Catwhisperer schrieb:Tristans verhalten selbst Könnte also ursächlich für den hass auf ihn selbst sein? Vielleicht hatte Tristán selbst "eine leiche im keller"
Er wird auch nicht mehr "Leichen im Keller" gehabt haben, als viele andere auch. Pack schlägt sich - Pack verträgt sich, so in der Art. Deswegen glaub ich nicht, dass Hass und Rache eine Rolle gespielt haben könnten. Aber Jugendliche würde ich, wie ich bereits schrieb, nicht ausschließen.
Hier nochmal eine Zusammenfassung des Mordlust-Falls, den ich schon weiter oben erwähnt hatte, und der erstaunliche Parallelen zum Mord an Tristan aufweist: Brutalität, die an eine Abrechnung denken läßt, öffentlicher Ort, Abgebrühtheit.
Ich beziehe mich auf das ersten Kapitel des Buches "Aus reiner Mordlust" von Stephan Harbort, der diesen Fall wiedergibt.
https://books.google.de/books?id=2z1tAgAAQBAJ&pg=PT10&lpg=PP1&focus=viewport&hl=de(andere Fälle aus dem Buch zeigen Verbindungen zu Gewalt- und Horrorfilme als Auslöser bzw Vorbilder für solche Taten.)
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In einem Waldgebiet wird die grausam zugerichtete Leiche eines 36jährigen (arbeitslos, allein lebend, schwul) gefunden.
Der Körper des Toten ist übersät mit teilweise tiefreichenden Stichwunden. Mit großer Wucht muss der Täter aus verschiedenen Richtungen zugestochen haben. Augen und Hals wurden mehrfach durchbohrt, andere Stichverletzungen hat der Täter hinter den Ohren gesetzt, sie führen in den Schädel hinein. Dort, wo einmal der Mund gewesen ist, befindet sich nur noch eine breiige Masse. Insgesamt zählen die Rechtsmediziner 97 Einstiche. Darüber hinaus werden Rippenserienbrüche festgestellt, hervorgerufen durch stumpfe Gewalt. Todesursache: Verbluten nach innen und außen.
Das Opfer muss "über einen längeren Zeitraum hinweg wiederkehrenden Torturen ausgesetzt gewesen" sein. Die Ermittler fragen sich deshalb:
Wurde der Getötete demnach gefoltert? Oder deutet die Verstümmelung von Mund- und Augenpartien auf eine symbolisch zu verstehende Abrechnung im Milieu hin? Soll die Vielzahl der Verletzungen als Warnung verstanden werden?
Ermittlungen ergeben, dass der Ermordete häufig am König-Heinrich-Platz, wo sich viele Jugendliche tummeln, gesehen wurde. Dort treffen sich täglich zwischen 10 und 20 meist männliche Jugendliche.
Es ist keine verschworene Gemeinschaft, keine Gang, keine Bande, die sich am König-Heinrich-Platz versammelt, vielmehr sind es überwiegend deutsche Jugendliche aus der näheren Umgebung mit losen Kontakten untereinander. Freundschaften sind eher selten.
Alle Jugendliche gaben an, dass sie das Opfer oberflächlich gekannt und auch durchaus gemocht haben. Er spendierte ihnen gerne mal Bier und Pommes, auch stellte er manchmal sein Auto für Spritztouren zur Verfügung.
Ein 16jähriger kannte den Ermordeten etwas besser, er soll ihn als Letzter lebend am Platz gesehen haben, sei ihm aber nicht gefolgt. Er erzählte auch, dass er hin und wieder Geld für sexuelle Kontakte vom Mordopfer erhielt.
Alle Jugendlichen bestätigen die Angaben, dass der Ermordete am Abend des Mordes alleine den Platz verließ, niemand ihm gefolgt sei.
Eine Gruppenvernehmung der Jugendlichen wird vorzeitig abgebrochen, weil die Beamten nur "Gekicher, Gelächter, Unverständnis und Unmut" ernten.
»Lasst uns doch endlich in Ruhe!«
»Wir sind unschuldig!«
»Leckt uns doch am Arsch!«
Dann wird das Auto des Opfers gefunden, 300m vom Platz entfernt. Im Auto finden sich Blutspuren, auch unter dem Auto, was ein mehrmaliges Überfahren des Opfers nahelegt. Da das Auto in der Nähe des Platzes gefunden wurde, werden die Jugendlichen erneut nacheinander befragt. Eine 14-Jährige, die nur am Rande zur Gruppe gehört, bricht, nachdem die Beamten behaupteten, ihr nicht zu glauben, schließlich ihr Schweigen,
Alle hätten sie von dem Mord gewusst, der von den Tätern sogar angekündigt wurde. Nach der Tat habe man sich von den Mördern die Abläufe bei einer Flasche Bier schildern lassen, Szene für Szene, man habe kein grausiges Detail ausgelassen. Man habe sich dabei prächtig amüsiert und sei bester Stimmung gewesen.
»Alle« – das sind insgesamt 13 Jugendliche, zwischen 14 und 17 Jahre alt, darunter drei Mädchen.
Haupttäter sind demnach der oben erwähnte 16jährige und ein 17jähriger. Nachdem sie zuvor mit anderen einen älteren Herren in einer öffentlichen Toilettenanlage niedergeschlagen hatten, und dafür viel Beifall von der Gruppe erhielten, entschieden sie, dass der ihnen bekannte und ihnen gegenüber freundliche 36jährige als nächstes dran glauben müsse.
In den nächsten Tagen werden Pläne geschmiedet, wann, wo und wie man »die schwule Sau plattmachen« will. Am besten in dessen Wohnung. Die Möchtegern-Täter übertreffen sich gegenseitig mit grausigen Ideen, wie »das abgehen soll«: den Leichnam beispielsweise zerstückeln, mit Stöcken aufspießen und an der Decke aufhängen – »ein schönes Mobile«; oder den Kopf des Toten aufschlagen, das Gehirn herausnehmen und »einfach an die Wand klatschen«.
Auch in den nächsten Tagen gab es nur ein Thema: wie der Mann "kaltgemacht" werden soll, alle wollten dabei sei, auch die Mädchen.
Drei sollten schließlich die Tat begehen, der dritte war aber am vereinbarten Tattag verhindert, so blieb es bei den beiden 16 und 17jährigen.
Gegen 21:30 besuchen sie, zwei Messer verstecken sie unter der Kleidung, das Opfer, überreden es, sie mit dem Auto zu einem am Rande der Stadt gelegenen Baggerloch zu fahren, ein Zelt abzuholen. (Kurzfristig disponieren sie um: der Plan, den Mord in der Wohnung zu begehen erscheint zu unsicher)
Am Ziel angekommen stößt der eine von hinten das Fleischermesser unvermittelt in den Rücken des Opfers, beim zweiten Stich dringt es bis zum Schaft, bleibt stecken. Das Opfer will seinen Peinigern entkommen, mit Faustschlägen wird es daran gehindert. Auf den Liegenden wird getreten.
Als Stimmengewirr Spaziergänger ankündigen, überreden die Täter das Opfer, stillzuhalten, sie würden ihn dafür dann ins Krankenhaus fahren. Damit die Spaziergänger das Stöhnen ihres Opfers nicht hören, beginnen sie zu pfeifen. Die Spaziergänger entfernen sich wieder.
Auch später, als einer das Auto holt, und der andere allein mit dem Opfer ist und erneut Fußgänger nahen, gelingt es, das Opfer mit Andeutungen, ihn laufen zu lassen, ruhig zu halten.
Entgegen dem Versprechen ihn ins Krankenhaus zu bringen fahren sie in die Nähe eines Waldstückes.
Mit einem zweiten Messer wollen sie ihn endgültig "alle machen". Der schwer Verletzte versucht mit letzter Kraft zu fliehen, ihm werden die Beine weggetreten, einer rammt ihn, über ihm kniend, mehrmals das Messer in die Brust. Als das Opfer nach einer Weile doch noch Lebenszeichen von sich gibt, wird nochmals mehrmals auf ihn eingestochen. Um sicher zu gehen wird das Opfer acht mal mit dem PKW überfahren.
Die beiden Täter fahren zurück zum Platz und säubern den Wagen von ihren Fingerabdrücken..
Kurz danach "prahlen sie vor den anderen Jugendlichen mit dem, was sie soeben verbrochen haben." Kein Bedeuern, keine Anteilnahme, keine Bedenken, kein Widerspruch, keine Vorwürfe. Stattdessen "unverhohlene Bewunderung für die Mörder. Und alle sind sich einig, die Geschichte für sich zu behalten."
Die Schlagzeilen der nächsten Tage: »Grausiger Mord im Wald«, »Verstümmelte Leiche gefunden«, »Bestialische Tat in den Abendstunden«.werden euphorisch aufgenommen, die Täter lesen die "Artikel den anderen laut vor. Wieder herrscht allgemeine Begeisterung, die auch noch einige Tage anhält"