Siegfrieden schrieb am 23.05.2014:Dass sie ihre Mutter anrief mitten in der Nacht ist eher ein Zeichen dafür, dass sie damit drin steckt.
Wieso sollte sie die Mutter Nachts wecken, wenn eine Tür der Mitbewohnerin abgeschlossen ist? Das ist jetzt kein Weltuntergang. Wohl aber eine Tatbeteiligung!
Auf diese völlig an den Haaren herbeigezogene Unterstellung muss ich nochmal eingehen, nicht zuletzt, weil ich dazu diese "Perle" bei TJMK gefunden habe:
http://www.truejustice.org/ee/index.php?/tjmk/comments/why_defendants_mostly_dont_testify_those_devils_that_lurk_in_the_detaiVerfasser ist ein gewisser "FinnMacCool", der sich vielleicht einbildet, genau das zu sein, davon aber weit entfernt ist, weil er andernfalls seine Intelligenz, über die er zweifellos verfügt, nicht an eine Jauchegrube wie TJMK verschwenden würde.
Er beginnt mit den Inhalt des Gesprächs zwischen Amanda Knox und ihrer Mutter, so wie es laut Aussage von Edda Mellas abgelaufen sein soll
[Amanda] goes, “I’m back at my house, and I want you… first I know I’m okay.” And I said, “Okay, you know, what’s goin’ on?” And she said, “Well, I was at Rafael’s last night… and I’ve come home now and I think somebody’s been in my house…” And she told me, “We can’t find Meredith. We can’t get a hold of Meredith. And her room is locked.” And I said, “Hang up and call the police.”
So weit, so gut. Dies deckt sich mit dem anzunehmenden Wissenstand von Amanda Knox, den sie zum Zeitpunkt des Anrufes (12:47) gehabt haben muss.
Dann geht "FinnMacCool" auf die eMail ein, die Amanda Knox am 4. November - also zwei Tage später - als eine Art Gedächtnisprotokoll an verschiedene Freunde in Seattle geschickt hat. Der Anruf an ihre Mutter wird darin nicht erwähnt, was einen nicht wundern muss, wenn man davon ausgeht, daß sie ihn zu diem Zeitpunkt bereits vollkommen vergessen hat. Warum sollte sie ihn zu dem Zeitpunkt, als er geführt wurde, auch besonders memorieren? Sie konnte nicht ahnen, daß ihr dieses Detail später vorgehalten würde.
Als nächstes wird dieser Anruf Thema in einem Gespräch am 10. November, als Edda Mellas ihre bereits verhaftete Tochter im Gefängnis besucht. Das Gespräch ist abgehört worden. Ich gehe davon aus, daß TJMK das Protokoll nicht zuungunsten von Frau Knox verfälscht hat. Es verlief folgendermaßen:
Edda (surprised): But you called me three times.
Amanda: Oh, I don’t remember that.
Edda: Okay, you called me first to tell me about some things that had shocked you. But this happened before anything really happened in the house.
Amanda: I know I was making calls. I remember calling Filomena, but I really don’t remember calling anyone else. I just don’t remember having called you.
Edda: Why would that be? Stress, you think?
Amanda: Maybe because so many things were happening at once.
Edda: Okay, right.
Auch hier bestätigt sich wieder, daß Amanda Knox diesen Telefonanruf vollkommen vergessen haben muss. Die Erklärung ist logisch: "Viele Dinge geschahen auf einmal."
Ebenso bestätigt Edda Mellas den ungefähren Inhalt. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß irgendeine Lüge über diesen Anruf geplant gewesen ist.
Jetzt kommen wir zum interessanten Teil. Die Befragung von Amanda Knox vor Gericht durch die Staatsanwältin Manuela Comodi:
Comodi: You said that you called your mother on the morning of Nov 2.
Amanda: Yes.
Comodi: When did you call her for the first time?
Amanda: The first time was right away after they had sent us out of the house. I was like this. I sat on the ground, and I called my mother. (Note: This is the 1324 call.)
Comodi: So this was when either the police or the carabinieri had already intervened.
Amanda: It was after they had broken down the door and sent us outside. I don’t know what kind of police it was, but it was the ones who arrived first. Later, many other people arrived.
An dieser Stelle wirft "FinnMacCool" Amanda Knox Unehrlichkeit vor ("It’s one thing to have forgotten making that pre-dawn phone call. But Amanda is now expecting the court to believe that she has also forgotten this prison conversation with her mother, along with the suggested reason (“stress”) for forgetting the call.").
Hier zeigt sich wieder die unglaubliche Verlogenheit der Seite TJMK und ihrer Mitglieder. Amanda Knox beschreibt die Ereignisse vom 2. November exakt so, wie sie sich an sie erinnert. Was sie von anderen Leuten darüber hört, ist nunmal Hörensagen, über dessen Wahrheitsgehalt sie nichts sagen kann. Dazu werden diese anderen Leute gegebenenfalls dann ihrerseits vor Gericht befragt.
Aber weiter im Text:
Comodi: But from the records, we see that you called your mother – not only from the billing records but also from the cell phone pings – that you first called your mother at twelve. (Note: this is the 1247 call – actually much later than 1200.) At midday. What time is it at midday? What time is it in Seattle, if in Perugia it is midday?
Amanda: In Seattle it’s morning. It’s a nine hour difference, so, ah, three in the morning.
Comodi: Three o’clock in the morning?
Amanda: Yes.
Comodi: So your mother would certainly have been sleeping.
Amanda: Yes.
Nun muss man wissen, daß die Umstellung auf Winterzeit in Italien am letzten Oktoberwochenende erfolgt, in Seattle, USA, aber am ersten Sonntag im November. Es gehört es zu den vielen eigenartigen Zufällen dieses Falles, daß der Mord an Meredith Kercher genau in der Woche des Jahres geschah, in der die Zeitdifferenz zwischen Perugia und Seattle nicht die gewohnten neun, sondern nur acht Stunden betrug. Dadurch, daß Manuele Comodi durch ihre unehrliche Fragestellung den Zeitpunkt dreist auf Mittag festsetzte, hat sie den Anruf um volle 107 Minuten in die Nacht verlegt, nämlich auf 3 Uhr morgens, statt 4:47. Nun, zumindest das gibt "FinnMacCool" zu. Trotzdem verlangt er an dieser Stelle von Amanda Knox eine Erklärung, warum sie ihre Mutetr um 3 Uhr morgens geweckt hat. Wohlgemerkt: eine Erklärung für einen Anruf, an den sie sich nicht erinnert.
Manuela Comodi ist da nicht besser:
Amanda: Hm. Okay. I don’t remember that phone call. I remember that I called her to tell her what we had heard about a foot. Maybe I did call before, but I don’t remember it.
Comodi: But if you called her before, why did you do it?
Amanda: I don’t remember, but if I did it, I would have called to…
Comodi: You did it.
Amanda: Okay, that’s fine. But I don’t remember it. I don’t remember that phone call.
Hier zeigt sich die Methodik einer Staatsanwältin, die ihre ethischen Richtlinien und Maßstäbe schon lange komplett über Bord geworfen hat. Amanda Knox erklärt, daß sie sich an den Anruf nicht erinnert. Punkt. Trotzdem beharrt die Staatsanwältin darauf, ihr den Grund für den Anruf zu nennen. Wie soll das bitte möglich sein? Das ist der unzulässige Versuch, die Angeklagte zum Spekulieren zu verleiten (ähnlich wie es in der Nacht der illegalen Befragung geschah). Hier hätte die Verteidigung einschreiten müssen, aber offensichtlich gehören solche Methoden in Italien zu den gewohnten Dingen, die gar nicht mehr auffallen.
Statt dessen schreitet der vorsitzende Richter Massei ein und stößt ins gleiche Horn. "FinnMacCool" unterstellt Amanda Knox bei dieser Gelegenheit natürlich sofort, sie würde versuchen die Existenz des Anrufes an sich zu leugen ("He is concerned that
Amanda is suggesting that maybe the phone call did not even take place, when in fact it is quite plain that it did."). Natürlich ist nichts davon in der Aussage oben enthalten. Im Gegenteil: Amanda Knox räumte die Möglichkeit dieses Anrufes explizit ein.
Aber nun zu Massei:
Massei: Excuse me. You might not remember it, but the Public Minister [prosecutor] has just pointed out to you a phone call that your mother received in the small hours.
Commodi: At three o’clock in the morning.
Massei: So, that must be true. That did happen. Were you in the habit of calling her at such an hour? Did you do this on other occasions? At midday in Italy, which corresponds in Seattle to a time when… It’s just that we don’t usually call each other in the middle of the night.
Amanda: Yes, yes, that’s true.
Massei: So either you had a particular reason on that occasion, or else it was a routine. This is what the Public Minister is referring to.
Amanda: Yes. Well, since I don’t remember this phone call, although I do remember the one I made later, ah. But. Obviously I made that phone call. So, if I made that phone call, it’s because I had, or thought that I had, something I had to tell her. Maybe I thought even then that there was something strange, because at that moment, when I’d gone to Raffaele’s place, I did think there was something strange, but I didn’t know what to think. But I really don’t remember this phone call, so I can’t say for sure why. But I suppose it was because I came home and the door was open, and so for me…
Bemerkenswert, wie Manuela Comodi den falschen Zeitpunkt "3 Uhr morgens" nochmal hervorhebt. Damit man es auch ja nicht vergisst.
Wie dem auch sei, Amanda Knox jedenfalls gibt eine völlig plausible Erklärung zu dem Vorfall ab, völlig im Einklang mit dem, was sie früher ausgesagt hat, sei es in der eMail, sei es zu ihrer Mutter. Wenn sie den Anruf tatsächlich getätigt habe, dann wird sie auch beunruhigt genug dafür gewesen sein. Was soll sie auch mehr dazu sagen?
Was an der ganzen Sache offen bleibt, ist der Grund warum Amanda Knox leugen soll diesen Anruf getätigt zu haben. Angeblich sei er, laut den hirnrissigen Theorien von TJMK, erst nach dem Eintreffen der Polizei erfolgt (ebenso wie die Anrufe an die Carabinieri), und zwar, um noch mehr Zeugen dafür zu schaffen, daß sie völlig ahnungslos über eine Mordszene gestolpert seien. Abgesehen davon, daß das ein völlig absurder Plan ist, hätten sie dazu die Post-Polizisten über rund sieben Minuten Abwesenheit täuschen müssen, währenddessen sie das Risko einer Entdeckung eingegangen wären. Etwas zu viel, nur für zwei zusätzliche schwache Zeugen.