Mordfall Hinterkaifeck
25.06.2008 um 18:17Ermittlungen 1931 / Vernehmung L.S.
Ich gehe davon aus, dass auch Kriminalinspektor Riedmayr L. S. als Tatverdächtigen eingestuft hat.
Am 5.2.1931 verfasst KI Riedmayr immerhin einen 8(!) seitigen Bericht an OStA Kestel, in dem er alle Verdachtsmomente gegen L.S. zusammenstellt. Insbesondere merkt er an, dass über den Komplex Zahlung von 5.000 Mark wegen Vaterschaftsanerkennung und Rückforderung eines Teilbetrags durch die Hker in den Akten nichts enthalten sei. Er hält es für sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Tatverdacht gegen L.S. erhärten lassen wird.
Ein Satz aus dem Bericht ist dennoch aufschlussreich:
"Nach der ganzen Sachlage ist es (wenigstens solange S. sich auf freiem Fuß befindet) unwahrscheinlich, dass durch weitere Zeugenbefragungen wesentlich neue Gesichtspunkte erbracht werden könnten."
D.h. im Umkehrschluss, dass Riedmayr schon davon ausgegangen ist, dass Zeugen anders aussagen würden, wenn S. in Haft wäre. Er muss es somit für sehr wahrscheinlich gehalten haben, dass S. Zeugen dahingehend beeinflusst, nicht gegen ihn auszusagen.
Am 3.3.1931 fuhr Riedmayr dann nach Neuburg /Donau, um mit OStA Kestel eingehend über die Verdachtsmomente gegen S. zu sprechen.
Als Ergebnis der Besprechung verschickt Riedmayr erst mit Schreiben vom 21.3.1931 an S. eine Vorladung wegen Zeugenvernehmung in München für den 30.3.1931. Die Ladung enthält gleichzeitig den Hinweis, dass eine Übernachtung einzukalkulieren ist, deren Kosten übernommen werden.
Ich gehe mal davon aus, dass ein jeder, der solch eine Ladung bekommt, die auf den 30. u. 31.3.1931, also auf den 9. Jahrestag des Verbrechens terminiert ist, tief verunsichert und beunruhigt ist, gleichgültig, ob er nun schuldig oder unschuldig ist. Gleichzeitig wird die Verunsicherung noch dadurch vertieft, dass eine lange und intensive Vernehmung in Aussicht gestellt wird.Jeder muss danach doch den Eindruck haben, dass er bei der Polizei als Verdächtiger eingestuft wird und dass die Polizei ihm irgendetwas anhängen will.
Während der Vernehmung muss er doch wie auf heißen Kohlen gesessen haben und darauf gewartet haben, dass Riedmayr bekanntgibt, dass er nunmehr nicht mehr als Zeuge, sondern als Beschuldigter vernommen wird.
Warum hat sich S. von diesem Druck, den Riedmayr zweifellos entfacht hat, in keiner Weise beeindrucken lassen? Ihm kann doch auch nicht entgangen sein, dass er in großen Teilen der Bevölkerung nachhaltig verdächtigt wird und dass die Polizei auf diese Verdächtigungen nun angemessen reagiert.
Während der gesamten Vernehmung hat S. gezeigt, dass er dem Druck gewachsen ist. Er hat ausführliche, sogar weitschweifige Angaben zur Person gemacht, keinerlei Mitgefühl mit den Opfern gezeigt und am Schluss der Vernehmung, im eigentlichen Verhör, hat er auf Riedmayrs Vorhaltungen stets eine Antwort gewusst, obwohl dieser mE. vielleicht nicht immer sehr intensiv nachgebohrt hat.
M.E. hat sich S. auch 1931 der Polizei gegenüber überlegen gefühlt und daher hat er alles pariert.
Ich denke, dass das Überlegenheitsgefühl aus Allmachtsvorstellungen resultiert hat, die rational nicht nachvollziehbar sind.
Ich gehe davon aus, dass auch Kriminalinspektor Riedmayr L. S. als Tatverdächtigen eingestuft hat.
Am 5.2.1931 verfasst KI Riedmayr immerhin einen 8(!) seitigen Bericht an OStA Kestel, in dem er alle Verdachtsmomente gegen L.S. zusammenstellt. Insbesondere merkt er an, dass über den Komplex Zahlung von 5.000 Mark wegen Vaterschaftsanerkennung und Rückforderung eines Teilbetrags durch die Hker in den Akten nichts enthalten sei. Er hält es für sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Tatverdacht gegen L.S. erhärten lassen wird.
Ein Satz aus dem Bericht ist dennoch aufschlussreich:
"Nach der ganzen Sachlage ist es (wenigstens solange S. sich auf freiem Fuß befindet) unwahrscheinlich, dass durch weitere Zeugenbefragungen wesentlich neue Gesichtspunkte erbracht werden könnten."
D.h. im Umkehrschluss, dass Riedmayr schon davon ausgegangen ist, dass Zeugen anders aussagen würden, wenn S. in Haft wäre. Er muss es somit für sehr wahrscheinlich gehalten haben, dass S. Zeugen dahingehend beeinflusst, nicht gegen ihn auszusagen.
Am 3.3.1931 fuhr Riedmayr dann nach Neuburg /Donau, um mit OStA Kestel eingehend über die Verdachtsmomente gegen S. zu sprechen.
Als Ergebnis der Besprechung verschickt Riedmayr erst mit Schreiben vom 21.3.1931 an S. eine Vorladung wegen Zeugenvernehmung in München für den 30.3.1931. Die Ladung enthält gleichzeitig den Hinweis, dass eine Übernachtung einzukalkulieren ist, deren Kosten übernommen werden.
Ich gehe mal davon aus, dass ein jeder, der solch eine Ladung bekommt, die auf den 30. u. 31.3.1931, also auf den 9. Jahrestag des Verbrechens terminiert ist, tief verunsichert und beunruhigt ist, gleichgültig, ob er nun schuldig oder unschuldig ist. Gleichzeitig wird die Verunsicherung noch dadurch vertieft, dass eine lange und intensive Vernehmung in Aussicht gestellt wird.Jeder muss danach doch den Eindruck haben, dass er bei der Polizei als Verdächtiger eingestuft wird und dass die Polizei ihm irgendetwas anhängen will.
Während der Vernehmung muss er doch wie auf heißen Kohlen gesessen haben und darauf gewartet haben, dass Riedmayr bekanntgibt, dass er nunmehr nicht mehr als Zeuge, sondern als Beschuldigter vernommen wird.
Warum hat sich S. von diesem Druck, den Riedmayr zweifellos entfacht hat, in keiner Weise beeindrucken lassen? Ihm kann doch auch nicht entgangen sein, dass er in großen Teilen der Bevölkerung nachhaltig verdächtigt wird und dass die Polizei auf diese Verdächtigungen nun angemessen reagiert.
Während der gesamten Vernehmung hat S. gezeigt, dass er dem Druck gewachsen ist. Er hat ausführliche, sogar weitschweifige Angaben zur Person gemacht, keinerlei Mitgefühl mit den Opfern gezeigt und am Schluss der Vernehmung, im eigentlichen Verhör, hat er auf Riedmayrs Vorhaltungen stets eine Antwort gewusst, obwohl dieser mE. vielleicht nicht immer sehr intensiv nachgebohrt hat.
M.E. hat sich S. auch 1931 der Polizei gegenüber überlegen gefühlt und daher hat er alles pariert.
Ich denke, dass das Überlegenheitsgefühl aus Allmachtsvorstellungen resultiert hat, die rational nicht nachvollziehbar sind.