@SherlockH1963Dem ersten Besuch des Opfers nach Zürich messe ich insofern Bedeutung zu, als es bereits zu Pfingsten 1969 alleine unterwegs war. Josef L. dürfte schon Monate vor der Tat Probleme gehabt haben über die er nachdenken wollte.
Ich gehe davon aus, dass das Opfer dann während seiner späteren Reise im August 1969 seine Hotels häufig gewechselt hat, weil es nicht gefunden werden wollte. Es muss mit einer intensiven Suche und Nachforschungen gerechnet haben und damit, dass es keine wirkliche Ruhe finden wird. Ich kann mir vorstellen, dass sein bisheriges Umfeld ein großes Interesse hatte ihn aufzufinden, um festzustellen, welche Entscheidungen er für sein zukünftiges Leben getroffen hat, vielleicht auch um ihn umzustimmen.
@BernardIch danke Dir für den Ostergruß und richte nachösterliche Grüße an Dich.
Die Polizei konnte doch bereits kurz nach dem Mord in der Zeitung lesen, dass es zwischen dem Opfer und seiner Familie Streitigkeiten gegeben hat. Vielleicht war das sogar auch das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen.
Ich gehe aber davon aus, dass die Polizei auch in diesem Fall das persönliche Umfeld des Opfers nicht mit der nötigen kritischen Distanz durchleuchtet hat. Sie hat sich vorschnell auf einen fremden Täter fernab der Heimat aus einem bestimmten Milieu festgelegt und den hat sie gehofft durch die Fernsehfahndung zu ergreifen. Das ist daneben gegangen.
Vermutlich auch deshalb, weil das Opfer zur fraglichen Zeit im Bodenseeraum nicht mit Fremden unterwegs war. Das wäre nämlich ziemlich sicher ans Tageslicht gekommen, so auffällig wie der Friseur gekleidet war.
Auch noch in den 60iger Jahren hat man brutale Morde in erster Linie nur bestimmten Menschentypen zugetraut, vor allem gewissen „dunklen“ Typen, die kein geregeltes Leben führen, wirtschaftlich nicht abgesichert oder sonst Außenseiter sind.
Dann kommt noch hinzu, dass es damals vermutlich bei Opfern unterschiedliche Klassen gegeben hat. Jemand, der bei der Polizei im Verdacht stand homosexuell zu sein, war möglicherweise ein Opfer zweiter Klasse. Vielleicht spielte im Hinterkopf immer der Gedanke eine Rolle, dass er sein Ende durch seinen Lebenswandel provoziert hat. So wurde vielleicht etwas weniger intensiv ermittelt, zumal man ja eben die Fernsehfahndung vorzuweisen hatte. Wenn die ergebnislos blieb, konnte man den Fall beruhigt zu den Akten legen, weil man alles Menschenmögliche getan hatte.
Ich kenne diese vorschnelle Festlegung auf einen Tätertyp hinlänglich vom Mordfall Hinterkaifeck. Gerade habe ich mir vorgestellt, dass vielleicht auch dieser Mordfall bei XY vorgestellt worden wäre, wenn es 1922 schon Fernsehen und es die Sendung schon gegeben hätte. Auch in diesem Fall hat man ja intensiv nach "Mordbuben" gefahndet, die aus der Ferne gekommen sind bzw. die sich in der Ferne versteckt gehalten haben sollen.
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@Mallory66Ich bin gespannt, was in der Thurgauer Zeitung über den Fall berichtet worden ist. Weitere Einzelheiten wären sehr interessant.
Wie schon erwähnt war für die Ermittlungen die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Konstanz zuständig. In den Zeitungsberichten wurde die Kriminalpolizei Singen erwähnt. Vielleicht lohnt es sich nachzuforschen, ob nicht doch noch auf deutscher Seite archivierte Akten vorhanden sind.