RedRalph schrieb:Insgesamt bin ich aber von der Entwicklung beeindruckt wie rasant das alles in 2023 ging. Wer hätte Ende 2022 einen Pfifferling darauf gewettet, dass ein Jahr später ein Tatverdächtiger schon in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilt sein würde? Ich jedenfalls nicht.
Finde ich jetzt gar nicht. Die Ermittler sind dem Täter ja schon im Jahr 2020 auf die Spur gekommen. Im August 2020 wurden die Asservate zur Untersuchung ans LKA gegeben, Anfang November hatten sie dann den DNA-Match und damit den Namen des vermutlichen Täters.
siehe
@Dracena24 s Beitrag hier:
Beitrag von Dracena24 (Seite 254)Der verdeckte Ermittler wurde dann im Oktober 2021 eingeschleust, also fast 1 Jahr nachdem das DNA-Ergebnis vorlag. In diesem Jahr werden ziemlich intensive Ermittlungen gelaufen sein, die alten Akten noch mal nach Hinweisen auf Peter F. durchforstet worden sein, sein damalige Umfeld analysiert und befragt worden sein, Zeugen von damals wahrscheinlich noch mal nachvernommen worden sein etc.
Die XY-Sendung wurde dann im im März 2023 ausgestrahlt, da war der Ermittler also schon ein halbes Jahr im Einsatz.
Die Festnahme erfolgte wenige Tage nach der Ausstrahlung, aber wie wissen ja, dass die Sendung eigentlich ein Fake war und damit nur Infos aus dem Tatverdächtigen rausgekitzelt werden sollten, dessen Namen zu dem Zeitpunkt eh schon seit fast seit 1 1/2 Jahren bekannt war.
Ich finde nicht, das das rasant war. Der Prozess hat dann Mitte November begonnen, also 8 Monate nach der Festnahme. Das ist jetzt auch nicht außergewöhnlich zügig.
RedRalph schrieb:Wenn man so gar nichts über die beiden weiß, frage ich mich natürlich schon, wie sich dann ausschließen ließ, dass sie absolut nichts mit dem Verbrechen an Jutta zu tun haben sollen.
Ich denke, dass die Polizei mehr weiß als wir. Dass die beiden (offenbar) auch im Prozess keine Rolle gespielt haben, spricht für mich dafür, dass die Polizei diese Spur als Sackgasse ausermittelt hat. In den meisten Ermittlungen gibt es 100te solche Spuren, die erst sehr vielversprechend waren, sich dann aber als Sackgasse herausstellten. In der Regel wird auch später keine dieser Spuren in einem Prozess präsentiert, erwähnt oder diskutiert, denn nachträglich kann man sagen, dass sie nichts mit dem Fall zu tun hatte.
Das besondere an diesem Fall ist halt, dass es eine der wenigen Spuren war, die öffentlich bekannt wurde, eben durch den XY-Fall. Und es ist deshalb auch eine der über die Jahr viel diskutierten Spuren, dadurch hat sie in unseren Augen - also den Augen der schlecht informierten Öffentlichkeit - eine viel größere Bedeutung als sie wahrscheinlich für die Ermittler hatte.
Dass selbst die Verteidigung diese Spur nicht breit ausgewalzt hat, spricht für mich ebenfalls für diese Annahme. Nicht mal die Verteidigung, die Einsicht in die Akten hat, hat die Männer im Prozess offenbar auf den Tisch gebracht, um Zweifel zu säen, mögliche Alternativtäter zu präsentieren oder um den von der Staatsanwaltschaft postulierten Ablauf zu hinterfragen (wenn sie nicht (Mit-)Täter waren, warum haben sie dann nichts gehört/gesehen, wenn es sich so abgespielt hat, wie die Staatsanwaltschaft annimmt?).
RedRalph schrieb:Ungewöhnlich, dass das damals nicht stärker in den Focus geriet. Und es ist natürlich auch irgendwo ungewöhnlich, dass 2 Männer, die nachweislich ungefähr zur Tatzeit in der Nähe des mutmaßlichen Tatorts waren, dann Jahrzehnte später als Mit-/Täter*innen von vornherein heraussortiert werden konnten, obwohl sie nie ermittelt worden sind und zu Beginn der Ermittlungen sie als dringend tatverdächtig suggeriert worden sind.
Ich fand, dass damals schon in der Darstellung in XY erhebliche Fragezeichen an den Aussagen der Friedhofszeugen pappten. Ich habe mich tatsächlich vor allem an diese skurill dargestellte Szene erinnert, wenn ich an den Fall gedacht habe. Die Hauptzeugin wird irgendwie als nicht ganz zurechnungsfähig und lächerlich dargestellt, der Ehemann zieht ihre Vermutungen sogar explizit ins Lächerliche. Das hatte fast was von einem Sketch a la Sketchup mit Dieter Krebs und Beatrice Richter; und das ist für die damalige XY-Zeit total ungewöhnlich, weil das noch zu Ede's Zeiten war, der sich gerade in Fällen, in denen jugendliche Mädchen die Opfer waren, immer sehr bemüht hat, besonders ernst, moralin-sauer und empört rüber zu kommen.
Das gleiche gilt für den Bericht in der Hessen-Schau, in dem es um die Friedhofszeugen geht, da wird gar nicht versucht zu verbergen, dass die Ermittler die Friedhofszeugen für unglaubwürdig halten.