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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

16.05.2014 um 08:19
1. Ich glaube nicht, dass eine breitgestreute Suche nach einer mit dem Hinterkaifecker Verbrechen vergleichbaren Kasuistik zu aussagekräftigen Ergebnissen führen kann. Solche Mehrfachmorde an Opfern verschiedenster Altersklassen in oft einsam gelegenen Gehöften kann man aus den verschiedensten Motiven heraus sicher öfters finden. Vor allem zu Zeiten, in denen das staatliche Ordnungsgefüge in Kriegs –und unmittelbaren Nachkriegszeiten aus den Fugen geraten ist (vgl. etwa den Rombachmord in diesem Forum.) Sie sind aber für unseren konkreten Fall von relativ begrenztem Aussagewert, weil jeder Fall letztlich doch wieder anders zu bewerten ist.
2. Etwas anderes gilt, wenn im engen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang zu Hinterkaifeck weitere solcher Taten begangen worden wären. Das war aber schon Gegenstand der damaligen Ermittlungen, war nach meiner Erinnerung sogar presserelevant geworden und hat sich nicht zuletzt auch das Forum damit beschäftigt.
3. Etwas anderes gilt in hohem Maße aber für das Ermittlungsverfahren in Oppeln/Oberschlesien, das sich u.a. gegen einen Tatverdächtigen A. Gu. richtete, der damals zusammen mit anderen Freischärlern der Ermordung und Beraubung von Bauern in Oberschlesien dringend verdächtig war. Möglichen Beziehungen von A. Gu., der im Zivilberuf umherziehender Korbflechter war, zum Tatopfer Viktoria in Hinterkaifeck wurde auch hier im Forum intensiv nachgegangen. In diesem Fall wäre es natürlich von allerhöchstem Interesse, die Akten des Ermittlungsverfahrens in Oppeln im Hinblick auf mögliche Parallelen zum Tatablauf in Hinterkaifeck abzugleichen.
4. Mein Versuch, im E-Mailverkehr mit dem Archiv in Oppeln/(heute Polen) Auskunft zu erhalten, wurde sehr zügig und freundlichst vom Archivdirektor dahingehend beantwortet, dass keine Akten zu dem Fall mit dem angefragten Aktenzeichen dort vorhanden seien. Ich glaube auch nicht, daß ich der erste mit einer solchen Anfrage war. Falls ich mal nach Oppeln komme, weil ich auch die Gegend um den Annaberg und Breslau sehen möchte (von Berlin aus nicht so weit), werde ich allerdings noch persönlich im Archivum Opole vorsprechen und dann auch die Klarnamen der Verdächtigen vorlegen, denn ich hatte im E-Mailverkehr natürlich keine Namen von Verdächtigen verwendet.
5. Der Oppelner Haftbefehl selbst könnte allerdings in bayrischen Polizei-oder Staatsanwaltschaftsarchiven – zwischenzeitlich vermutlich überführt in regional übergeordnete Staatsarchive – erhalten sein. Da Tatbeschreibungen in Haftbefehlen allerdings gewöhnlich nur knapp formuliert sind, wäre gegenüber der Ermittlungsakte der Aussagewert allerdings nur nachrangig.
6. Ohne einen entscheidenden zündenden neuen Funken und/oder neuem Material (aus Gröbern und Umgebung ggf. anonym eingebracht - da hatte @Kailah eine gute Idee), sehe ich keinen anderen möglicherweise zielführenden Weg zur weiteren Aufhellung, als den Fall auch weiterhin gerade beharrlich und zäh nach Ungereimtheiten, ungewöhnlichen Abläufen, Auffälligkeiten, Überraschendem abzusuchen. Da besteht ja auch wahrlich kein Mangel.
7. Und täuschen wir uns dabei nicht, der alte Kriminalfall ist beileibe noch nicht bloße Historie - sondern könnte auch heute noch mit verschiedensten Interessen belegt sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.05.2014 um 11:48
@pensionär
@Kailah u.a.

Keine Frage ist, dass Ihr hier im Forum natürlich eine phantastische und akribische Arbeit geleistet habt. Bei Allmy gibt es ja auch noch einige weitere Kriminal-Diskussionen, die mittlerweile die 40.000-Beiträge-Marke geknackt haben. Leider sind darunter dann aber größtenteils Zweizeiler wie "finde ich auch" ; "guten morgen alle zusammen, wie geht's" ; "und meines Nachbars Schwager genauso.."
Im Gegensatz dazu wurde hier ernsthafte Recherche betrieben, weit jenseits von googelei.
Etwas vernachlässigt wurde meines Erachtens aber die These eines Raubüberfalls. Die Kriminalisten die sich als erste 1922 damit beschäftigten, verfolgten aber offensichtlich zunächst diese Spur. Man muss wohl davon ausgehen, dass sie Erfahrung mit vergleichbaren Fällen hatten.
Der Rombach-Mord und der Blockland-Mord erscheinen ja wirklich sehr ähnlich.
Ganz offensichtlich sind besonders von Kriegen und Gefangenschaft zerrüttete Menschen dazu fähig derlei Taten zu begehen. Vermutlich sehen sie sich dabei selbst als Rächer für ihr Volk oder ihre Familie - auch wenn die Opfer-(famiilien) nicht direkte Täter waren.
Vielleicht vermischt sich auch dieser Rachegedanke mit der Motivation der Bereicherung bei so einem Überfall.
1922 kann durchaus auch noch als Nachkriegszeit betrachtet werden. Vor allem die durch den Krieg hervorgerufene Traumatisierung hält mühelos ein paar Jahre an (oft ein ganzes Leben und überträgt sich sogar noch auf Kinder und Enkel).
Bei allen deratirgen Fällen, auf die ich bisher gestoßen bin, entstammten übrigens die Täter eher archaischen Gesellschaftsschichten bzw. Völkern. Auch wenn derlei Gedanken unpopulär sind, meine ich, es ist nicht ganz ungerechtfertigt, auch bezüglich Hinterkaifeck darüber nachzudenken.


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Mordfall Hinterkaifeck

16.05.2014 um 15:27
@GonzoX
Du schreibst:

"Etwas vernachlässigt wurde meines Erachtens aber die These eines Raubüberfalls." Gehst Du aber in die Suchfunktion und gibst den Begriff "Raubmord" ein, erhältst Du immerhin 380 Treffer im Forum.

Du schreibst ferner:

"Die Kriminalisten die sich als erste 1922 damit beschäftigten, verfolgten aber offensichtlich zunächst diese Spur. Man muss wohl davon ausgehen, dass sie Erfahrung mit vergleichbaren Fällen hatten."

Das ist wohl alles richtig, wenn Du aber die 380 Treffer durchliest, am besten mit den ältesten beginnst, wirst Du sehen, welche Fakten berechtigte Zweifel geweckt haben, dass die Ermittler damit auch tatsächlich richtig liegen. Da variieren die Auffassungen. Ich kenne aber jedenfalls keinen Forenten, der die Möglichkeit des Vorliegens eines Raubmordes definitiv ausschließen würde.

Du schreibst:
"Bei allen deratirgen Fällen, auf die ich bisher gestoßen bin, entstammten übrigens die Täter eher archaischen Gesellschaftsschichten bzw. Völkern."

Ich ahne, was Du damit meinst - mit diesen Begrifflichkeiten kann ich aber nichts anfangen und würde sie auch jedenfalls in heutiger Zeit nicht verwenden! Auch die Faktenlage dürfte abweichend sein. Du mußt weiter suchen um ein objektives Bild zu erhalten : Monströse Morde und besonders auch Raubmorde wurden und werden meines Erachtens nach zu allen Zeiten von Tätern aller Gesellschaftsschichten und Ethnien begangen.


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16.05.2014 um 20:07
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Das ist wohl alles richtig, wenn Du aber die 380 Treffer durchliest, am besten mit den ältesten beginnst, wirst Du sehen, welche Fakten berechtigte Zweifel geweckt haben, dass die Ermittler damit auch tatsächlich richtig liegen. Da variieren die Auffassungen. Ich kenne aber jedenfalls keinen Forenten, der die Möglichkeit des Vorliegens eines Raubmordes definitiv ausschließen würde.
ich habe mich nun mal tatsächlich über diese 380-Raubmord-Treffer hergemacht.
Der Begriff ist hier zwar recht oft gefallen, doch fast immer in negierender Weise. Wenn ich richtig gezählt habe, gibt es hier genau drei Schreiber, die die These eines oder mehrerer anonymer Täter favorisieren.
Im den übrigen 38790 Beiträgen geht es darum, das Leben der betroffenen Familie, deren Freunde und Feinde und der damaligen Einwohner HKs + Umgebung penibelst zu sezieren. (was natürlich seinen Reiz und seine Berechtigung hat).
Warum aber nicht auch mal in einer ruhigen Phase Eurer Suche nach weiteren Ungereimtheiten im damaligen Zusammenleben der Protagonisten, auch mal etwas Platz für eine vergleichende Fallanalyse einfordern?
Zitat von pensionärpensionär schrieb:3. Etwas anderes gilt in hohem Maße aber für das Ermittlungsverfahren in Oppeln/Oberschlesien, das sich u.a. gegen einen Tatverdächtigen A. Gu. richtete, der damals zusammen mit anderen Freischärlern der Ermordung und Beraubung von Bauern in Oberschlesien dringend verdächtig war. Möglichen Beziehungen von A. Gu., der im Zivilberuf umherziehender Korbflechter war, zum Tatopfer Viktoria in Hinterkaifeck wurde auch hier im Forum intensiv nachgegangen. In diesem Fall wäre es natürlich von allerhöchstem Interesse, die Akten des Ermittlungsverfahrens in Oppeln im Hinblick auf mögliche Parallelen zum Tatablauf in Hinterkaifeck abzugleichen.
Das ist natürlich hoch interessant. Wobei man aber auch bedenken muss, dass tödliche Bauernhofüberfälle in Polen nicht das Alleinstellungsmerkmal dieser Freischärler war.
Hier bin ich auf eine weitere derartige Vorgehensweise gestoßen:
Historisches Archiv · Nr. 180 vom 06.08.1958 · Seite 2 HAMBURGER ABENDBLATT

Banden-Unwesen in Ostpreußen

Polnische Banden terrorisieren in einzelnen Teilen Ostpreußens die dort noch ansässige deutsche Bevölkerung. Das berichtete gestern ein mit einem Aussiedlertransport eingetroffener Bauer aus dem ostpreußischen Kreis Lötzen.
Die Deutschen wagten sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus ihren verbarrikadierten Häusern heraus, sagte der Bauer. Erst kürzlich sei eine sechsköpfige deutsche Familie von einer Bande ermordet wordrn. Die Täter seien meist repatriierte Polen aus den von der Sowjetunion besetzten polnischen Gebieten



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Mordfall Hinterkaifeck

17.05.2014 um 08:26
Ja, Täter solcher Untaten können aus allen Gesellschaftsschichten und Ethnien kommen - hatte ich Dir geschrieben.

Die genaue Kenntnis des von mir erwähnten Oppelner Falles in Oberschlesien hätte wegen des dort vom Untersuchungsrichter u. a. für dringend tatverdächtig eingestuften A. Gu. kriminalistische Relevanz auch für Hinterkaifeck.

Dagegen würde mir beispielweise ein solcher Bezug zu dem von uns erörterten Fall ohne signifikante HK-Parallelen wie etwa besonders gravierenden Auffälligkeiten im Tatbild, z. B. bei Greueln in Nemmersdorf in WWII oder aus noch neuerer Zeit etwa Ruanda halt fehlen. Daß Bauern samt Kindern unterschiedlichen Geschlechts und Alters zu allen Zeiten erschlagen, erschossen, beraubt usw. wurden, reicht für eine solche Verknüpfung ohne weitere Signifikanzen dafür halt noch nicht.

Wenn Du aber Lust hast, die Argumente einmal zusammenzustellen, die im Fall Hinterkaifeck nach Deiner Ansicht für einen Raubmord sprechen und ! im Forum oder Wiki entweder gar nicht erwähnt oder ungenügend beachtet worden sind, könnte das die von Dir empfundene bisherige Untergewichtung doch schließen helfen. Bis dann - ich bin gespannt.


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18.05.2014 um 22:12
Im Falle eines Raubmordes in HK wären, gerade in Anbetracht der zur Verfügung gestandenen Zeit, keine Wertgegenstände, geschweige denn Barmittel, zurückgeblieben.

Das gleichwohl der Versuch unternommen worden sein könnte, Motivsucher auf die Spur materieller Habgier zu lotsen, ist vernünftigerweise anzunehmen.

Grüße aus Gröbern


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19.05.2014 um 09:32
@Kailah hat kürzlich geschrieben:
„Was nützlich sein könnte, wäre ein absolut anonymes Postfach für die Familien und Gemeinden rund um HK, um bisher unbekannte Dokumente, Schriftwechsel, Aussagen und Fotos ans Tageslicht zu bringen.“

So, da haben wir doch schon mal eine zündende und soweit für mich ersichtlich neue Idee, die vielversprechend für eine weitere Aufhellung erscheint. Internetforen sind nach meinem Dafürhalten allerdings aus verschiedensten Gründen grundsätzlich weniger geeignet, ein solch „absolut anonymes Postfach“ erfolgversprechend einzurichten, bekannt zu machen und damit umzugehen.

Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass der Gedanke etwa vom Donaukurier im regionalen Teil aufgegriffen würde, der sich ja auch um das sog. Hofbild angenommen hat und über einen sachkundigen Redakteur verfügt. Das hätte ferner den Vorteil, daß man sich dort auch jederzeit auf das sog. Redaktionsgeheimnis bzgl. der Identität eines Einsenders berufen könnte. Ich hatte damals bei der Berichterstattung über das Hofbild auch nicht den Eindruck, daß beim Donaukurier der Fall HK schön langsam in das Reich des Vergessenwerdens verschoben werden soll.

So könnten etwa vor einem weiteren HK – Jahrestag die Leser der Zeitung im regionalen Teil freundlich ermuntert werden, noch vorhandenes Bildmaterial o.ä. mit Bezug zum Fall der Zeitung ggf. auch anonym zur Verwertung zur Verfügung zu stellen. Natürlich könnten nach Herstellung einer wissenschaftlich gesicherten Kopie durch die Redaktion, bei der auch Fakes auffliegen würden und zumindest inhaltliche Plausibilitätserwägungen angestellt werden können, die für den Einsender kostbaren Originale wieder in geeigneter Form ggf. auch anonym wieder zurückgegeben werden. Nicht belegbare und haltlose Denunziationen aber, würde der redaktionelle Sachverstand im Zweifel schon im Vorfeld aussondern können.

Ich weiß nicht ob so eine Aktion schon mal gelaufen ist und weiß auch nicht, ob es ein Regionalblatt gibt, das in der Region um HK noch verbreiteter ist. Ich denke aber es wäre ggf. auf jeden Fall am besten, wenn entweder der Ideengeber @Kailah aus Gröbern oder ein Mitforent aus der Region HK – möglichst Abonnent der Zeitung – einen Kontaktversuch unternimmt und nicht ich als Preiß aus Berlin.

In Berlin würde ich das machen - ob Besonderheiten in der Umgebung HK eher von solch einem Plan abhalten sollten, wissen die Eingesessenen Forumsteilnehmer sicher am besten und könnten sich doch dazu äußern.

Ich erinnere mich jedenfalls sehr gerne an einen angenehmen kleinen Plausch mit einem Gröberner, der mir, nachdem ich versehentlich falsch abgebogen war, erklärt hat, wie ich zum Marterl und der Wetterfichte komme.


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Mordfall Hinterkaifeck

19.05.2014 um 14:17
@pensionär
Zitat von pensionärpensionär schrieb: Ich denke aber es wäre ggf. auf jeden Fall am besten, wenn entweder der Ideengeber @Kailah aus Gröbern....
Falsche Logik- den 'Teufel' werde ich tun. Räumliche Nähe spräche eher für einen Berliner!

Grüße aus Gröbern - hoffentlich noch länger!


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19.05.2014 um 15:30
Hallo @Kailah + @pensionär ,

wenn ich es richtig verstehe, ist das Hauptkriterium welches gegen einen Raubmord spricht, der Verbleib von potentiellem Diebesgut im Haus (Kriegsanleihen + Rest Bargeld).
Ferner wird häufig das Abdecken der Opfer genannt, was auf eine Beziehungstat deutete.

Der erste Punkt scheint ja offensichtlich. Ich frage mich dann nur, wie die damaligen ermittelnden Kommissare dazu kamen, einen Raubmord zu vermuten. Sicher standen ihnen noch nicht die heutigen Mittel und Erkenntnisse zu Verfügung, aber wenn es so eindeutig gewesen sein sollte, traute ich ihnen diesen Kurzschluss "Geld noch vorhanden" - "kein Raubmord" sicher zu.
Man wird da ja auch nicht die größte Pfeife die Untersuchungen hat leiten lassen. Wie profiliert dieser hauptverantwortliche Kommissar gewesen ist, wisst Ihr sicher besser als ich.
Ansonsten könnte man vielleicht eine tendenzielle Ermittlung vermuten - also es den "üblichen Verdächtigen" in die Schuhe schieben, um Ruhe im Dorf zu haben. Oder um die Verfolgung von Asozialen und Zigeunern zu rechtfertigen (wie einige Jahre später geschehen).

Dieses Abdecken von Leichen mag zwar eher auf eine Beziehungstat deuten, es gibt aber durchaus auch Serienkiller, die so verfahren. Ein Motiv wäre hier "Wiedergutmachung".
Auch das Weiterfüttern der Tiere könnte aus diesem Grund erfolgt sein.
Auch Schwerkriminelle können partiell moralisch handeln und beispielsweise tierlieb sein.
Kürzlich erschien ein Film über die jugoslawischen Juwelendiebe der Pink-Panther-Bande. Im Schlusswort erklärte eine beteiligte Täterin, dass Kriminelle oft besonders religiös seien (std. 1:25:30).

https://www.youtube.com/watch?v=WdjXxDAYYig


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Mordfall Hinterkaifeck

19.05.2014 um 16:27
@GonzoX

da hast Du Dich m. E. zwar bereits an einige neuralgische Punkte herangearbeitet, aber es ist alles noch viel komplexer:

Lies z.B. auch, was ich am 7. November 2012 geschrieben hatte:

„Und Riedmayr eröffnet uns nach der Pensionierung von Reingruber erstmals sogar noch einen Blick ins Nähkästchen:

„Der Eindruck, dass es sich viel eher um einen Racheakt, als um einen Raubmord handelt, war ja wohl immer vorherrschend“.

[So Kriminaloberinspektor Riedmayr, der nach der Pensionierung für den Fall Hinterkaifeck in München zuständig war, in seinem Bericht vom 5.2.1931, die Quellen findest Du über das Hinterkaifeck-Wiki und was all die anderen zu dem merkwürdigen Punkt geschrieben haben mit der Suchfunktion.]
Damals habe ich noch angefügt: „Wenn das der Waldbauer gewußt hätte, der Hieber im Film angekündigt hat, er werde seinen Fernseher ausschalten, wenn die im ZDF sagen, es sei ein Raubmord gewesen.“ Dieser Gröberner Waldbauer - ich glaube es war ein SchwaigerSohn - glaubte sich aufgrund der Erzählungen vom Vater und älterem Bruder sicher zu sein, es sei ein "Liebesmord" gewesen.

Mach Dir ein eigenes Bild - jene Mitforenten, die das Geschehen auf HK für eine Art Fememord oder mißglückte Militäraktion o.ä. jedenfalls eine Tat mit politischem Einschlag halten, werden sich mit ihren Gründen sicher auch noch selbst in Erinnerung bringen.


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Mordfall Hinterkaifeck

22.05.2014 um 00:11
@GonzoX
wenn ich es richtig verstehe, ist das Hauptkriterium welches gegen einen Raubmord spricht, der Verbleib von potentiellem Diebesgut im Haus (Kriegsanleihen + Rest Bargeld).....

..... scheint ja offensichtlich. Ich frage mich dann nur, wie die damaligen ermittelnden Kommissare dazu kamen, einen Raubmord zu vermuten. Sicher standen ihnen noch nicht die heutigen Mittel und Erkenntnisse zu Verfügung, aber wenn es so eindeutig gewesen sein sollte, traute ich ihnen diesen Kurzschluss "Geld noch vorhanden" - "kein Raubmord" sicher zu.
Man wird da ja auch nicht die größte Pfeife die Untersuchungen hat leiten lassen. Wie profiliert dieser hauptverantwortliche Kommissar gewesen ist, wisst Ihr sicher besser als ich.
Tja; der WAR "profiliert"; aber sicher nicht lebensmüde!

Den "Rest" bitte erlesen; da hat der @pensionär spekulativ nicht ganz in die richtige Richtung gezeigt, aber gleichwohl - "mit grobem Daumen" - zumindest auf eine Befangenheit der Müchener Polzei hingewiesen!?

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

23.05.2014 um 18:27
@Kailah
@pensionär

Um eine Beziehungstat oder gar einen Fememord zu entkräften, fehlen mir hier noch die detaillierten Kenntnisse. 1900 Beiträge zu lesen, ist ungefähr so wie "Krieg und Frieden" zu bewältigen. Da ich mich aber nicht erst in einem halben Jahr zurückmelden möchte, im folgenden nun meine weitere Vertiefung der Raubmord-These.

Interessant finde ich vor allem, dieses tagelange Auskundschaften des Hofes. Möglicherweise wurde sogar ein Späher im Haus platziert. Es müsste eine spezialisierte Bande am Werk gewesen sein.
An verschiedenen Stellen wird von zahlreichen zeitnahen kriminellen Handlungen in der Umgebung berichtet. Ob sich wohl mal jemand die Mühe gemacht hat, zu erforschen welcher Art diese waren. Waren beispielsweise besonders qualifizierte aufwändige Einbrüche / Überfälle darunter?
Zum Ergründen der Geldverstecke eines Hofes hätte dieser "Späher" ja wirklich Sinn gemacht.
Gibt es wohl irgendwo in der Kriminalgeschichte ein derartiges Vorgehen?

Auch glaube ich nicht, dass sich EIN Täter (alleine) daran machen würde, eine Gruppe von mehreren Menschen zu überfallen. Und das mit nur so einer "Haue" bewaffnet.


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Mordfall Hinterkaifeck

24.05.2014 um 13:04
/dateien/31345,1400929479,Orgelempore-WaidhofenOriginal anzeigen (0,6 MB)@GonzoX

1. "1900 Beiträge zu lesen, ist ungefähr so wie "Krieg und Frieden" zu bewältigen."

Der Spruch gefällt mir - und wird vermutlich hier mein Lieblingszitat des Jahres - aber schaun mer mal was noch so kommt..

2. Nur @GonzoX es ist noch viel schlimmer - es sind nicht nur 1900 Beiträge sondern 1942 Forumsseiten mit ungezählten Beiträgen.

3. Falls Du mit "Krieg und Frieden" noch nicht ganz durch bist, bringe erst das zu Ende, denn Tolstoi ist unvergleichlich wichtiger für Dich als jedes noch so spannende Diskutantenstadel. Das sagt Dir ein alter Mann.

4. Wenn Du den Roman zu Ende gelesen hast, lies alles was Du über den sog. Hinterkaifeck-Virus via Suchfunktion in die Hände bekommen kannst. Dann kannst Du später nicht sagen, daß Du nicht über die riesigen Nebenwirkungen aufgeklärt worden bist. Das sagt Dir ein bereits Infizierter.

5. Wenn Du dann weitermachst lege öfters auch mal längere Forumspausen ein, gehe ganz auf Entzug und lese auch nicht mit. Du verpaßt nichts. Wenn der Täter verhaftet wird und ein Geständnis abgelegt hat, erfährst Du das auch aus der Tagespresse und kannst rechtzeitig wieder einsteigen.

6. Fleißige Hände haben in der Vergangenheit große und als wichtig erkannte Teile der Akten aus München und Augsburg kopiert und verschriftet sowie in Datenbanken eingearbeitet. Wenn Du genügend Tagesfreizeit hast kannst Du trotzdem in Archive gehen und selbst weitersuchen. Die Archivarbeit ist hier etwas aus der Mode gekommen und ich müsste eigentlich auch mehr dazu tun.

8. Lies die Vermerke und Vernehmungsprotokolle aus den Akten - Du kannst mit den verschrifteten beginnen - Zweifelsfragen mußt Du aber mit den kopierten Akten lösen, da sich beim Verschriften zwangsläufig auch Fehler eingeschlichen haben könnten.

9. Da die meisten hier sowohl die Hieber-Filme gesehen haben wie auch den Leuschner gelesen haben, kommst Du nicht umhin, über youtube und einen Buchkauf argumentativ ebenfalls auf Augenhöhe mit den anderen zu kommen. Nutze die Informationen - bleibe aber immer auf kritischer Distanz - sei ein Selbstdenker.

10. Es ist kaum zu erwarten, wenngleich durchaus möglich, dass Du schon am Anfang den großen Wurf machst. Gehe für den Anfang eher an Detailfragen - besonders dann wenn du beruflich sogar irgendwelche Spezialkenntnisse hast.

Etwa folgende spekulativen Detailfragen bringen mich zur Zeit ins Grübeln (es ist aber wohl alles schon irgendwie zumindest andiskutiert und angerissen worden, für manche vielleicht sogar abschließend):

Wie war damals die Kursentwicklung der in HK aufgefundenen Aktien der ungarischen Lokalbahnen ? Sind die etwa in der Einwohnerwehr mit ihren bekannten Beziehungen zu Ungarn (Fluchtlinie) an ihre Mitglieder bei Kameradschaftsabenden vertickert worden (Ehrhardt-Bank ?) oder war das ein normales Investment für einen Bauer, weil sie es alle hatten. Waren es vielleicht Fehlspekulationen mit Termingeschäften, die darin involviert waren oder harmlose Pfandbriefe - und mussten die HK´ler fristgemäß Nachschußpflichten erfüllen ?. Woher der plötzliche Bargeldbedarf (oder wars die Steuer ?)

Wie war das Wetter in der Nacht zum Vortag zur Tat (Mondphase, Minusgrade, Wasserstand der Paar). Man könnte doch den Eindruck haben, daß seit Tagen erheblicher Druck auf den HK´lern lag. Hatte da vielleicht jemand aus diffusen oder konkreten Todesbefürchtungen durchgedreht, wurde vom angstfreien Gruber geohrfeigt und ist dann panisch aus dem Haus gelaufen. Erzählt man einem Kind, dann die wahren Hintergründe der Suche im Wald. Nimmt man es bei entsprechender Witterung bis in den Morgen mit, wo es doch in die Schule mußte. Gut, vielleicht hat die Kleine sich in das "Suchteam" hineingequengelt. Weil die Mutter weggelaufen war oder die Oma? Oder hat man vielmehr gedacht, wer nicht im Haus ist kann schon nicht umgebracht werden? Todesahnungen ? Könnte das der tatsächliche Hintergrund des nächtlichen Ausflugs an die Paar gewesen sein. Wurde Josef auch mitgetragen oder blieb er beim Opa, galt er ggf. als ungefährdet ?

Wo sind die ganzen Schuhe, Pantoffeln und Stalltreter der HK´ler abgeblieben. (Außer dem einen Pantoffel von Frau Gruber). Tauchen sie soweit für mich ersichtlich nur in den Hinterlassenschaftsverzeichnissen nicht auf, wäre es immerhin erwartbar gewesen, dass sie aufgeführt werden? Wo doch so vieles erwähnt wurde. Sind sie in Strümpfen zu ihrer "Hinrichtung" gelaufen? Warum? Wurden die Schuhe vor der Tat weggestellt, weil das die Tat erleichtern konnte? Oder hatten die Schuhe hinterher irgend etwas verräterisches an sich gehabt und mußten deshalb nach der Tat verschwinden? Liehen sich der/die Täter sauberes Schuhwerk aus dem unbenutzten Restbestand beim (ggf. sogar wiederholten) Weggehen vom Hof aus, um nicht die Spurenhunde...

Wo ist die persönliche "Dokumentenmappe" der HKler abgeblieben, mit Geburts- Heiratsurkunden; Schuldokumenten; Knastentlassungspapieren, Unterhaltsvereinbarung für Josef mit L.S. usw. usf. Notar Stingelwanger meinte doch wohl nicht, die paar Blätter, die bei Viktoria auf dem Bett lagen (Foto) seien alles gewesen, was von einer 5-köpfigen Familie an Dokumenten, Briefen o. ä. übrig blieb. Alles von unmittelbarer oder potentieller Beweisbedeutung im Ermittlungsverfahren. Versiegelt im Nachlaß ? Aber soweit für mich ersichtlich weder eine Auflistung im Verlassenschaftsverzeichnis über die Verlebten noch eine Fehlanzeige. Wobei ich einem Notar aber schon eher zutraue dass er eine Fehlanzeige unterläßt als eine zumindest pauschale Auflistung vor Versiegelung, wenn er die Dokumente vorgefunden gehabt hätte. Oder war das Nest zu diesem Zeitpunkt halt doch bereits leer ?


"Tempus omnia revelat."

"Die Zeit bringt alles an den Tag, was noch so tief verborgen lag."
[Sprichwörterlexikon: Zeit. Zeno.org: Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon, S. 54618
(vgl. Wander-DSL Bd. 5, S. 527)]

Viel Spaß @GonzoX, falls Du trotz allem dabeibleibst. Für mich ist jetzt erst einmal Sommerpause angesagt. Sind ja eh fast alle schon weg.

Falls der Upload klappt - im Anhang die Orgelempore der wunderschön restaurierten Kirche in Waidhofen. Das Foto habe ich im letzten Sommer aufgenommen.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.05.2014 um 10:44
@pensionär

Eigentlich mache ich gerade wieder eine lange HK-Pause - da stolpere ich hier fast versehentlich rein - und lese "Krieg und Frieden"...

Was für ein wunderbarer Beitrag!


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Mordfall Hinterkaifeck

25.05.2014 um 14:23
Hallo @pensionär ,

vielen Dank für das eindrucksvolle Bild, die Viren-Warnung und für die Aufstellung der 10 Hinterkaifeck-Gebote..
Ich habe es übrigens tatsächlich niemals geschafft Krieg + Frieden zuende zu lesen, bin immer wieder stecken geblieben.
Diese angesprochene Faszination (und Suchtgefahr) kann ich gut nachvollziehen. Ich habe das auch schon ansatzweise bei der Beschäftigung mit anderen Kriminalfällen erlebt. Momentan ergeht es wohl einigen Allmysterianern so, die gerade dem Göhrde-Mörder verfallen sind (böse ausgedrückt..), und ihm nachstellen.
Was steckt wohl dahinter? Zum einen ist es wohl so etwas wie "heiteres Kriminalraten", ähnlich der allabendlichen Täter-Suche auf der Couch beim Tatort-Schauen. Sich selbst redet man vermutlich ein, man möchte dem Guten und der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen. Aber dieser Nervenkitzel den man dabei verspürt, ist sicher viel mehr die Faszination des Bösen. Insgeheim wünscht sich sicher der eine oder andere, der Täter möge noch mal zuschlagen und die große Jagd weiter beschleunigen.
Was Hinterkaifeck betrifft, ist das schöne Ergebnis des ganzen, dass man quasi eine ganze Heimatgeschichte rund um diesen Kriminalfall gesponnen hat.
Es ist fast vergleichbar mit Edgar Reitz' Haimatprojekt: Schabbach, jenes Dorf aus dem Hunsrück.
Also auch wenn man den Fall nicht aufklären konnte, hat man immerhin der Region ein Riesen-Denkmal gesetzt.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.05.2014 um 16:41
Hallo zusammen.
Ich bin neu hier. Hoffentlich darf ich einfach so mitten in eine Diskussion platzen. Bin halt auch vom HK-Virus befallen. Habe schon hier und allgemein viel darüber gelesen und möchte meine Kenntnisse um diesen Fall mittels Diskussion mit Forenmitgliedern, die mit Sicherheit viel mehr als ich wissen, erweitern.

Meine Frage zum Thema ob es ein Raubmord war: Woher weiß man heute (und damals natürlich auch), ob die vorhandenen Wertsachen, die gefunden wurden, auch die einzigen waren? Es hätte doch viel mehr rumgelegen haben können, und die Räuber haben nicht alles mitgenommen, um den Verdacht, dass es Raubmörder gewesen sein könnten, zu entkräften.
Ich glaube ja auch, dass es eine Beziehungstat war, möchte aber alles andere nicht rigoros ausschließen.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.05.2014 um 22:49
@Hathora
Willkommen!

Warum, denken Sie,
Zitat von HathoraHathora schrieb:... die Räuber haben nicht alles mitgenommen, um den Verdacht, dass es Raubmörder gewesen sein könnten, zu entkräften.
Warum sollten Raubmörder solch einen Verdacht denn entkräften wollen?

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

26.05.2014 um 23:31
Also ich hab diesen Thread ja schon damals mitverfolgt als ich noch garnicht hier angemeldet war. Müsste so um 2008 rum gewesen sein. Und jetzt mal die Frage an die Leute die schon etwas länger dabei sind.
Wirklich neue Schlüsse konnten auch in den letzten 6 Jahren nicht gezogen werden oder?
Wenn es nach mir geht weißt dieser Mordfall einige Parallelen zum "Fall des Charles Dexter Ward" auf. Ein Roman von H.P. Lovecraft.
Dort wurde ein Mann der auf seiner Farm okkulten Tätigkeiten nachging samt seiner Angestellten ermordet und seine Farm ist danach recht schnell verfallen. Die an dieser "Säuberung" beteiligten Männer sorgten im Anschluss dafür, dass alles was mit diesem Mann in Verbindung stand in aus der Geschichte entfernt wurde.
Ich will den Opfern jetzt keine okkulten Machenschaften nachsagen, aber ich kann mir doch gut vorstellen, dass sie von aufgebrachten, gottesfürchtigen Menschen aus der Gegend aufgrund der Inzucht und des Kindsmordes der vielleicht stattgefunden hat getötet wurden.


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Mordfall Hinterkaifeck

28.05.2014 um 11:24
@derpreusse
Zitat von derpreussederpreusse schrieb:... aber ich kann mir doch gut vorstellen, dass sie von aufgebrachten, gottesfürchtigen Menschen aus der Gegend aufgrund der Inzucht und des Kindsmordes der vielleicht stattgefunden hat getötet wurden.
Durchaus. Es kann aber für diese "Menschen aus der Gegend" auch andere ODER ZUSÄTZLICHE GRÜNDE gegeben haben.

Grüße aus Gröbern


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Mordfall Hinterkaifeck

05.06.2014 um 22:46
@Kailah
Bin mir sicher, in Gröbern weiss man Bescheid. Wäre fein, wenn du uns einen Tipp geben könntest.
(Soll Keiner sagen, ich hätte nicht gefragt! ;-))

Dass Idealismus aus Menschen nicht das Beste herausholt wissen wir, aber irgendwie passt das hier nicht herein (meine Meinung). Warum sollte der grosse Rächer oder Hüter der Ordnung diese "fehlgeleiteten" Menschen nach vollbrachter Tat noch zudecken wollen? Kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass diese Geste etwas von nachträglicher Wiedergutmachung hat, was bedeuten würde, dass dieser Jemand emotional und nicht materiell gesteuert war.

Grüße nach Gröbern


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