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Mordfall Charlotte Böhringer

28.687 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

16.11.2015 um 12:18
Zitat von eldeceldec schrieb:Diese Argumentation verstehe ich jetzt leider nicht. Kannst du noch mal erklären, wieso das nicht gegen die Tatausführung durch einen Linkshänder spricht? Mir scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein.
War ein Leichtsinnsfehler von mir, danke für den Hinweis:

Natürlich musste der Satz heißen

" Diese Erkenntnis spricht also nicht unbedingt gegen die Tatausführung durch einen Rechtshänder ".


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16.11.2015 um 12:26
Zitat von eldeceldec schrieb:Hätte ein Linkshänder nicht die ersten Schläge mit links ausgeführt und dann - wie du vermutest - die Schlaghand gewechselt und mit rechts zugeschlagen?
Das schon, aber die Tür öffnete in diesem Fall linksrum (aus Sicht des Täters der vor der Tür steht). Finde ich schon plausibel, dass man für den in diesem Moment wichtigsten Teil, nämlich dass die Tür geöffnet bleibt, auch die "starke" Hand nimmt. Zumal man sonst auch hätte über Kreuz fassen müssen (mit der rechten Hand die Tür nach links aufdrücken und mit der linken Hand die Schläge auf die Person rechts einleiten, klingt ziemlich unbequem)


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16.11.2015 um 12:45
@Mahoni
Ich muss gestehen, dass ich die Dokumentation nicht komplett gesehen habe, so dass mir einzelne Aspekte entgangen sind.
War also die Tür (vom Täter aus gesehen) links angeschlagen und ging nach innen auf? Wurde gesagt, warum die Frau ihren Neffen nicht hätte hereinlassen, sondern ihm die Tür vor der Nase hätte zuschlagen sollen? Oder ging das Schlagen schon an der Türschwelle los?

Mir ist nur aufgefallen, dass auf den Tatortfotos eine sehr große Menge Blut zu sehen war, auch der Täter hätte über und über mit Blut bespritzt sein müssen. Weiß man, ob und wo er sich gereinigt bzw. umgekleidet hat? Trotzdem sehr gewagt, in diesem Zustand mit dem Fahrrad durch die Stadt zu radeln.

Ich habe von dem Fall überhaupt weiter keine Ahnung, also bitte nicht böse sein, wenn meine Fragen hier alle schon lang und breit besprochen worden sein sollten.


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16.11.2015 um 13:07
@eldec
genau, rechts an der Tür war die Schließanlage und Klinke, dementsprechend nach links innen öffnend (aus der Sicht von vor der Wohnung eben).
Warum er nicht einfach geklingelt hat, das weiß man nicht. Vlt ein Streit kurz davor von dem niemand wusste? In der Doku wird gesagt, dass das Opfer darauf bedacht war, dass die Wohnungstür von außen nicht als solche zu erkennen war. Vlt hatte sie dementsprechend keine Klingel? Und laut Klopfen und seinen Namen rufen wollte er dementsprechend nicht?
Wo und ob er sich gereinigt/umgezogen hat, das weiß man nicht. Aber an sich sollte es ja kein Problem sein sich in der Wohnung flink umzuziehen. Aber ohnehin ist beschmutzte Kleidung ein Problem, welches jeder Täter gehabt hätte, egal ob Bence oder nicht


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16.11.2015 um 13:17
Zitat von MahoniMahoni schrieb:Wo und ob er sich gereinigt/umgezogen hat, das weiß man nicht. Aber an sich sollte es ja kein Problem sein sich in der Wohnung flink umzuziehen. Aber ohnehin ist beschmutzte Kleidung ein Problem, welches jeder Täter gehabt hätte, egal ob Bence oder nicht
Ein Insider wäre in dieser Hinsicht sogar klar im Vorteil gewesen, weil er am ehesten gewusst hätte wie (und vor allem wann) man den Tatort möglichst unbemerkt betreten und wieder verlassen kann. Für einen Zufallstäter müssten gleich eine ganze Reihe günstiger Umstände angenommen werden , damit ihm das gelingt.


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16.11.2015 um 13:37
@KonradTönz
Genau, das Opfer lebte nicht in einer klassischen Stockwerkswohnung mit Klingelschild unten und Türschild oben. Das ist alles im Urteil nachzulesen. Der Täter muss über die Wohnverhältnisse Bescheid gewusst haben, da man (auch wegen einer Stahltüre) vom Treppenhaus aus nicht erkennen kann, dass im Dachgeschoß jemand wohnt.

@katinka
Es reicht nicht, aus, wenn man ein Kettenglied der Indizienkette als nicht nachvollziehbar bezeichnet, da man die seltsame Fahrt nach Augsburg, die Blutspuren auf einem Geldschein, die Stadtteilausgaben von AZ, TZ und Bild in der Wohnung von BT, das zunächst falsche Alibi seiner Freundin und den verheimlichten Abbruch des Studiums dadurch nicht wegdiskutieren kann, den vorherigen Streit mit dem Opfer und die Bareinzahlungen auf dem Konto von BT kurz nach einem entsprechenden Geldschwund in der Parkhauskasse, Fingerabdrücke auf dem Dokumentenordner und andere belastende Indizien auch nicht.


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16.11.2015 um 18:28
Nein. Das kann man nicht.

Aber man kann auch nicht wegreden, dass das Zeitfenster sehr eng war, ihn keine Kamera erfasst hat, es mehrere nicht identifizierte DNA Spuren gibt. Und auch wenn die Wohnung nicht als solche erkennbar war, dann wird es immer wieder Leute geben, die es wissen und weitergeben.

Man kam nicht einerseits sagen, alles was ihn belastet, ist auch einzeln gesehen belastend und gleichzeitig, dass man einzelne Indizien nicht anzweifeln darf, weil man immer die Gesamtmenge sehen soll.



Für die Zeitungen wurde z. B. eine Erklärung geliefert. Von einem falschen Alibi der Freundin habe ich bisher nichts gefunden. Nur, dass er ein Alibi hatte, bis auf eine halbe oder ganze Stunde und man die Tatzeit da noch hinbekommt.

Das mit den Geldscheinen finde ich z. B. sehr belastend. Aber warum er die bei sich trug, wird nirgends beantwortet. Hat er sich dazu nicht geäußert? War er so dumm sie nach dem Auffinden der Tante mitgehen zu lassen? Waren die Blutspuren schon älter und er hatte die Scheine schon länger in Besitz? Sind die Blutspuren nach dem Auffinden herangekommen? Oder hat er sie im Zusammenhang mit der Tötung mitgehen lassen?

Warum hat er das neue Testament nicht vernichtet, dass seinen Anteil schmälert, wenn er es angeblich an Tattag in der Hand hatte?



Ich kann auch den Wechsel zwischen links und rechts nicht nachvollziehen. Ich hole mir gegebenenfalls Hilfe, durch den linken Arm, wenn mein rechter Arm erlahmt (z. B. beim Holzhacken), schlage dann mit beiden, aber ich würde nie nur mit Links zuschlagen. Zu wenig Kraft, zu wenig Zielgenauigkeit.




Der Steuerberater hat vor Gericht erzählt, dass das Opfer ihm erzählt hat. BT hätte das Studium abgebrochen. Auch das sie nicht begeistert war.

Warum sagt man dann trotzdem, dass sie nichts wusste.

Das ist so etwas, was nicht passt. Man hat nicht mal versucht ihm nachzuweisen, dass er das nicht gewusst hat, von falschen Voraussetzungen ausging. Man hat einfach gesagt die Tante wusste es nicht. Das gibt einem das Gefühl von was nicht passt wird passend gemacht.


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16.11.2015 um 18:34
@Katinka1971
Zitat von Katinka1971Katinka1971 schrieb:Mich verwundert aber auch hier, mit welchem Eifer manche hier dabei sind. Sich furchtbar aufregen, wenn es darum geht, dass das Urteil angezweifelt wird. Warum?
Mit Verlaub - eine "furchtbare Aufregung" könnte ich geneigt sein, eher aus deinen Postings herauszulesen. Es ist ein stückweit problematisch, wenn du in diesen Thread rauschst, von Vorverurteilung, schlampiger, einseitiger Ermittlung sprichst und bestimmten Usern darüber hinaus Voreingenommenheit und Ignoranz unterstellst und diese Vorwürfe (denn Argumente sind es nicht) sich auf folgende Basis gründen:
Zitat von Katinka1971Katinka1971 schrieb:Ich kenne den Fall nicht wirklich genug
Hier im Thread ist die Urteilsbegründung zu lesen, aus der hervorgeht, dass diese Hinweise, von denen du sprichst, nicht ignoriert, sondern in Erwägung, jedoch als nicht hinreichend bewertet wurden, im Rahmen der Gesamtschau der Indizien, die @Flusspanther hier schön zusammengefasst hat.
Zitat von Katinka1971Katinka1971 schrieb:Warum kann man nicht sachlich diskutieren. Entlastenden wahrnehmen und nicht kleinreden? Auch Zweifler ernst nehmen. Derjenige ist doch hinter Gitter. Was ist der Grund sich da so einzuhängen? So emotional zu reagieren?
Wie gesagt, ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber auf den letzten Seiten dieses Threads fallen mir eher deine Postings als überaus emotional auf, als andere. In den kompletten, mehr als 500 Seiten dieses Threads wurden alle Indizien dieses Falls sehr kritisch diskutiert. Eine sachliche Diskussion ist jedoch an der Stelle nicht mehr möglich, wenn Kritiker dieses Urteils das Urteil nicht gelesen haben. Mit Allgemeinplätzen, einem Bauchgefühl und Eindruck kann nicht faktenorientiert und sachlich diskutiert werden.


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16.11.2015 um 21:26
Wurde im Urteil eigentlich darauf eingegangen, dass Bence sich theoretisch in der Wohnung umgezogen haben könnte? Hatte das an irgendeiner Stelle Bedeutung? Ich meine nicht.


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16.11.2015 um 22:26
Ich kann mich noch sehr gut an eine Doku zur Verurteilung von Bence Toth erinnern. Diese Doku habe ich zufällig vor mehr als zwei Jahren im Fernsehen gesehen.

In dieser Doku, in der seine Freunde und besonders seine damalige Freundin und deren Kampf für die Freiheit von Bence Toth gezeigt wurden, war eine klare Tendenz zu erkennen: "Bence Toth ist unschuldig!"

Ich habe mich dann vor allem hier eingelesen und bin mittlerweile der Meinung: "Bence Toth hat Frau Böhringer umgebracht und sitzt zu Recht im Gefängnis."

@Katinka1971
Ich gehe davon aus, dass du einen ähnlich tendenziöses Machwerk gesehen hast wie ich. Die Familie Toth ist ja jetzt sehr reich und da vermute ich mal, dass man das geerbte Geld auch in die Herstellung von Dokumentationen zum "Justizskandal" Bence Toth steckt.

Hier im Thread äussern sich die Kritikern des Urteils und auch die Befürworter des Urteils. Wer sich die Argumente von beiden Fraktionen zu Gemüte führt, wird meiner Meinung nach, dem Urteil des Gerichts zustimmen müssen.


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16.11.2015 um 23:54
@Mahoni
@Vinni

Bence hatte doch den deutlichen „Vorteil“, dass sein Auto zur Tatzeit auf der Ebene der Böhringer-Eingangstür geparkt war. Somit diente sein Auto vmtl. als Zwischenlager für die Tatwaffe und möglicher Kleidungsstücke. Sowohl vor, als auch nach der Tat.
Ich wüsste jetzt aber auch nicht mehr, ob im Urteil hierzu in irgendeiner Form ein Szenario „aufgemalt“ wurde.


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17.11.2015 um 07:45
Zitat von obskurobskur schrieb:Es geht im Verlauf auch um den Radweg, den er gefahren sein müsste und dass er auf keiner Überwachungskamera auf diesem Wege gefilmt wurde. Wurden diese denn überhaupt zeitnah angesehen? Die werden doch in der Regel immer überschrieben?
Da frage ich mich auch welche Kameras das sein sollen? Über rote Ampeln wird er ja kaum geradelt sein.

@all
Hat von Euch jemand vorher schon von Kameras gelesen? Ist mir das entgangen? Oder ist das wieder so ne Nummer wie mit dem Wasserverbrauch für sein Alibi-Erkältungsbad?


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17.11.2015 um 08:53
Zitat von Katinka1971Katinka1971 schrieb:Der Steuerberater hat vor Gericht erzählt, dass das Opfer ihm erzählt hat. BT hätte das Studium abgebrochen. Auch das sie nicht begeistert war.

Warum sagt man dann trotzdem, dass sie nichts wusste.
Ich weiß nicht genau was dazu im Urteil steht - persönlich empfinde ich es allerdings nicht als einen signifikanten Unterschied, ob die Tante nun ganz sicher von einem Studienabbruch wusste oder nicht. Sie hat es mindestens geahnt, vielleicht auch ganz sicher gewusst und die Drohung einer Enterbung hing wie ein Damoklesschwert über Bence. In Kombination mit den anderen Böcken die er geschossen hatte (Diebstahl) wurde die Situation für ihn zunehmend brisanter. In dieser Hinsicht hätte sogar geradezu akuter Handlungsbedarf bestanden, wenn die Tante definitiv von dem Studienabbruch gewusst hätte.
Also: Wenn der Steuerberater hinterher behauptet dass die Tante ob des ihr bekannten Studienabbruches nicht begeistert war, spricht das gerade nicht gegen die Motiv(re)konstruktion, sondern bestätigt vielmehr die im Urteil angenommene Zuspitzung im Verhältnis zwischen Tante und Neffe im unmittelbaren Vorfeld der Tat.


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17.11.2015 um 09:14
Meines Wissens hat der Steuerberater im Zivilprozess anders ausgesagt, als im Strafprozess. Für das Wiederaufnahmeverfahren spielte das aber keine Rolle.


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Mordfall Charlotte Böhringer

17.11.2015 um 09:35
Zitat von FlusspantherFlusspanther schrieb:Meines Wissens hat der Steuerberater im Zivilprozess anders ausgesagt, als im Strafprozess. Für das Wiederaufnahmeverfahren spielte das aber keine Rolle.
Das scheint häufiger vorzukommen bei solchen Fällen - hinterher fühlen sich wesentliche Zeugen falsch verstanden oder interpretiert ("Das habe ich so nie gesagt"). Gibt es auch im Babenhausener Fall...

Bei näherer Betrachtung handelt es sich dann aber meistens nicht um fundamentale Widersprüche, sondern es geht um Nuancen die den Sinn der Aussage nicht wesentlich verfälschen (z.B. "häufig" anstatt "oft", oder "sehr" anstatt "ziemlich"). Diese marginalen Unterschiede werden dann allerdings von Interessengruppen im Nachhinein gerne zu fundamentalen, geradezu skandalösen Wortverdrehungen hochgespielt.


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17.11.2015 um 18:24
Zitat von Katinka1971Katinka1971 schrieb:Der Steuerberater hat vor Gericht erzählt, dass das Opfer ihm erzählt hat. BT hätte das Studium abgebrochen. Auch das sie nicht begeistert war.

Warum sagt man dann trotzdem, dass sie nichts wusste.
Weil sich der Steuerberater in seiner Aussage vor Gericht nicht mehr erinnern konnte, was genau Frau Böhringer zum Studienstatus ihres Neffen gesagt hatte: "beendet, abgebrochen oder nicht fortgeführt".
Der genaue Wortlaut wäre jedoch wichtig gewesen, um eine konkrete Einschätzung zu treffen, ob sie von der Studienlüge wusste oder nicht. Da das gesamte restliche Umfeld die gleiche Information hatte, nämlich dass Bence aktiv studiere, sein erstes Staatsexamen erfolgreich abgelegt hatte und nebenbei in einer Beraterfirma arbeite, musste die Aussage des Steuerberaters als "mehrdeutig" und somit nicht stichhaltig gewürdigt werden.

Die ausführliche Begründung findest du hier:

http://www.probence.de/die-verfahren/urteil/ (Archiv-Version vom 14.11.2015)
Zweiter PDF-Screen, Seite 12 = ab Urteilsseite 64


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Mordfall Charlotte Böhringer

17.11.2015 um 20:20
Die "Studienlüge" ist ein Schwachpunkt des Urteils. Ich vermute die Staatsanwaltschaft war so angepisst von Bence's Verhalten, dass sie die Maximalvariante raushauen wollte.

Tatsächlich ist der Wissensstand der Tante meiner Meinung nach hinsichtlich eines Motives sekundär.

Fakt ist Charlotte Böhringer war wohlhabend
Fakt ist bei der heutigen Lebenserwartung hätte sie noch mindestens 25 Jahre leben können
Fakt ist es gab immer wieder Spannungen zwischen Bence und Tante
Fakt ist die Tante hat die Neffen eher an der kurzen Leine gehalten
Fakt ist aber auch, dass es je nach Lust&Laune, Erfolg&Misserfolg finanzielle Zuwendungen gab
Fakt ist der gesamte Broterwerb der Familie war an Charlotte Böhringer gekoppelt
Fakt ist das meiste Geld braucht ein Mensch zu Zeiten der Familiengründung mit einem Peak bei der Versorgung von Halbwüchsigen
Fakt ist der Freundeskreis wusste nicht Bescheid über den Abbruch des Studiums
Fakt ist der Freundeskreis war anders als Bence beruflich erfolgreich

Wäre Bence nicht verurteilt worden, hätte er auf so vielen Ebenen von deren Tod profitiert.
Geld noch und nöcher, finanzielle Freiheit für die (Kern)familie Toth, eine berufliche Aufgabe mit eigenem Gestaltungsraum, keine Zeit mehr um seiner Tätigkeit als "Jurist" nachzugehen.

De facto hatte er bei der Zuspitzung der Lage genau 2 Möglichkeiten:
1)Er löst sich, startet noch einmal eine Ausbildung, beichtet Frauke & den Freunden alles
2)Er beseitigt die Tante

Noch weitere 25 Jahre für maximal die Hälfte des Gehaltes seiner Freunde arbeiten. 5 Trilliarden Seitenhiebe zum Studienabbruch und zur Freundin/Ehefrau/Kindern, immer neue Ausreden für die Freunde finden. Die Art wie Bence vor und nach der Tat auftrat, war er nicht der Typ das langfristig auszuhalten. Und gleichzeitig zu schwach und "faul" sich zu lösen.
Leider gab es anscheinend auch in der Familie nie Impulse sich finanziell zu befreien.
So richtig mochte man Lotti nicht, aber sie hatte halt Geld.

Diese Ambivalenz wird auch in DER Doku* deutlich. Man wird gleich auf 2 Ebenen bearbeitet
1) Er war es nicht
2) Und wenn, dann ist ja verständlich bei der" Biss­gurn"

Ich denke, dass auch die Freunde in genau diesen beiden Ebenen denken. Version 2 gönnen sie sich nur unterbewusst. Eine wie die Böhringer passt nicht in die schöne Bobo-Welt und ein Bobo-Freund der die eigene Tante wegen Geld abmurkst, passt noch viel weniger.
Frauke werden auch die Psychospielchen der Böhringer zugesetzt haben und sie wird gemerkt haben, wie das on und off der Tante Bence zugesetzt hat.

Meiner Meinung nach ist der Fall eine Mischung aus Familiendrama und Habgier. Die Tat war geplant. Wahrscheinlich schon in 1000 Versionen durchgespielt, aber die Entscheidung es nun durchzuziehen fiel relativ spontan und innerhalb weniger Wochen und offensichtlich hat sich während der Tat sehr viel Wut entladen. Wut, die sich wahrscheinlich in einem zunehmenden Konflikt aufgebaut hat.

Diese Mischung aus archaischer Gewaltentladung und Planung spiegelt sich auch in der Tat wieder. Mit einem kühlen Kopf hätte man eine wohlhabende Tante, die häufig etwas zu tief ins Glas schaut, ganz anders beseitigen können.
Aber Bence ist auch nicht völlig planlos vorgegangen (das hätte aufgehen können) und eine Affekttat liegt sicher nicht vor.

Ich denke eine drohende Enterbung war KEIN Thema. Das sie nicht Ernst machen würde, wussten Bence und Mate. Zumindest nicht mit einer Totalenterbung der Toth Familie. Offensichtlich gab es ja einen guten Zusammenhalt der Brüder. Hätte nur einer geerbt, hätten sie sich unterstützt.

Motor war meiner Meinung die zunehmenden Spannungen, und die Freunde, sie sich ein eigenes erfolgreiches Leben aufbauten, Familien gründeten. Während er nur Hilfsarbeiter einer launischen Tante war. Ein Erbe 2035 wäre da wenig hilfreich gewesen.

Bei einem Täter, der sich nicht äußert, wird die Staatsanwaltschaft (und wir) immer ein "Motiv" zusammenbasteln. Hier etwas unglücklich. Aber auch nicht anders als in vielen anderen Fällen. Nur gibt es da keine Wittings, die sich an winzigen Details aufhängen, die ohnehin keine Konsequenz haben. Denn man kann es natürlich auch so drehen.
Zitat von KonradTönz1KonradTönz1 schrieb:Wenn der Steuerberater hinterher behauptet dass die Tante ob des ihr bekannten Studienabbruches nicht begeistert war, spricht das gerade nicht gegen die Motiv(re)konstruktion, sondern bestätigt vielmehr die im Urteil angenommene Zuspitzung im Verhältnis zwischen Tante und Neffe im unmittelbaren Vorfeld der Tat
*Ich fand die Doku initial auch beeindruckend. Ich denke sie war nicht eine bezahlte Auftragsarbeit. Sondern die Autorin war wirklich angetan von der Bobo Clique. Wirken ja auch sehr nett alle (bis auf den Bence halt). Nur leider fällt das Kartenhaus wirklich zusammen, wenn man das ganze Urteil liest. Und der aggressive Versuch von Anwälten und PR Beratern uns für blöd zu verkaufen, macht es nicht besser. Und das ist gut.


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17.11.2015 um 21:00
@Rawbite
Top Beitrag!


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Mordfall Charlotte Böhringer

17.11.2015 um 21:02
@Rawbite
Supergut auf den Punkt gebracht. Dass es sich hier neben der stets erwähnten Habgier auch um eine vorangegangene familiär prekäre Lage durch das Gefüge Gefüge aus Geld, familiären Gefühlen, Macht und Abneigung handelt, verleiht dem Fall schon eine gewisse Tragik. Und am Ende eine Mitschuld aller, die sich mit Blick auf das Geld verbogen haben.


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Mordfall Charlotte Böhringer

17.11.2015 um 21:03
@Rawbite

Du hast Dich offensichtlich ähnlich gefühlt wie ich, nachdem du zuerst die Doku gesehen hast und dich danach erst mit dem Fall richtig auseinandergesetzt hast.

Ich glaube, so wie uns geht es vielen, die sich auf den Fall einlassen. Übrigens geht es mir bei Jens Söring und dem Mord des Herrn Darsow recht ähnlich.

Bei Darsow und Toth kämpfen sympathische Freunde bzw. Familienangehörige für die Freiheit der Verurteilten. Da läßt man sich schnell einlullen, wenn man nicht bereit ist, die Argumente der Staatsanwaltschaften durchzuarbeiten.

Weil beide Mörder zu Recht sitzen, wird von den Unterstützern meiner Meinung nach bewusst mit Emotionen, Halbwahrheiten, Überbetonung von scheinbar entlastenden Indizien und Verschweigen belastender Indizien gearbeitet.

Jens Söring ist es gelungen, den ganzen deutschsprachigen Raum mit seinen von ihm "zurechtgebogenen Unschuldgeschichten" zu penetrieren. Wer dann nicht Grundlagenarbeit in den amerikanischen Quellen betreibt, der glaubt leicht den Geschichten eines Jens Söring und seines Unterstützerkreises.

Der Fall Wörz stellte sich seit Jahren ganz anders dar. Da gab es seit vielen Jahren berechtigte Zweifel an der Täterschaft von Harry Wörz. Eigentlich handelt es sich bei diesem versuchten Mord nach wie vor um einen nicht vollständig aufgeklärten Skandal. Harry Wörz wurde zwar zu Recht frei gesprochen. Die Suche nach dem tatsächlichen Täter wurde aber sehr schnell eingestellt. Hier gab es durchaus Verdachtsmomente gegen eine bestimmte Person, denen zu wenig nachgegangen wurde.


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