SpiderWeb schrieb:Niemand reißt einen Film gerade mal aus Lust und Laune aus einer Kamera. Das war, ist und bleibt sehr speziell.
Ich finde es sehr gediegen, dass der Täter bei drohender Verfolgung durch die Polizei weg vom brennenden Camper laufend sich noch die Mühe macht, den Film aus der Kamera herauszureißen. Das ist völlig irre, wenn man es aus der Sicht eines normal tickenden Täters betrachtet. Dieser schaut doch, dass er sich beeilt! Da guckt er doch nicht, wie eine Kamera zu öffnen ist. Aber dieser Täter hatte die Vermutung oder das Wissen, dass er mit auf den Fotos drauf war.
Hier sehe ich 2 Möglichkeiten, um die Vermutung (1) oder das Wissen (2) des Täters und späteren Taxigasts etwas mehr zu entfalten:
1) Er war zufällig in der Nähe, als die Langendonks Highlights aus ihrem Urlaub fotografierten. Der Täter unterliegt einem Verfolgungswahn und scheut Fotos. Es soll kein Foto von ihm existieren, damit die Polizei nie ein Foto von ihm hat. Er denkt, er ist auf dem Foto aufgenommen worden und schon springt sein Reflex an, dass er verhindern muss, dass es ein Foto von ihm gibt. Vielleicht dachte er ja noch, dass die Langendonks verdeckte Ermittler sind und ihn nun aufgenommen hatten. Das hatten sie aber nicht. Alles entspringt nur der Einbildung des Täters.
2) Der Täter ist wirklich aufgenommen worden auf der Kamera und möchte unbedingt verhindern, dass es ein Foto gibt von ihm. Er bandelt nach dem Moment des Fotos mit den Langendonks an, um zu erfahren, was es mit dem Foto auf sich hat. Der Täter ist den Langendonks so sympathisch, nie wären sie auf die Idee gekommen, warum dieser nette Herr so ganz "zufällig" mit ihnen ins Gespräch gekommen ist. Mühelos gelingt es dem Täter, sympathisch zu erscheinen, so dass er für eine Weile die Führung übernimmt und die Langendonks hinlotst, wo es ihm gefällt.
Irgendwann ist sein Entschluss gefallen: Diese Fotos dürfen nie sichtbar werden. Vielleicht hat er im Gespräch mit den Langendonks herausbekommen, dass er da mit drauf ist. Vielleicht ganz zu Anfang, als er anbandelte: "Oh, Sie haben mich eben fotografiert? Bin ich denn so ein tolles Motiv?" Herr oder Frau Langendonk: "Nein, wir wollten nur diesen schönen Ort aufnehmen. Also, damit wollen wir nicht sagen, dass Sie kein schönes Motiv sind! Aber wir haben gewartet, dass Sie weitergehen und Sie sind nicht weitergegangen. Sie standen da die ganze Zeit herum und sind nicht weggegangen. Wir wollen gleich weiter. Und mal Leute auf den Fotos, das macht uns nichts aus. Wir dachten: Vielleicht will er mit aufs Foto!"
Es könnte auch so gewesen sein, dass der Täter irgendwie ahnte, dass Leute hinter ihm fotografieren würden, denn es ist ihm vielleicht ein Greuel fotografiert zu werden. Und um sicherzustellen, ob das so war oder nicht, drehte er sich um und in dem Moment, als er aus der Ferne frontal in die Kamera blickte, schoss Herr Langendonk das Foto.
Er ist womöglich so lichtscheu, dass er spontan beschließt, die Langendonks zu töten, um an die Kamera zu kommen. Oder es war seine eventuelle Masche, wie er anbandelte, um in Kontakt zu kommen mit den Besitzern des Campers.
Sowohl bei Möglichkeit 1 als auch bei 2 wäre es ein Täter, der bis dahin schon sehr, sehr viel auf seinem Kerbholz hatte.
Der Täter hat es dann geschafft, die Kamera zu öffnen und den Film teilweise herauszureißen, so wie ich es hier im Thread verstanden hatte. Der Täter war unter Druck und hat mit dem Filmherausreißen nur eine halbe Sache machen können. Nur die Polzei weiß, was auf dem Film noch zu sehen ist. Denn er hatte den Film ja im Dunkeln herausreißen müssen. Ob die Polizei den Film bei Tageslicht oder noch in der Nacht fand, wissen wir nicht.
Der Täter ist gierig, wollte einfach zu viel und hat nicht planvoll gehandelt. Er hätte den Film, als er noch im Camper war, herausholen und ihn der Sonne aussetzen müssen, damit die Bilder unbrauchbar würden. Aber dazu war er zu neugierig und zu eitel. Er wollte die Fotos und sich selbst darauf entwickelt anschauen. Und dann hätte er frohlocken können: "Wer mich fotografiert, der stirbt!" Oder er wollte einfach nur in den Besitz der Fotos gelangen und sich dann triumphierend selbst bestätigen: "Ich bin es, der den Langendonks und ihrer Reise ein Ende gesetzt habe." Die Kamera zu verhökern wäre ein Risiko gewesen.
Der mögliche Wunsch des Täters, als Hijacker zu wirken, und sein möglicher Wunsch, nicht auf den Bildern der Langendonks womöglich an die Öffentlichkeit zu gelangen, mögen sich überschnitten haben. Es kann aber natürlich auch so sein, dass er nur auf Nummer Sicher gehen wollte im Moment der Flucht und ihm erst dort der Gedanke kam, dass er ja zufällig mit auf den Bildern der Langendonks mit drauf sein könnte und er deshalb sich die Mühe machte, die Kamera zu öffnen. In jedem Fall achtet dieser Täter
immer darauf, dass es keine Fotos von ihm gibt. Und das ist dann ein Wesensmerkmal des Täters.
Was diesen Fall so unerschöpflich macht, ist sein großes Potenzial für Phantasien. Und ich denke immer, irgendeine Phantasie irgendeines Foristen wird die Wirklichkeit schon treffen.