Mark_Smith schrieb:Möchte noch auf einen Artikel von mir über den zweiten Wiederaufnahmeantrag hinweisen, der auf justament online erschienen ist. Der Duktus ist kritisch und zwar kritisch gegenüber dem Bence Toth-"Lager". Das ist insbesondere deshalb so, weil die Medien ihre Aufgaben nicht wahrnehmen und kritisch gegenüber allen Seiten sind. Der Artikel ist somit quasi ein Korrektiv gegenüber den Mainstream-Medien. Der Münchner Parkhausmord: Querulanz oder berechtigtes Anliegen? https://justament.de/archives/10028
Zu diesem Artikel von Dir spare ich mir jetzt mal eine ausführliche Stellungnahme. Es ist die gleiche Vorgehensweise wie man sie schon aus dem Buch kennt: Ohne Kenntnisse des wirklichen Wiederaufnahmeantrags, ohne Kenntnis der Ermittlungsakten, auf Basis von Presseartikeln und Teilinformationen werden lange Texte geschrieben und damit nicht mehr als eine persönliche Meinung dargelegt.
Beispiele:"Des Weiteren ist nicht geklärt, ob die Bestimmung der Herkunft tatsächlich zu den anerkannten Standards einer DNA-Analytik gehört."
"Woher Petermann genau weiß, in welcher Position sich Bence Toth befand, als er sich über seine tote Tante beugte, bleibt offen. In den veröffentlichten Akten steht nichts darüber, an welcher Hand Toth den Puls fühlte. "
"Petermann stützt sich vermutlich alleine auf die Aussagen des verurteilten Täters."
"Wie nun Petermann auf diese Idee kommt, dass keine der fünf gefundenen Handschuhspuren als solche zu erkennen seien, ist mir nach dem bisherigen Wissensstand schleierhaft"
"Weshalb aber hat das die Verteidigung nicht bereits in der Hauptverhandlung festgestellt? Hier könnte man folglich auch Kritik an der Verteidigung üben, wenn dies erst ein privat ermittelnder Profiler nach über 12 Jahren feststellt."
"Weshalb ist es nun jedoch Petermann möglich, ein Zeitfenster zu bestimmen, das er am wahrscheinlichsten hält? Dafür musste er schließlich auch auf die Daten zurückgreifen (gemessene Körpertemperaturen), welche bereits der Rechtsmediziner des Gerichts berücksichtigte. Weiter stellt sich die Frage, weshalb er nun bei gleichen Annahmen bzw. Informationen zu einer anderen Berechnung kommt als der Sachverständige des Gerichts."
"Es drängen sich also folgende Fragen auf: Wie lange war dieser Gastronom in diesem Betrieb bereits tätig? Hat er immer die Bestellung der Charlotte Böhringer entgegengenommen? Wie häufig war sie dort zum Mittagessen? Hat man auch andere Zeugen befragt, die das bestätigen könnten und wenn nein, warum nicht?"
"Abgesehen davon ist nicht ersichtlich, weshalb die Verteidigung dies nicht bereits vorher kritisch prüfte und dies erst knapp 13 Jahre nach der Tat reklamiert."
Und dann kommen noch Behauptungen ohne jeglichen Beleg, wie diese hier:
"Diese Zeugenaussage des Geschäftsführers war für das Gericht glaubwürdig, sie wurde übrigens auch nie durch Bence Toth oder dessen Verteidigung bestritten."
Oder Beschuldigungen ohne jegliche Substanz:
Genauere Infos und Hintergründe dürfen momentan hier noch nicht kommuniziert werden, da die Veröffentlichung von rechtlichen Dokumenten und Inhalten eines laufenden Verfahrens nicht erlaubt ist.“
"Was natürlich eine Desinformation der Öffentlichkeit bzw. eine Falschinformation ist. Man kann sich fragen, ob dies bewusst und willentlich geschah oder nur ein Lapsus war. Man kann vermutlich eher von Ersterem ausgehen."
Dem Autor scheint die Vorstellungskraft zu fehlen, das sich aus den Ermittlungen von Axel Petermann und den Gutachten neue Beweise und Erkenntnisse ergeben haben könnten, die auf eine neue, zu untersuchende Tätergruppe hinweisen könnten.
Am Ende bleibt hängen: Der Autor des Textes stellt viele viele Fragen - weil er den Wiederaufnahmeantrag, die darin stehende ausführliche Argumentation und auch die Ermittlungsakten nicht kennt.
Am Ende kann man dem Autor dann aber in einem beipflichten:
Kritischer Journalismus sieht m. E. anders aus.