Mord an Frauke Liebs

Ich hab nochmal länger über die Telefonanrufe nachgedacht und mit meinen Erfahrungen verglichen, die ich früher einmal mit einer Kollegin erlebte, die sehr stark unter ihrem Partner litt, weswegen sie mich oft anrief und sich bei mir ausheulte. Wenn sie allein war, er aber in der Nähe, flüsterte sie, sodass ich sie oft nur schlecht verstand. In seiner Gegenwart wirkte ihre Stimme so merkwürdig verdrückt und ausweichend. Ich fragte sie dann, ob er in der Nähe sei, was sie bejahte. Nur wenn sie wirklich allein unterwegs war, redete sie frei heraus und verständlich.

Ich denke, dass die Art und Weise, wie Frauke sich am Telefon verhielt, etwas aussagt, nämlich dass sie wahrscheinlich im Beisein des Täters sprach. Zumindest muss er so nah und vor allem in Hörweite gewesen sein, dass sie nicht heimlich und flüsternd telefonieren konnte. Ihr merkwürdiges Verhalten ist ein Indiz dafür, dass sie sich in seiner Hörweite nicht frei und spontan äußern konnte, sondern sich sehr gehemmt fühlte, wenn nicht sogar bedroht, was wahrscheinlich ist.

Und jetzt noch ein paar Gedanken zu den möglichen Gründen, weshalb der Täter sie telefonieren ließ und auf welche Täterpersönlichkeit das hinweisen könnte. Es erinnert mich an einen anderen Fall, wo der Täter anonyme Briefe an die Polizei sandte und sich zu seinen Taten bekannte. Der Täter, der Frauen abstach, war sehr jung und eher der narzisstische Typ, der Aufmerksamkeit suchte, in diesem Fall von der Polizei selbst und nicht von seinen Opfern, die er als Frauen hasste, weil er von vielen Frauen abgewiesen wurde und seine Opfer stellvertretend dafür büßen mussten. Jetzt auf den Fall von Frauke Liebs bezogen, könnte der Täter auch Aufmerksamkeit gesucht haben, nur diesmal beim Opfer selbst, das er emotional leiden ließ, bevor er sie tötete. Vielleicht versprach er immer wieder die Freilassung und das überwachte Reden mit Angehörigen, wenn sie sich seinen Wünschen fügte und tat, was er verlangte. Natürlich könnte es auch sein, dass er Zeit gewinnen und eine Hinzunahme der Polizei hinauszögern wollte. Es könnte auch beides eine Rolle gespielt haben. Dieses Ja auf die Frage, ob sie festgehalten wird, wird wahrscheinlich das Ende beschleunigt haben, vermute ich.

@LynnCare

LynnCare schrieb:Natürlich könnte es auch sein, dass er Zeit gewinnen und eine Hinzunahme der Polizei hinauszögern wollte

Ich denke schon er wollte den Eindruck erwecken, Frauke sei wirklich freiwillig ferngeblieben von zu Hause.
Die erste SMS von ihr (die ich auch als freiwillig einstufe), diente dabei vielleicht als willkommene Basis.

Welche Alternativen hätte ein Täter denn gehabt eine Suche nach ihm und Frauke zu unterbinden?
Wäre die Erklärung einer jungen Frau ohne Kleidung, Geld, Urlaubsantrag oder Krankschreibung ein paar Tage raus zu müssen und sich dann gar nicht mehr zu melden glaubwürdiger als ein fast tägliches Melden und die Bekanntgabe man käme kurzfristig nach Hause?

Die Polizei geht ja auch davon aus, dass der Täter sich damit Zeit verschaffen wollte, um eine Vermisstenmeldung zu verzögern. Irgendwann wäre diese sicher doch erfolgt, wenn er sie nicht mehr gehen ließ bzw. er den Mord womöglich schon plante. Sein Verwirrspiel, auch mit den Örtlichkeiten, wirkt auf mich eigentlich gar nicht so anfängerhaft, wie das hier mehrmals angedeutet wurde. Vielleicht war das alles durchplant.

@LynnCare
Ich empfinde diesen Mordfall und die Anrufe nicht als besonders mysteriös, eher als besonders brutal und grausam.

@airdbair
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich vermute auch, dass hier ein brutaler Täter am Werk war, vielleicht sogar ein Serientäter. Gefasst wurde er ja nicht, wer weiß, welche Opfer vor und danach noch folgten ...

Und noch was: Da er Frauke länger festhielt und nicht gleich tötete, scheint er dazu zu tendieren, Opfer über längere Zeit festhalten zu wollen, was wiederum vermuten lässt, dass er vor und danach bereits eine Frau entführt haben könnte für längere Zeit, bis er diese tötete, falls es ein Serientäter war. Oder jetzt vielleicht geworden ist in der Zwischenzeit.

LynnCare schrieb:Das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich vermute auch, dass hier ein brutaler Täter am Werk war, vielleicht sogar ein Serientäter. Gefasst wurde er ja nicht, wer weiß, welche Opfer vor und danach noch folgten ...

Dachte ich anfangs auch, mittlerweile bin ich jedoch der Überzeugung, dass Fraukes Tod nicht geplant war.

Um einen brutalen Serienmörder ausmachen zu können, fehlen mir zu viele Hinweise auf eine solche Person. Fängt schon damit an, dass Frauke in Kleidung und nicht nackt (keine Erniedrigung des Leichnams, wenn man das so sagen kann...) aufgefunden wurde, auch hätten die Telefonate mit den Angehörigen eine andere Sprache gesprochen bzw. hätte es diese vielleicht sogar garnicht gegeben ... Nee, nee, nee, das passt nicht.

Für einen Serienmörder fehlen mir einfach die weiteren Opfer - wer soll das sein? - Und kommt mir jetzt bitte nicht mit Tanja Gräff!!! :D

Der Inhalt der Anrufe war völlig irrelevant.
Einzig relevant war die Message: Frauke lebt!
Die Stimme hätte auch "alle meine Entchen" singen können. So erklärt sich auch der nichtssagende Inhalt und Charakter der Anrufe.

Quelle: Beitrag von Tibetdog (Seite 2.499)


Hy @Tibetdog !

Eines der wunderbarsten trefflichsten Postings unter allen 2.565 seitenlangen FL-Thread-Kommentaren!
Mit kurzer & komprimierter Aussage und Worten es hervorragend & fabelhaft total auf den Punkt hin gezogen, was nämlich für den höchstwahrscheinlichsten wahren Hintergrund all der Anrufe/SMS steht: "Frauke lebt".

Der total nichtssagende Inhalt und Charakter all der Anrufe stellt für mich eh schon immer eine gegebene fixe Sachlage dar, die sich darin begründet, zwar anzurufen.... ABER bei diesen kurzen Anrufen in keinster Weise i-wie nur gesprächsbereit zu sein oder in anderer Form mitteilsam zu werden.

Lieben Gruß,
Doverex

@Doverex
Und warum diese Message "Frauke lebt", wenn er sie dann doch tötet? Wollte er damit die Familie von Frauke und Frauke selbst quälen?

@Kältezeit
Ich frage mich nach dem Motiv des Täters. Wenn es eine gestörte Persönlichkeit mit entsprechenden Phantasien wäre, dann wird der Druck, diese Phantasien umzusehen, nicht auf einmal aufhören, erst recht nicht ohne Behandlung in einer forensischen Klinik. Die einzige Möglichkeit wäre, dass er sich selbst freiwillig in eine forensische Klinik eingewiesen hätte aus Angst vor Rückfall und erneuten Mord, dabei jedoch die Tat verschwieg und nur von bestehenden Gewaltphantasien erzählte.

@LynnCare
In erster Linie wollte er das um von sich selbst abzulenken.

@LynnCare
Aber wir wissen doch nicht was er Frauke angetan hat.
Wir können uns nur denken, es ging ihm auch um sehr viel Macht.
Oder er war nervös und wollte wirklich nur rauszögern.

Reindenken können wir uns in ein Hirn nicht, welches schreckliche Gewalt oder sadistische Fantasien hat.
Aber..ein Serienmörder würde wohl nicht von alleine vorstellig werden.
Er kennt doch wohl nur..ausagieren..nicht auffallen.

Mehr wird da nicht sein.

Ich wollte nur deutlich machen, wir können es nicht nachvollziehen wie es ist.
Um ein Beispiel aus dem Realen Leben zu geben:
Mir sind zwei Menschen bekannt die entweder durch eigene Aussage oder über Dritte in ihrer Hooligan Karriere wohl übelst drauf waren. Beide leben mehr schlecht als recht, aber wenn Alkohol ins Spiel kommt, flammt es auf, sie sind stolz und gleichzeitig bekennen sie böse gewesen zu sein.

Schizo..ein Zustand der so bleibt und von alleine nicht abzustellen ist.
Zwei Welten..zwei Gesichter..keine Zeit zum Arzt zu gehen..
nach außen absolut unauffällig und immer bedacht die Traumwelt aufrechtzuerhalten..sie wirkt durch sie..sie können blenden wie eine Eins und lügen ohne rot zu werden.
Es geht immer nur zum Ziel-und vorteilssicherung.

ich ueberlege heute mal was anderes...wer war die Person mit welcher Frauke in Pub ganzen Abend gesimst hat?
ja ok, ich verstehe dass diese Person - angeblich ein Freund - nicht oeffentlich bekannt weden will aber trotzdem erstaunlich dass nach 9 Jahren niemand weisst wer es genau war...
weil schon alles anderes tausendmal gesprochen und durchgekaut ist
aber ok, vielleicht ist es fuer den Fall nicht wichtig und hoffe Alibi von dieser Person von der Polizei gut geprueft war..

@sue_bern
Gute Frage! Das wüsste ich auch gern. Vielleicht simste sie auch mit verschiedenen Kollegen. Aber das Handy konnte die Polizei ja nicht direkt auswerten, aber wohl die Übermittlungsdaten des Internet-Anbieters. Vielleicht wurde das nicht Thema, weil diese Daten alle unverdächtig waren - bis auf die SMS und Anrufe von Frauke an den Ex und die Familie im Laufe der "Entführung".

ich habe jetzt einem Freund ueber dem Fall erzaehlt u nd der meint vielleicht war sie entfuehrt und zur Prostitution gezwungen

@sue_bern
@LynnCare


@sue_bern

sue_bern schrieb:erstaunlich dass nach 9 Jahren niemand weisst wer es genau war...

Ich korrigiere : Nur DU und der Rest hier weiß es nicht.
Die Polizei weiß es. Das reicht denke ich dann auch aus.

@Malinka
Deine Besserwissereien nerven. Wenn Du etwas weißt, dann drücke Dich klar aus.