Streit um Freundin des Angeklagten
München - Vertraute der ermordeten Millionärin Charlotte Böhringer schildern das Verhältnis zu deren angeklagten Neffen Benedikt T. unterschiedlich. Die Rede ist ebenso von einer harmonischen Beziehung wie von einem Zerwürfnis.
Einen Disput zwischen Parkhaus-Millionärin Böhringer und deren Neffen Benedikt T. habe sie persönlich nie erlebt. Das hat Beatrix Gräfin von Schönburg, die Mutter von Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis, am Mittwoch als Zeugin vor dem Münchner Schwurgericht ausgesagt. Die Gräfin habe einen sehr engen Kontakt zu Böhringer gepflegt. Bei Besuchen sei "Benni" oft dabei gewesen. "Ich kann von beiden nur das Beste sagen", erklärt die Gräfin. Verkracht seien die beiden bestimmt nicht gewesen. "Ich bin heute noch der Meinung, dass es der Benni nicht war."
Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft Benedikt T. vor, seine Tante in deren Penthouse erschlagen zu haben. Kurz vor Böhringers gewaltsamen Tod am 15. Mai 2006 soll es einen heftigen Streit zwischen ihr und ihrem Neffen gegeben haben, in dessen Verlauf Böhringer diesem mit Enterbung gedroht habe.
Zu den Ermittlungen der Ankläger passt die Aussage eines anderen Zeugen. Böhringers Hausarzt und Vertrauter spricht von "erheblichen Spannungen" in den zwei Jahren vor Böhringers Tod. Böhringer habe Benedikt T. oft schlecht behandelt. Sie habe ihn regelrecht gedemütigt, schildert der Mediziner. "Ich habe mir mehrmals gedacht, dass er sich sein Erbe hart verdienen muss." Benedikt T. habe sich in solchen Situationen stets ruhig verhalten, berichtet der Arzt. "Aber ich hatte schon den Eindruck, dass er schlucken musste."
Größter Streitpunkt zwischen Böhringer und ihrem Neffen sei dessen Freundin gewesen. Die habe schließlich sogar zum "Zerwürfnis" geführt. Die Millionärin habe sich häufig über die "Tussi aus dem Osten" aufgeregt.
Dies bestätigt auch die Gräfin von Schönburg: "Charlotte Böhringer dachte, so ein kluger und gut aussehender Junge wie ihre Neffe könnte etwas Besseres haben." Dennoch habe die Millionärin Benedikt T. "besonders gern gehabt", sagt die Gräfin. "Benni war ihr Liebling."
Gräfin von Schönburg erinnert sich an das letzte Telefonat, dass sie mit ihrer Freundin geführt hat. Wenige Tage vor deren Tod habe ihr Böhringer von Ärger berichtet. "Sie hat sich aber immer sehr global ausgedrückt und nichts Konkretes gesagt."
Bei jenem Telefonat habe die Freundin erklärt, sie habe "die Schnauze voll" und wolle ihr Parkhaus am liebsten verkaufen. "Ich habe das nicht ernst genommen, weil sie immer alles sehr schwarz gesehen hat", sagt die Gräfin. Doch dann habe Böhringer hinzugefügt: "Sie bringen mich noch ins Grab." Wen sie damit gemeint habe, dass wisse die Gräfin aber nicht.
http://www.merkur-online.de/lokales/regionen/streit-freundin-angeklagten-429917.html