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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

11.08.2008 um 18:03
@AngRa

Auch wenn tieftses Bayerisch gesprochen wird kann man Schweitenkirchen (Schweinkircha) und Hinterkaifeck (Hintakaifeck oder Kafeck) verbal nicht verwechseln!


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Mordfall Hinterkaifeck

11.08.2008 um 18:08
@arschimedes

Dein aufmerksames und geschultes Ohr verhört sich vielleicht nicht. Aber wie Du schon geschrieben hast "Schweinkircha" und Hinterkaifeck hört sich klimperwinzig ähnlich an, wenn man nicht genau aufpasst.


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Mordfall Hinterkaifeck

11.08.2008 um 18:16
Sorry, aber für mich hört sich das nicht wirklich ähnlich an.
Insofern ist auch mir bis heute nicht klar, wie es zu dieser Verwechslung gekommen sein soll.


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Mordfall Hinterkaifeck

11.08.2008 um 19:17
@AngRa + @lesmona:
Nochmal auf den Hund gekommen.
Ich hab´ mal weitergebuddelt. Das mit der Erlaubnis zur Haltung von ( mehreren ) Hunden und der Versteuerung derselben hängt und hing wahrscheinlich eng zusammen.
Irgendein findiger Finanzbeamte war 1810 auf die Idee gekommen, dass Hundehaltung Luxus sei, die Hundesteuer war also ursprünglich eine Luxussteuer. Mehr Hunde = mehr Luxus = höhere Steuer.
Heute wird die Hundesteuer als Aufwandssteuer der Gemeinden bezeichnet.
Der Zweithund wird damit auch heute teurer als der Erste.
Zusätzlich wollte und will man die Zahl der Hunde begrenzen und ein Verbot ist ja viel langweiliger als eine Steuer, wo man dem Bürger in die Tasche langen kann, da kommt doch erst Freude auf.
Es gibt aber Steuerbefreiungen und hier liegt ( und lag damals wahrscheinlich auch ) "der Hund begraben."
Befreit sind heute u. a. z. B. Blindenhunde und "die erforderliche Anzahl an Herdenhütehunden".
Der bäuerliche Hofhund wird damals "in erforderlicher Anzahl" ( hier "1" ) als Gebrauchshund steuerfrei gewesen sein.
Die Erlaubnis zur "sicherheitssteigernden Hundnachrüstung", die den alten Schwaiger so amüsierte, war also ein echt menschenfreundlich gedachter Verwaltungsakt.
Ich habe hier von den heutigen Bestimmungen auf die damaligen geschlossen, so ein superinteressantes Gebiet scheint "die Geschichte der Hundesteuer in Deutschland" allgemein nicht zu sein.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

11.08.2008 um 19:38
@arschimedes:
Da haben sich die "Hundenews" überschnitten. Wuff!
Dass die "Einöde" heute noch wörtlich erwähnt und steuerlich begünstigt ist, finde ich interessant.

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

11.08.2008 um 22:04
@AngRa

Der Begriff "Lerl" ist auch bei uns bekannt - ca. 20 Km von Schrobenhausen entfernt.

Eigentlich weiß aber keiner so recht, wie man das genau schreibt. "Leal" ist vielleicht auch möglich. Jedenfalls ist das ein bayerischer Begriff.

Ein "Lerl" ist nichts weiter, als eine männliche Katze (= Kater). Und Kater sind ja bekannt, daß sie immer und überall umherstreunen und oft den Katzen nachsteigen.

Noch ein Beispiel aus unserer Gegend:

Ein "Vock" (ich hoffe ich schreibe das richtig) ist die Bezeichnung für ein männliches Schwein.

Ich selbst habe da auch so meine Schwierigkeiten mit den sprachlichen Spezialitäten, denn ich stamme nicht aus dem Altbairischen sondern aus dem Schwäbischen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 01:15
Hier die Übersetzung der drei Sequenzen des Interviews mit Andreas Schweiger ins Schriftdeutsche:

Abschnitt 1:

Schwaiger:
Ja mein Vater... die haben (Vieh) nach Schrobenhausen auf den Ochsenmarkt getrieben. Als die Leute, mein Vater und mein Bruder, (das Vieh an Hinterkaifeck) vorbei getrieben haben, ist der alte Kaifecker heraus gekommen und hat gesagt: "Männer, bei mir treibt sich nachts immer ein grosser Mann um den Hof herum, da wird es unheimlich."
Da hat mein Vater gesagt: "Also Kaifecker, jetzt ist März und im März laufen die Kater (sinngemäss: sind läufig).

Zwischenfrage:
Was ist ein "Leal" (Kater)?

Schwaiger:
Ein "Leal" (Kater)? Lass dir nur Zeit (lacht)... Wenn eine Witwe da ist, dann kommt einer zu ihr ans Kammerfenster und das ist der "Leal" (läufiger Kater).

Abschnitt 2:

Später habe ich gesagt, "Herrgott, das möchte ich auch sehen." Dann habe ich gesagt: "Nun kommt doch einer mit!" Die anderen haben "nein" gesagt, "wir kommen nicht mit." Ich sagte: "Alleine gehe ich auch nicht" und sagte, "Schlittenbauer, komm doch du mit! Du bist Ortsführer und hättest beinahe dort (nach Hinterkaifeck) eingeheiratet, zeige mir die Sache, wie sie ist."
Dann sind wir beide nach hinten (Hinterkaifeck) spazieren gegangen, er (Schlittenbauer) ist mein Führer gewesen. Er hat mir alles gezeigt, auch die Leichen, die hintereinander dalagen.
Als wir fertig waren, wäre er (Schlittenbauer) wieder gegangen. Dann sagte ich: "Was ist, habt ihr das (Verbrechen) schon gemeldet? Daraufhin er (Schlittenbauer): "Da brauchen wir doch nichts zu melden!" Da sagte ich: "Das musst du dem Pfarrer mitteilen, damit ein Ave Maria geläutet wird und es muss die Polizei, die Mordkommission verständigt werden. Es ist ein Mord geschehen..."

Abschnitt 3:

Es ist dabei heraus gekommen, dass jedes Haus einen Waffenschein bekommen hat jeder zugleich zwei Hunde halten durfte, wegen des Raubüberfalls... (lacht)
Ja mei, das war doch alles nur... (murmelt unverständlich)
Ich habe immer gesagt und andere Leute auch, nein... Der, der das dort hinten (in Hinterkaifeck) getan hat, das war ein Mensch, der schon öfter in diesem Haus hin und her gegangen ist.
Er hat dort alles gewusst. Wie man das Dach in der Höhe dort oben aussparrt und er sass dann oben im Heuraum und konnte heraussehen, was auf den Wegen umher vor sich geht. Er hat gewusst, wer dort alles hin und her geht.


ENDE


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 06:41
@der_realist

Danke für die "Übersetzungen" ins Schriftdeutsche.

@alle

In seiner Aussage von 1952 erwähnt Schwaiger folgendes:

"Vor dem Hause in Hinterkaifeck stand der Bauer Gruber am Brunnen. Als mein Vater (Thomas Schwaiger) Gruber grüßte, meinte dieser, dass es doch komisch sei, zu ihm (gemeint war in sein Anwesen) gingen Fußtritte herein und nicht mehr heraus. Mein Vater sollte Gruber damals erwidert haben, jetzt sei es März und da laufen die Kater. Dieser wird sich verspätet haben und deswegen im Nest sitzen geblieben sein."

Mir fällt besonders auf, dass Schwaiger bezüglich der Fußspuren (wie sich aus seiner Aussage von 1952 ergibt) und bezüglich des von Gruber beobachteten Mannes (wie er im Film sagt) nichts Unheimliches, d.h. Bedrohliches sieht, sondern dass er eine harmlose Erklärung hat, indem er herumstreunende Lerls vermutet, die sich auf dem Anwesen herumgetrieben haben.

Das mag damit zusammenhängen, dass für ihn kein geheimnisvoller Täter von außen gekommen ist und die Tat vorbereitet hat, indem er alles beobachtet und und dann vorher ins Haus eingedrungen ist und vom Dachboden aus auf den günstigsten Zeitpunkt zur Tatausführung gewartet hat. Er hat mE durchschaut, dass es nicht schon vor der Tat ein "Bedrohungsszenario" von fremden Tätern gegeben hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 07:33
@AngRa

Schwaiger hat meiner Meinung nach mit der "Kater-Bemerkung" Gruber etwas provozieren wollen. Er zielte damit offensichtlich auf die Situation der seit Jahren verwittweten Viktoria und der bekannten Inzest-Situation auf dem Hof ab.

Ein Bedrohungsszenario hat Schwaiger aber nicht gesehen, sonst hätte er sicherlich anders reagiert. Offenbar hatte er zum Zeitpunkt des Interviews (wie auch 1952) jemanden ganz Bestimmten in Verdacht.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 07:54
@kcefiak

Es ist gut möglich, dass Schwaiger den alten Gruber mit der "Kater-Bemerkung" provozieren wollte. Auch die Schwaigers sind wohl davon ausgegangen, dass der alte Gruber und Victoria in "geschlechtlicher Beziehung" standen. In seiner Aussage von 1980 hat Andreas Schwaiger sogar versucht das Verhältnis etwas zu legalisieren, indem er bemerkte, dass es sein könne das Victoria nur die Stieftochter des alten Gruber gewesen sei. Man merkt insgesamt an den Schwaiger-Aussagen, dass dieser die Hker wohl gemocht hat.

Ich gehe davon aus, dass Schwaiger nicht mehr genau im Kopf hatte, wann Josef Asam verstorben war. Die Leute in Gröbern taten sich mit derartigen Daten ohnehin schwer, denn der LTV wusste ja auch nicht mehr das Todesjahr seines Vaters.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 13:12
Das mit den Dialekten ist so eine Sache.
Wir Berchtesgadener haben z.B. andere Betonungen und Ausdrücke als die Traunsteiner oder Freilassinger.
Theresia kann das sicher bestätigen.
Ältere Mitbürger sprechen teilweise noch den altbayrischen Dialekt wo ich aufpassen muss dass ich alles verstehe, gewisse Ausdrücke wie z.B. Bjul (Beere) musste ich nachfragen.

Schweitenkirchen und Hinterkaifeck sind aber meiner Meinung nach trotz Dialekt nicht zu verwechseln alleine schon weil die Endungen der beiden Wörter anders sind, und auch im derbsten Dialekt anders bleiben.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 13:57
Eine Reihe von Bezeichnungen für den Kater geht auf männliche Personennamen zurück, die in bestimmten Gegenden besonders populär sind. Leal stammt von dem im Wittelsbacher Land um Aichach – Schrobenhausen beliebten Namen Leonhard, dem Patron des Viehs, ab.

Je nach Gegend in Bayern kann die Bezeichnung für Kater völlig unterschiedlich sein:

Baale, Baule, Bember(r), Bens/Benz, Bockl, Brack, Haans/Haaz, Heiner, Heinz, Heinzer, Kaader, Kaal, Kaar, Katel, Katerer, Kater, Katz(g)er, Kooda, Koodl, Kool, Koodr, Kooza, Koozger, Kouda, Koura, Koudr, Rälling etc.

Kastriertes männliches Schwein:

Barg, Bärgl, Bärgelein, Bär, Bärlein, Benz, Betz, Boasch, Boisch, Bock, Eber, Fock/Fack, Rick.

Manfred Renn, Werner König: Kleiner Bayerischer Sprachatlas dtv; 2. Auflage März 2006



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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 15:40
@der_realist

Danke für die Übersetzung eines Dialektes, den ich nur im Ansatz verstanden habe....
:-))))))))))


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 16:31
@troadputzer

Ein interessanter Hinweis auf den Ursprung des Wortes "Leal", das ich als "Lerl" gehört hatte. Aber meine Ohren sind ja auch nicht geschult.

Noch etwas Interessantes ergibt sich aus Deiner Erklärung. Der Metzgermeister Matthias Vogg, der für die Identität von Karl Gabriel und Victoria Gruber beim notariellen Ehevertrag vom 11.3.1914 gebürgt hat, hatte dann ja einen sehr interessanten Namen, der sich wohl auf Fock bezieht.

@alle

Was meint ihr denn, wie es zu der Verwechslung zwischen Hinterkaifeck und Schweitenkirchen kommen konnte? Da muss jemand fürchterlich aufgeregt gewesen sein. Absicht halt ich für ausgeschlossen. Ich kann mir aber vorstellen, wie es war, als das Mannschaftsfahrzeug dort in Schweitenkirchen angekommen ist und man bemerkt hat, dass der Ort nicht der Ort der Mordstätte ist. Da werden die Münchener Polizisten aufgeregt herumtelefoniert haben, bis ihnen dann aus München der richtige Ortsname durchgegeben werden konnte.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 16:53
@AngRa

habe eine entsprechende Landkarte um Hinterkaifeck nochmals genau überprüft. Der einzige Ort mit der Endung "-kirchen" in der Nähe ist Ehekirchen. Aber das liegt auch ca. 28 Km Luftlinie von Hinterkaifeck entfernt.

Vielleicht hat sich die Polizei anhand einer Wegbeschreibung (München-Hinterkaifeck): "Ihr fahrt am besten über Schweitenkirchen ..." und der zusätzlichen Aufregung verzettelt.

Man muß auch bedenken, daß das Wegenetz bei weitem nicht so ausgebaut und ausgeschildert war wie in heutiger Zeit. Außerdem war es dunkel - möglicherweise war auch die Witterung ungünstig.

Und ein Navi gab`s zu der Zeit auch nicht ;-)


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 19:10
@lesmona
Genau so ist es. Ich wohne hier fast in Sichtweite meines Heimatortes, Luftlinie vielleicht fünf Kilometer, trotzdem gibt es hier Ausdrücke, die ich von daheim nicht kannte. Und ich spreche fast nur Dialekt. Aber der "Leal" war mir auch unbekannt.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 19:15
Von wo aus wurde denn die Polizei angerufen ? Vielleicht gabs da eine Verwechslungsmöglichkeit. Wenn der Anrufer ins Telefon plärrte " Da ist der Wirt von ...... Bei uns sind alle ermordet worden!" Und irgendjemand anderer gab das dann nach München weiter und sagte es nochmal falsch und schon wars passiert.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 19:35
Vielleicht war dieser Verfahrer schon absichtlich und der Beginn von diesen denkwürdigen Ermittlungen.
1920 war ja nun nicht gerade Steinzeit und die Leute grenzdebil.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 20:06
@Theresia

Die Münchener Polizeidirektion wurde am 4.4.1922 um 18.15 Uhr über den Mordfall Hinterkaifeck von der Gendarmeriestation Schrobenhausen informiert.

ME kann der starke Dialekt eine Rolle gespielt haben." Schweinkircha" und Hinterkaifeck, die beiden Namen haben ein "ei" und ein "a" . Viel besser wäre es, wenn amtlicherseits durchgängig Hochdeutsch gesprochen würde, auch in Bayern. SCHWEITENKIRCHEN ausgesprochen, wie es sich gehört, würde keinerlei Verwechslungsgefahr mehr in sich birgen.


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Mordfall Hinterkaifeck

12.08.2008 um 20:28
@AngRa, da kann ich mir höchstens noch vorstellen dass es hiess "Die Hinterkaifa" oder die "die kaifecka" wurden ermordet.
Somit hätten wir bei allen drei Worten die Endung mit dem a.
Halte ich aber für an den Haaren herbeigezogen.
Schwein, kirch, eck, kaif hören sich auch im dialekt einfach zu verschieden an.


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