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Mordfall Charlotte Böhringer

28.934 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 10:42
@Interested

Die Medienaufmerksamkeit wird allenfalls noch diese Woche andauern und dann wieder auf null zurückgehen. Bringen wird es nichts. Am Ende wird es wieder nur Befangenheitsgesuche hageln, wie schon im ersten WA-Verfahren, wo die Vorsitzende Richterin am OLG verheiratet ist mit dem in diesen Fall nicht involvierten Chef der Münchener StA. Der Justizskandal wird weitergehen, keine Frage.

Was mich eher nervt, ist folgender Gedanke: Irgendwann 2030 wird Toth entlassen werden müssen. Er würde dann natürlich direkt Millionär und Geschäftsführer der Parkgarage werden - und vermutlich durch sämtliche Talkshows als Justizopfer tingeln.


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 10:43
Zitat von InterestedInterested schrieb:relevante Inhalte - und die kann ich momentan noch nicht ausmachen.
Du darfst sicher sein, dass es sonst keine relevante Inhalte mehr gibt. Die Verteidigung hat sicherlich ihr Pulver verschossen. Die Fallanalyse von 137 Seiten und der Wiederaufnahmeantrag von 102 Seiten werden dann noch viel Beigemüsse enthalten, also Rhetorik, um das Gericht zu beeindrucken. :-)
Und der Wiederaufnahmeantrag wird viele Wiederholungen produzieren, die bereits in der Revision, in der Verfassungsbeschwerde und im ersten Wiederaufnahmeantrag bereits gesagt wurden, obwohl eigentlich für einen zweiten Wiederaufnahmeantrag völlige irrelevant.


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 12:32
Habe gerade den Punkt 12-Beitrag auf RTL gesehen. Volksverdummung par excellence.

Ein Beispiel:

Weil Toth vom und zum Tatort mit einem Fahrrad gekommen sein soll, muss ihn jemand gesehen haben. Da ihn niemand gesehen habe, sei das äußerst zweifelhaft :D

Kein Wort davon, dass Toth das Fahrrad am Morgen nach der Tat mit einem Hochdruckreiniger gereinigt hat.


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 12:34
@all und an die Juristen

Habe gerade Punkt 12 RTL geschaut.
Dort behauptet Petermann, die Handschuhspuren wurden im Urteil mit Heimtücke in Verbindung gebracht. Ist das eine richtige Argumentation?

Wenn ein Täter eine Waffe mitbringt, ist es dann nicht auch eben Planung wie Handschuhe tragen?

Und reicht Habgier alleine nicht aus, um die Tat als Mord zu qualifizieren?


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 12:36
Die Vollendung mehrerer Mordmerkmale spielt einzig für die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld eine Rolle. Mord ist hier durch Habgier abgesichert.

Und nein, die Heimtücke hat natürlich nichts mit Handschuhen zu tun, sondern alleine damit, ob das Opfer mit einem Angriff rechnen musste oder nicht, also ob es arglos war.


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21.02.2019 um 12:41
@Deus_Ex_Machin

Ok, danke für die Auskunft!


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21.02.2019 um 13:05
Zitat von Deus_Ex_MachinDeus_Ex_Machin schrieb:Und nein, die Heimtücke hat natürlich nichts mit Handschuhen zu tun, sondern alleine damit,
Das sehe ich aber anders. Es könnte sogar nicht unbedingt ein Mord passiert sein. Denn Handschuhe könnten schon auf etwas geplantes hindeuten. Und Totschlag ist nun mal nicht geplant.


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21.02.2019 um 13:09
Zitat von MrSpocksMrSpocks schrieb:Das sehe ich aber anders. Es könnte sogar nicht unbedingt ein Mord passiert sein. Denn Handschuhe könnten schon auf etwas geplantes hindeuten. Und Totschlag ist nun mal nicht geplant.
Populäre Irrtümer müssen ja nicht unbedingt in diesem Forum ausgebreitet werden. "Planung" ist natürlich kein Abgrenzungskriterium zwischen Mord und Totschlag. Ein Totschlag kann geplant sein und ein Mord spontan erfolgen. Es geht hier nicht um deine Meinung, sondern um nachprüfbare Tatsachen unseres StGB.


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21.02.2019 um 13:28
Zitat von MrSpocksMrSpocks schrieb:Das sehe ich aber anders. Es könnte sogar nicht unbedingt ein Mord passiert sein. Denn Handschuhe könnten schon auf etwas geplantes hindeuten. Und Totschlag ist nun mal nicht geplant.
Wieso nennt sich jemand, der einen solchen Unsinn verbreitet, auch noch "MrSpocks"?

Das ist nicht logisch.


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 13:34
Heimtückische Tötung: Heimtückisch tötet, wer die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers bewusst zur Tatbegehung ausnutzt.

Das ist ein Merkmal für Mord. Bewusste Ausnützung ..... somit wäre eine Tat mit Handschuhen eine bewusste Handlung. Während Totschlag eben im Affekt passiert.


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21.02.2019 um 13:37
Zitat von MrSpocksMrSpocks schrieb:Während Totschlag eben im Affekt passiert.
Aber sicher doch.


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21.02.2019 um 13:39
Von 1871 bis 1941 hieß es im StGB:

§. 211.
Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung mit Ueberlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft.

§. 212.
Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung nicht mit Ueberlegung ausgeführt hat, wegen Todtschlages mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft.


Weil schon damals das Mordmerkmal "mit Überlegung" schlecht geeignet war, eine "normale" Tötung von einer "besonders verwerflichen" Tötung abzugrenzen (siehe die Androhung der Todesstrafe), haben die Nazis die noch heute gültige Fassung eingeführt. Gerade das Mordmerkmal der "Heimtücke" ist dabei rechtspolitisch schwierig, weil die meisten erfolgreichen Tötungen heimtückisch ausgeführt werden.


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21.02.2019 um 13:42
Zitat von monstramonstra schrieb:Weil schon damals das Mordmerkmal "mit Überlegung" schlecht geeignet war, eine "normale" Tötung von einer "besonders verwerflichen" Tötung abzugrenzen (siehe die Androhung der Todesstrafe), haben die Nazis die noch heute gültige Fassung eingeführt. Gerade das Mordmerkmal der "Heimtücke" ist dabei rechtspolitisch schwierig, weil die meisten erfolgreichen Tötungen heimtückisch ausgeführt werden.
Aber sind nun das Tragen von Handschuhen ein Hinweis für Mord? Oder spielt das Tragen von Handschuhen überhaupt keine Rolle ob es Mord oder Totschlag ist?


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21.02.2019 um 13:44
Zitat von MrSpocksMrSpocks schrieb:Das sehe ich aber anders. Es könnte sogar nicht unbedingt ein Mord passiert sein. Denn Handschuhe könnten schon auf etwas geplantes hindeuten. Und Totschlag ist nun mal nicht geplant.
Es bliebe ja immer noch das Mordinstrument, auch wenn die Handschuhe wegfallen würden. Und selbst wenn das nur ein Schraubenschlüssel war: Warum sollte man den mit- geschweige denn in der Hand führen wenn man bei dem Opfer vor der Tür steht?


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 13:48
Zitat von MrSpocksMrSpocks schrieb:Während Totschlag eben im Affekt passiert.
Und fahrlässige Tötung passiert mit noch mehr Affekt? Oder mit eher weniger?


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 13:49
Zitat von AndanteAndante schrieb:Und fahrlässige Tötung passiert mit noch mehr Affekt? Oder mit eher weniger?
Na, fahrlässige Tötung könnte ein Unfall sein?


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 13:50
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:Aber sind nun das Tragen von Handschuhen ein Hinweis für Mord? Oder spielt das Tragen von Handschuhen überhaupt keine Rolle ob es Mord oder Totschlag ist?
Von den Handschuhen alleine? Nein.

Wie immer: Das hängt davon ab. Also vom Gesamtbild der Tat.

Wenn man davon ausgeht, dass ein Täter Handschuhe anzieht, um Spuren am Tatort zu vermeiden, dann kann er sich auf die Tat vorbereitet haben. Das kann dann wieder ein Indiz dafür sein, dass der Täter die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers bewusst ausgenutzt hat.

Aber eine heimtückische Tötung ist vorliegend auch ohne Handschuhe möglich. Sie wäre nicht mehr möglich, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass ein Streit vorausgegangen war und der Täter das Opfer offen angegriffen und dann erschlagen hat. Bei einer solchen Spurenlage spielt es dann keine Rolle mehr, ob der Täter Handschuhe anhatte oder nicht.


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21.02.2019 um 13:50
Zitat von falstafffalstaff schrieb:war: Warum sollte man den mit- geschweige denn in der Hand führen wenn man bei dem Opfer vor der Tür steht?
Da wurde doch nichts gefunden? Also könnte es auch etwas aus der Wohnung gewesen sein?


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21.02.2019 um 13:56
Zitat von monstramonstra schrieb:Aber eine heimtückische Tötung ist vorliegend auch ohne Handschuhe möglich. Sie wäre nicht mehr möglich, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass ein Streit vorausgegangen war und der Täter das Opfer offen angegriffen und dann erschlagen hat.
Und wie steht es hier mit dem Mordmerkmal Habgier?
Wann wäre das Mordmerkmal Habgier weg? Wenn der offene Streit nix mit Erbschaft, Geschäftsführertätigkeit und Diebstahl zu tun hat?


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Mordfall Charlotte Böhringer

21.02.2019 um 14:14
Zitat von Mark_SmithMark_Smith schrieb:Und wie steht es hier mit dem Mordmerkmal Habgier?
Für Habgier müsste ein „rücksichtsloses Streben nach Gewinn um jeden Preis“ tatbeherrschendes Motiv gewesen sein. Da haben die objektiven Tatumstände erstmal wenig dazu beizutragen. Hier handelt es sich - wie beim Vorsatz - um eine innere Tatsache.

Mal angenommen, der Verurteilte ist am Tattag von seiner Tante wieder gedemütigt und gemaßregelt worden. Es kam zur offenen Auseinandersetzung und Herr Toth hat aus Verzweiflung und Scham seine Tante erschlagen. Erst danach kam er auf die Idee, Geld zu entwenden und evtl. Spuren zu verwischen.

Dann gibt es keine Habgier. Ob "sonstige niedrige Beweggründe" (auch noch ein Mordmerkmal) vorliegen könnten, lasse ich mal beiseite.

Nun hat Herr Toth eine solche Version nicht vorgetragen. Und die Spurenlage indiziert sie auch nicht. Dann erscheint es angesichts der Gesamtumstände (heimtückische Tötung plus finanzielle Abhängigkeit des Täters vom Opfer plus Erbe) doch sehr wahrscheinlich, dass finanzielle Motive die Tat (mit-)beherrscht haben.

Wie immer bei "Indizienprozessen" (also Verfahren ohne Geständnis oder naturwissenschaftlichen Beweis), verbleibt ein Raum an Ungewissheit und Nichtkenntnis der genauen Tatumstände und Motive. Damit die Gerichte bei solchen Prozessen verurteilen können, muss man ihnen die Freiheit geben, auch ohne absolute Sicherheit von der Schuld überzeugt zu sein. Hier sind die Rahmenbedingungen (etwaiges Motiv, Abhängigkeiten, Persönlichkeiten von Täter und Opfer) schon sehr konfliktträchtig. Und die meisten Tötungen sind aus Sicht des Täters die Lösung eines unauflösbaren Konflikts. Hier wäre der Verurteilte ohne seine schwierige Tante eine Menge Probleme los gewesen. Habgier als Tötungsmotiv drängt sich einfach auf.


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