Hallo,
ich finde Eure Ansätze spannend.
Mir fehlt für einen Zufallstäter aber immer noch der schier unglaubliche Umstand, dass Peggy in einer Missbrauchsschiene drin hing. Solle ausgerechnet auf dem Land ein Kind binnen vier Tagen Opfer eines Missbrauchs (Vergewaltigung) und einer Entführung/ eines Mordes werden von zwei völlig unabhängigen Tätern?
Würde mich wirklich sehr interessieren, wie das zu vereinen ist.
Danke
Mitte Oktober 2003 (im ersten Prozess) sagte Claudia K. aus, deren Tochter mindestens einmal zusammen mit Peggy und noch einem Mädchen in Ulvis Wohnung waren und dort von ihm aufgefordert wurden, sich auszuziehen.
Diese Aussage sticht insofern heraus, dass dadurch Peggy direkt mit Ulvi und mit Missbrauch in Verbindung gebracht wird und zwar nicht durch Ulvi selbst, dessen Aussagen ja umstritten sind, sondern durch Dritte.
Die Presse schreibt dazu zeitnah:
FAZ, 16. Oktober 2003
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/peggy-prozess-ein-monument-der-teilnahmslosigkeit-1131829.htmlStunden zuvor hatte nämlich eine Zeugin den Richtern eine Verführungsmethode des Angeklagten geschildert: "Es darf sich jeder ein Plätzchen nehmen, der wo sich auszieht."
Süddeutsche, 15. Oktober 2003
anmeldepflichtiges Online-Archiv
Die 27-jährige Claudia K. kannte Peggy Knobloch gut. Sie war eine Freundin ihrer Tochter und kam öfters zum Spielen in das Haus der Zeugin. Die Zeugin kennt auch den Angeklagten. „Ich habe viel gehört von ihm”, sagt sie. Zum Beispiel, dass ihre Tochter mehrmals in Ulvis Wohnung war, mindestens einmal auch zusammen mit Peggy und einem dritten Mädchen. Ulvis Mutter habe selbst gebackene Plätzchen gebracht, und Ulvi habe den Kindern ein Spiel vorgeschlagen, das darin bestand, dass jeder, der sich auszieht, ein Plätzchen bekomme. Ihre Tochter habe erzählt, sie habe das abgelehnt, aber Peggy habe sich ausgezogen, berichtete die Zeugin. Danach habe Ulvi den Kindern gedroht, er werde sie im Keller einsperren, wenn sie etwas erzählten.
Die Welt, 05. November 2003
http://www.welt.de/print-welt/article270890/Dorfdepp-oder-Moerder.htmlKurz vor Ende des ersten Prozesses war es bei einem dieser Anrufe um Kekse gegangen. Das hatte Ulvi K. sehr beschäftigt. Er wusste nicht, was damit gemeint war und warum darüber überhaupt gesprochen wurde. "Es darf sich jeder Plätzchen nehmen, der wo sich auszieht", hatte ein Junge aus Lichtenberg vor Gericht vorgetragen. Um Ulvi K.s Plätzchen ging es, die er für seine "Doktorspiele" mit Kindern - ausziehen, angucken, betasten - als Lockmittel eingesetzt hatte. Ein sexuell reifer, gefährlich unbefriedigter Mann mit der Psyche eines Knaben.
Auch Schwemmer wertet diesen sexuellen Missbrauch nicht als Bagatelle. Es wisse ja jeder, sagt er, wie haarsträubend sich das auf die Kinder auswirken könne. Sein Mandant sei eben nicht nur der harmlose bedauernswerte Tölpel. "Die Rolle des Dorfdeppen ist weit überschritten. Er gehört in die geschlossene Psychiatrie." Dort sitzt Ulvi K., nachdem eine Nachbarin ihn und einen kleinen Jungen mit heruntergelassenen Hosen erwischte. Es ist nicht genau geklärt, was dann geschah. Es heißt, Ulvi K. habe sich nach der Schimpfkanonade der Frau selbst angezeigt. Vielleicht war es auch die Nachbarin. Oder seine heillos überforderten Eltern. Jedenfalls ist Ulvi K. seit jenem Tag in einer geschlossenen Station des Bayreuther Bezirkskrankenhauses. Dort müsse "nun nachgeholt werden", sagt Schwemmer, "was in den Jahren zuvor versäumt worden" sei. Und was auch viele Lichtenberger fahrlässig bagatellisiert hätten: "Wenn Kinder kamen und von Ulvi K.s Forderungen erzählten, haben die Eltern abgewinkt und gesagt, ach, lass doch, das ist doch nur der Ulvi . . ."