@murdershewrote 
murdershewrote schrieb:Ist eigentlich bekannt welche konkreten Hinweise es darauf geben soll, warum es kein Einzeltäter sein kann der Meredith ermordet hat? Ich habe etwas von 43 Verletzungen gelesen... wieso könnten ihr diese nicht von einem Täter zugefügt worden sein? Wenn ich richtig informiert bin und laut aktuellem Stand ist Guede als Mordkomplize verurteilt und die anderen zwei Täter seien letztendlich nicht gefunden worden.
Das ist der offizielle Stand der Dinge, abgesehen von dem Punkt, den
@euroneighbour schon angesprochen hat, nämlich daß es keine 43 Einstiche gab.
Die Mehrtäter-These, bzw. das entsprechende letztinstanzliche Urteil des Obersten Gerichtshofs im Verfahren gegen Rudy Hermann Guede ist einer der Strohhalme, an die sich die Gegner von Amanda Knox verzweifelt klammern, um nach deren Freispruch noch an ihren bizarren Fantasien festhalten zu können.
Nach ihrer Meinung ist der Freispruch höchst fragwürdig, weil er angeblich im Widerspruch zum früheren Urteil gegen Guede steht. Dabei vergessen sie mehrere Umstände: erstens handelt es sich dabei nur um eine juristische Wahrheit, und die muss im Gegensatz zur historischen Wahrheit nicht widerspruchsfrei sein. Einfachstes Beispiel sind die Fälle, bei denen es zu einem Freispruch kommt und in der Folge nie eine Täter mehr ermittelt wird. Das bedeutet ja nicht, daß es historisch keinen Täter gegeben hat.
Zweitens gibt es keine Regel, daß im Falle zweier sich widersprechender Urteile, notwendigerweise das spätere das falsche sein muss. Tatsächlich können wir davon ausgehen, daß es im vorliegenden Fall das Gegenteil vorliegt. Rudy Guede hat ein beschleunigtes Verfahren gewählt, was bedeutet, daß es zu keinem richtigen Prozess kam, sondern eher zu einer Art Anhörung vor Richter Micheli, bei der nach Aktenlage entschieden wurde. Meines Wissens nach wurden keine Sachverständigen oder Experten befragt.
Das sah im Prozess gegen Amanda Knox und Raffaele Sollecito ganz anders aus. Wenn ich mich recht erinnere, wurden von den verschiedenen Parteien nicht weniger als sieben Meinungen eingeholt, und nur eine einzige davon schloss den Einzeltäter kategorisch aus. Dagegen stehen zwei, die das exakte Gegenteil behaupetn. Die anderen vier wollten sich nicht festlegen.
Von diesem Standpunkt aus gesehen, gründet der spätere Freispruch auf später zusätzlich gewonnenen Erkenntissen und ist folglich weniger fragwürdig.
murdershewrote schrieb:Es ist sehr interessant was Herr Guede nun erzählen wird. Eine weitere Aussage gegen die beiden ist seine einzige Chance von sich abzulenken, wird aber hoffentlich nichts erwirken.
Grundsätzlich habe ich nichts dagegen einzuwenden, daß auch veurteilte Mörder Gelegenheit erhalten, ihre Sicht der Dinge in der Öffentlichkeit darzustellen, wobei ich es natürlich vorziehen würde, daß der betreffende dies vorrangig in dem Gerichtsverfahren derjenigen tut, auf die er mit dem Finger zeigt, um seine Schuld abzuwälzen, und wo er sich dann einem Kreuzverhör stellen muss.
Und jetzt, da seine Mitangeklagten endgültig freigesprochen sind und damit als unschuldig gelten, sollte ihm auch klar sein, daß er mit weiteren Anschuldigungen vorsichtig sein muss - wie übrigens jeder andere auch. Raffaele Sollecito hat schon letztes Jahr bekannt gegeben, daß er sich so etwas nicht länger bieten lassen will. Darum ist es konsequent, daß er über seine Mandantin Rudy Guede und den Sender RAI noch einmal daran erinnert.
Quiron schrieb am 14.01.2016:Nun, wenn ich es richtig verstanden habe, begründetet das Gericht das Urteil damit, daß die Tat (also die Verleumdung durch Frau Knox) nicht existierte, wörtlich "il fatto non sussiste".
