Mord an Frauke Liebs
17.07.2018 um 11:24brennan schrieb: mlaska schrieb:Es sind zwei ganz unterschiedliche Aspekte, die hier zusammen behandelt werden, die aber nicht unbedingt zusammen gehören.
u hast vollkomnmen Recht, mit den bestehenden Informationen ist der Aufenthalt in Nieheim ein Rätsel. Letztendlich kann man aber zu dem Schluß kommen, dass FL ihr persönliches Umfeld teilweise im Unklaren über ihr Privatleben lies. Je länger und öfter man sich den Ablauf am Dienstag 20.06. in Gedanken abspult, desto deutlicher scheint mir, dass FL einen Anschein aufrecht erhielt.
Es deutet nichts darauf hin, dass Frauke etwas verbergen wollte. Ihr PC war nicht durch ein Passwort geschützt oder Karen kannte ihr Passwort, denn sie hat auf Fraukes PC nach Hinweisen gesucht. Hätte Frauke etwas zu verbergen gehabt, hätte sich ein Passwort für den PC als erstes angeboten. Auch hätte es keinen Grund gegeben, ihr Handy nicht zu benutzen. Sie war niemandem Rechenschaft schuldig und musste nicht damit rechnen, dass jemand ihre Kontakte überprüfte. Dass Fraukes Mutter das Gefühl hatte, er wäre besser, wenn sie bei Fraukes Erzählungen über Bekannte nicht zu sehr nachhakte, bedeutet nicht, dass Frauke etwas zu verbergen hatte. Vom Schrauber aus Nieheim hat sie ihrer Mutter auch erzählt. Dass Frauke nicht jedem in ihrem direkten Umfeld alles erzählt hat, ist sehr wahrscheinlich. Dass sie aber niemandem von einer Verabredung oder neuen Bekanntschaft erzählt haben sollte, halte ich für unwahrscheinlich und für noch unwahrscheinlicher, dass weder auf ihrem PC noch bei den Handydaten eine Spur dieser Person gefunden werden konnte.
(i) Es gab schon damals die Möglichkeit, anonyme Handyverträge abzuschließen. Fall die Kommunikation vorwiegend darüber stattfand
, hätte man nach einer unbekannten Nummer mit unbekanntem Nutzer gesucht. Wenn der letzte Kontakt vll. schon eine Woche her
gewesen wäre, dann stünde da erst mal "unbekannte Nummer". Sollte man "denjenigen" dann gleich an die Spitze der
öffentlich bekannten Fahndung setzen? Weil die Nummer anonym ist?
(ii) Chat-Konversationen können gelöscht werden. Es muss nicht mal so gewesen sein, dass FL dies selber tat. Es kann auch der
"Gegenüber" tun. Dann findet man so einfach gar nichts mehr. Man kann das sogar hier in diesem Forum ausprobieren.
Sobald einer einen Freudschafts-Kontakt "löscht" , ist auch alles an vergangener Konversation weg. Einfach so. Recover
wahrscheinlich nur auf Anfrage möglich und das dann auch nur zeitnah.
(iii) War FL überhaupt bewußt, dass sie ihren PC durch ein Password schützen "sollte"? Mit welchem Grund sollte jemand unter
normalen Umständen an den PC von FL gehen und nach Hinweisen schnüffeln? Und wenn man z.B. chattet,
liegt die Konversation doch auf einem Server irgendwo und nicht auf dem PC. Der zugehörige Account hat ja schon ein Passwort.
Vll. fanden sich noch Abschnitte einer Chat-Konversation in irgendeinem lokalem Cache. Aber so viel, wie FL angeblich chattete, da
ist es gut möglich, dass die entscheidende Konversation (neben anderen) nicht mehr restauriert werden konnte (da überschrieben).
Wahrscheinlich Karen ging nur deswegen an FLs PC, weil FL verschwunden war und man nach Hinweisen suchte. Das stellte
schon mal die Überschreitung einer eigentlich gegebenen Grenze zu einer Privatsphäre dar. Das wäre genau so, als wenn man
zu jemandem ins Zimmer geht und erst mal alle Schubladen aufmacht und guckt, ob irgendwas verstecktes zu finden ist. Man
kann das machen, klar, aber man ist wahrscheinlich besser beraten, wenn man es mit demjenigen ernst meint, das nicht
zu tun. Es sei denn, etwas liegt vor.
Wie FL das mit ihrer Passwort-Vergabe regelte, kann man heute nur noch schlecht nachvollziehen. Wahrscheinlich neigt man
generell aus Bequemlichkeit eher dazu, sich auf wenige zu beschränken. FL lebte in einem normalen Umfeld. Da sollten doch
hoffentlich die normalen Anstands- und Gewissensregeln greifen, dass jeder in ihrem Unfeld ihre Privatsphäre respektiert. Und
Privatsphäre heißt doch auch, dass man Freunde haben kann, ohne dass man jemanden anderes davon in Kenntnis zu setzen
hat. Ich denke einfach, dass FL von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht hat.
Bedenken wir vll., dass der Täter von seinen Möglichkeiten, seine Identität zu schützen, noch viel intensiver Gebrauch gemacht hat.
Für ihn gab es dafür sicher noch viel bessere Gründe als für FL. In dieser Kombination wird es um Größenordnungen schwieriger,
ihn (und darum geht es ja) auszumachen.