Schneewittchen schrieb:
Schneewi77chen schrieb:Habe mich jetzt lange mit "Waiting to be heard" beschäftigt ... Für mich leider ein einziger Egotrip, der nur weitere Fragen aufwirft ...
100% einverstanden. Ich bin eigentlich über das Buch zu dem Fall gekommen und während des lesens kamen mir Zwiefel:
Glaubhfat beschreibt sie sich während ihrer Inhaftierung, übertrieben devot. Warum, wenn sie unschuldig ist? Meine persönliche Wahrnemung kippte an dieser Stelle Richtung schicksaalsergeben und schuldbewußt.
Gleiches auch mit der - zugegebenermaßen - bewegend geschriebenen Passage, nachdem sie nach ihrer Verurteilung zurück ins Gefängnis kommt. Kopfzitat: "Alles was mir blieb, war um eine bessere Zelle zu betteln."
Auch die Rituale, um nicht wieder ins Gefängnis zu müssen, Zahnbürste zerbrechen, rechter oder linker Fuß als erstes, irgendwie so.
Seitenheb auf quiron, der so viel austeilt, dass er es sportlich nehmen muß^^: Zu oft hatte ich den oben skizzierten Eindruck. Wenn sie am Ende verurteilt wird, wird sie mich nicht enttäuschen können, weil sie mich nie getäuscht hat.
:)John Kerchers Buch war für mich viel bewegender und btw, es ist um Klassen besser geschrieben. Einem Poster auf PMF muss ich recht geben wenn er sagt: "Not many books bring me too tears and i read a lot!"
quiron schrieb:
Quiron schrieb:Prüfe die bekannten Fakten und finde den Beweis dafür, daß einer der beiden irgendwie verantwortlich für den Tod von Meredith Kercher ist. Dann kannst du den Mund aufreißen und über Geistesgröße lästern.
oder glaube ich hat HansM mal gesagt: ich soll die lonley wolf theorie widerlegen
Ich nehme mal das Urteil gegen die Lehrerin Heidi K. zum Anlass, um einen anderen Blickwinkel anzuregen. Vielleicht lest ihr diesen Artikel mit dem gleichen fahlen Beigeschmack wie ich. Ich bin zwar sehr wohl überzeugt, dass es genügend forensische Beweise und Zeugenaussagen gibt, aber das hatten wir schon.
Aber bei Heidi K. steht nur Aussage gegen Aussage:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/falsche-vergewaltigungsvorwuerfe-lehrerin-muss-fuenfeinhalb-jahre-ins-gefaengnis-1.1769737Nachdem ich jetzt, in wohl acht krankhaft intensiven Wochen, dem Mordfall Meredith Kercher viel zu viel meiner Zeit gewidmet habe, kann es sein, dass ich auch was gelernt habe.
Was, wenn es keine „smoking gun“ oder kein Geständnis gibt? Richter, Staatsanwaltschaft und alle anderen Beteiligten müssen in diesen Fällen abwägen, was das mögliche bis wahrscheinlichste „Tathergangs-Spektrum“ ist.
Bezogen auf den Fall nehme ich persönlich wahr, dass Versuche wie die „lone wolf theorie“ mit viel Anstrengung und unter positiver Auslegung aller strittigen Fragen, am Ende eine theoretische Möglichkeit übrig lassen, dass AK und RS am Mord von Meredith nicht beteiligt waren.
Vor diesem Hintergrund gilt es jetzt zu bewerten, ob das für „in dubio pro reo“ reicht. Ich bin froh, dass ich da nicht in der Pflicht bin. Diese Entscheidung müssen andere treffen.
Trotzdem, ausgehend von den Verdachtsmomenten in ihrem Buch, den erneut im Kassationsgerichtsurteil gelisteten Beweisen und all den anderen Informationen, bin ich überzeugt, dass AK und RS beteiligt waren. Für mich persönlich sind vor allem Verhalten und Aussagen von AK und RS nach dem Mord ausschlaggebend.
Beispiele:
AK beschuldigt PL nachdem RS ihr Alibi gecrashed hatte.
Sind sie nicht nach Gubbio gefahren. Vielleicht, weil sie die Situation unter Kontrolle halten wollten?
Die Mail von AK an ihre Freunde in Seattle. Wenn ich die Wahrheit sage, warum „protokoliere“ ich das. Sorry, das mache ich nur, wenn ich einen Verdacht habe es tun zu müssen, warum auch immer.
Warum lügen, dass die Polizei schon informiert ist?
Warum lügen das Meredith ihr Zimmer öfter verschließt?
Warum sagen sie, es wurde nichts gestohlen, obwohl doch scheinbar ein Einbruch stattgefunden hat.
Warum erfährt Filomena alles nur scheibchenweise?
Warum so weit weg stehen, wenn die anderen die Tür aufbrechen.
Warum überhaut warten, bis die anderen es machen, sie waren ja die ersten und "involviertesten". Sie hatten mit der Postal Police schon gesprochen hatten und die ersten Details erzählten und waren doch eigentlich "im lead".
Über die Ereignise ihres Alibi-Abends in RS Wohnung verstrickten sie sich schnell in Widersprüche.
Aber klar – auch wenn einem der Menschverstand einen Schluss nahe legt. Was ist mit den „Beweisen“, der DNA, den Fußspuren, den Fingerabdrücken und den sonstigen forensischen Spuren? Was ist, wenn die nicht so 100% sondern nur 99% sind? Urteile ich dann entgegen meinen Menschenverstand?
Ergänzend dazu vielleicht ein weitere Link:
Wikipedia: CSI-EffektAm Ende bleibt übrig: auch wenn es die smoking gun nicht gibt, auch wenn die Schuld nicht 100% erwiesen ist, muss trotzdem ein Urteil gefällt werden. Irgendwo dazwischen liegt „in dubio pro reo“. Keine einfache Aufgabe für Alessandro Nencini, aber ich vertraue ihm.
Justice will be done!