"Was zum Teufel wollte sie da überhaupt?" fragt
@northernstudio (gestern um 17:24)
Gute Frage.
Vielleicht hilft es ja, wenn man die Frage anders rum stellt. Wo hätte sie sonst hin wollen?
Meine Überlegungen:
(1) Die Gruppe, mit der sie vorgefeiert hatte, hatte sich aus dem Staub gemacht und sie zurückgelassen. Und wohl auch nicht auf sie gewartet. (Das letztere steht für mich weitgehend fest. "Ich dachte, sie sei zu Hause," so ungefähr AHs überraschte Antwort.) Ganz normal bei so großen Festen, schrieb mancher. Für mich weniger, wenn ich jemanden einlade, kümmere ich mich auch darum, wo er/sie bleibt. Aber gut, andere Orte/Leute, andere Sitten.
(2) Mit oder bei H übernachten? Mmh, wohl eher nicht. Da hätte sich die ganze Szene (gemeinsame Suche und dann und tschüss) ja wohl anders gestaltet. (Selbst seine Verpeiltheit mit eingerechnet, inklusive der semantischen Frage, was "verpeilt" hier bedeuten könnte.) Seine Aussage(n) vor einem Millionenpublikum (wieviele wären hier in einer ähnlichen Lage dazu bereit?) finde ich bewundernswert.
(3) T und S? Mmh, bei denen nun auch nicht. Waren das nicht 2 alte Schulfreunde? Sie war ja gerade mal 2 Jahre oder 4 Sem aus der Schule raus. Es bedarf nicht zu viel psychologische Imagination, sich folgendes -- Achtung: spekulativ -- zu überlegen. Was sage ich da in der Situation? (a) Ja, sieht scheisse bei mir aus, bin gerade sitzen gelassen worden, von entweder (aa) einer bestimmten Person oder (ab) meinem neuen Freundeskreis. Oder (b) nee, geht ihr mal nach Haus, meine Nacht bzw. Party ist noch lange nicht vorbei, wie komme ich denn jetzt am schnellsten zum Micky Maus Platz?
[P.S. ad 3: Die neuerlichen Kommentare zur DM-Szene fand ich relativ amüsant und auch stimmig. Letztlich auch sehr spießig und provinziell, so der Tenor, von mir zumindest da volle Zustimmung, so weit ich das einschätzen kann. Hier in den Staaten würde ich das definitiv sagen ... ein Provinzphänomen.]
(4) Sich ein Taxi nehmen? Sie war sehr sparsam (siehe "Menschen hautnah") und, wie zumindest Senia die Aussage ihrer Mutter wiedergab, sie hätte sich in der Situation nie ein Taxi geholt.
(5) Eltern anrufen und sich von ihnen abholen lassen? Um 4 Uhr morgens? Mmh, das sieht nu auch nicht so gut aus.
(6) In die Innenstadt laufen oder per Shuttlebus? Wo dann dort bleiben, bis die Busse wieder fahren? Am Morgen zu Fronleichnam? An der Bushaltestelle stundenlang warten und evtl dort einschlafen? Oder auf irgendeiner Park- oder Sitzbank? Und dort evtl die Avancen herumstreunender Betrunkener abwehren zu müssen? -- Hätte es dort ein Nachtcafe/bar gegeben, wo sie hätte bleiben können? (Vielleicht kann das ein Trierer beantworten.) Das hätte aber auch wieder Geld gekostet.
(7) Die 12km nach Hause laufen, nachdem sie sicher schon 20h auf den Beinen war? Auch nicht so ne gute Idee.
(8) Auf dem Fest bleiben? Bei solch großen Festen zeigen sich um 4h morgens doch schon deutliche Auflösungserscheinungen, in vielerlei Hinsicht. Nicht unbedingt der angenehmste Ort mehr.
(9) Noch andere Möglichkeiten, Optionen? Vielleicht fallen ja anderen Foristen noch andere ein?
Für mich steht weitgehend oder sogar sicher fest, dass sie schlicht keine Übernachtungsmöglichkeit hatte. Und die Stunden bis zum Morgen (bis die Busse nach Korlingen wieder fuhren) überbrücken wollte.
Da macht "da" bzw. dort eigentlich durchaus Sinn. Ist jedenfalls nicht "zum Teufel" sinnlos. Ist ja auch kein tiefer Wald, wie
@augustus anmerkte und sich manche vielleicht falsch vorstellen, sondern ein Stadtwald.
Für mich macht es sogar sehr viel Sinn, "da".
Vielleicht wollte sie ja einfach nur allein sein (aus welchen subjektiv-emotionalen Gründen auch immer), haben ja schon viele gefragt. Oder noch weniger emotional/dramatisch ausgedrückt: vielleicht wollte sie auch von keinem Freund mehr gesehen werden, insbesondere von keinen alten Schulfreunden mehr.
Sie war sicherlich übermüdet. Inwiefern und/oder bis zu welchem Grade auch alkoholisiert, kann niemand mehr sicher eruieren. (Eine, wie jeder weiß, sehr Unfall-begünstigende Kombination. Aber, wie gesagt, ich weiß es nicht, niemand weiß es oder kann es sicher sagen.)
@DEFacTo s Geschichte von vor drei Tagen machte schon viel Sinn ("Ich kann mir vorstellen ...")
Das Wie des Absturzes ist weitgehend klar und gesichert.
Vielleicht war sie nicht allein, sondern in Begleitung? Die (für mich) letzte Frage, die die Polizei noch versucht, zu klären, so bzw. wie weit sie es (noch) klären kann.
RIP TG