Der "Vermisstenfall" Maike Thiel
17.09.2013 um 13:59Fortsetzung aus unserem Lokalblatt:
V-Mann-Affäre belastet Mordprozess
Hennigsdorf/Neuruppin (MZV) Vom Wirken der V-Leute soll bekanntlich niemand etwas mitbekommen. Wäre das anders, könnten sich die Ermittlungsbehörden die verdeckten Ermittler gleich sparen. Dass deren Einsatz aber auch in den Akten eines Gerichtsverfahrens nicht auftaucht, das allerdings geht den Verteidigern der wegen Mordes und Anstiftung zum Mord angeklagten Michael und Christine Sch. deutlich zu weit. Im Prozess um den von der Staatsanwaltschaft vorgeworfenen Mord an Maike Thiel beantragte Rechtsanwalt Lüder Suling deshalb am Montag vor dem Landgericht, Neuruppins Leitenden Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher dazu zu bewegen, statt Philip Schumacher einen anderen Ankläger mit dem Prozess zu beauftragen. Durch die den Verteidigern bisher verschwiegene V-Mann-Akte ließ sich Suling, der Michael Sch. verteidigt, zu drastischen Worten hinreißen: "Die Staatsanwaltschaft ist nur darauf aus, diese Angeklagten zu hängen und nicht rauszufinden, was mit Maike Thiel passiert ist."
Es ist nicht das erste Mal, dass Verteidiger und Ankläger in diesem Prozess heftiger als üblich aneinander geraten. Bei einigen Pannen, die während der Ermittlungen zum vermuteten Mord an Maike Thiel im Prozess zutage traten, ist dies auch kaum verwunderlich. So wurde in der Vergangenheit bekannt, dass Aufnahmen von Vernehmungen verschwunden sind und dass Michael Sch. einmal von der Polizei vernommen wurde, ohne ihm mitzuteilen, dass er als Verdächtiger in einem Mordfall gilt.
Dass nun alle vier Verteidiger das Vertrauen in Staatsanwalt Schumacher verloren haben, begründeten diese damit, dass Schumacher an einem früheren Verhandlungstag versichert habe, dass den Prozessbeteiligten sämtliche Akten vorliegen. Die Akte über den V-Mann, der auf Christine Sch. angesetzt war, wurde der Verteidigung aber erst am Montag vom Vorsitzenden Richter Gert Wegner übergeben. Dieser wiederum hatte die Papiere vorigen Freitag erhalten. Die Verteidiger werfen dem Staatsanwalt nun vor, falsche Angaben zur Vollständigkeit der Akten gemacht zu haben. Sie schließen daraus, dass Schumacher nicht willens sei, be- und entlastendes Material vollständig vorzulegen. Daher sei er nicht mehr geeignet, die Anklage in diesem Mordprozess zu führen. Ob Schumacher tatsächlich abgelöst wird, darüber entscheidet allerdings Gerd Schnittcher als Chef der Neuruppiner Staatsanwaltschaft.
Wegen dieser V-Mann-Affäre wurden einige für Montag geladene Zeugen wieder nach Hause geschickt. Dazu zählte ein Sachverständiger, der Michael Sch. aus psychiatrischer Sicht begutachtet hat. Ob dieser aber überhaupt Erhellendes vortragen kann, bleibt abzuwarten. Wenn Michael Sch. - auch am Montag wieder durch sein strahlend weißes Hemd und sein permanentes Schweigen auffallend - ihm gegenüber genauso wenig geredet hat wie im Prozess, dürfte der Psychiater nicht allzu tief in das Innenleben des Angeklagten geblickt haben.
Spannender dürfte es am Donnerstag werden. Dann soll ein Gutachter berichten, was die medizinische Untersuchung des rechten Arms von Michael Sch. ergeben hat. An diesem sollen nach Aussagen mehrerer Zeugen Spuren eines Bisses zu sehen gewesen sei, bevor er sich an dieser Stelle tätowieren ließ. Die Verteidigung hat bisher versucht, dies als Märchen darzustellen. Für kommenden Dienstag ist sogar ein Live-Experiment im Gerichtssaal angesetzt. Dann soll der Berliner Rechtsmediziner Dr. Michael Tsokos, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Charité, im komplett abgedunkelten Saal per UV-Strahlung prüfen, ob das Gewebe an diesem Oberarm Veränderungen aufweist, die von einer Bisswunde stammen.
Quelle: http://www.die-mark-online.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1199531/
V-Mann-Affäre belastet Mordprozess
Hennigsdorf/Neuruppin (MZV) Vom Wirken der V-Leute soll bekanntlich niemand etwas mitbekommen. Wäre das anders, könnten sich die Ermittlungsbehörden die verdeckten Ermittler gleich sparen. Dass deren Einsatz aber auch in den Akten eines Gerichtsverfahrens nicht auftaucht, das allerdings geht den Verteidigern der wegen Mordes und Anstiftung zum Mord angeklagten Michael und Christine Sch. deutlich zu weit. Im Prozess um den von der Staatsanwaltschaft vorgeworfenen Mord an Maike Thiel beantragte Rechtsanwalt Lüder Suling deshalb am Montag vor dem Landgericht, Neuruppins Leitenden Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher dazu zu bewegen, statt Philip Schumacher einen anderen Ankläger mit dem Prozess zu beauftragen. Durch die den Verteidigern bisher verschwiegene V-Mann-Akte ließ sich Suling, der Michael Sch. verteidigt, zu drastischen Worten hinreißen: "Die Staatsanwaltschaft ist nur darauf aus, diese Angeklagten zu hängen und nicht rauszufinden, was mit Maike Thiel passiert ist."
Es ist nicht das erste Mal, dass Verteidiger und Ankläger in diesem Prozess heftiger als üblich aneinander geraten. Bei einigen Pannen, die während der Ermittlungen zum vermuteten Mord an Maike Thiel im Prozess zutage traten, ist dies auch kaum verwunderlich. So wurde in der Vergangenheit bekannt, dass Aufnahmen von Vernehmungen verschwunden sind und dass Michael Sch. einmal von der Polizei vernommen wurde, ohne ihm mitzuteilen, dass er als Verdächtiger in einem Mordfall gilt.
Dass nun alle vier Verteidiger das Vertrauen in Staatsanwalt Schumacher verloren haben, begründeten diese damit, dass Schumacher an einem früheren Verhandlungstag versichert habe, dass den Prozessbeteiligten sämtliche Akten vorliegen. Die Akte über den V-Mann, der auf Christine Sch. angesetzt war, wurde der Verteidigung aber erst am Montag vom Vorsitzenden Richter Gert Wegner übergeben. Dieser wiederum hatte die Papiere vorigen Freitag erhalten. Die Verteidiger werfen dem Staatsanwalt nun vor, falsche Angaben zur Vollständigkeit der Akten gemacht zu haben. Sie schließen daraus, dass Schumacher nicht willens sei, be- und entlastendes Material vollständig vorzulegen. Daher sei er nicht mehr geeignet, die Anklage in diesem Mordprozess zu führen. Ob Schumacher tatsächlich abgelöst wird, darüber entscheidet allerdings Gerd Schnittcher als Chef der Neuruppiner Staatsanwaltschaft.
Wegen dieser V-Mann-Affäre wurden einige für Montag geladene Zeugen wieder nach Hause geschickt. Dazu zählte ein Sachverständiger, der Michael Sch. aus psychiatrischer Sicht begutachtet hat. Ob dieser aber überhaupt Erhellendes vortragen kann, bleibt abzuwarten. Wenn Michael Sch. - auch am Montag wieder durch sein strahlend weißes Hemd und sein permanentes Schweigen auffallend - ihm gegenüber genauso wenig geredet hat wie im Prozess, dürfte der Psychiater nicht allzu tief in das Innenleben des Angeklagten geblickt haben.
Spannender dürfte es am Donnerstag werden. Dann soll ein Gutachter berichten, was die medizinische Untersuchung des rechten Arms von Michael Sch. ergeben hat. An diesem sollen nach Aussagen mehrerer Zeugen Spuren eines Bisses zu sehen gewesen sei, bevor er sich an dieser Stelle tätowieren ließ. Die Verteidigung hat bisher versucht, dies als Märchen darzustellen. Für kommenden Dienstag ist sogar ein Live-Experiment im Gerichtssaal angesetzt. Dann soll der Berliner Rechtsmediziner Dr. Michael Tsokos, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Charité, im komplett abgedunkelten Saal per UV-Strahlung prüfen, ob das Gewebe an diesem Oberarm Veränderungen aufweist, die von einer Bisswunde stammen.
Quelle: http://www.die-mark-online.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1199531/