@Sillyrama Sillyrama schrieb:Woran machst Du das fest? Sie ist doch nur einmal als Zeugin in Erscheinung getreten.
Wie ich darauf komme?
Bei Zeitzeugenaussagen im Bereich der Geschichtswissenschaften kann man dieses Phänomen, auch als Erinnerungsverfälschung oder Erinnerungsfälschung bezeichnet, häufiger beobachten. Außerdem kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass versucht wird, Erinnerungslücken zu füllen.
Der Begriff Erinnerungsverfälschung oder Erinnerungsfälschung bezeichnet in der Gedächtnisforschung das unabsichtliche Verfälschen eigener Gedächtnisinhalte. Es unterscheidet sich von der bewussten Falschaussage (Lüge) dadurch, dass der Betreffende selbst seine Aussage für richtig hält. Eine besondere Form der Erinnerungsfälschung sind Pseudoerinnerungen. Hiermit bezeichnet man laut Oskar Berndt Scholz und Johann Endres "erfolgreich eingeredete, aber nicht erlebte Ereignisse". [...] Auch im Fall einer lückenhaften, vagen Erinnerung ist sich der Erinnernde dieser Unvollständigkeit und Unvollkommenheit bewusst.
Wikipedia: ErinnerungsverfälschungIch versuche mal, mich in die damalige Situation hineinzuversetzen. Es ist dunkel, die Straßenverhältnisse sind schlecht (wenn auch nicht extrem), dennoch muss sich die Zeugin auf die Straße konzentrieren; gleichzeitig versucht sie sich zu orientieren, weil sie von ihrem Weg abgekommen ist.
Irgendwann sieht sie dann in einer Ortschaft in einer wenig beleuchteten Haltestellenbucht einen Pkw stehen. Wenn wir davon ausgehen, dass dies aus einer Entfernung von ca. 50 m geschieht, bedeutet das, dass sie bei einer angenommenen Geschwindigkeit von 30 km/h gerade mal sechs Sekunden Zeit hat bis zum Passieren des unbekannten Pkw.
Was kann sie denn in diesem kurzen Zeitraum
unter den gegebenen Umständen eigentlich wirklich beobachtet haben? Vor allem auch unter dem Aspekt, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht wissen konnte, dass ihre Beobachtungen mal von Relevanz sein könnten.
M.M.n. kann sie eigentlich nur den Pkw gesehen haben und vielleicht auch, dass auf der ihr abgewandten Beifahrerseite eine Person stand, die (wahrscheinlich gebückt) mit dem oder den Insassen sprach.
Ich glaube schon nicht, dass man in einer solchen Situation wirklich erkennen kann, ob es sich bei dieser Person um einen Mann oder eine Frau handelt; später eine konkrete Person wiederzuerkennen halte ich für unmöglich. Ähnlich sehe ich die Erinnerung an das Kfz-Kennzeichen. Warum sollte sich die Zeugin in dieser Situation ausgerechnet dieses Kennzeichen oder Teile davon gemerkt haben. Es bestand doch überhaupt kein Anlass dazu.
Um hier nicht missverstanden zu werden, ich glaube nicht, dass die Zeugin lügt, also bewusst und vorsätzlich die Unwahrheit sagt. Im Gegenteil, ich gehe davon aus, dass sie daran glaubt was sie sagt.