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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 07:01
@ troadputzer: Sehr gelungen :)))


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 07:40
So, nun sind die Beiträge bis 7000 zum nachschlagen oder neu lesen unter
http://www.hinterkaifeck.net/category/allmy-archiv


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 08:08
@all

bezüglich der Notdurft im Heu: Vernehmung Heinrich Ney vom 20.03.1953

"Auf dem Tennenboden fanden wir im Heu zwei Vertiefungen, die darauf schliessen liessen, dass hier die Liegestätte von zwei Personen war. In der Nähe dieser Liegestätte lag Menschenkot.
Die Dachziegel auf dem Anwesen waren an vier Stellen hochgestellt, so dass die Täter nach allen vier Himmelsrichtungen Ausblick hatten."


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 08:57
@Dew

zu Deinem Beitrag vom 22.04.08 / 15:54 Uhr:

Du meinst, man sollte sich in die damalige Zeit versetzen, um einige Dinge zu verstehen: Da gebe ich Dir vollkommen Recht ! Dies ist allerdings keine neue Erkenntnis und ist schon früher im Thread festgestellt (und versucht) worden.

Meine Einschätzung:

Das wird uns nicht (vollständig) gelingen ! Zum einen nicht, weil die allerwenigsten von uns aus einem vergleichbaren bayerisch/bäuerlich/katholischen Milieu kommen. Zum anderen nicht, weil ganz einfach ein erhebliche Zeitbarriere vorhanden ist (immerhin 86 Jahre). Außerdem ist die damalige politische und wirtschaftliche Situation zu berücksichtigen - das sollte man nicht unterschätzen ! Und von persönlichen Spezifika einzelner Personen ganz zu schweigen !

Selbst wenn man glaubt die o.g. Komplexe überwinden zu können, dann muß man daraus die damals vorherrschende Gemütslage/Denkweise der Menschen "extrahieren". Für mich ein äußerst schwieriges - ja fast unmögliches Unterfangen. Da ist man immer ein Stück weit an Spekulationen gebunden !!


Zum Inzest + Beichte/Absolution :

ganz so einfach kann man das hier nicht darstellen: Inzest betrieben - dann zur Beichte und weiter geht`s !! Ich glaube, daß der zweifellos vorhandene Inzest auf Hinterkaifeck ganz erhebliche Verwerfungen innerhalb der Familie Gruber/Gabriel gezeitigt hat - mit enormen Spannungen und menschlichem Leid.

Die Beichte/Absolution hier als "Ventil" - das ist zu einfach gedacht ! Ich denke die Situation war viel komplexer und so problematisch, daß der Inzest deutlich nach außen wirkte und zu einer Verurteilung (1915) und danach zu einer gewissen Stigmaisierung der Hinterkaifecker führte.

Es ist schwer zu beurteilen, welchen Anteil der betriebene Inzest am Motiv des Mordes hatte !


Zum Motiv :

Nun - ob Liebe- oder Hassmord - ich denke das kann man gleichsetzen. Für mich persönlich ist es eindeutig eine Beziehungstat. Man muß sich hier nur die Dimension des Verbrechens (eine komplette Familie; enge Zeitspanne) sowie die Verletzungen der Opfer und die Gesamtsituation nach dem Mord ansehen (z.B. Hof nicht niedergebrannt; Tiere veschont, etc.).


Dew:

Ich begrüße, daß sich neue Mitglieder an der Diskussion beteiligen und ich warte auch gespannt auf Deine weiteren Ausführungen. Eine "Blutauffrischung" tut immer gut !

Aber:

Ich glaube nicht, daß Du neue - gesicherte - Erkenntnisse bringen kannst ! [B]Es sei denn, Dir liegen Fakten - z.B. Archivmaterialien - vor, die noch nicht veröffentlicht wurden.

Ich denke, daß inzwischen nahezu alle Punkte - z.T. mehrfach - durchdiskutiert wurden.

Nochmal:

Ich persönlich glaube, daß nur durch die Erforschung neuer, derzeit nicht bekannter Unterlagen (auch Bilder) frische, nennenswerte Impulse gesetzt werden können. Dies ist m.E. noch durchaus möglich - wenn auch sehr mühsam und mit sehr viel Geduld.

Von den Aussagen der heute in der Gegend lebenden Bevölkerung erwarte ich mir diebezüglich keine nennenswerten Fortschritte.

Allenfalls können evtl. noch gesicherte Bilder der lebenden Hinterkaifecker und Unterlagen - z.B. Schriftwechsel - auftauchen.[/b]



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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 10:41
@Dew
Heinrich Zille, auch Pinselheinrich genannt, wird wohl kaum in die Gegend um Schrobenhausen zum Spargelkaufen gekommen sein und dabei auch gleich die Gunst der Stunde zu diversen charmanten Gesprächen genutzt haben.

Da ziehe ich die Erzählungen der Lena Christ vor, die aus eigenem Erleben über diese Zeit reflektiert, oder Ludwig Thoma, Thomas Queri, Oskar Maria Graf, die alle g’standene Bayern waren, und oft recht deftig, satirisch und völlig unsentimental über Sitten und Gebräuche, Scheinmoral, Politik, Klerikalismus und zack zack Patriotismus herzogen.


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 11:14
@klebhuber,
sehr nett, dass Du Deine persönlichen Eindrücke von dieser Ausstellung Uns hier weitergegeben hast. Hatte mir selbst auch nicht viel davon versprochen, bin daher nicht dort gewesen, und sehe nun erst recht keine Notwendigkeit mehr dafür.
**************
Merci&ciao: Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 11:23
@kcefiak,
DANKE DIR !! Na also, kann man diesen etwas anrüchigen Details doch einige Wahrscheinlichkeit zubilligen, denn der Assistent von Dr. Aumüller, Herr Ney, hat bestimmt auch Jahre später noch vieles davon gut im Gedächtnis behalten.
Auch für ihn als jungen Mann dürften diese entsetzlichen Dinge von Hinterkaifeck incl. die makabre Obduktion inkl. der Schädelabtrennungen für immer vor Augen geblieben sein, nebst so manch anderen Beobachtungen vor Ort.

@Badesalz,
diese "notdürftige" Beobachtung ist demzufolge ins Kalkül mit einzubeziehen.
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 11:32
@stalinstadt,
SUPER Arbeit ! Klasse, nun brauche ich meine persönliche Archivierung (.rtf dateien) nicht unbedingt mehr fortsetzen, und diese fantastischen HK-Beiträge hier, resp. all dieser aufwendigen Recherchen, sind nun nochmals auf unabhängiger Plattform gesichert, und schnell und kompakt, auch für gezielte Textsuche, verfügbar ! Toll !
Danke auch an die Person, die das dafür notwendige Script erstellt hat !!
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 11:44
@AngRa:
Guten Tag liebe Mitermittlerin,

ich bedanke mich für Deine Aufmerksamkeit, möchte das eigentlich nicht unbedingt weiter vertiefen, bitte Dich aber trotzdem nochmals, von dem was Du Dir vorstellen kannst, wegzukommen, sozusagen die Scheuklapppen abzulegen. Versuch´s mal. Ich weiss, dass das schwer ist, aber "leicht" ist doch für die Anderen, oder?

Und ehe Du jetzt wieder "grätzig" wirst ein ganz konkretes Beispiel Deiner Vorstellungswelt und Denkweise, von Dir selbst hier niedergeschrieben, noch warm, sozusagen:

"Ich denke nicht, dass im Seziersaal gelacht werden darf. Das gebietet der Respekt vor den Toten."

Woher nimmst Du die Grundlage zu diesem Satz?

Ich übersetze "denke" jetzt mal mit "glaube" und unterstelle, dass Du noch nie in einem Seziersaal warst.
Und glauben darf man in der Kirche, in einer wissenschaftlich geführten Untersuchung hat "Glaube" keinen Platz, er verstellt einem den Blick.

Ich bin Angehöriger der medizinischen Zunft und betrachte es noch heute als grosse Ehre, meine Lektionen im Anatomiekurs unter der Leitung von Herrn Professor Schmidt ( einer der "grossen" Anatomen der damaligen Gegenwart ) im anatomischen Institut der Universität Bonn in der Nussallee durchgeführt haben zu dürfen.

Als Sohn eines Landtierarztes und aus einer Familie mit Jägertradition stammend ( ehe ich jetzt in einer Deiner Vorstellungschubladen unter "Jäger" lande: von der Jagdausübung bin ich lange weg, habe aber noch gute Kontakte und bin im Greifvogelschutz und im Nabu aktiv; dies nicht zur Rechtfertigung sondern um Deinen Blick zu weiten ), bin ich es von klein auf gewohnt "Blut sehen" zu können. Als ich vor dem Seziersaal stand hatte ich trotzdem "Muffen" ( und jeder Kommilitone auch ).

Professor Schmidt ( den man sich von Aussehen und Art vorstellen kann, wie Captain Jean-Luc Picard von der Enterprise ) hat uns sehr einfühlsam auf den ( für die meisten ) ersten Kontakt mit dem Tod und ( für alle ) mit einem Saal voller Leichen vorbereitet und ausdrücklich das Lachen erlaubt. Da staunste, was?

Ich darf anmerken, dass der Kurs spannend lehrreich und unterhaltsam war und dass trotzdem kein "Schindluder" mit den Toten, die zu Lebzeiten ihre sterblichen Überreste der Anatomie zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt haben, getrieben wurde. Ich selbst bin fest entschlossen, das mit meinem Körper auch zu tun. Derzeit nehmen sie mich aber noch nicht in der Liste auf. Begründung: ich bin zu jung, die Universität möchte sich nicht so lange vertraglich binden. Nichtmal mein Hinweis, dass ich Motorrad fahre und "es" jederzeit "passieren" kann, konnte den zuständigen Kollegen "erweichen", obwohl er sichtlich fachliches Interesse hatte, den Studenten auch mal eine jüngere Leiche zur Verfügung zu stellen.
Wenn ich meinen "70sten" erlebe, werde ich wieder vorsprechen.

Ich bitte die Forumsteilnehmer um Verzeihung für diesen Exkurs, da mir aber, während der aufmerksamen Lektüre Eures grossen Werkes ( an dem ich gerne mitarbeiten möchte ) aufgefallen ist, dass sich mitunter auch die geschätzten "Leistungsträger" dieser Ermittlung selbst den Weg verstellen mit "kann ich mir nicht vorstellen" o. ä. Sequenzen, halte ich es nicht für total "off topic".

Wenn die eigene Vorstellungskraft versagt, müssen zeitgenössische Quellen zu entsprechenden Themen herangezogen werden. That´s science.

Zudem haben zumindest Einige hier den Vorteil ( und das Privileg ) sich gegenseitig persönlich zu kennen, sodass sie die Beiträge nicht gegenseitig hinterfragen müssen, weil sie Hintergrund und Persönlichkeit der "Kollegen", und damit das Gewicht der Aussagen, einschätzen können.

Ich bedanke mich bei @topfsekret für die Unterstützung bei der Ausleuchtung des Seziersaales für @AngRa und bei @troadputzer für das exzellente Stimmungsbild in Reimen, dass @AngRa hoffentlich auch hilft, sich in die Situation des Pathologen hineinzuversetzen.

MfG

Dietrich


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 12:06
bezüglich der verschwiegenen Dorfgemeinschaft kann ich ein Lied singen, ich denke der "moderne Städter" kann sich das überhaupt nicht vorstellen.
Selbst heute noch "bekriegen" sich die verschiedenen Gemeinden wo ich geboren wurde und einige jahrzehnte lebte.
Vielleicht wirds nun ein bisschen persönlicher, ich versuche es in einem erträglichen Rahmen zu halten..........
diese Doppelmoral gepaart mit tiefem katholischen Glauben dessen Lehren man sich zurecht legte/legt wie man es gerade brauchte war einer der Gründe warum ich immer wegziehen wollte.
Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung, obs nun die eigene Magd oder Ehefrau war, oder eines der "armen" Mädchen. Mitleid? nein, weder von den Frauen noch von den Männern, noch von den eigenen Eltern.
Eher war es peinlich, denn in jedem Fall wurde die Schuld bei der Geschändeten gesucht ( ist ja heute noch oft so).
Es war auch einfach normal dass der Bauer sich die oder jene vornahm, wenn dabei z.b. ein Kind entstand ging der ganze Hass auch noch auf selbiges über.
Ein Bastard war nun mal nichts wert.

Lange Rede, kurzer Sinn, selbst wenn es ein paar aus dem Dorf waren kann ich euch versichern dass jeder dicht gehalten hätte. Und ....klar, der Mord war eine ganz andere Dimension, jedoch halte ich es für falsch zu denken dass es dazu für uns nachvollziehbare Gründe brauchte........

Eines möchte ich noch sagen, ein Verbrechen verüben und sich Absolution holen vom Pfarrer...nein das war nicht mal nötig, schliesslich hatt alles seine Richtigkeit und Gründe, ausserdem hat man dem Pfarrer immer mal dies oder jenes gebracht worüber er sich freute, von Spenden ganz zu schweigen.


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 13:09
@Jenner:
Danke für Deine Aufmerksamkeit und Deine positive Aufnahme meiner "Schreibe".
Was die Dramatik angeht...vielleicht habe ich meinen "Holmes" zu oft gelesen!
Mit dem "bald auf den Punkt" kommen, bitte noch etwas Geduld. Ich entwickle meine Vorstellung lieber Stück für Stück. Ihr habt Gelegenheit, mich zu kommentieren, vielleicht noch in Details zu belehren.
Halte ich für besser, als wenn ich auf eine Tätergruppe zeige und dann alles auf Nachfrage erklären muss.
Meine Kenntnisse der Lebensweise der Menschen "früher" beruhen u. A. auf intensivem Quellenstudium aus allgemeinem geschichtlichem Interesse, Gesprächen mit Zeitzeugen ( ehe wieder jemand "Herzrasen" kriegt: hier aus meiner Gegend, dem "Oberberger Outback" ), auf der Arbeit eines Freundes ( Historiker ), der sich mit der Lebenssituation der Landbevölkerung dieser Zeit befasst und dessen gut recherchierte Vorträge ich regelmässig besuche.
Da zieht´s einem schonmal "die Schuhe aus", wie die Leutchen lebten. Die Situationen haben grosse Ähnlichkeit mit der Dorfsituation in unserem Fall, sodass man viele Aspekte ( natürlich mit Bedacht ) übertragen kann.

Ich versuche erstmal die Gewichtung einzelner Aspekte in der Lebenswirklichkeit der Leute damals herauszuarbeiten, um der Motivation der Beteiligten näherzukommen.

Ich gebe Dir recht, dass Liebe/Hass/Eifersucht sehr wohl eine Antriebsfeder für manche "Untat" waren und sind, aber war die damals stark genug für dieses Gemetzel? Hatten die Leute überhaupt die Zeit und, nach der knochenharten Arbeit, die Energie, für diese Betrachtungen? War das wichtig genug?
Es mag erscheinen, als wollte ich die Leute abqualifizieren und mit etwelcher romantischen Vorstellung kollidieren, wenn ich sage, dass die froh waren, wenn sie abends ihre Suppe auf dem Tisch hatten und Sex eher auf Triebbefriedigung ausgerichtet war und die Ehe zur geschickten Güter- und Arbeitskräftevermehrung diente aber so war´s.

Zeige mir in diesem ganzen Drama einen Menschen, der einen anderen dort in unseren heute auch so selten praktizierten, aber immer so gern kolportierten, Sinne selbstlos "geliebt" hat.

Euer LTV etwa die Viktoria? Wir sind nicht bei Rosamunde Pilcher.
Er fand sie vielleicht attraktiv ( es wundert mich übrigens, dass noch keiner von den anwesenden Bayern den Spitznamen "Holz-Vic" auf das evtl. vorhandene "Holz vor der Hütt´n" bezogen hat, alle wollen sie immer nur ins Hexenholz zerren. ACHTUNG: DER LETZTE SATZ WAR EIN WITZ! Ich habe sehr wohl mitgekriegt, dass die abwertenden Äusserungen über sie mit Vorsicht zu geniessen sind ), aber er war auf der Suche nach einer Frau für Hof, Familie und Bett und als er Viktoria nicht kriegen konnte, hat er sich flugs die "B-Mannschaft" geholt ( und nicht auf der Stelle die Viktoria umgebracht aus enttäuschter Liebe ).
Den ganzen Hickhack mit der Vaterschaft kann man problemlos vor dem Hintergrund der günstigen Lage der HK-Ländereien zu seinem Hof sehen, da war er schon bereit sich aus dem Fenster zu lehnen, mit eventueller Aussicht auf die einträgliche Verbindung mit "so einer" ( gerichtsmässig bekannter Inzest ) waren sogar die sicher zu erwartenden Bemerkungen im Wirtshaus zu ertragen.

Dass die Zurückweisung von "so einer" ihn in der "Ehre" ( mehr seinem Selbstverständnis ) und in seiner Stellung als "Huhwichtich" ( oberberger Platt für hochwichtig ) getroffen hat, steht auf einem anderen Blatt, hat aber nichts mit Liebe zu tun.

MfG
Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 13:16
Bei allem Interesse an Deinen Ausführungen, Dew...

Es ist mehr als fraglich, ob man wirklich alle Erkenntnisse über die Menschen Deiner Oberberger Heimat 1:1 auf die Region von Schrobenhausen übertragen kann.

Denn es gibt da sehr wohl mentale Unterschiede in der Mentaliät und zwar allein schon innerhalb von Bayern...


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 13:26
@lesmona:
Ganz spontan:
Da kann ich nur zustimmen, genau so ist es und damals war´s noch schlimmer. Wer was anderes behauptet, schaut durch die rosa Brille.

Ein Beispiel, was man sich alles "schönrechtfertigen" kann?
Gerne:
Während des zweiten Weltkrieges haben ein paar "wackere Bauersleut" von hier einen russischen Zwangsarbeiter in einem Steinbruch aufgehängt.
Warum?
Er hatte was mit einer ebenfalls Zwangsarbeiterin auf dem Nachbarhof angefangen und das war verboten. Da haben die Bauern "kurzen Prozess" gemacht, wozu die Justitz damit belästigen?
Die Täter wurden dann aber doch befragt und die Akten geschlossen. Mein Freund, der Historiker hat den Vorgang in den 90ern in einem Archiv entdeckt und in einem Vortrag thematisiert. Die Täter waren alle gestorben und er hat auch keine Namen genannt. Es ist ihm immer ein Anliegen, Zeitzeugen, sofern noch verfügbar dabei zu haben.
Kommentar eines damals jugendlichen Zeugen der Tat während des Vortrages in aller Öffentlichkeit:
"Der war doch selbst schuld, was hat er sich nicht benommen!"

Noch Fragen?


MfG
Dietrich


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 13:28
ebenfalls russischen Zwangsarbeiterin muss es heissen


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 13:34
@lesmona,

so traurig Deine persönlichen Erfahrungen auch sein mögen, aber daraus ein allgemein gültiges Naturgesetz für das Verhalten von Dorfgemeinschaften abzuleiten, halte ich für gewagt.

Das Leben eines einfachen Landpfarrers war ja auch nicht gerade ein Honigschlecken, wenn man bedenkt, daß er zu jeder Tages- und Nachtzeit, bei jeder Witterung, zu Sterbenden gerufen wurde und dort die ganze Not und Verzweiflung der Angehörigen ertragen mußte.

Daß man sein Gewissen ohne Beichte durch angemessene Spenden beim Pfarrer noch in jüngster Zeit erleichtern konnte ist mir ebenfalls neu. So nach dem Motto:„Man Hochwürden Gaben bringt, am End die Seel‘ gleich in den Himmel springt!“ Ablaßbriefe wurden nämlich zuletzt vom Dominikanermönch Johann Tetzel (1495-1519) gegen bare Münze ausgegeben, wo dies auch garantiert wurde. Das empörte dann Martin Luther derart, daß er seine 95 Thesen eigenhändig an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg genagelt haben soll. Die weitere Entwicklung setzte ich als bekannt voraus.

Und noch zum Schluß: Bigotte, Heuchler und Fanatiker sind nicht nur bei den Katholiken zu finden, auch wenn es heute gerne pauschal so dargestellt wird. Solches Verhalten wirst Du nämlich bei Menschen jeglicher Couleur und Weltanschauung feststellen können.


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 14:10
@maschenbauer:
Danke für dein Interesse.

Ich ehre und respektiere Deinen Lokalpatriotismus und den Stolz auf die bayrische Lebensart, aber wir sind uns doch dahingehend einig, dass auch Bayern ( damals wie heute ) Menschen sind, oder? Jetzt bloss keinen Hals kriegen, ich liebe die Bayern, echt!

Also steht ihnen ein gewisses Mass an Verhaltensweisen ( insbesondere in Extremsituationen ) zur Verfügung und jeder Verhaltensbiologe wird Dir das gerne bestätigen.

Frag´ bloss keinen Psychologen, die lehnen das mit Vehemenz, dem Blick auf ihr Terminbuch und der Begründung, der Mensch hätte Verstand ab. Wenn man sich in der Welt umschaut, ist es mit dem Verstand ja nicht weit her.

Diese Verhaltensschemata, die wir durch unsere Evolution mit uns rumschleppen, sitzen ganz tief, unsere Zivilisation und Bildung ist nur eine über das "Tier" Mensch drübergehauchte Lackierung.

Je "einfacher" die Menschen "gestrickt" sind, desto deutlicher kommen diese Verhaltensweisen durch. Nichtmal jemand, dem das bewusst ist, kann sich dem immer entziehen.

Ein schnelles Beispiel aus HK? Gerne:
Andreas Gruber sorgt dafür, dass Martin Asam bei der Hofüberschreibung auf Viktoria Gruber so gut wie leer ausgeht, er sorgt für seine Nachkommen. Das habt Ihr hier herausgearbeitet.
Lies mal nach, was ein Löwe macht, wenn er ein Rudel übernimmt. Er tötet die Nachkommen seines Rudelführervorgängers.

Das ist Arterhaltung und Erhaltung der eigenen Gene pur und wir sind nicht so weit von unseren Vorfahren weg, wie manche uns glauben lassen wollen.

Ich habe übrigens hier noch keinen "aufschreien" hören "Bayern machen das aber anders!", wenn z. B. von der Abdeckung der Leichen aus geschlossen wurde, dass der Abdeckende eine Beziehung zu den Toten hatte, weil der erste Leichenabdecker vielleicht kein Bayer war.

Wie schon gesagt: Wer wenigstens ansatzweise wissenschaftlich arbeiten möchte, sollte bereit sein, einige ( auch liebgewonnene ) Vorurteile zumindest in Frage zu stellen.

Diese Aussage stellt keine wie auch immer geartete Beleidigung gegenüber irgendeiner ethnischen Gruppe dar!

MfG

Dew


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 14:37
@lesmona

Ich danke dir herzlich für deinen Beitrag von 12:06. Du zeigst in schonungsloser Offenheit und einzigartiger Deutlichkeit auf, worauf verschiedene Forumsteilnehmer hier schon des öfteren hingewiesen haben. Dieser Beitrag war nötig und ich bitte alle Forumsteilnehmer, sich deine Worte nochmal unvoreingenommen zu verinnerlichen.


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 14:53
Nein, Dew. Ganz so einfach ist das nicht!
Ich rede hier ganz sicher nicht von so plumpen Begriffen wie bayerischer Lebensart.
Die gibt es nämlich in dieser Form gar nicht. Das wird nur immer den Preußen weisgemacht. ;o))

Weißt Du, den "Bayern schlechthin" gibt es schon mal gar nicht.

Es gibt Oberbayern, Niederbayern, Oberpfälzer, Franken (wobei es DEN Franken schlechthin auch schon wieder nicht gibt), Allgäuer und Bayerische Schwaben.
Zu Letzteren gehören die Bewohner in der Schrobenhauser Gegend, von der wir hier sprechen.
Du siehst also, wir sind so eine Art Vielvölkerstaat. Jetzt nimm mal den Rest Deutschlands noch dazu. Und auch da gibt es ja den Deutschen schlechthin gar nicht.

Vielleicht wird jetzt klarer, worauf ich hinaus will.
Die Menschen jeder Region haben ihre charakteristischen Eigenheiten. Und auch bei den Geschehnissen in Hinterkaifeck sollte man die nicht komplett ausklammern!
Mit Lokalpatriotismus hat das allerdings gar nichts zu tun, denn es kann sich dabei ja auch um negative Eigenschaften handeln.

Natürlich gibt es Eigenschaft, die jedem Menschen zu eigen sind, oder die für viele Menschen typisch sind.
Und ich weiß auch, daß es heute modern ist, zu denken, daß alle Menschen überall gleich sind, ohne jede regionalen Unterschiede. Das mag in 50 oder 100 Jahren vielleicht wirklich so sein. Aber die Morde in Hinterkaifeck geschahen im Jahr 1922!

Und um die Menschen in Schrobenhausen und ihr Naturell begreifen zu können, dürfte es wohl wirklich mehr Sinn machen Thoma und Christ zu lesen (auch wenn die natürlich eher Altbayern zuzuordnen sind) als irgendwelche Dorfschwänke aus Deiner Oberbergener Heimat, Josefine Mutzenbacher oder Zille.

Noch was (Und bitte nicht böse sein!):
Dein Stil wirkt manchmal ein bißchen überheblich. Vielleicht ist das keine Absicht, aber es kommt eben so rüber. Vielleicht solltest Du das mal überdenken! Danke schön!


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 15:06
@Dew

Ich folge deinen bisherigen Ausführungen sehr interessiert und stimme dir absolut darin zu, dass wir UNVOREINGENOMMEN an die Sache herangehen müssen und auch unsere EIGENEN VORURTEILE mal beiseite schieben müssen.
Jedoch kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass du deine Thesen etwas "totalitär" vertrittst (ich behaupte nicht, dass du das tust, nur dass er Eindruck entstehen kann) und damit gerade nicht den Eindruck erweckst, als würdest auch du die Prinzipien einhalten, die du von uns einforderst. Vielleicht täuscht dieser Eindruck, aber zumindest sehe ich ihn als Ursache dafür, dass sich Forumsteilnehmer vereinzelt etwas vor den Kopf gestossen fühlen.
Ja, die Menschen waren damals noch etwäs näher bei den tierischen Instinkten. Es ging um die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse (wie heute auch), jedoch waren der Möglichkeiten zur Ablenkung nicht so viele wie heute. Es ging um die Befriedigung der Ur-Bedürfnisse, Nahrung und Trieb, um es mal arg primitiv reduziert auszudrücken.
Aus psychologischer Sicht gibt es nur im engsten Sinne nur zwei Triebfedern für menschliches Tun. Abwendung von Schmerz und Streben nach Glück. Die Mehrheit verwendet jedoch mehr Energie auf Abwehr von Schmerz als auf das positivere Streben nach Glück. Dies nur am Rande.
Als wichtigen Faktor bei dieser Tat sehe ich auch die Tatsache, dass Vorgänge ab einem bestimmten Moment eine gewisse Eigendynamik entwickeln.

Also, ich verfolge deine Ausführungen mit Interesse und bin gespannt auf deine nächsten Beiträge.


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Mordfall Hinterkaifeck

23.04.2008 um 15:08
Nochmal @Dew

Bei aller grundsätzlichen Zustimmung für deinen bisherigen Ausführungen möchte ich dich doch um Vorsicht bitten, dass nicht vorschnell etwas verallgemeinert werden darf..., oder von einer bestimmten Situation an einem Ort ein Schluss auf eine ähnliche Situation an anderem Ort gezogen werden kann.


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