@aronsperber: Das hast du schon mal gepostet? Wie gesagt, ich spekuliere nur und bin ja insofern bei dir, dass beide Verdächtige in dem denkbaren Szenario nicht tatbeteiligt waren: Vielleicht muss man wirklich in dem unter Druck erzeugten Knox-Statement Lumumba gedanklich durch Guede ersetzen. Heißt eventuell, sie hatte Angst vor Guede und wollte ihn nicht beschuldigen. Wäre doch zumindest nicht undenkbar.
Das besagte Verhör ging doch eigentlich „nur“ eine Stunde? Sicher war es anstrengend und dann auch noch mitten in der Nacht, aber doch nicht tagelang am Stück. Es gab schon noch Zeit, in der Zeit dazwischen Pizza zu essen, was ja auch getan wurde.
@Quiron:
Dein Zitat: „Man bedenke...nur wegen dieses Alibi steht er überhaupt vor Gericht. Nur wegen dieses Alibis saß er vier Jahre hinter Gittern. Für welche Gegenleistung?“
In der Tat, das gibt zu denken. Darauf habe ich keine Antwort. Wahre Liebe? Also Schutz von Knox? Das würde ja jetzt entfallen, da er sich immer mehr distanziert. Die Angst, sich unglaubwürdig zu machen, wenn er noch mal zu einer früheren Version zurückkehrt? Oder dass dann auch ihm ein Alibi fehlt und dass der Computer zu diesem Zeitpunkt wohl nicht genutzt wurde?
Wie gesagt, ich spekuliere – so könnte es, muss es nicht gewesen sein:
Knox hat sich ja gewissermaßen (je nach Interpretation) revanchiert, indem sie Blut an seinen Händen erwähnte (S. 142 in ihrem Buch) und die Möglichkeit, dass er ihre Fingerabdrücke, während sie geschlafen habe, auf dem Messer verteilt haben könnte, aber auch, dass sie das in Zweifel ziehe (Seite 246). Es sieht aber doch mehr nach einer Retourkutsche oder nach einer Warnung (ich spekuliere!) an ihn aus und nicht so sehr nach einer tatsächlichen Begebenheit. Oder eben nur Spekulation von ihrer Seite, wie ja auch Sollecito im prison diary die Möglichkeit, dass sie die Täterin war, durchgegangen ist.
Deine Frage: „Wann sind die beiden an jenem Morgen aufgestanden? 10 Uhr, 10:30?“
Ich würde sagen 5.30- 6 Uhr, als sie Handy und Computer eingeschaltet haben… (zumindest einer von ihnen). Aber man kann sich natürlich auch wieder hingelegt haben. Dann ist da noch die umstrittene Zeugenaussage des Verkäufers, dass sie 7.45 Uhr vor dem Laden gestanden haben könnte. Ihre Mitbewohnerinnen sagten aus, sie sei eine Frühaufsteherin.
Deine Frage: „Wie lange war sie also insgesamt außer Haus? Ihre Abwesenheit mag ihm damals länger erschienen sein, als für eine Dusche notwendig, wie er heute sagt. Aber ist das wirklich ein wichtiger Punkt?“
Ja, falls sie die Zeit wirklich genutzt hat, um den Tatort durcheinander zu bringen und den Einbruch zu simulieren. Das wäre, gesetzt den Fall, dass sie Mordzeugin war, denkbar.
Ja, die unter Druck erzeugte Aussage war schwammig und lückenhaft, aber es gab eben auch Details, die braune Jacke von Lumumba (Guede?) in der Piazza Grimana, seine Verliebtheit (?) in Meredith (wohl eher Gier), das eventuelle Bedrohen, Knox’ Aufenthalt unter Schock in der Küche (wegen der Bedrohung?), ihr eigenes Ohren-Zuhalten während der Schreie, die Feststellung, dass Meredith Sex hatte und dann geschrieen hat und getötet wurde. Beim nächsten Verhör, also dem ersten durch Mignini, worin sie das bestätigte und ergänzte, war sie doch nicht mehr so stark unter Druck wie bei dem vorangegangenen Verhör?
Sie hätte doch auch Mignini informieren können, dass man sie bedroht habe.
Es ist möglich und sogar wahrscheinlich, dass von der erzwungenen Aussage nichts oder wenig stimmt. Und ja, die umstrittenen Spuren und umstrittenen Zeugenaussagen wären damit hinfällig. Aber…
Wie erklärst du dir Sollecitos Statement, Knox habe ihn zum Lügen überredet und dass sie zwischen 9 und 1 Uhr weg war (oder weg gewesen sein könnte, wie er später abschwächte)? Das wird auch unter Druck gewesen sein, aber es ist doch eigentlich eine klare Stellungnahme.
Ich muss mich noch korrigieren – ihr zweites Statement wird doch im Buch wiedergegeben (das erste auf S. 129, das 2. auf S. 132).
Hat Sollecito eigentlich finanzielle Entschädigung für die Haft bekommen, als er freigesprochen wurde? Bei Knox sollen ja 3 der 4 Jahre wegen Verleumdung legitim gewesen sein (andererseits hat sie ja auch in der neuen Strafe mehr Jahre erhalten), aber dann müsste ihr doch zumindest ein Jahr finanziell ebenfalls entschädigt worden sein?
Frage zu deinem Zitat „(Der Fall Daschner-Gäfgen kommt mir in den Sinn)“
Inwiefern? Etwas off-topic, aber: Man hat einen Kindermörder unter Druck gesetzt und es ging doch eindeutig darum, keine Zeit mehr zu verlieren, weil er vorher nur gelogen hat, so dass man ihn doch irgendwie – unter Druck setzen musste, weil er ja definitiv was wusste? Es ging doch darum, das Leben des Kindes zu retten? Auch wenn es juristisch fragwürdig war, ist es doch zumindest verständlich, zumindest in dem Fall unkonventionelle Verhörmethoden anzuwenden?
Denn auffallend ist doch, dass er erst lange Zeit danach Klage dagegen erhoben hat, nachdem er sich juristisch im Knast weitergebildet hat. Und die Zitate, die er gehört haben will, mit der Ankündigung, man werde ihn mit zwei großen starken farbigen Männern zusammen einsperren, die ihn vergewaltigen würden, oder das angebliche Nachmachen des Hubschraubers mit dem Einfliegen des auf Folter spezialisierten Mediziners, sollen doch Erfindungen gewesen sein? Ich glaube, man hatte ihm „nur“ angekündigt, er werde Schmerzen erleiden wie noch nie zuvor.
Wie gesagt, juristisch fragwürdig, aber man hätte durch den entstandenen Zeitgewinn das Kind vielleicht retten können. Und die Verhörmethode führte ja wirklich zur Wahrheit. Was hätten die Polizisten unter diesem Zeitdruck anderes machen können? Welche Methode hätte noch geholfen?
Achtung, Spekulation: Der Fall ist insofern ähnlich, dass Gäfgen auch Verleumdung gegen andere verübt hat.
Nochmal zum Fall Knox - das sind nur Deutungsversuche, die keinen Anspruch auf die absolute Erkenntnis haben und hier natürlich so nicht hingenommen werden.