Nathi13 schrieb:Sie reden wieder von der juristischen Schuldfrage, Beweislage. Ich meinte eher einen Beweis, der für auch eine tatsächliche Unschuld spräche, zB bewiesenes Alibi für den möglichen Tatzeitraum. Wenn so viele Fehler begangen wurden bei den Ermittlungen und Beweise vernichtet worden sind, dient das auch keiner echten Wahrheitsfindung mehr im "Nachhinein." Juristisch war "die Wahrheit" ja schon gefunden.
Sie haben doch ein Alibi. Kein schlechteres als die Alibis ihrer Mitbewohner. Auch ihre Mitbewohnerin hatten nur ihren Partner als Zeugen, dass sie nicht dort gewesen waren.
Sollte es sich rausstellen, dass Guede doch kein Einzeltäter waren, müssten ihre Mitbewohnerinnen unter die Lupe genommen werden.
Der einzige Unterschied war, dass die anderen offensichtlich etwas erfahrener waren und sich gleich einen Anwalt genommen hatten. Sie kannten die StA in Perugia natürlich besser, die schon immer sehr auffällig war. Da gibt es die Geschichte mit dem Monster von Florenz, da gibt es die Geschichte, dass eine Prostituierte einfach mal für einen längeren Zeitraum weggesperrt wurde, nur weil sich zu junge Mitmenschen in ihre Vorstellung eingeschlichen hatten.
Und dass die Angeklagten sich nicht anwaltlich haben vertreten lassen, ist nach von der Statistik her sogar wieder ein Zeichen ihrer Unschuld.
Auch das Alibi von Lumumba ist kein 100%iges, der Zeuge aus der Schweiz kann sich auch beispielsweise im Tag oder Zeit geirrt haben.
Ein Unschuldsspruch aus erwiesener Unschuld kann eben nur auf diese vielen einzelnen Punkte berücksichtigen, die hier schon genannt wurden, die eine Schuld wenig wahrscheinlich machen. Die Justiz will hier in der Regel nichts von Wahrscheinlichkeit hören, sie spricht immer von dem Fehlen BERECHTIGTER Zweifel an der Schuld. Da ist auch richtig so, denn mit Wahrscheinlichkeiten kann man hier nicht wirklich rechnen, das ist zu komplex. Korrelationen kann man hier nicht fassen, die Mathematik versagt in diesen Fällen.
Das was Ihnen vorschwebt gibt es grundsätzlich nicht und kann es nicht geben. Daher gibt es nichts anderes als die juristische Wahrheit.
Und da es die 100%ige Gewissheit nie geben kann, gibt es die Regeln eines Rechtsstaates und man muss aus meiner Sicht unbedingt diskutieren, ob diese im vorliegenden Fall eingehalten wurden. Verfahren sind öffentlich nicht um hier der Bevölkerung ein Schauspiel zu geben, nein sie sollen die Justiz kontrollierbar machen.
Alles andere kann man nicht wissen und wenn man einen Unschuldigen für schuldig hält, setzt man genau genommen weiteres Unrecht in die Welt. Zwar ist das keine strafbare Handlung, ist aber trotzdem moralisch verwerflich, insbesondere wenn sich das in der Umgebung des Unschuldigen abspielt. Man setzt denjenigen noch weiter physisch ohne Grund unter Druck. Heute in Zeiten des Internet, wird dieser Bereich sogar noch deutlich größer, denn viele Menschen im Nahbereich nehmen solche "Anregungen" aus dem Internet auf. Umgekehrt, wenn man einen Schuldigen für unschuldig hält, ist das ohne Belang. Denn ein Verbrechen ist dadurch nicht wieder gut zu machen.
Aber das alles wollen Sie vermutlich nicht hören. Sie wollen hier Menschen, die Sie überhaupt nicht kennen ein Bild von Egoismus und Narzissmus aufdrücken.
Ja klar, weil Frau Knox viel zu viel von sich spricht. Ich glaube, wenn die Gefahr, dass ich lebenslänglich hinter Gitter wandern würde, würde die Ich-Bezogenheit auch stärker werden. Das Mordopfer drängt sich natürlich in den Hintergrund, weil die Bedrohung durch die Justiz übermächtig geworden ist. Dass ist ein physischer Druck, dem man nicht aushalten kann. Nicht umsonst werden Menschen nach Verurteilungen vor sich selber geschützt. Die ursprüngliche Frau Knox gibt es nicht mehr, Diskussionen über Egoismus und Narzissmus sind daher aus meiner Sicht fehl am Platze.
Aus der Diskussion erkenne ich, dass sie sich nicht mit der Frage auseinander setzen wollen, ob die StA und Justiz ihrer Rolle gerecht wird. Daher sehe ich Diskussionen hier nicht mehr zielführend.