Mordfall Charlotte Böhringer

@SistaB

Na ja generell als Geschäftsführer hätte er keine Chance gehabt. Er hatte ja keinerlei abgeschlossene Ausbildung.
Sein Ziel war es ja immer, die Parkgarage eigenverantwortlich zu leiten. Sozusagen als Autodidakt
Dass man mit 31 keine Lust hat, noch einmal bei null anzufangen, ist grundsätzlich nachvollziehbar. Vor allem, wenn die vielen vielen Kumpels und Kumpelinen aus der Clique langsam anfingen richtig gutes Geld zu verdienen.
Seine 1030 Euro netto wäre er so schnell nicht steigern können, würde er eine neue Ausbildung angefangen haben.

SistaB schrieb:Vllt. sollte Bence sich nochmals auf eine Ausbildung/Studium konzentrieren und diesmal nicht nebenher (so viel?) arbeiten?

Jetzt im Gefängnis? Und welches Geschäft soll er denn in etwa 20 Jahren, wenn er entlassen wird, führen?

meermin schrieb:Wenn jeder Studienbabbrecher, dem die Eltern drohen den Geldhahn zuzudrehen zum Mörder würde und somit ein Motiv hätte jemanden umzubringen, dann gäbe es viele Morde überall auf der Welt.

Oh Mann -.- Wenn jeder, der sich über seine Nachbarn ärgert, gleich die ganze Familie vernichtet wie Herr Darsow, wäre Deutschland leergeschossen.

Haben und hätten die Eltern ihm überhaupt was geben können? Hast du Einblick in deren Finanzen? Wirft eine kleine Schwimmschule denn so viel ab? Warum musste ihn dann die Tante unterstützen, wenn die Eltern selbst wohlhabend waren?

@Frau.N.Zimmer

Interessante Frage. Der Mann, der seine Nachbarn erschoss, hat eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen. Im Gefängnis.
Von der Seite her hört man im Fall Bence Tot gar nichts.
Die Optionen gibt es in Straubing auch.

Butzeller schrieb:Von der Seite her hört man im Fall Bence Tot gar nichts.
Die Optionen gibt es in Straubing auch.

Doch, doch, er lernt doch irgendein Musikinstrument :) Was auch sonst? Wenn er entlassen wird, ist er kurz vor der Rente und Geld ist ja da. Seine letzten Jahre wird er sich nicht noch mit Arbeit verderben.

@ meermin

1. Was genau wäre denn das gesellschaftliche Vorurteil? Die Frage stellt sich doch auch gleich, ob Du Dich nicht ein Vorurteil bedienst und zwar, was die Gesellschaft für Vorurteile besitzt.
2. Es wird nicht jeder Studienabbrecher zum Mörder wie auch nicht jeder Raucher Krebs bekommt und auch nicht jeder Mann einen Anschlag verübt, obwohl über 90% der Männer Anschläge verüben. Davon geht aber m.E. das Gericht auch nicht aus.
3. Jedes Motiv für einen Mord etc. wird schlussendlich ein Konstrukt sein, wo man nie zu 100% weiss, ob genau diese Umstände dazu geführt haben, dass ein Täter aus diesen oder jenen Gründen gehandelt hat.
4. Du schliesst vom Allgemeinen auf das Konkrete, kann man selbstverständlich machen, wird aber dem konkreten Fall nicht gerecht. Auch Du kannst nicht in Bence hineinschauen und weisst nicht, ob er die Sache ganz anders eingeschätzt hat, also Du unterstellst.
5. Testamente wurden auch nicht einfach immer wieder geändert, sondern die letzte Änderung fand vier Jahre vor dem Tod der Tante statt.
6. Meine Überlegungen, dass die Ausbildungslüge und die Hochstapelei ein gutes Motiv für Bence abgeben, ist einfach die Tatsache, dass der Bence keinen legalen Plan B hatte. Spätestens ab Juni 2006 musste er Tabula rasa machen: entweder vollständig die Hosen runterlassen und sagen: ich bin ein Hochstapler und Ausbildungslügner oder in die USA auswandern, wo ihn niemand kennt. :-)
7. Auffallend ist doch: Seine Freundin, die Frauke hat es ja nach ihren eigenen Aussagen bereits einige Zeit geahnt, dass etwas nicht stimmt mit dem Studium. Und sie hat ihn offenbar auch darauf angesprochen: und sie hat ihn vermutlich sehr empathisch darauf angesprochen und ihm gesagt, dass sie vollstes Verständnis dafür haben würde. Aber: der Bence konnte auch der Person, die mit grösstem Verständnis und Empathie auf seine Probleme reagierte keinen reinen Wein einschenken. Das zeigt doch: für Bence war die Ausbildungslüge wie die Hochstapelei und das Zugeben dieser extrem schambehaftet: er hatte keinen legalen Plan B., wie er aus dieser Nummer wieder herauskommt.

@Frau.N.Zimmer

Ich dachte, er will Schauspieler werden. Aber ein Musikinstrument zu beherrschen ist nie verkehrt. Da hat man was Eigenes. Da hat man was fürs Leben.
Aber ein Diplom wird es da nicht geben.
In Straubing werden nur handwerkliche Berufe mit Abschluss angeboten.

SistaB schrieb:Vllt. sollte Bence sich nochmals auf eine Ausbildung/Studium konzentrieren und diesmal nicht nebenher (so viel?) arbeiten? Denn ganz ohne Abschluß hätte er sicher schwer gehabt als GeFü anerkannt zu werden...

Genau das könnten die Überlegungen gewesen sein, ich denke Charlotte Böhringer mochte ihre Neffen, sie scheint eine ganz spezielle Art gehabt zu haben, dies zum Ausdruck zu bringen, aber sie könnte genau wie sich sorgende Eltern nach einer Lösung gesucht haben, trotz ihrer Verärgerung und sicher auch grossen Enttäuschung. Zuckerbrot und Peitsche , das scheint mir ihre Devise gewesen zu sein. An finanziellen Mitteln für eine studienmässige Korrektur Bences hätte es auf jeden Fall nicht gefehlt.

Mich verwundert es darüberhinaus sehr, dass kein hinterlegtes Testament vorhanden war. Frau Böhringer nahm ständig Hilfe in Anspruch, es gab einen Steuerberater an ihrer Seite und es ging immerhin nicht um das Ersparte einer Rentnerin, sondern um das Vermögen eines millionenschweren Betriebes.

Da wäre es wirklich sehr aussergewöhnlich gewesen, wenn nur ein handschriftliches Testament , dass auch noch reltiv offen auf dem Schreibtisch in der Privatwohnung deponiert war vorhanden gewesen wäre.

Aber es scheint ja so gewesen zu sein, wirklich sehr aussergewöhnlich.

meermin schrieb:Da wäre es wirklich sehr aussergewöhnlich gewesen, wenn nur ein handschriftliches Testament , dass auch noch reltiv offen auf dem Schreibtisch in der Privatwohnung deponiert war vorhanden gewesen wäre.

Aber es scheint ja so gewesen zu sein, wirklich sehr aussergewöhnlich.

Ich denke, das ist unstrittig. Es gibt kein hinterlegtes Testament.
Ich denke dies möglicherweise auch deshalb, weil sie diese vergleichsweise häufig geändert hat. Es wurden drei Versionen gefunden.

Ja Geld war reichlich vorhanden, aber ihre Mitarbeiter, auch diese aus der Familie, hielt sie sehr kurz.
Rund 1000 Euro in München sind ein Taschengeld.
Seine Verlobte muss wohl zu Studierenzeiten besser ausgestattet gewesen sein, wie finanziert man sonst eine Wohnung in Schwabing und Auto?
Von den kleinen Geldgeschenken der Tante konnte er keine großen Sprünge machen.

Butzeller schrieb:Ich denke, das ist unstrittig. Es gibt kein hinterlegtes Testament.
Ich denke dies möglicherweise auch deshalb, weil sie diese vergleichsweise häufig geändert hat. Es wurden drei Versionen gefunden.

Das spräche meiner Ansicht nach dafür, dass es der Verfasserin des Testaments noch nicht wirklich Ernst war mit dem Abtreten und dem Gedanken an den eigenen Tod und der Planung und Vorsorge für diesen Zeitpunkt.

Das Testamentverfassen wurde von Frau Böhringer als ein Sanktionsmittel eingesetzt, daher auch das offene Deponieren des Testaments auf dem Schreibtisch ihrer Wohnung.Normalerweise, so kenne ich es, werden Testamente, wenn sie nicht beim Nachlassgericht hinterlegt werden, in einem Safe aufbewahrt und sie werden in der Regel, wenn man es wirklich Ernst meint mit Hilfe eines Notars aufgesetzt.

Das Testamentverfassen von Frau Böhringer diente meiner Ansicht nach einem ganz anderen Zweck und genau so wurde es sicher auch von allen, die davon wussten wahrgenommen. Und natürlich hatte sie nebenbei auch noch eine kleine Vorsorge getroffen, falls ihr doch einmal etwas zustossen sollte. Wirklich mit ihrem Ableben gerechnet scheint sie aber nicht zu haben. Insofern hätte Bence einfach abwarten können, auf die negative Sanktion wäre sicher bei erfolgreicher Aufnahme einer Ausbildung eine positive Sanktion erfolgt. Das bisher an den Tag gelegte VErhaltensmuster von Charlotte Böhringer gab Anlass dies so anzunehmen . Also weit und breit kein Motiv für einen Mord.

meermin schrieb:Und natürlich hatte sie nebenbei auch noch eine kleine Vorsorge getroffen, falls ihr doch einmal etwas zustossen sollte

Was meinst du damit?
Ein handgeschriebenes Testament ist gültig. So war es auch hier.
Ich rechne auch nicht mit meinem Ableben, habe aber trotzdem schon lange ein Testament gemacht, damit meine Frau keine Probleme bekommt.
Ich kann leider deiner Argumentation bezüglich des Mordmotives nicht folgen.

meermin schrieb:Frau Böhringer nahm ständig Hilfe in Anspruch, es gab einen Steuerberater an ihrer Seite

Klingt fast so, als sei sie nicht fähig gewesen, das Unternehmen selbst zu führen.
Ein Steuerberater, der ist unerlässlich bei so einem Unternehmen und keine Hilfe, die man braucht, weil man selbst zu doof ist.
Auch ein Bence als Volljurist und GF hätte die Dienste eines solchen in Anspruch nehmen müssen.

@meermin
Danke, Du hast mich bzgl. Ausbildung verstanden. Ich glaube auch, dass CB an Bence etwas fand. Deshalb die Überlegung ihn vorerst! in der FA zu entlasten, damit der Junge noch einen Abschluß macht.
Das CB kein Testament hinterlegt hat, ist in der Tat ungewöhnlich. Zumal, wenn "nur" ein Neffe (es gab ja mind. 2!) Hauppterbe ist. Da kann es schnell zu Rechtsstreitigkeiten kommen.

Das Bence anscheinend ich unangepasst vor GEricht verhalten hat, gibt mir ebenfalls zu denken. 1. wird ihm zumindest sein Verteidiger davon abgeraten haben und lässt für mich folgenden Schluß zu: er war überzeugt als freier Mann den Gerichtssaal zu verlassen.

LG

SistaB schrieb: Deshalb die Überlegung ihn vorerst! in der FA zu entlasten, damit der Junge noch einen Abschluß macht.

FA? magst du das mal ausschreiben?

SistaB schrieb:Das CB kein Testament hinterlegt hat, ist in der Tat ungewöhnlich.

Es wurde doch ein Testament gefunden, verstehe ich gerade nicht.

SistaB schrieb:Deshalb die Überlegung ihn vorerst! in der FA zu entlasten, damit der Junge noch einen Abschluß macht.

Dass er sie belogen, betrogen und beklaut hat, spielte bei dieser " Entlastung" natürlich keine Rolle? Auch erteilt man gleich Hausverbot und nimmt demjenigen gleich die Schlüssel ab um ihn zu entlasten...

@emz

Ich glaub das soll Firma heissen :) Dachte auch erst an Finanzamt ;)

SistaB schrieb:Danke, Du hast mich bzgl. Ausbildung verstanden. Ich glaube auch, dass CB an Bence etwas fand. Deshalb die Überlegung ihn vorerst! in der FA zu entlasten, damit der Junge noch einen Abschluß macht.

Wie kommst Du denn auf diese Annahme?
Der Entzug der Büroschlüssel, verbunden damit, dass er keine Parkkassenautomaten mehr entleeren durfte und die Tante nicht mehr wollte, dass er noch alleine im Büro ist, lässt nicht gerade auf einen geordneten Rückzug schliessen, sondern das zeugt von höchstem Misstrauen und Zurückstufung bei den Kompetenzen wegen fortschreitendem Misstrauen.

@emz
FA= Firma
Testament war vorhanden ja, aber nicht bei einem Notar etc. hinterlegt. Also es wundert mich, dass CB ihr Testament "einfach" nur zu Hause auf dem Schreibtisch liegen liess.

@Frau.N.Zimmer @Mark_Smith

Ich habe mich erst gestern in den Fall eingelesen, deshalb ist es für mich neu, dass die Tante solch eindeutig harten Sanktionen verhangen hatte. Sind diese Sachen wie Hausverbot, Schlüsselabnahme dokumentiert?, z.B. als schriftliche Kündigung, Einbeziehen eines Rechtsanwaltes oder eine Zeugenaussage? Und falls ja, war es immer der gleiche Zeuge? Wie steht dieser im Verhältnis zu CB?

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich glaub das soll Firma heissen :) Dachte auch erst an Finanzamt ;)

Danke, kam da wirklich nicht drauf. "Firma" ist ja auch ein so langes Wort, das muss man natürlich abkürzen.

Mark_Smith schrieb:Der Entzug der Büroschlüssel ... zeugt von höchstem Misstrauen und Zurückstufung bei den Kompetenzen wegen fortschreitendem Misstrauen.

Stellt doch der Besitz von Büroschlüsseln selbst erst mal keinerlei Belastung dar, wenn damit keine Aufgaben verbunden sind.

SistaB schrieb:Ich habe mich erst gestern in den Fall eingelesen, deshalb ist es für mich neu, dass die Tante solch eindeutig harten Sanktionen verhangen hatte. Sind diese Sachen wie Hausverbot, Schlüsselabnahme dokumentiert?, z.B. als schriftliche Kündigung, Einbeziehen eines Rechtsanwaltes oder eine Zeugenaussage? Und falls ja, war es immer der gleiche Zeuge? Wie steht dieser im Verhältnis zu CB?

Sie sind unbestritten: Soll heissen: wenn der Anwalt von Bence das nicht bestreitet, darfst Du davon ausgehen, dass es richtig ist. Und ja: Es gab mehrere Zeugen, die das vor Gericht bestätigten.