@mlaska,
ich habe deine postings auf meine Entgegnung gelesen, und möchte da nicht voll umfänglich weiter drauf eingehen. Im Prinzip hat AnNevis alle wesentlichen Punkte aufgegriffen und gegenübergestellt. Im Großen und Ganzen gibt es einen Teil, der sich uns völlig entzieht, da er sich für uns nicht schlüssig darstellt. Nennen wir es den "irrationalen" Teil. Je nachdem welchen Standpunkt, welcher Theorie man verfolgt, wird man Argumente finden, die man sich passend zurechtlegt, weil man es gerne stimmig haben möchte. Ich glaube, dass ist eben einfach der subjektive Teil von dem wir uns alle nicht freisprechen können.
Allerdings gibt es auch Punkte, die wirklich offen sind. Nehmen wir einfach nur die Theorie, dass sich FL geheim verabredet hat, und nur den Augenblick abpasste, um diese neue Bekanntschaft zu sehen. Es gibt einfach keine Notiz, keine Spur auf diese unbekannte Person in ihren persönlichen Aufzeichnungen. Diese Bekanntschaft muss also völlig unter dem Radar geflogen sein.
Es gibt hier Frauen, die jederzeit versichern könnne, dass sie es so schon in ihrem Leben gemacht haben und es wirklich auch so hinkriegten, dass jedeR es ihnen abgenommen hat. Ja, das ist möglich, und da ist auch nichts dabei. Nur, ich nehme es FL nicht ab. Und selbst wenn, dann hat sie in ihrer Situation alles auf eine Karte gesetzt, und das finde ich eben nicht mehr stimmig! FL ist in einer neuen Stadt. Sie will sich "ein zweites Standbein" aufbauen (man achte auch einmal auf die Formulierung der Mutter... ) und kann sich andererseits ein Leben ohne Chris nicht vorstellen. Vorgeblich mit dem Hinweis, dass es auch finanziell recht praktisch sei, da man sich die laufenden Wohnkosten teilt. Ich bin mir in diesem Punkt nicht sicher, wie sehr sie noch an Chris hing und wie wirklich ihre Beziehung aussah, was noch nicht aufgearbeitet war, all die Verletzungen und Enttäuschungen etc.
Jedenfalls hat Chris den praktischen Teil gerne mitgenommen und sich anderweitig orientiert, sprich er hatte bereits seit kurzem eine neue Flamme in Lübbecke. Was ich sagen will, FL ist noch recht unsicher und sucht auch diese Sicherheit in ihrer neuen Lebensumgebung. Sie baut sich zwar einen Bekanntenkreis auf, aber der ist noch nicht sicher und gesettelt. Sie hat Isabella, aber einen anderen Namen liest man nicht. Diese beste Freundin, oder von mir aus auch, gute Freundin wird also belogen oder besser, nicht in Kenntnis gesetzt über das eigene Vorhaben. Sie soll es nicht wissen, denn FL weiß es selbst noch nicht so genau, wie das ausgehen wird. Okay. Soweit so schlüssig. Nun, aber die Kröten, die man bereitwillig schlucken muss, will man der Theorie weiter glauben schenken: sie hat keinen Schlüssel (!), ihr Handy ist leer, sie hat kein Geld und sie muss morgens früh raus, zudem zwingt sie Chris, wach zu bleiben, damit er ihr die Tür öffnen kann. Wenn sie eine Lerche ist, dann hat sie schon um 23Uhr ein Problem, aber okay, sie ist jung und kann das vermutlich wegdrücken. Das Problem: sie weiß nicht, wielange dieses Treffen dauern wird! Sie ist zwar neugierig, aber muss doch die Zeit im Auge haben, weil Chris aufbleiben muss, sonst kommt sie nicht in die Wohnung, wenn ihr Rendezvous sich als Rohrkrepierer darstellt. Sie begibt sich also in die völlige Abhängigkeit, und sagen wir es wie es ist, sie macht also einen drauf - ohne Netz und doppelten Boden. Und dieses alles zusammengenommen kann gut sein, aber widerspricht der Annahme, dass sie ansonsten verlässlich und rücksichtsvoll handelt. Man kann das jetzt noch weiter vertiefen und versuchen, es mit weiteren Annahmen auszuschmücken, letztendlich bleibt es aber wie grob skizziert.
mlaska schrieb:Alles in allem mit dem Wissen "von heute" finde ich, dass FL mit der SMS eine geschickte Nebelkerze zündete, eben weil sie eigentlich verbal alles umschiffte, was der Normalität nicht entsprach.
Ein Muster übrigens, was wir anschließend in den folgenden Tagen bei ihr auch wiederfinden in ihrer Kommunikation.
Und das ist doch wieder eine Beobachtung, die man in zwei Richtungen deuten kann. Man kann sagen, es ist ihr Kommunikationsstil, so vage zu bleiben, so unverbindlich und ausweichend. Man kann aber auch sagen, dass sie komplett die Situation verpeilt. Wie gesagt, weit vom Schuss in Nieheim, sehr spät, und völlig unbestimmt, wann und wie sie nach Hause kommen wird. Das wird sich doch auch Chris gefragt haben. "Hey, die will mich wohl verarschen - ich muss hier wachbleiben, weil sie noch Spaß haben will, obwohl wir doch ansonsten getrennt voneinander sind!" - Jetzt ruft er sie zurück, denn es geht ja genau um diesen Punkt: wo bist du, wie läuft das, wirst du zurückgebracht, hast du die Zeit im Blick. Und er erreicht sie nicht. Also bleibt es wieder unklar.
Und wie AnNevis schon richtig bemerkte, dieses Muster hinsichtlich Freiwilligkeit/Unfreiwilligkeit (und auch Unbestimmtheit!) wird jetzt in den nächsten Anrufen wiederholt auftauchen, und das finde ich höchst verstörend. Denn weiter gedacht bedeutet dass, entweder ist Frauke selbst die Urhebererin der Unbestimmtheit oder aber die SMS und die nachvollgenden Anrufe sind bereits von außen gesteuert.
mlaska schrieb:Es ist ja auch auffällig, dass FL überhaupt - wenn man mal an ihre Zwangslage und 'den Tod vor Augen' denkt - zu diesen Aussagen noch fähig ist. "Du weißt doch, dass ich nicht wegen 'nem Typen eine Woche wegbleibe. Du kennst mich doch". Oder auch "Erkläre ich dir später"
FL weicht verbal nicht nur aus (erst sagt sie, sie kann nicht nach Hause kommen, dann will sie es später erklären: wie paßt das zusammen?), sondern insistiert darauf, dass "er doch wisse" und - weil er angeblich weiß - dann bitte nicht mehr fragen soll.
... ist das nicht auch so eine seltsame Formulierung, die man nicht überein kriegt, die so gar nicht mit der Dringlichkeit der Situation zusammenpassen will? Die spielt Spielchen, obwohl ihr doch angeblich das Wasser bis zum Halse steht. Was soll Chris jetzt eigentlich denken? (Hervorhebung von mir)