Peggy Knobloch

@Blondi23

Du zielst damit auf das vermeintlich Gute ab, das in jedem Menschen vorhanden sein soll.

Ich behaupte, es gibt genug Menschen, die ein schlechtes Gewissen haben müssten, aber sie werden deshalb nicht von sich aus reden. Egal, ob sie mit ihren Taten oder Folgen konfrontiert werden oder nicht.

Sie werden das Geschehen gegenüber sich selbst rechtfertigen und gut.

jerry142 schrieb:Du zielst damit auf das vermeintlich Gute ab, das in jedem Menschen vorhanden sein soll.

Nein, ich bin nicht so blauäugig und glaube an das Gute im Menschen. Darauf ziele ich auch nicht. Ich bin nur der Ansicht, dass ein Gewissen nicht alles aushält. Wenn nicht das Gewissen, dann die seelische Belastung, die das erbaute Lügenkonstrukt und die Scheinwelt, in der der Täter nach der Tat mit seiner Familie lebt, zusammenbrechen lässt. Und dies nicht, weil das Gute im Menschen siegt, sondern weil er unter der ständigen Befragung einfach nicht mehr weiterlügen kann. Auch, weil er sich vll immer stärker in Widersprüche verstrickt.

jerry142 schrieb:Sie werden das Geschehen gegenüber sich selbst rechtfertigen und gut.

Für sich selbst. Aber vielleicht nicht bei ständiger Konfrontation mit der Tat.

@Blondi23

Aber dazu müsste man erstmal den richtigen mit dem Geschehen konfrontieren.

Und ob dieser dann wirklich mehr sagt als ihm gut tut? Da melde ich starke Zweifel an.

Ich verstehe auch gar nicht, warum hier Begriffe wie "Scheinwelt" aufauchen. Insbesondere, wenn eine Tötung nicht beabsichtigt gewesen ist. Da wird sich der Täter meines Erachtens zurückhalten und nix tun, da er nur noch mehr kaputtmachen kann: "War ein Unfall. Tut mir leid. Aber nichts kann das Mädchen zurückbringen."
Das, was Du für eine Scheinwelt hältst, könnte der Lebenstraum dieses Menschen sein.

jerry142 schrieb:Das, was Du für eine Scheinwelt hältst, könnte der Lebenstraum dieses Menschen sein.

Ich glaube, du verstehst nicht, was ich mit Scheinwelt meine. Wie kann es der Lebenstraum eines Menschen sein, der einen anderen Menschen ohne Absicht getötet hat? Stell dir mal vor, jemand würde einen anderen Menschen umbringen, die Leiche fortschaffen und nachhause fahren und dort auf lieben und fürsorglichen Ehemann und Vater machen. Dies über 12 Jahre. So tun, als wäre nichts passiert und nicht darüber reden können, auch nicht mit nahestehenden Menschen. Vielleicht wird sogar das Thema Peggy angesprochen. Und der Täter muss ein ausdrucksloses Gesicht machen und so tun, als würde er dem Fall sachlich gegenüberstehen. Sowas ist für mich eine Scheinwelt, die zudem nicht wünschenswert ist.

@Blondi23

Ich verstehe sehr wohl, was Du meinst.

Lebenstraum einen Menschen zu töten? War so nicht gemeint, sondern wegen "eines" Fehlers diesen wegzuwerfen.

Alles eine Sache der Übung. Das fängt doch schon in den meisten Beziehungen an. Man könnte auch noch ein paar Kriegsverbrecherprozesse heranziehen, aber das würde den Rahmen sprengen.

jerry142 schrieb:Lebenstraum einen Menschen zu töten?

Dann hätte der Täter psychopathische Züge, die ich hier nicht erkenne.

Kriegsverbrecherprozesse sind doch ganz anders gelagert. Die Personen rechtfertigen ihr Vorgehen mit dem Befehl, den sie erhalten haben. Zudem wurde ihnen eine Ideologie eingeimpft, durch die sie auch eine Legitimation erhielten, einen Menschen zu töten.

Beziehungen werden auch aus Angst vor dem Ungewissen/vor dem Alleinsein aufrechterhalten, dabei handelt es sich um eine ganz andere Art von Angst.

Wie gesagt, eine Rechtfertigung für sich selbst ist möglich, aber unter Konfrontation mit dem Fall und damit meine ich nicht nur die Presseberichte, sondern vor allem die Befragungen der Polizei, könnte ein solcher Täter einknicken.

@Blondi23

Mag sein, dass mancher "einknickt". Ob das dann stimmt, ist ja auch im Fall Peggy die Frage.

Zudem teile ich Deine Einschätzung nicht. Die wenigsten Menschen werden zu einer schweren Schuld stehen, unabhängig davon, ob es eine vorsätzliche oder fahrlässige Tat war. Egal ob Alltag oder etwas spezielleres. Gut allerdings Deine Bezugnahme auf die Angst der Menschen. Ich erkenne da trotzdem keinen Widerspruch, Einschränkungen eventuell.
Sicherlich gibt es auch die Angst vor Strafe und Konsequenzen. Aber die wird ein Mensch auch nur auf sich nehmen, wenn er meint, sie tragen und ertragen zu können.

Und speziell im Fall Peggy: Verdächtige, die leugnen oder schweigen. Ich erkenne da derzeit kein "Einknicken".

@jerry142

Ich habe doch nie behauptet, dass es so sein wird oder dass eine tatverdächtige Person bald einknicken wird, weil sie den Eindruck macht. Steht nirgendwo. Ich sage nur, dass ich es durchaus für möglich halte.

Des Weiteren muss ein Geständnis nicht wirklich etwas mit "zu etwas stehen" zutun haben. Er erleichert sein Gewissen, gibt das Versteckspiel auf und glaubt weiterhin an seine Rechtfertigung, die er sich all die Jahre zuvor auch immer wieder zur Beruhigung ins Gedächtnis gerufen hat. Ein solcher Fall kann auch eintreten. Er wird vermutlich Angst haben vor der Strafe, sonst hätte er ja einen Notarzt rufen oder sich gleich stellen können. Hat er aber nicht, sonst würden wir jetzt hier nicht schreiben.

Dennoch sind dies alles keine Gründe die gegen ein vorhandenes schlechtes Gewissen sprechen, die ihn irgendwann einknicken lassen. Ihn oder einen Mitwisser, falls es sowas gibt.

@Blondi23

Ok.

Du hältst es für möglich. Ich nicht. Belassen wir es dabei.

@jerry142
@Blondi23
Ich schliesse mich da @jerry142's Einschätzung an. Sollte nicht Ulvi der Täter sein, so lebt er schon fast 13 Jahre mit der Schuld. Und er hat nicht nur zugesehen wie Ulvi verurteilt wurde sondern auch, wie sehr Peggys Familie litt und wie sehr sich die Gerüchteküche etablieren konnte.
Wer so abgebrüht ist, der wird ohne Anlass nichts sagen.
Und ich sehe nicht, dass dieser Anlass aktuell gegeben ist.
Die Ermittler suchen händeringend nach Indizien und Beweisen. Dass einer der Tatverdächtigen jetzt aktuell ausgeschlossen werden kann sehe ich ebensowenig wie dass er überführt ist.
Also bleiben vorhandene Indizien und neu abgeklärte Spuren.

@jaska

Im Fall Lolita Brieger hat der Mitwisser nach 30 Jahren sein Gewissen erleichtert.

jerry142 schrieb:Du hältst es für möglich. Ich nicht. Belassen wir es dabei.

Ich will niemandem meine Meinung aufdrücken. Ich sage nur was ich denke und teile mich mit. In einer Diskussion gibt es immer mehrere Standpunkte.

@Blondi23
Der Mitwisser - das ist ja nochmal ne ganz andere Kategorie. Der kann sich leicht auf Zwänge, Drucksituation, Überforderung etc. rausreden. Nicht schön, aber eben auch nicht so, dass er Alles verlieren wird.
Der eigentliche Täter aber, der hat viel zu verlieren...

@jaska

Natürlich. Aber die menschliche Psyche hält auch nicht alles aus. Naja, mal abwarten, was so kommen wird. Was bisher an die Öffentlichkeit dringt wird keinen Fortschritt bewirken.

@Blondi23

Keine Sorge, ich lasse mir so schnell keine Meinung aufdrücken.
Ich wollte das Thema lediglich nicht noch weiter vertiefen.

@jerry142
Dass habe ich damit auch nicht gesagt.
Dann frage ich mich, weshalb man überhaupt diskutiert, wenn man das angesprochene Thema dann nicht ausdiskutiert.

@Blondi23

Ich zumindest betrachte es bezüglich des Falles Peggys als ausgereizt.

@jerry142

Gut, gut. Für mich ergeben sich daraus weitere Punkte, über die man mal nachdenken könnte.

Angeblich ist Peggys Lager doch nie ausfindig gemacht worden, oder? Auf Facebook geistert die Nachricht rum, dass nun angeblich auch das Lager nochmal genau durchsucht würde.

@Blondi23
Bevor nochmal ne Baustelle aufgemacht wird: wo ist die Quelle für das Lager?
Da ich dazu nichts finden kann, gehe ich davon aus, dass das kein Thema war. Weder wurde es im Prozess noch von der BI via Presse thematisiert. Ergo: Gerücht bis zum Beweis des Gegenteils.
Deshalb ist es wenig sinnvoll, darüber überhaupt zu reden.... Just my 2 cents...