Rick_Blaine
Rick_Blaine schrieb:Wenn überhaupt, würde es nur Sinn machen, wenn auch alle zukünftige Kommunikation aus Nieheim gekommen wäre, dann hätte der Täter vom wahren Tatort Paderborn abgelenkt.
Nieheim ist eine sehr überschaubare Gegend. Ein Täter, der die 1. SMS von dort versandte, hatte zu diesem Zeitpunkt keine polizeilichen Fahndungsmaßnahmen zu befürchten, weil noch niemand vermutete, FL sei das Opfer eines Verbrechens geworden.
Ich glaube, wenn wir die Theorie eines Täters diskutieren, der die Entführung geplant und FL bereits in PB aufgelauert hat, müssen wir uns konsequent
die Perspektive eines solchen Täters vergegenwärtigen.
Wenn wir annehmen, ein solcher Täter hatte keine Informationen über die Reaktionen der Angehörigen/Freunde und der Polizei:
Wäre es dann nicht Wahnsinn gewesen, für die Anrufe nach Nieheim zurückzukehren? Ausgerechnet an den Ort, den die Polizei als Absendeort der SMS bereits ermittelt hatte und von dem zu erwarten war, dass die Polizei ihn auch schnell als Standort der Anrufe feststellen würde?
Wir dürfen doch nicht von unserem heutigen Wissen ausgehen.Ein Täter, der keine Informationen aus dem näheren Umfeld von FL gehabt hätte, hätte überhaupt nicht wissen können, dass die ersten beiden Anrufe schon reichten, um die Kripo von einem freiwilligen Verschwinden zu überzeugen.
Es wäre (mindestens) ebenso wahrscheinlich gewesen, dass die Polizei die Telefonate als Indiz für ein Verbrechen bewertet hätte und dann die in solchen Fällen üblichen Fahndungsmaßnahmen wie Ortung etc. eingesetzt worden wären. (In den Medien gab es
keinen Hinweis auf die Einstellung polizeilicher Aktivitäten oder die polizeiliche Einschätzung der Anrufe!)
Ein solcher Täter, der in völliger Ungewißheit über die Einschätzung der Polizei hätte handeln müssen, hätte sich die Rückkehr an denselben Ort keinesfalls erlauben können. Aber
darüber hinaus hätte er auch eine Ortung fürchten müssen.
Warum ließ er dennoch FL immer wieder anrufen?Hier sehe ich den
deutlichsten Hinweis auf den Täter:
Die letzten beiden Anrufe (am Sonntag und am Dienstag) kamen von einem Ort, an dem sich der Täter und FL bereits am Freitagabend aufhielten: Auf dem Dören. Und diese eigentlich hochriskante zweimalige Rückkehr zu dem Ort einer früheren Kontaktaufnahme fand statt, als die Kripo ein freiwilliges Verschwinden FLs nicht mehr bezweifelte und zu keinen weiteren Maßnahmen mehr bereit war.
Es ist mir unmöglich, das für einen Zufall zu halten.Ich bin deshalb überzeugt, dass es dem Täter möglich war, auf eine völlig unauffällige und unverdächtige Weise Informationen aus dem engeren Umfeld von FL zu erhalten.
Außerdem glaube ich überhaupt nicht, dass die Anrufe von Anfang an geplant waren. Ich gehe davon aus, dass der Täter die 1. SMS versandt hat, aber noch ohne die Absicht, Anrufe folgen zu lassen. Ich glaube, dass er mit den jeweiligen Telefonaten auf die aktuelle Entwicklung reagierte und bei jedem Anruf der nächste noch nicht geplant war.
So nehme ich an, dass der 1. Anruf stattfand, weil der Täter davon ausgehen konnte, dass die Polizei zu diesem Zeitpunkt sowohl ein Verbrechen als auch ein freiwilliges Verschwinden erwog. Mit diesem 1. Anruf versuchte er, die Version der Freiwilligkeit zu stärken.
Damit hätte er aber auch das Gegenteil erreichen können, und dann wäre es für ihn klüger gewesen (Gefahr einer Ortung etc.), nicht mehr aufzutauchen. Ich glaube, dass er das 2. Telefonat nur führen ließ, weil er inzwischen erfahren hatte, dass der 1. Anruf - mit Blick auf die Polizei - nicht erfolglos war.
Ohne ein solches Wissen sind die Anrufe für mich vollkommen unerklärbar.