auch das Kennzeichen. Wäre ja fatal für das Trio wenn hier sogleich ihre "Sympathisanten" als Mieter auffliegen würden...
Ganz saubere Autos kann ich mir nur in ihrem Rückzugsraum vorstellen - räumlich und zeitlich in einiger Entfernung zu den Tatorten.
@bb37
In Sachen Wohnort der Helfer gebe ich dir natürlich Recht! Sie werden im Großraum Hannover/Braunschweig oder/und Oldenburg/Bremen/Hamburg leben und dort zumindest zeitweise eine Unterkunft bereitstellen - wahrscheinlich nicht bei ihnen zu Hause, sondern eher eine Ferienwohnung für sie anmieten oder aber ein Mietobjekt aus ihrem Besitz bereitstellen.