@Doverex ich war selbst schon praktisch im kreis der verdächtigen, als ein mensch aus unserem umfeld opfer einer straftat geworden war. er hatte keine angehörigen, die nachbarschaft übernahm die rolle des engsten umkreises. von diesem innen wurde nach einem völlig unbekannten außen ermittelt.
ein freund war bei der zeugenvorladung über andere menschen, so auch über mich massiv ausgefragt worden. der kriminalbeamte stellte vorwürfe gegen mich in den raum, der verhörte zeuge verteidigte mich.
ich verstand die welt nicht mehr, wandte mich sofort an eine kontrollinstanz der polizei, die art des verhöres erschien mir nämlich unfassbar. hier wurde festgestellt, dass ich niemals zum kreis der verdächtigen gezählt hatte.
nicht lange später gab es bei einer gerichtsverhandlung in einer viel schwereren sache eine erstaunliche entwicklung. zig zeugen hatten allesamt einen mann laut akt sehr detailreich beschuldigt, vor ihren augen einen mord begangen zu haben.
als die in den augen der zuhörer unumstößliche verurteilung im raum stand, wollte die sehr genaue richterin eine gegenüberstellung. jeder laie empfand das nur noch als sinnlose hinauszögerung. und siehe da, nun erkannte kein einziger der zeugen den angeblichen täter.
die gruppe der ermittelnden wurde von der richterin ausdrücklich über ihre methoden zu warheitsfindung angesprochen, es erfolgte danach, wie die presse schrieb, der glatteste und sauberste aller freisprüche für den unschuldig des mordes verdächtigten.
die kriminalbeamten gehörten zum gleichen revier wie das im fall unseres bekannten ermittelnde.
was könnte die ursache für diese gesamtentwicklung zu den bisher nicht gekannten verhörmethoden gewesen sein? früher hatte die bevölkerung sich gefreut, einen der kriminaler beim spaziergang zu sehen, bei den beamten vom wachzimmer war das weniger der fall, jetzt erkannte man die beliebten herren nicht mehr wieder, wie sie sich gaben.
diese stimmung war das ergebnis von sinnlosen zusammenlegungen und verlegungen von ganzen wachzimmern, einheiten und schließich der entmachtung alter, und das muss man dazusagen, äußerst erfolgreich gewesener strukturen. der einzelne ermittler stand nun unter einem enormen druck, plötzlich beste aufklärungszahlen liefern zu müssen, während er vorher aus motivation fälle klärte.
mit druck von der politik auf polizei und gendarmerie, von oben auf die vorgesetzten, von diesen weitergabe eines aufklärungsdrucks auf den einzelnen beamten, wuchs der gefühlte druck auf die örtliche bevölkerung.
mit der folge, dass man nicht mehr ohne scheu ins wachzimmer erzählen ging, wenn man etwas vermeintlich auffälliges beobachtet hatte.
das verschlechterte erst recht die möglichkeiten zur aufklärung.
der mord an daniela kammerer passierte genau damals, eine woche vor der offiziellen zusammenlegung von polizei und gendarmerie, in einer zeit, da die beamten seit monaten völlig in der luft hingen, wie es aufgrund der logischen inneren machtkämpfe weitergehen würde, und wo viele begründet fürchteten, seine arbeit auf einem schleudersitz zu machen .
man sollte die vorgehensweise im fall kammerer nicht losgelöst von der gesamtstimmung sehen, und die nacharbeit eines cold case teams aus wien, nicht ohne bezug zur damaligen ermittlungsarbeit.
den fall neu aufrollen müsste heißen, auch über die bedingungen zu sprechen, unter denen die beamten auf die art ermittelten oder zu ermitteln hatten.