Ein spannendes Vorhaben, aber alle, die da mitmachen sollten eine hohe Frustrationsschwelle haben.
Professionelle Suchen in Waldgebieten, z.B. durch Polizei-Einsatzhundertschaften gehören zu den anstrengendsten und unbefriedigendsten Einsätzen junger Beamter. Eine kürzlich durchgeführte Suche in einem Waldgebiet durch eine EH während der Tageslichtstunden hat weniger als 1 Quadratkilometer abgedeckt, und das bei 84 suchenden Beamten in der typischen Kette, mit Sonden etc.
Bei dem riesigen Gebiet, das potentiell als Suchgebiet für Tanja besteht, kann das schnell eine Lebensaufgabe werden.
Aber wer sich dieser Dinge bewusst ist, und vernünftig und ruhig so etwas durchziehen kann, auch mehrere Stunden lang ganz systematisch vorgehen kann, der tut sicherlich dem Fall etwas Gutes.
Was könnte man realistisch heute finden (sorry, jetzt wird's deutlich):
1) Leichenteile: aller Voraussicht nach sind nur noch Knochen zu finden, wobei der Schädel natürlich das markanteste Teil ist. Meist ist der Unterkiefer vom Schädel getrennt. Tiere haben oft die einzelnen Knochen der Leiche über ein weites Gebiet verteilt, besonders, wenn die Leiche nur auf dem Waldboden abelegt war. Die Farbe ist oft bräunlich, so dass sie nicht gut vom umgebenden Erdboden zu unterscheiden sind. Bei so einer Suche wird man oft auch auf Tierknochen stossen, was zu Verwirrung führen kann. Menschliche Haare bleiben erstaunlich lange erhalten und sind schon manchmal das einzige gewesen, was man noch gefunden hat.
2) Persönliche Kleidung: Kleidungsstücke aus Kunstfaser können hunderte Jahre erhalten bleiben. Natürliche Stoffe verrotten schneller, aber können Form und Farbe auch jahrelang behalten, weit länger als die Leiche selbst. In vielen Fällen war es die Farbe der Kleidung, die Suchende zuerst bemerkt haben, da sie sich deutlich von der Umgebung abgehoben hat. Allerdings wird Kleidung durch die Witterung auch immer schmutziger und erdfarbener.
3) Persönliche Gegenstände: Die Gegenstände wurden ja bei den Fahndungsaufrufen beschrieben. Leider sind sie sehr klein, die Suche ist also die nach einer Nadel in einem ganzen Heuschober. Schmuck, Handy, Geld könnten Metallsuchgeräte zur Reaktion bringen.
4) Gegenstände des Täters: auffallen würden vor allem Grabwerkzeuge. Kürzlich wurde wieder neben einer Leiche ein Spaten gefunden, was nicht das erste Mal gewesen ist.
5) Plastikplanen, Müllsäcke, andere Säcke, Teppiche, Koffer, Schrott und Müll: Leichen werden manchmal in den unglaublichsten Behältnissen im Wald gefunden. Daher bleibt nur die generelle Regel: alles was nicht in den Wald gehört, ist verdächtig. Da leider aber viele Zeitgenossen den Wald als Müllkippe ansehen, wird man viel Müll untersuchen müssen, ohne eine Spur der Leiche zu finden.
In einem Laubwald kann sich in den Jahren eine meterdicke Laubschicht über einer ursprünglich auf dem Waldboden abgelegten Leiche aufgehäuft haben. Äste können sich durch Sturm und natürlichen Astbruch ebenfalls angehäuft haben, genauso kann der Täter schnell noch ein paar Äste über der Leiche aufgeschichtet haben. Fazit: auch diese sehr unwegsamen Stellen müsste man also akribisch absuchen. Wo man vor 7 Jahren vielleicht noch recht zügig entlang gehen konnte, kann es heute sehr mühsam sein. Dennoch darf man nicht aus dem heutigen Zustand schliessen, "dass der Täter unmöglich damals die Leiche dort abgelegt hat, weil es zu unbequem gewesen wäre."
Zur Einstimmung hier mal ein Bild einer professionellen Suche: