frauZimt schrieb:Ich schlussfolgere daraus, dass er Frauke nicht töten wollte.Vielleicht ist Frauke -in seinen Augen- sogar überraschend gestorben.
Ich glaube zwar, dass der Täter aus Angst vor Entlarvung von Anfang an nicht die Absicht hatte, FL jemals freizulassen. Wenn er in völliger Verblendung auf eine Erwiderung seiner "Liebesgefühle" und ein Happy-End gehofft hätte, wäre es immerhin bemerkenswert, dass er es offenbar von Beginn an geschafft (bzw. sich darum bemüht) hat, keine Spuren zu hinterlassen bzw. sie zu verwischen.
Aber ich gebe Dir Recht: Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Täter ihren Tod nicht geplant hatte. (Vielleicht, weil es zu Beginn nur sein Ziel war, FL in seiner Gewalt zu haben oder - aus seiner Perspektive - "für immer" mit ihr zusammen zu sein.) Für mich sind durchaus mehrere Varianten vorstellbar.
Die Möglichkeit jedoch, Fl sei für den Täter überraschend gestorben, halte ich aufgrund des letzten Gesprächs für sehr unwahrscheinlich.
In diesem letzten Gespräch hat FL offenkundig Angst um ihr Leben ("ich lebe
noch").
Das lässt nach meiner Ansicht zwei Möglichkeiten zu:
1. Entweder merkte FL, dass sie z. B. aufgrund von Flüssigkeits- und Nahrungsmangel nicht mehr lange leben würde - dann dürfte das auch dem Täter nicht entgangen sein.
Verdursten beispielsweise ist - soweit ich weiß - ein qualvolles Sterben, das länger als ein paar Stunden dauert. Selbst wenn man annimmt, der Täter hätte sich nach diesem letzten Gespräch bzw. nach ihrer Rückkehr in ihr Versteck tagelang nicht mehr um sie gekümmert, hätte er meiner Meinung nach kaum überrascht sein können, sie nur noch tot aufzufinden.
2. Oder FL war inzwischen überzeugt, der Täter würde sie - früher oder später - umbringen. Nach meiner Ansicht spricht für diese Möglichkeit weitaus mehr - zumal es in diesem Gespräch (im Gegensatz zu allen vorangegangen Kontakten) keine Rückkehrankündigung mehr gab.
Offensichtlich hatte der Täter bei diesem letzten Gespräch kein Interesse mehr gehabt, FL (und ihren Angehörigen) noch Hoffnungen auf ein gutes Ende zu machen. Doch selbst wenn er geplant hätte, FL bald umzubringen, hätte er doch trotzdem wieder ihre baldige Rückkehr ankündigen können - um ihre Angehörigen und die Polizei noch etwas länger hinzuhalten.
Nach meiner Überzeugung zeigt die Entwicklung der Telefongespräche mehrere Brüche. Zunächst ist meiner Ansicht nach die Absicht des Täters erkennbar, ein freiwilliges Verschwinden FLs vorzutäuschen. Aber dieses Anliegen tritt nach meiner Auffassung mit den späteren Gesprächen in den Hintergrund - und zwar
genau zu dem Zeitpunkt, als die Polizei nicht länger an einem freiwilligen Verschwinden zweifelt und deshalb nichts mehr unternimmt, der Täter also nichts mehr von aktuellen polizeilichen Maßnahmen zu befürchten hatte.
Ich kann diese zeitliche Koinzidenz nicht für einen Zufall halten. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Täter einen - eher oberflächlichen - Kontakt zu einer oder mehreren Personen aus FLs engerem Umfeld hatte (zu dem er aber nicht gehörte) und während der Entführung - scheinbar voller Anteilnahme - sich bestimmte Informationen völlig unauffällig verschaffen konnte - was nach meiner Ansicht ziemlich leicht gewesen wäre.
Solche Informationen könnten nicht nur die zunehmende Sicherheit des Täters bei den Telefongesprächen erklären, sondern vor allem auch seine letzten Fahrten in die Gewerbegebiete. Hätte die Polizei die Ermittlungen nicht eingestellt, hätte er
spätestens bei der letzten Fahrt
sehr leicht überführt werden können. Und es ist mir absolut nicht vorstellbar, dass dieser Täter sich dieser Wahrscheinlichkeit ausgeliefert hätte. Ich bin überzeugt, dass der Täter sich solche Informationen verschafft hatte, aufgrund derer er sich ziemlich sicher fühlen konnte.
(Deshalb bin ich auch sehr optimistisch, dass bei einer Wiederaufnahme der Ermittlungen durch das LKA in Düsseldorf - von Andreas Müller war hier ja bereits die Rede - neue Spuren gefunden werden. Bei einem neuen Ermittlungsansatz werden neue Fragen gestellt werden. Vielleicht auch die, wer sich während (und nach) der Entführung bei FLs Freunden nach dem Stand der Dinge erkundigte - natürlich voller "Betroffenheit" und "Mitgefühl".)
Maja2 schrieb:Ich kann mir gut vorstellen das Frauke den Täter, wenn vielleicht auch nur flüchtig, kannte und deshalb freiwillig in das Auto eingestiegen ist.
Davon gehe ich auch aus. Ein freiwilliger Einstieg ins Auto, weil der Täter, den sie flüchtig, aber aus einem vertrauenerweckenden Umfeld kannte, ihr angeboten hatte, sie nach Hause zu fahren. Und dann ein nicht mehr freiwilliges Verlassen von PB.
@Sunrise76 Doverex schrieb:Geplante Entführungen passieren fast immer an routinemäßigen täglichen Weg der Entführungs-Opfer.
Sunrise76 schrieb:Nicht unbedingt! Improvisationsvermögen eines Täters gehört dazu.
Ich stimme Dir völlig zu. Ich halte es übrigens keineswegs für ausgeschlossen, dass es nicht der 1. Versuch des Täters war, ihr aufzulauern.
Außerdem könnte es nach meiner Ansicht auch einen sehr einfachen Grund gegeben haben, weshalb der Täter nicht ihre alltäglichen Wege ins Krankenhaus wählte.
Fl besaß zwar kein Auto, aber sie war, soweit ich weiß, Fahrradfahrerin. Daher finde ich es naheliegend, dass sie für ihren Weg zum Krankenhaus das Rad benutzte. Die Entfernung war nicht groß und mit dem Rad sicher mühelos zu bewältigen, was nach meiner Ansicht auch wesentlich bequemer gewesen wäre, als auf Bus oder Bahn warten zu müssen.
Wenn man wie ich davon ausgeht, dass FL nicht gewaltsam von der Straße gezerrt, sondern mit dem Angebot, sie nach Hause zu fahren, ins Auto gelockt wurde, wäre ihr Weg zur Arbeit unter dieser Voraussetzung nicht in Frage gekommen.