Hercule-Poirot schrieb:Die Langendonks hatten übrigens ihren Töchtern telefonisch mitgeteilt, daß sie wieder in Richtung Chiemsee fahren werden um eine Veranstaltung zu besuchen.
Da beziehst du dich auf diesen Artikel:
https://www.volkskrant.nl/mensen/moord-op-deldens-paar-blijft-mysterie-voor-duitse-politie~b5e73282/Ich bezweifle ehrlich gesagt, ob diese Information so valide ist. In den ersten Tagen nach dem Mord ging noch einiges durcheinander.
Cass schrieb:Und noch eine Frage: Wenn das ein Anhalter war, warum will der dann unbedingt zum Tatort zurück? Ist doch unlogisch.
Jawoll, kurz und prägnant - völlig unlogisch!
orakel09 schrieb:wenn er wirklich die Karte brauchte, spricht eigentlich viel dafür, dass er jedenfalls nicht aus Litzlwalchen war
Du darfst aber nicht vergessen, dass er die Strecke wenige Stunden vorher selbst gefahren ist und dass auch der Taxifahrer aussagte, dass der Fahrgast sich im Chiemgau erstaunlich gut auskannte. Warum er dem Fahrer dennoch die Karte kaufen ließ, ist mir allerdings ein Rätsel.
latte3 schrieb:Weil er einfach seine Ruhe wollte. Und evtl. wollte er tatsächlich ein wenig schlafen während der Fahrt. Und sowieso wollte er nicht viel reden
Aber hätte er nicht genauso seine Ruhe oder sogar noch mehr davon gehabt, wenn er einfach gesagt hätte: "Fahren sie über die Autobahn Richtung Salzburg und kurz vor Traunstein wecken sie mich bitte, ich lotse sie dann!" ??
@Tritonus @Cass @mattschwarz Zu eurer Dialektdiskussion gibt es von mir eigentlich nur Folgendes zu sagen: Mag ja sein, dass ein Berchtesgadener und ein Salzburger ihre "Dialekte" auseinanderhalten können. Aber der Taxifahrer war nun mal weder das eine noch das andere, sondern Franke (bei "Brisant" wurde er einmal interviewt, ein waschechter Nürnberger). Und wenn sich anhand seiner Aussagen nicht einmal die Polizei festlegen will, welcher Nationalität der Taxigast nun war, haben wir wohl auch keine Möglichkeiten, es endgültig herauszufinden. Zwar ist es richtig, dass man auch als Franke zwischen Bayerisch und Österreichisch meist unterscheiden kann (jedenfalls, wenn der Österreicher nicht direkt aus Grenznähe stammt, was ja nicht so sein muss), andererseits könnte der Taxifahrer durch die Schillinge irritiert gewesen sein. Und viel gesprochen hat der Mann ja auch nicht. Ich sehe jedenfalls keine Möglichkeit für uns herauszufinden, was nun zutrifft.
Tritonus schrieb:Vermutlich war er einfach zu dumm um zu wissen, dass jeder Taxifahrer dieser Welt sich an ihn erinnern würde.
Aber es geht doch nichts ums Erinnern, sondern ums Verdächtigen! Ich finde es immer noch ein kleines Wunder, dass sich BEIDE Taxifahrer bei der Polizei gemeldet haben (wenn es nur einer von beiden nicht getan hätte, dann wüssten wir fast gar nichts).
Denn auf den ersten Blick hatte keiner von beiden einen rechten Grund dazu:
Der erste nahm in Altenfurt einen Fahrgast auf, der kein deutsches Geld hatte und nach Schweiß roch. Er wollte zum Hauptbahnhof. Was ist daran eigentlich verdächtig? Das Fahrziel ist Standard und etwas abgerissene Typen sind samstagnacht fast der Normalfall. Selbst wenn man von dem Vorfall mit dem Womo weiß, gibt es keinen Grund, den Mann damit in Verbindung zu bringen. Normalerweise lassen sich Verbrecher nämlich nicht mit dem Taxi vom Tatort davonchauffieren, außerdem lag der Tatort 2km entfernt.
Der zweite Taxifahrer hatte erst recht keinen Grund, den Fahrgast mit dem Wohnmobil-Mord in Verbindung zu bringen. Nürnberg-Hauptbahnhof - Litzlwalchen hat erst einmal gar nichts mit einem ausgebrannten Wohnmobil in Altenfurt zu tun, da mag der Fahrgast noch so merkwürdig erscheinen.
Ich habe lange gerätselt, was die beiden Taxifahrer überhaupt darauf gebracht haben könnte, ihre Fahrten mit dem Verbrechen in Verbindung zu bringen. Ich denke, dass der Anruf aus Siegsdorf der entscheidende Hinweis war. Dadurch wusste die Polizei sehr frühzeitig, in welcher Gegend sich die Langendonks aufgehalten haben. Diese Information ging auch durch die Presse.
Der erste Taxifahrer könnte sich gedacht haben: "Hmm, wenn jemand ein Wohnmobil aus dem Chiemgau nach Altenfurt fährt, dann hat er, nachdem es abgefackelt ist, möglicherweise keinen fahrbaren Untersatz mehr zur Verfügung. Dann braucht er unter Umständen ein TAXI. Und wo will er dann wahrscheinlich hin? Zum Bahnhof! Um zurück- oder zumindest irgendwie wegzukommen. Vielleicht melde ich meine Beobachtung vorsichtshalber mal der Polizei, schaden kann es ja nicht!"
Und der zweite Taxifahrer könnte ähnlich gedacht haben: "Fundort Nürnberg, Tatort Chiemgau. Hoppla, habe ich nicht genau in jeder Nacht eine reichlich merkwürdige Type in einen Wald im Chiemgau kutschiert?? Eventuell könnte die Polizei das interessieren..."
Der Blonde konnte aber nicht damit rechnen, dass BEIDE Taxifahrer ihre Beobachtungen melden. Er konnte auch nicht wissen oder er hat es zumindest nicht gewusst, dass der vorherige Aufenthaltsort der Langendonks relativ genau bekannt war, sonst hätte er sich die weite Ablenkungsfahrt gleich sparen können.
Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass der Täter ein Großsstädter war. Weil er die Anonymität einer Großstadt und eines Großsstadtbahnhofs kennt und darauf vertraut hat. "Taxiwechsel am Hauptbahnhof, damit sind alle Spuren verwischt", hat er sich wohl gedacht. Aber so denkt eben nur ein Großsstädter. Leuten vom Land dagegen ist diese Anonymität fremd, sie gehen erst einmal davon aus, dass alles beobachtet wird, dass jeder jeden kennt, jeder Taxifahrer jeden anderen Taxifahrer u.s.w. Diese "frühkindlichen" Erfahrungen kriegt man aus dem Hinterkopf nicht ganz raus.
In diesem Fall hat der Fahrgast aber falsch gedacht. In Berlin, in Wien, in Paris hätte man die Taxispur wahrscheinlich wirklich nicht zusammenpuzzeln können. Ganz so groß ist Nürnberg aber dann doch nicht. Und die Rahmenumstände waren für den Täter auch nicht günstig, da man sozusagen die stets wichtigen "Rahmenstücke" des Puzzles schon kannte: Altenfurt und Chiemgau. Das erleichterte es, die Mitte zusammenzusetzen.