Der tragische Tod von Tanja Gräff
16.07.2015 um 16:13
Pardon, hatte das auch schon transkribiert und will es jetzt nicht weglassen, weil es zu den Schlussfolgerungen weiter unten gehört.
2. Pressekonferenz, Hauptkommissar Soulier
"Es gibt einen Trampelpfad, der führt innen am Zaun entlang. Es gibt einen zweiten Trampelpfad, der führt zu diesen beiden Plateaus, die eben beschrieben worden sind. Diese beiden Plateaus sind Luftlinie etwa 10-15 m entfernt von der eigentlichen Absturzstelle. Es gibt auch einen Trampelpfad von einem dieser Plateaus zur Absturzstelle. Also wir wissen, daß diese Plateaus öfters von gerade Jugendlichen genutzt werden - ob die da jetzt Sonnenaufgänge, -untergänge gucken, das weiß ich nicht. Aber öfter werden da welche festgestellt, äh - und die Trampelpfade sprechen ja auch Bände - die werden durchaus auch genutzt, ja."
Rückfrage (Schlecht zu verstehen, sinngemäß): "Hat Tanja vielleicht versucht, nach oben zu kommen (von einem Plateau aus)?"
Soulier:" Ist durchaus möglich, sobald man hier ins Rutschen kommt, hat man keinen Halt mehr - und dann könnte ein solches Szenario durchaus entstanden sein, ja."
Ich bitte um Entschuldigung, wenn diese Stelle schon allzu bekannt sein sollte! Für mich als Ortsfremdem scheint es jedenfalls mittlerweile hinreichend belegt zu sein, daß die "Roten Felsen" nicht nur ein bekanntes und beliebtes Ausflugsziel in Trier darstellen, sondern daß auch - und gerade- die gefährlicheren Stellen jenseits des Zaunes auf junge Menschen in Trier eine gewisse - und inoffiziell von den Behörden auch geduldete - Anziehungskraft ausüben. Denn: Erstens: Selten kann man ein so deutliches Verbot (Zaun) so einfach überwinden (einfach auf die andere Seite gehen, wo der Zaun beginnt). Zweitens: Viele andere machen es offensichtlich auch (Trampelspuren, Abfälle) - scheint also ungefährlicher als es ist. Drittens: Man hat vermutlich einen tollen Ausblick nach Südosten über die Mosel und Trier - und wird viertens, wenn überhaupt, nur von Gleichgesinnten gestört, nicht etwa von biederen Bürgern mit Hund.
Wenn das so ist, frage ich mich:
Müssten nicht am Morgen nach dem größten Sommerfest, daß in Trier und Umgebung für junge Erwachsene stattfindet, ganze Scharen von Jugendlichen im umliegenden Waldgebiet und ganz besonders am 800 m entfernten Felsenpfad herumlungern? Der Sonnenaufgang in Trier am 07.06.2007 war um 05.26, die sog. "Blaue Stunde", wo man schon gut sehen kann, begann etwa eine dreiviertel Stunde früher. Tiefste Temperatur am 07.06.20107 war etwa 14 Grad, kein Regen. Grund, einen Pullover überzuziehen. Und erst recht ein Grund, sich den Sonnenaufgang anzuschauen - wenn man am Ende eines langen Festes etwas durchhing und so recht nicht wußte, wohin. Die alten Freunde waren schon weg, der vermeintlich neue Freund hatte sich als unzuverlässig und wenig interessiert herausgestellt und konnte sich zu allem Überfluss offensichtlich nicht von seiner Ex trennen. Klar könnte man dahinfahren, mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber irgendwie auch unlässig, dem Idioten hinterherzulaufen. Und einfach nachhause gehen? Man hatte zuhause die Telefonnummer der neuen Eroberung hinterlassen, man war 21, man hatte noch nie eine feste Beziehung gehabt - auch die Mutter ahnte, daß dieser junge Mann ins Auge gefasst war - als Übernachtungsgastgeber und womöglich mehr. Wie peinlich wäre das, jetzt einfach nachhause zu fahren und am späten Morgen brav im eigenen Bett zu liegen? Nicht die beste Option letztendlich. Da spaziert man doch lieber (und mehr als ein Spaziergang ist es nicht) rüber zum Felsenpfad und schaut, was sich dort noch bietet. Vielleicht trifft man noch Bekannte, zumindest sieht man die Sonne aufgehen. Und ganz einsam ist's dort bestimmt nicht.
Tanja Gräff war jedenfalls mit Sicherheit auf den Roten Felsen, irgendwann zwischen dem 07.06.2007, ca. 04.30 und dem Anlaufen der Suchaktion etwa einen Tag später.
Kann es sein, daß sie dort an diesem Feiertagmorgen nach dem gigantischen Fest wirklich niemandem begegnet ist???