@AngRa und
@BernsteinDie Erinnerungen von Heinrich Ney können nicht so präzise gewesen sein, wie er vielleicht selber angenommen hat. Auch wenn man zugesteht, daß er - 30 Jahre später - nach bestem Wissen Auskunft gegeben hat, fallen bei seinen Aussagen eher die Mängel ins Auge.
Abgesehen davon, daß Dinge wie die am Küchenfenster steckende Post oder das in der Tenne herabhängende Heuseil längst anderen Beobachtern aufgefallen waren - und er diese Rückmeldung seinerzeit mit einiger Sicherheit auch bekommen hat - gibt es vieles, was kritisch zu überprüfen wäre.
Die Aussage, daß "ein Hellseher" behauptet habe, die Tatwaffe wäre noch auf dem Hof zu finden, ist vorerst mit einem Fragezeichen zu versehen. Wenn neben den zwei weiblichen Medien tatsächlich noch ein Mann beteiligt war, dürfte dies allerdings nicht dokumentiert sein. Vielleicht ist Neys (falsche?) Erinnerung aber auch mit dem Sachverhalt der späteren Auffindung der Reuthaue zu erklären.
Ney spricht von einem Zeitungsartikel, der beschrieben habe, wie der Monteur durch den Stall in die Küche gegangen sei, um sich die Hände zu waschen. Die erste Frage, die er sich da selber hätte stellen müssen, wäre, ob es auf HK in der Küche überhaupt fliessendes Wasser gegeben hatte! Wenn seine Ortskenntnisse (noch) gut gewesen wären, hätte er gewußt, daß sich der Ziehbrunnen aussen unweit der Motorenhütte befand.
Mit der Aussage, daß er zusammen mit Staatsanwalt Renner zu einer Vernehmung von Adolf Gump nach Schrobenhausen gefahren wäre, unterliegt er mit einiger Wahrscheinlichkeit einem Irrtum, den er in der zweiten Aussage auch zu korrigieren scheint.
Ob Dr. Aumüller wirklich erklärt hat, daß Cäzilia Gabriel noch zwei bis drei Stunden überlebt habe, bleibt für mich unsicher. Eventuell hat Aumüller auch im Konjunktiv gesprochen: "Wenn sie nur diese Halsverletzung gehabt hätte, dann...". Es ist m.E. fraglich, ob Neys Erinnerung "Der Schädel des Kindes war unverletzt, lediglich unter dem Kinn in der Gegend der Halsschlagader klaffte eine Wunde" richtig sein kann.
Kommissar Reingruber hält jedenfalls am 7. April 1922 in einer Telefonnotiz fest: "Bei dem Kinde war die Schädeldecke zertrümmert."
Der "Menschenkot" neben den Vertiefungen "im Heu" "auf dem Tennenboden" ist nur durch Ney überliefert. Ich würde davor warnen, dies bei kritischer Gesamtschau der Aussagen von Ney als gesichert anzusehen. Da fehlt mir die Bestätigung durch eine zweite Aussage ähnlicher Art.
Bei der Zahl der ´Aussichtsposten´ mit den verschobenen Dachziegeln dürfte Ney sich geirrt haben, alle anderen Aussagen überliefern zwei (statt vier) derartige Stellen.
Die Aussage "In einer neben der Magdkammer liegenden Kammer fanden wir in einem Schrank, der durch Getreidesäcke verstellt war, in einer Blechbüchse Gold- und Silbermünzen..." würde ich ebenfalls als irrtümlich ansehen.
Die Beschreibung von Andreas Schwaiger (dritter Schrank im Zimmer von V.G., Blechbüchse "unter weißen Tüchern") paßt jedenfalls zum Stinglwagner-Inventar.
Dort ist zu lesen: "dieser Kasten und der in diesem Zimmer noch befindliche Waschkasten sind mit Leib- und insbes. Bettwäsche angefüllt."
Die von Ney erinnerte Kammer dürfte es nach meiner Einschätzung nicht gegeben haben.
An sich begrüße ich aber sehr, daß über den Grundriß von HK jetzt kritisch diskutiert wird.