@Hypolite
Polizei und Medien hatten nicht so schnell die Handyortung, nur die Uhrzeit der SMS war klar. In den Berichten wird durch die Redaktionen viel abgekürzt. Die hatten erst nach dem letzten Anruf - als Funkstille herrschte - überhaupt ein Interesse daran, sich wirklich zu kümmern und erst ab dem Leichenfund wurde unter Hochdruck ermittelt.
Die Familie hat wohl schon am nächsten Tag einen Such-Hinweis ins lokale Radio gekriegt u. eventuell die Lokalnachrichten, so hatte ich das damals verstanden. Möglicherweise, weil sie Beziehungen hatten. Außerdem haben sie schon am Mittwoch und Donnerstag Flyer und Poster gedruckt und in der Innenstadt verteilt.
@migrantbirdInteressant. ich habe auch eine sehr umfangreiche Analyse zum Hergang und ein Profil zum Täter gemacht und komme überwiegend zu völlig anderen Schlussfolgerungen als du. Ich versuch es mal so kurz wie möglich:
Bei mir ist der Täter über 30 J. eher um die 35 gewesen zum Tatzeitpunkt. Eindeutig ein Passiv-Aggressiver, eher feige, scheut Konfrontationen, eher unsportlich. Ein weinerlicher Typ, der sehr harmlos und nett wirkt. Hatte möglicherweise Freundin oder Ehefrau (die gerade im Urlaub war, oder er selbst befand sich im Urlaub).
Ich vermute, dass die Dauer der Entführung von vornherein auf eine Woche geplant war und äußere (geplante) Zwänge bzw. Umstände ihn davon abhielten, sie länger zu „behalten“. Möglicherweise weil dem Täter der Wagen oder die Wohnung nicht länger zur Verfügung standen oder er nicht länger Urlaub hatte, die Frau / Eltern .. aus dem Urlaub zurück kamen oder das Firmengelände nicht mehr leer stand...
Ich bin sicher, der Täter hatte ein großes Machtgefühl durch die Tat und fühlt sich wie Supermann. Er hatte alles seit Monaten genau geplant, sich pragmatisch an seine Planungen gehalten. Mich würde nicht wundern, wenn schon das Entführungsfahrzeug mit falschen Kennzeichen ausgestattet war und darin eine selbst gebaute Kiste stand. Von Reue keine Spur. Schon gar nicht würde "mein" Täter jemanden einweihen, abgesehen von einem neuen Opfer.
Ich glaube, er hat lange von sowas phantasiert und die Tat war zusätzlich inspiriert durch den Stephanie - Mederakis Fall in Dresden, der seit Februar 2006 massiv Deutschlandweit in den Medien war. Er wird sich darüber mokiert haben, wie konfus die Polizei und wie dumm der Täter in jenem Fall agiert haben. Ich glaub auch, dass er sich für solche Fälle interessiert, einschlägige Literatur liest, vielleicht sogar in Foren wie diesem hier unterwegs ist.
Hält sich für intelligenter als alle anderen, die er kennt. Geht an alles methodisch heran. Vermutlich gab es eine Checkliste für die Tat. Der Täter hat einen Bezug zur Strecke L755. Auf dieser Strecke gerät man in drei der vier Industriegebiets-Funk-Sendebereiche : Berliner Str. / Döhren und Benhauser Feld. Diese Landstraße wird vermutlich nur wenig befahren.
Ich glaube, dass er sie - wenn überhaupt - maximal peripher kannte. Ein Zufallsopfer ist für einen solchen Täter viel "besser". Ferner glaube ich, dass alle, auch die erste SMS eine extra gelegte Spur des Täters war und Nieheim nicht der Standort gewesen ist. Die Ermittler glauben an Nieheim, weil sie denken, der Smiley auf der SMS sei ein Hinweis auf "Freiwilligkeit". Das glaube ich nicht. Zu jenem Zeitpunkt musste der Täter noch davon ausgehen, dass ein paar simple SMS eine Vermisstenanzeige für eine Weile verhindern würden. Ich glaube an einen Bezug zu Altenbeken oder Bad Driburg.
In jedem Fall ging es m. Meinung nach bei all diesen Telefonaten nicht um sadistische Quälerei von Frauke oder der Familie, sondern allein darum, sie ohne körperliche Konfrontation unter Kontrolle zu halten durch das ständige Versprechen: heute lass ich dich frei, wenn du tust, was ich dir sage .... und darum, eine intensive Suche durch die Polizei und Medien zu verzögern bzw. zu verhindern.
Das hat ja auch für ihn funktioniert.
Als die Suchaktion nach Frauke so früh los ging, war er sicher total überrascht. Bei Erwachsenen passiert so rasch normalerweise gar nichts. Da wird auch die Verzögerung weiterer Maßnahmen eine noch wichtigere Rolle gespielt haben, so dass er sie telefonieren ließ. Vielleicht hatte er ursprünglich vor, nur SMS zu versenden.
So lange sie glaubte, bald frei gelassen zu werden, würde sie „mitspielen“ und sich nicht auflehnen. Gut möglich, dass sie die meiste Zeit nackt war und nur für die Fahrten und Telefonate ihre Kleidung bekam. Gut möglich, dass der Täter sich körperlich nicht in der Lage fühlte, einen Kampf gegen sie schadlos (ohne äußere Merkmale) zu überstehen.
Dahin gestellt, ob er größer und stärker wäre als sie – ihm könnte dennoch das körperliche Selbstgefühl fehlen, sich einem solchen Kampf zu stellen. Umso mehr müsste er versuchen, die Situation durch psychologische Spielchen und Versprechungen zu kontrollieren. Sobald Frauke das Gefühl gehabt hätte, sie würde ermordet werden, hätte sie sicherlich um ihr Leben gekämpft. Das wollte er unbedingt verhindern.
Dass er sie nach Bekanntwerden der Vermisstenmeldung und den ersten Medienbe-richten mit Fotos der Vermissten weitere sechs Tage gefangen hielt, zeigt im Grunde deutlich, dass hier kein junger, unerfahrener Täter von einer eskalierten Situation überrollt wurde, sondern dass ein Plan durchgeführt wurde, ganz stur – inklusive der Autofahrten durch Paderborn mit der Vermissten im Wagen. Das ist ziemlich abgebrüht und beweist extrem gute Nerven und eine ausgewachsene kriminelle Energie. Möglicherweise gibt es Vorstrafen, Belästigung, unbefugtes Betreten, Kennzeichen- oder Autoklau, Spannen an Fenstern... Einbruch (bei einer Frau) o. ä.
Der Täter ist durch und durch pragmatisch und eher faul. Dafür spricht auch der Ablageort. Ich glaube der Täter hat seitdem wieder versucht, eine junge Frau in seine Gewalt zu bringen oder hat es sogar geschafft, ohne dass es bemerkt wurde. Wäre kein Novum.
Das ist nur ein kleiner Teil meiner Analyse des Falls. Aber ein damals 25jähriger, dem hinterher alles leid tat, da musste ich einfach widersprechen
:)