1988: Wathlingen (Celle) Mord an Regina Fischer
09.04.2019 um 15:41
Man sollte die Hoffnung nie aufgeben, denn auch nach vielen Jahren klären sich scheinbar unlösbare Fälle doch noch auf. Zugegeben, ohne den berühmten Kommissar Zufall geht es dabei fast nie, doch es gibt diese Zufälle, die den großen Durchbruch bringen. Es bleibt nur zu hoffen, dass es auch im Fall von Regina so kommt und die Familie dieses noch miterleben kann. Diese Tragödie mit ins Grab nehmen zu müssen, mag man sich gar nicht vorstellen.
Ich stamme zwar nicht direkt aus der Gegend, aber mich beschäftigt dieser Mord auch. Zum einen als XY-Fan, der diesen Fall damals im Fernsehen gesehen hat. Zum anderen, weil ich selber schon oft diese Strecke gefahren bin, an der die Tat passierte. Und auch die Tatsache, dass hier ein junger Mensch aus meinem Jahrgang getötet wurde und der Täter immer noch frei herumläuft und wahrscheinlich so tut, als sei nichts gewesen, womöglich stolz bei jeder Gelegenheit seine Kinder präsentiert, bringt mich wirklich in Rage.
Neue Erkenntnisse zur Klärung des Falls habe ich natürlich auch nicht, aber zumindest beschäftigt mich ein Zeitungsartikel, der mir äußerst unschlüssig erscheint. Der Artikel "Mordfall Fischer: Jäger erinnert sich", erschienen im Jahr 2009 in der Celleschen Zeitung, wirft schon einige Fragen auf, warum sich der damalige Jagdpächter, der sich in diesem Artikel mit dem Redakteur unterhält und ihm seine Erinnerungen schildert, so verhalten hat wie er sich verhalten hat. Ich will dem Mann, der heute 85 Jahre alt ist, nichts unterstellen oder gar mit der Tat in Verbindung bringen, aber die Geschichte, die er erzählt, ist aus meiner Sicht nicht schlüssig und voller Ungereimtheiten.
Ich habe recherchiert, dass dieser Jäger damals nicht nur Vize-Kreisjägermeister war, sondern auch Ortsvorsteher und im Vorstand des hiesigen Schützenvereins. Nun sind das natürlich keine Delikte, belegen aber, dass es "sein" Wald und "sein" Ort war, in dem das Verbrechen an Regina geschah. Zudem betrieb HHA, so die Initialen des Mannes, einen Milchviehbetrieb in Hassel, den er in den 80er-Jahren zum Spargelhof mit Gästezimmern umfunktionierte. Heute ist es ein beliebter Landgasthof. Nachzulesen ist dies gut in der Chronik des Hauses. Dort heißt es, dass vor allem Schweden und Berliner, die die Lüneburger Heide besuchen wollten, sich dort einquartiert haben.
Soweit so gut. Nach eigenen Angaben ist der Jäger morgens losgefahren und hat wie üblich an dem Feldweg das Tempo gedrosselt, um zu schauen, um dort mal wieder Müll entsorgt wurde. HHA will dann in 100 Metern Entfernung etwas im Gebüsch liegen gesehen haben. Ein Reh oder vielleicht Rotwild. Er fuhr weiter, ohne sich zunächst darum zu kümmern, was hinter dieser Beobachtung stecken könnte. Der Jäger hat also auf großer Entfernung etwas erkannt, dass er nicht als Müll definierte. Es war Reginas Leiche, wie sich später herausstellte. Er hat also das nicht weit entfernt vom Auffindeort stehende und ziemlich auffällige Auto von Regina bei seiner gedrosselten Fahrt vorbei am Feldweg nicht gesehen? Merkwürdig! Der Jäger hatte die Vermutung, dass es sich um ein Tier handeln könnte. Lässt er in seinem Wald, der für einen Jäger wie ein zweites Wohnzimmer ist, ein vielleicht im Sterben liegendes Tier zurück? Ist es gerade als Zweiter Mann in der Kreisjägerschaft nicht seine Pflicht, diese offene Frage sofort zu klären und sich um das vermeintlich tote oder verletzte Tier zu kümmern? Ich wäre sofort abgebogen und hätte mir das angeschaut, auch wenn ich anderswo einen Termin gehabt hätte.
Dann kommt er irgendwann auf dem Rückweg wieder an dem Feldweg vorbei und sieht ein Großaufgebot der Polizei, die den Weg abgesperrt. Es muss wohl einige Zeit gedauert haben, denn die Leiche musste ja erstmal gefunden werden und die Polizei mit ihrem Aufgebot zum Tatort fahren. In einem anderen Bericht ist davon die Rede, dass eine Jagdhundeausbildungsstaffel (oder so ähnlich) die Leiche gegen 7 Uhr morgens entdeckt haben soll. Das heißt also, HHA muss früher oder spätestens zu dieser Zeit losgefahren sein. Unter welchem Zeitdruck soll er zu diesem Zeitpunkt gestanden haben, dass er sich nicht mal eben schnell in den Feldweg begibt, um nach dem Rechten zu schauen?
Okay, er sieht dann also das Großaufgebot der Polizei und denkt sich seinen Teil, oder? Was denkt er, als er einfach vorbei fährt, ohne anzuhalten? Nochmal, es ist sein Wald und sein Ort, dem er vorsteht. Will der nicht wissen, was da passiert ist? Ein Unfall kann es ja kaum sein, das hätte man in dieser Kurve leicht erkennen können, zumal es kein kaputtes Auto gab. Als Ortsvorsteher und Jäger will ich doch wissen, warum Kriminalisten in meinem Wald stehen, wahrscheinlich noch Leute von der Spusi in weißen Anzügen. Da fahre ich doch nicht weiter. Wenn er angehalten und sich als Ortsvorsteher und vor allem Jagdpächter zu erkennen gegeben hätte, wären doch auch die Beamten hellhörig geworden und hätten ihn als potenziellen Zeugen, der in dieser Nacht auch in dem Wald zugegen war, bestimmt nicht einfach fortgeschickt, sondern wohl befragt.
Und dann will HHA von dem Mord, nachdem er weiterfuhr, erst aus den Medien erfahren haben? Das setzt dem Ganzen ja die Krone auf. Da wurschteln zig Kriminalisten in meinem kleinen Dorf, aber ich als Vorsteher kriege nichts mit? Nein Freunde, also zumindest mit seinem Verhalten hat sich HHA nicht mit Ruhm bekleckert. Das war schon mehr als merkwürdig. Vielleicht hat er einfach nur was Spannendes erzählen wollen. Man weiß es nicht. Ich hoffe nur, dass die Polizei auch das hinterfragt hat. Dass sie auch die Gäste auf dem Hof befragt hat.
Entschuldigt bitte den langen Beitrag. Aber das musste ich mir mal von der Seele schreiben.