white_rabbit schrieb:Das ganze Auffindungsszenario kann Zufall gewesen sein. Es kann aber von LS auch inszeniert worden sein.
LS schickte seine Kinder vor, als man zumindest vermuten konnte, daß etwas nicht stimmt. Danach zeigte er aus meiner Sicht hochmotiviert einen extremen Eifer in Gegenwart von anderen Personen.
Entweder wollte er als Ortsführer glänzen, oder von sich als Täter ablenken.
Es mag für sein gesamtes Nachtatverhalten "der Herrgott" usw. harmlose Erklärungen geben. In der Summe aber ist sein Verhalten merkwürdig. Ich persönlich denke, daß er zumindest in diesen Fall verwickelt ist.
Sehe ich sehr ähnlich. Beide Szenarien lassen sich so erklären. Aus der Ferne und der zeitlichen Distanz ist es natürlich immer schwer hier eine Hauptthese zu entwickeln, aber ich tue mir schwer zu glauben, dass LS nicht spätestens durch die Info des Handwerkers hoch alarmiert gewesen sein müsste. Folgende Alarmsignale waren ihm da längst bewusst:
1. AG vermisst einen Schlüssel
2. AG berichtet über Spuren im Schnee zum Hof, die nur hin und nicht wegführten
3. AG berichtet von nächtlichen Geräuschen auf dem Dachboden
4. LS bietet daraufhin AG sein Gewehr an (-> er hat AGs Darstellungen offenbart auch als Gefahr eingestuft und registriert)
5. CG besucht am Samstag nicht die Schule
6 die gesamte Familie G. fehlt an Ostersonntag in der Kirche
7. fahrende Händler treffen niemanden an und berichten dies im Ort
8. ein Handwerker trifft niemand an, informiert die Familie S. darüber
Nun ist es eben persönliche Einschätzungssache ob man auf Basis der genannten Informationen eher dazu neigt zu sagen, LS kam danach zunächst immer noch eher zur Einschätzung, dass sich die Sache harmlos aufklären lässt und schickt daher seine minderjährigen Söhne zur Auskundschaftung, oder ob man eher dazu neigt und sagt die Fülle der alarmierenden Indizien ist eigentlich zu groß, um dann noch entspannt zu bleiben. Ich selbst neige zur zweiten These: LS hätte spätestens nach der Info durch den Handwerker derart alarmiert sein müssen, dass er augenblicklich selbst nachsieht.
Ich gebe zwei weitere Dinge zu bedenken: wenn LS denkt, die Sache sei harmlos, wieso lässt er überhaupt nachsehen? Wenn er also doch befürchtet, da könnte es was passiert sein, schickt man aber nicht seine minderjährigen Kinder. Man weiß ja nicht, auf was sie treffen könnten- z.B. kann sich ja ein Mörder noch auf dem Hof oder in der Nähe aufhalten. Weiß man aber, dass die Kinder nichts finden werden, weil man selbst der Täter war und als dieser den Tatort gut verschlossen hat und ihnen eingebläut hat nur zu rufen oder zu klopfen, aber nicht hineinzugehen, dann kann man das gefahrlos tun. Sonst ist das inkonsistentes Verhalten. Wenn es nichts zu befürchten gibt, schickt man niemand, auch die Kinder nicht zum nachsehen. Gibt es was zu befürchten geht man selbst. Braucht man einen guten Grund warum man dann trotz aller bisher ignorierten Alarmsignale irgendwann selbst nachschaut- schickt man vielleicht erstmal die Kinder?
Zweitens: was hat sich denn geändert, als die Söhne zurückkamen? Eigentlich nichts. Sie berichteten das gleiche wie der Handwerker vorher: Hof verschlossen, niemand zu sehen, Tiere rumoren. Wieso also entscheidet sich LS jetzt nachsehen zu gehen? Sein Informationsstand war der gleiche wie vorher auch und da hatte er sich entschieden, die Söhne loszuschicken. Diente die Aussendung der Söhne also nur der Tatsache im Nachgang eine gute Erklärung zu haben, weshalb man dann a) irgendwann doch selbst nachsehen ging (obwohl es eben bei genauem Hinsehen nicht logisch erklärt werden kann von ihm warum erst die Söhne und dann er und nicht gleich er selbst) und aber um gleichzeitig b) nicht den Eindruck zu erwecken, zu stark besorgt gewesen zu sein, was man u.U. eben nur dann wäre, wenn man selbst wüsste, das da etwas passiert ist. Es sollte alles so wirken, als wäre man bis zuletzt arglos gewesen? Ein Täter, der um seine Tat weiß, ist aber natürlich nicht mehr arglos, er weiß was er getan hat und was geschehen ist. Aus psychologischer Sicht eines Täters ist das daher ein sehr schlüssiges Verhalten. Man selbst weiß, dass man nicht mehr arglos ist und will deshalb nach außen jeden Anschein vermeiden, dass man aufgrund dieses Wissens um die eigene Tat eben nicht mehr arglos war.
Notabene: Selbst wenn LS nicht der Täter war, hätte er aber nicht mehr arglos sein können. Allerspätestens der Handwerkerbericht hätte ihm sagen müssen, so bewerte ich es, hier stimmt was nicht. Eigentlich schon das Fehlen der gesamten (!) Familie an Ostersonntag war ein Zeichen, dem man als Dorfführer und/ oder besorgter Nachbar persönlich hätte nachgehen müssen. Insbesondere auch, weil eben LS um die Angst des AG wusste.