@AngRa:
Guten Tag liebe Mitermittlerin,
ich bedanke mich für Deine Aufmerksamkeit, möchte das eigentlich nicht unbedingt weiter vertiefen, bitte Dich aber trotzdem nochmals, von dem was Du Dir vorstellen kannst, wegzukommen, sozusagen die Scheuklapppen abzulegen. Versuch´s mal. Ich weiss, dass das schwer ist, aber "leicht" ist doch für die Anderen, oder?
Und ehe Du jetzt wieder "grätzig" wirst ein ganz konkretes Beispiel Deiner Vorstellungswelt und Denkweise, von Dir selbst hier niedergeschrieben, noch warm, sozusagen:
"Ich denke nicht, dass im Seziersaal gelacht werden darf. Das gebietet der Respekt vor den Toten."
Woher nimmst Du die Grundlage zu diesem Satz?
Ich übersetze "denke" jetzt mal mit "glaube" und unterstelle, dass Du noch nie in einem Seziersaal warst.
Und glauben darf man in der Kirche, in einer wissenschaftlich geführten Untersuchung hat "Glaube" keinen Platz, er verstellt einem den Blick.
Ich bin Angehöriger der medizinischen Zunft und betrachte es noch heute als grosse Ehre, meine Lektionen im Anatomiekurs unter der Leitung von Herrn Professor Schmidt ( einer der "grossen" Anatomen der damaligen Gegenwart ) im anatomischen Institut der Universität Bonn in der Nussallee durchgeführt haben zu dürfen.
Als Sohn eines Landtierarztes und aus einer Familie mit Jägertradition stammend ( ehe ich jetzt in einer Deiner Vorstellungschubladen unter "Jäger" lande: von der Jagdausübung bin ich lange weg, habe aber noch gute Kontakte und bin im Greifvogelschutz und im Nabu aktiv; dies nicht zur Rechtfertigung sondern um Deinen Blick zu weiten ), bin ich es von klein auf gewohnt "Blut sehen" zu können. Als ich vor dem Seziersaal stand hatte ich trotzdem "Muffen" ( und jeder Kommilitone auch ).
Professor Schmidt ( den man sich von Aussehen und Art vorstellen kann, wie Captain Jean-Luc Picard von der Enterprise ) hat uns sehr einfühlsam auf den ( für die meisten ) ersten Kontakt mit dem Tod und ( für alle ) mit einem Saal voller Leichen vorbereitet und ausdrücklich das Lachen erlaubt. Da staunste, was?
Ich darf anmerken, dass der Kurs spannend lehrreich und unterhaltsam war und dass trotzdem kein "Schindluder" mit den Toten, die zu Lebzeiten ihre sterblichen Überreste der Anatomie zu Lehrzwecken zur Verfügung gestellt haben, getrieben wurde. Ich selbst bin fest entschlossen, das mit meinem Körper auch zu tun. Derzeit nehmen sie mich aber noch nicht in der Liste auf. Begründung: ich bin zu jung, die Universität möchte sich nicht so lange vertraglich binden. Nichtmal mein Hinweis, dass ich Motorrad fahre und "es" jederzeit "passieren" kann, konnte den zuständigen Kollegen "erweichen", obwohl er sichtlich fachliches Interesse hatte, den Studenten auch mal eine jüngere Leiche zur Verfügung zu stellen.
Wenn ich meinen "70sten" erlebe, werde ich wieder vorsprechen.
Ich bitte die Forumsteilnehmer um Verzeihung für diesen Exkurs, da mir aber, während der aufmerksamen Lektüre Eures grossen Werkes ( an dem ich gerne mitarbeiten möchte ) aufgefallen ist, dass sich mitunter auch die geschätzten "Leistungsträger" dieser Ermittlung selbst den Weg verstellen mit "kann ich mir nicht vorstellen" o. ä. Sequenzen, halte ich es nicht für total "off topic".
Wenn die eigene Vorstellungskraft versagt, müssen zeitgenössische Quellen zu entsprechenden Themen herangezogen werden. That´s science.
Zudem haben zumindest Einige hier den Vorteil ( und das Privileg ) sich gegenseitig persönlich zu kennen, sodass sie die Beiträge nicht gegenseitig hinterfragen müssen, weil sie Hintergrund und Persönlichkeit der "Kollegen", und damit das Gewicht der Aussagen, einschätzen können.
Ich bedanke mich bei
@topfsekret für die Unterstützung bei der Ausleuchtung des Seziersaales für
@AngRa und bei
@troadputzer für das exzellente Stimmungsbild in Reimen, dass
@AngRa hoffentlich auch hilft, sich in die Situation des Pathologen hineinzuversetzen.
MfG
Dietrich