Mordfall Hinterkaifeck
25.06.2012 um 02:37
http://rut-forum.de/forumalt/index.php?action=printpage;topic=1708.0
Vielleicht ja doch eine interessante "Spekulation".
Gruß aus Gröbern
Hinterkaifeck => Die Kommando-Theorie und andere militärische Aspekte im Fall Hinterkaifeck => Thema gestartet von: JeanneDArc am März 29, 2012, 23:40:50
Titel: Die politischen Hintergruende in der Weimarer Republik und HK
Beitrag von: JeanneDArc am März 29, 2012, 23:40:50
Politische Hintergründe und der Mord auf Hinterkaifeck
I. Einleitung
Am 31.03.1922 wurde in der bayerischen Einöde Hinterkaifeck die Bauersfamilie Gruber - Gabriel ermordet aufgefunden. Auch fast 90 Jahre nach dem Mord sind die genauen Umstände des Verbrechens nicht geklärt, der Fall bis heute nicht gelöst. Ein mögliches Motiv für den Mord könnten die politischen Gegebenheiten in der frühen Weimarer Republik bieten. Hiermit soll sich nachfolgender Artikel befassen
II. Die frühe Weimarer Republik und ihre Politik
Am 11. November 1918 endetet der erste Weltkrieg mit dem Waffenstillstand von Compiegne zwischen dem deutschen Reich und den am ersten Weltkrieg beteiligten Westmächten. Am 29. November 1918 dankte Wilhelm II, deutscher Kaiser, ohne jegliche Rückkehransprueche auf den Thron, ab. Die Reichsregierung unter Max Prinz von Baden nahm unter dem Druck der Öffentlichkeit linksgerichtete, demokratische Kräfte wie die SPD, Fortschrittspartei und die Zentrumspartei in den Reichstag auf. Die weiteren Friedensverhandlungen mit den Siegermächten gestalteten sich zäh und endeten am 28. Juni 1919 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Versailles. Hierin nahm Deutschland die volle Verantwortung für den ersten Weltkrieg auf sich, es wurden Gebietsabtretungen sowie Reparationszahlungen an die Siegermächte vereinbart. Deutschland hatte mit sofortiger Wirkung folgende Gebiete ab zu treten:
• Elsass Lothringen an Frankreich
• Westpreußen an Polen, ohne Danzig und das Abstammungsgebiet Marienwerder
• Provinz Posen ohne nordwestliche, deutschsprachige Randgebiete an Polen
• die südliche Haelfte des ostpreußischen Kreises Neidenberg an Polen
• das Reichthaler Laendchen an Polen
• das Hultschiner Laendchen an die Tschechoslowakei
• kleine Grenzstreifen Niederschlesiens an Polen
• Neukamerun an Frankreich
• Kiatschou in China zurück an Japan
• Die Marianen und Karolinen an Japan
Nach Volksabstimmungen mussten noch weitere Gebiete ab 1920 abgetreten werden:
• Nordschleswig stimmte fuer Dänemark
• Oberschlesien wurde nach Aufständen und Unruhen nach der Volksabstimmung 1921 von den Alliierten aufgeteilt und ein Drittel Oberschlesiens wurde Polen zuerkannt. In den abgetretenen Gebieten befanden sich die größten, deutschen Steinkohlevorkommen: diese Entscheidung traf Deutschland wirtschaftlich besonders hart.
• Eupen - Malmedy an Belgien
• Neutral - Moresnet an Belgien
Sachleistungen und Reparationszahlungen waren ebenfalls in von den Siegermächten festgelegter Höhe zu leisten.
Das deutsche Militär hatte folgende Auflagen zu erfüllen:
• Die Auflösung des großen Generalstabes
• Reduzierung auf ein 100.000 Mann Heer, Berufsarmee mit maximal 4000 Offizieren
• Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht
• Die Dienstzeit durfte maximal 12 Jahre betragen, um einer heimlichen Wehrpflicht vorzubeugen, durften nur 5 % der Mannschaften vorzeitig ausscheiden
• Verbot militärischer Vereine, Mobilmachungsmaßnahmen und Militärmissionen
• Marine: 15.000 Mann, sechs Panzerkreuzer, sechs leichte Kreuzer, zwölf Torpedoboote
• Verbot von schweren Waffen wie Panzern, U Booten und Schlachtschiffen
• Verbot chemischer Kampfstoffe
• Beschränkung der Waffen auf 102.000 Gewehre und 4,8 Mio. Schuss Munition
• Verbot von Luftstreitkräften
• Entmilitarisierung des Rheinlandes und eines 50 km breiten Sicherheitsstreifens östlich des Rheins
• Verbot von Festungsbauten entlang der deutschen Grenze
• Verbot von Befestigungen und Artillerie zwischen Nordsee und Ostsee
• Da jegliche Maßnahmen zur Vorbereitung eines Krieges verboten waren, hatte der Versailler Vertrag auch Auswirkungen auf das deutsche, rote Kreuz, denn seine Hauptaufgabe war der militärische Sanitätsdienst
• Artikel 8 verpflichtete auch die Siegermächte zu einer grundsätzlichen Bereitschaft zur Abrüstung
• Artikel 177 verlangte auch die zivile Entwaffnung, der deutsche Reichstag folgte dieser Auflage mit dem Entwaffnungsgesetz vom 05.08.1920
Die wirtschaftlichen Folgen für Deutschland waren dramatisch. Mit Oberschlesien waren wichtige wirtschaftliche Ressourcen wie Steinkohle und Erz an Polen gefallen, mit dem Verlust von Westpreußen und Posen die landwirtschaftlichen Kapazitäten deutlich eingeschränkt. Die verbliebenen landwirtschaftlichen Gebiete konnten den Bedarf nicht auffangen, dazu kamen noch etwa eine Million mittellose Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Gebieten in Frankreich und Polen. Zeiten wie diese sind immer ein guter Nährboden für radikale Ideen jeglicher Art. Kommunistische wie rechtsradikale Bewegungen erfreuten sich großen Zulaufs. Es wurden Paramilitärische Verbände gegründet, die die jeweilige Politik mit Hilfe von Putschversuchen und Straßenkämpfen durchzusetzen versuchten. Während die rechtsradikalen Gruppierungen im übrigen Deutschland eher eine politische Minderheit darstellten, wurde Bayern das Sammelbecken und München Hauptstadt der Bewegung. Der Nationalsozialismus schwappte von Bayern aus über das übrige Deutschland.
III. Der frühe Nationalsozialismus in Bayern und seine Wegbereiter 1919 - 1923
a) Franz Ritter von Epp, ehem. Oberst der königl. bayer. Armee, Gen. Lt. der Reichswehr Kommandeur der 7. Divison in Bayern, Gen. der Inf. der Wehrmacht
nationalsozialistischer Reichsstatthalter in Bayern von 1933 - 1945 Biographie:
geb. 16.Okt. 1868 in München, gest. 31. Dez. 1946 in München als Franz Epp, Sohn des kath. Kunstmalers Rudolf Epp und dessen Gattin Katharina
• 1878 eintritt in die bayer. Armee, nach drei Jahren Freiwilligkeit Berufssoldat
• 1896 bayer. Kriegsakademie, Eintritt im Rang eine Premier Lt.
• 1900 Berufung in das Ostasiat. Infanteriekriegsreg.
• 1901 Versetzung zum 19. Infant. Reg., ohne Kmmdo.
• 1904 Beförderung zum Kompaniefhr. der kaiserl. Schutztruppen in Deutsch Afrika
• 1906 Rückkehr nach Bayern
• 1908 Berufung als Kompaniechef zum kgl. bayer. Leibreg.
• 1908 -12 Adjutant d. Stabes k.b. Div. in Landau/Pfalz
• 1912 Beförderung zum Maj., Kmmdr. des II. Bat. Leibreg. bis zum ersten WK, zog auch mit diesem Bat. in den Krieg
• 1914 Auszeichnung mit dem EK für Schlacht bei Saarburg, Bef. zum Oberstlt. und Kmmdr. des Leibreg.
• 1915 Versetzungen nach Südtirol und Serbien
• 1916 Auszeichnung mit dem milit. Max - Joseph - Orden, RK, Erhebung in den persönlichen Adelsstand als "Ritter von Epp" für Verdienste bei der Schlacht um Verdun
• 1916 Schlacht bei Herrmannstadt/Rumänien
• 1917 Versetzungen in Rumänien, an die Westfront und die venez. Alpen
• 1918 Auszeichnung mit dem pour le Merite fuer die Schlacht um den Kemmel
• Ende des zweiten WK im Rang eines Oberst
• 1919 Gründung des Freikorps von Epp im Auftrag von Reichswehrminister Gustav Noske "fuer den Grenzschutz Ost"
• Im Mai 1919 Beteiligung mit dem 700 Mann starken Freikorps an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik und gleichzeitig in Bayern Sturz der sozialdemokratischen Regierung Hoffmann, gemeinsam mit dem Leiter der rechtsradikalen Einwohnerwehren Georg Escherich und dem Leiter der Münchner Polizei Ernst Poehner, Einsetzung der rechten Regierung von Kahr
• Im gleichen Jahr Übernahme mitsamt dem Freikorps in die neue Reichswehr, in die 21. bayer. Schützenbrigade, von Epp Kmmdr. der Brigade, ihm wurde gleichzeitig die Münchner Stadtpolizei, die Einwohnerwehren und die technische Nothilfe unterstellt
• 1920 Kapp - Putsch in Berlin • 1921 Kmmdr. der 7. bayer. Division, Stabschef der Chef der Feldzeugmeisterei Ernst Röhm (Maschinen Gewehr König von München), Gründung heimlicher Waffendepots in Bayern fürdie schwarze Reichswehr
• 1921 erstes Zusammentreffen von von Epp und Adolf Hitler, Beförderung zum Gen. Maj.
• 1923 freiwilliger Abschied als Gen. Lt. aus der Reichswehr, nachdem ihm wegen diverser Disziplinarmaßnahmen wegen Förderung rechter Kreise ohnehin die Entlassung drohte
• 1923 konnte ihm eine Beteiligung am Hitler - Ludendorff Putsch nicht eindeutig nachgewiesen werden
• 1927 Eintritt in die bayerische Volkspartei
• 1928 trat er aus der Volkspartei wieder aus und am 1.Mai der NSDAP bei, in deren Programm der überzeugte , lebenslange Junggeselle seine politischen Ansichten am besten vertreten sah: Aufhebung des Versailler Vertrag, die Wiederbewaffnung Deutschlands und vor allem auch sein militanter Antisemitismus. Kurz nach seinem Eintritt in die NSDAPwurde von Epp als bayerischer Spitzenkandidat in den deutschen Reichstag gewählt. Seine Reden im Reichstag hielt der Ex General hauptsächlich über die notwendigeWiederbewaffnung Deutschlands
• 1932 schickte die Partei ihn als Beobachter zur Genfer Abrüstungskonferenz, gegen die er massiv wetterte und polemisierte
• 1932 im September betraute Hitler persönlich von Epp mit dem Amt des Wehrbeauftragten der NSDAP. Ziel dieses Amtes war es, die Macht der ausser Kontrolle geratenen SA zubeschneiden
• 1933 am 9. März wurde von Epp mit Machtergreifung der Nazis zum Reichskommissar in Bayern ernannt. Von Epp übte nun de facto die vollziehende Gewalt aus, die Polizeibefugnisse delegierte er an Innenminister Adolf Wagner, Heinrich Himmler wurde Chef der Münchner Polizei. Nach einer Woche übernahm von Epp die gesamten Regierungsgeschäfte nach dem Rücktritt der Regierung Held, mit Adolf Wagner als Innenminister, Hans Frank als Justizminister, Ludwig Siebert als Finanzminister , Hans Schemm als Kultusminister, Heinrich Himmler wurde Leiter der gesamten bayer. Polizei
• 1933 am 10. April wurde von Epp zum Reichsstatthalter berufen, ein Amt, dass mit der Verkündung des zweiten Gleichschaltungsgesetzes der Länder ausgerufen wurde. Als Reichsstatthalter sollte er dafür Sorge tragen, dass in Bayern die nationalsozialistische Politik durchgesetzt wurde. Tatsachleiche Regierungsgewalt hatte er keine, außer den Landesvorsitzenden der bayer. Regierung zu ernennen oder ggf. auch wieder zu entlassen und Minister auf Vorschlag des Regierungsvorsitzenden zu ernennen oder zu entlassen. Von Epp war nicht, wie andere Reichsstatthalter, Gauleiter der NSDAP und hatte daher auch keine Parteivollmachten. Dies hatte zur Folge, dass er ständig in Machtkämpfe mit der Regierung des Ministerpräsidenten Wagner, den sechs bayer. Gauleitern und den bayer. Ministern verwickelt war. So konnte er das Schutzhaftsystem in Bayern, das jährlich fast 4000 Häftlinge in Gewahrsam nahm, nicht reformieren, denn er hatte dem Widerstand von Innenminister Wagner, SA Chef Roehm und SS Chef Himmler nichts entgegen zu setzen.
• 1934 am 5. Mai ernannte Hitler von Epp zum Reichsleiter des Kolonialpolitischen Amtes (dieser beschäftigte sich mit der Frage, die verlorenen deutschen Kolonien zurückzugewinnen) und zum Bundesführer des Reichskolonialbundes (Vorsitzender aller Reichsorganisationen, die sich mit den Koloniefragen beschäftigten). Beide Ämter wurden 1943abgeschafft
• 1934 Ernennung zum bayer. Landesjägermeister (Vorsitzender der bayer. Jäger)
• 1935 Ernennung zum General der Infanterie der Wehrmacht
• 1935 Erlass des zweiten Reichsstatthaltergesetzes, das von Epps Kompetenzen noch mehr auf repräsentative Pflichten beschraenkte.
• 1936 Teilnahme von Epps an der Weltkraftkonferenz in Washington (Konferenz zur Förderung und Forschung der Weltenergie Ressourcen)
• 1936 - 1945 übte von Epp sein Amt als Reichsstatthalter von Bayern aus, entwickelte allerdings eine immer größere Abneigung gegen den Nationalsozialismus, da er die Persönlichkeiten der ihn umgebenden Parteifunktionäre nicht mochte. Seine politisch rechte Einstellung hat von Epp Zeit seines Lebens nicht geändert.
• 1945 im April wollte sein Adjutant Major Günther Caracciola - Delbrück (27.11.1898 Frankfurt am Main - 28.04.1945 München, Widerstandskämpfer) fuer die Freiheitsaktion Bayern (Widerstandsbewegung in Südbayern, der ehemalige Feilitschplatz in München wurde 1947 zu Ehren ihrer Mitglieder in "Münchner Freiheit umbenannt), zu gewinnen. Von Epp sollte den Staatsnotstand für Bayern ausrufen, die vollziehende Gewalt übernehmen und den Amerikanern die bedingungslose Kapitulation erklären. Von Epp lehnte dies entschieden ab, er würde niemals seinen Freunden, den Militärs, in den Rücken fallen. Gauleiter Peter Giesler schlug den Aufstand einen Tag später mit Hilfe von SS Einheiten blutig nieder,40 Mitglieder der Freiheitsaktion Bayern, unter ihnen auch Major Caracciola, wurden hingerichtet. Epp wurde verhaftet und nach Salzburg abtransportiert, wo er Anfang Mai von den Amerikanern aufgegriffen und in Gewahrsam genommen wurde. Die Amerikaner verlegten ihn in das Camp Ashcan ( engl. fuer Aschenbecher, geheimes Kriegsgefangenenlager in einem luxenburgischen Grandhotel, in dem Nazigrößen bis zu ihren Prozessen 1945 interniert wurden). Dort verblieb von Epp bis August 1945, dann wurde er in Internierungshaft nach München überstellt
• 1946 starb von Epp in einem Münchner Krankenhaus.
• Die nach ihm benannte General - von Epp - Kaserne in Garmisch wurde aufgrund des Gesetzes zur Befreiung von Faschismus und Militarismus im Sommer 1945 in Artillerie - Kaserne umbenannt
• Ebenso erkannten ihm zahlreiche deutsche Städte die von ihnen verliehene Ehrenbürgerwürde ab
b) Ernst Julius Röhm , Hauptmann der kgl. bayer. Armee, Hauptmann der Reichswehr und SA Führer
Biographie:
Geb. am 28. Nov. 1887 in München, gest. am 1. Juli 1934 in München Stadelheim, Sohn des bayer. Eisenbahn Oberinspektors Julius Röhm und dessen Gattin Emilie
• 1906 Eintritt in die bayer. Armee als Fahnenjunker
• 1907 Besuch der Offiziersschule
• 1908 Erhalt des Offizierspatentes
• Im ersten Weltkrieg Adjutant, dann Komapanieführer des 10. bayer. Infanteriereg. an der Westfront.
• 1916 Schlacht von Verdun, Auszeichnung mit dem EK 1. KL, danach Berufung zum Generalstabsoffizier der 12. bayer. Inf. Div.
• 1918 aufgefallen wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten beim Rückzug aus Flandern
• 1919 Austritt aus der bayer. Armee, Eintritt in das Freikorps von Epp, Beteiligung am Putsch gegen die Münchner Räteregierung. Als das Freikorps von der 7. bayer. Division absorbiert wird, tritt auch Röhm mit dem Freikorps der Reichswehr bei. Das Freikorps besteht inoffiziell weiter und schließt sich unter Röhm und Hptm. Mayr zur Eisernen Faust einer paramilitärischen, rechten , gewalttätigen Organisation zusammen. Röhm wurde Stabschef unter Ritter von Epp und Chef der Feldzeugmeisterei und besorgte so illegale Waffen für die schwarze Reichswehr, die in geheimen Waffendepots beiseite geschafft wurden. Durch seine Kontakte und "Geschäfte" in der rechte Szene, lernte Röhm 1919 Adolf Hitler kennen und beide traten in die rechtsgerichtete DAP (deutsche Arbeiter Partei) ein. Wegen seines organisatorischen Talentes und Erfolges, bekam Röhm den Spitznamen "Maschinen Gewehr König von München"
• 1920 gründete Adolf Hitler die NSDAP, Röhm wurde eines ihrer ersten Mitglieder, immer noch Chef der Feldzeugmeisterei, sammelte er weiterhin illegal Waffen in geheimen Depots
• 1923 wird Röhm wegen seiner Beteiligung am 9. Nov. am Marsch auf die Feldherren Halle verhaftet und zu einer fünfmonatigen Festungshaft verurteilt und aus der Reichswehr entlassen. Nach seiner Entlassung aus der Haft beschäftigte Röhm sich mit der Umstrukturierung der SS (Saal Schutz) in die SA (Sturmabteilung)
• 1924 kandidiert Röhm für die Nationalsozialistische Freiheitspartei (Zusammenschluss aus Deutschvölkischer Freiheitspartei und der nach dem Putsch verbotenen NSDAP) im Reichstag
• 1925 trat Röhm von seinen Ämtern in der NSDAP zurück, er verfolgte eigene Ziele und wollte die SA nicht seiner Meinung nach "kapitalistischen Kräften wie der Reichswehr und der Partei" unterstellen
• 1928 wurde Röhm als Militärberater vom deutschen General Hans Kundt nach Bolivien geholt und dort im Rang eines Oberstleutnant ins Militär eingestellt, Bolivien auf den sich anbahnenden Chacokrieg gegen Paraguay vor zu bereiten
• 1930 kehrte Röhm nach Deutschland zurück
• 1931 bot Hitler ihm den Posten des Stabschefs der SA an und Röhm begann, die SA zu einer mächtigen, paramilitärischen Organisation aus zu bauen. Seine Vision war es, die SA zu einem "Instrument des revolutionären Volkssturm" zu machen, mit radikalden, antikapitakitischen Zielen. Hierüber geriet er nach und nach mit den V-Männern in der Reichswehr, der SS und Hitler in Streit, ebenso zweifelte er die Notwendigkeit der SS an. Außerdem sah Röhm die SA als eine von der NSDAP unbhängige Organisation "die politische und die Wehrbewegung sind gänzlich unabhängig voneinander". Die Streitigkeiten zwischen Röhm und Hitler nahmen zu, Röhm sagte hierüber:Hitler habe Trommler der Wehrverbände zu bleiben . (…) Parteipolitik wird im Frontbann, auch in der SA nicht geduldet(…) Ich verbiete mir auf das strengste jede Einmischung der SA in Parteiangelegenheiten; ebenso streng verbiete ich, dass die SA-Führer von parteipolitischen Führern Weisungen entgegennehmen
• 1932 im April verbot Reichskanzler Heinrich Brüning die SA, wegen ihrer zunehmenden Brutalität, im Juni hob der neue Reichskanzler von Papen das Verbot wieder auf. Im Zuge der Reichstagswahlen kam es dann zu bürgerkriegsähnlichen Auswüchsen unter Beteiligung der SA, die 1100 Verletzte und 300 Tote forderten
• 1933 folterte die SA vor den Reichstagswahlen politische Gegner, die ihr in die Hände fielen. Bei der Machtergreifung Adolf Hitlers betrug die Truppenstärke der SA bereits 400.000 Mann, Röhm wurde Mitglied des nationalsozialistischen Reichstags
• 1934 trafen Hitler und Röhm in Berlin zu einem internen Treffen ohne andere Führungsmitglieder der NSDAP zusammen, Röhm und Hitler vereinbarten, dass Röhm die gesamte SA vier Wochen in Urlaub schicken würde, um die Spannungen zwischen SS, SA und der NSDAP etwas zu mildern. Am 29. Juni gab Röhm den Stabsbefehl heraus, dass die gesamte SA ab 1 Juli für vier Wochen beurlaubt sei. Röhm selbst wollte nach Bad Wiessee an den Tegernsee zur Kur fahren. Am 30. Juni ließ Hitler Röhm in Bad Wiessee festnehmen und ins Gefängnis München Stadelheim bringen. SS Reichsführer Heinrich Himmler, Hermann Göring und Reinhard Heydrich hatten zuvor Gerüchte über einen möglichen Putsch von Röhm an Hitler verbreitet, sowie ihn wegen seiner Homosexualität denunziert. Hitler forderte Röhm auf, mit einer bereitgelegten Cyankali Kapsel Suizid zu begehen. Da Röhm dies verweigerte, wurde er am 1. Juli 1934 ohne Gerichtsverhandlung in der Zelle 70 des Münchner Gefängnisses Stadelheim vom Dachauer KZ Röhm Theodor Eicke erschossen. Röhm wurde auf dem Münchner Westfriedhof beigesetzt.
• 1935 wurde aufgrund der bekannt gewordenen Homosexualität Röhms der Paragraph 175 zum Verbot der Homosexualität im dritten Reich erlassen.
c) Von der Ordnungszelle zur Machtzentrale: Bayern 1919 – 1923
Die ökonomischen und militärischen Folgen des Vertrages von Versailles spalteten Deutschland in zwei politische, radikale Lager. Es gab die linksradikalen Parteien, die die politische Meinung dominierten und gesamtdeutsche Politik stark beeinflussten und die rechtsnationalen Parteien, die, außer in Bayern, im übrigen Deutschland bis 1923 eine untergeordnete Rolle spielten. Die rechten Splittergruppen im übrigen Deutschland konzentrierten ihre Kräfte in Bayern, wo man relativ schnell mit Hilfe der Reichswehr und Infiltration des Staatswesens die Kontrolle an sich riss. Bayern war offiziell ein Musterstaat "Funktionsstaat", der anscheinend die Rechte und Gesetze aus dem Berliner Reichstags anwandte. In Wahrheit aber regierten seit dem Putsch der Räteregierung im Jahr 1919 die Rechtsnationalen, die den Nationalsozialisten den Weg zur Macht ermöglichten. Die nationalsozialistischen Strukturen durchzogen das Rechtssystem, die Polizei und die Gerichtsbarkeit. Das Militär wurde ebenfalls infiltriert, die Bedingungen des Versailler Vertrages wurden von vielen Offizieren als ungerecht und demütigend empfunden. Hinzu kamen einflussreiche Geldgeber, die das Netzwerk auch materiell und finanziell unabhängig machten. Gegner der rechts nationalen Gesinnung wurden einfach ausgeschaltet, von der Obrigkeit hatten rechte Geheimorganisationen nichts zu befürchten und konnten weitgehend straffrei agieren.
C 1)Gründung der NSDAP
Die NSDAP ging aus der DAP hervor, einer rechtsgerichteten Partei, die 1919 im Münchner Gasteig Café von dem Schlosser Anton Drexler und dem Sportjournalisten Karl Harrer gegründet, als politisches Organ der antisemitischen und national orientierten Thule Gesellschaft, fungierte. Ein gewisser Adolf Hitler, damals noch Angehöriger der Reichswehr und politisch recht unentschlossen, trat als 55. Mitglied am 19. Oktober 1919 dieser Partei bei, auf “Anraten” seiner Vorgesetzten Offiziere. Ein einflussreiches Mitglied der Partei und der Thule – Gesellschaft, der rechtsradikale Schriftsteller, Verleger und Journalist Dietrich Eckart, erkannte bald das darstellerische Talent des Gefreiten Hitlers und engagierte ihn als Redner und Agitator für die DAP. Hitler gelang es schnell, das Volk für die nationalsozialistischen Ideen zu begeistern. Am 24. Februar 1920 benannte sich die DAP in NSDAP um und legte ihr Parteiprogramm im Münchner Hofbräuhaus fest: Abschaffung des “Schandvertrages von Versailles”, die “Beseitigung der jüdischen Verschwörung im deutschen Volke”, sowie die Nationalisierung Deutschlands und damit verbundene Erweiterung des deutschen Lebensraumes, Wiederbewaffnung Deutschlands. Hitler wurde im Frühjahr 1921 Parteivorsitzender der NSDAP.
C2) Reichswehr, Waffenlager und die Entente
Ziel der rechten Kräfte in Bayern war es, seit dem Sturz der linksgerichteten Räteregierung in Bayern, eine antidemokratische, nationale Diktatur in Berlin zu errichten. Der in Berlin 1920 verübte Kapp – Putsch wurde nach vier Tagen von linken Regierungstruppen blutig niedergeschlagen, ebenso fehl schlug ein Putschversuch im Ruhrgebiet 1921. Bayern zeigte sich nicht nur durch seine weite Entfernung von Berlin als strategisch äußerst günstig, hier fanden sich auch der eine oder andere korrupte Ententekommissar, der gegen Geld das Treiben der rechten Untergrundszene deckte und teilweise sogar tatkräftig unterstützte. Dies geht etwa aus einer Konversation von Franz von Epp mit dem Direktor der “Bayerischen Sprengstoffwerke AG” hervor. Hinter diesem Synonym verbarg sich niemand anders als ein französischer Kommissars namens Cahuc. Die Bayern rüsteten also unter der Nase und mit Wissen der Entente auf. Ernst Röhm als organisatorisches Genie und Chef der Feldzeugmeisterei war für Gen. Epp ein Glücksfall. Sein Stabschef organisierte und verteilte die Waffen an die verschiedenen schwarzen Reichswehrverbände, die wiederum dafür sorgten, dass kleine, private Waffenlager entstanden, tausende an der Zahl, mit schnellem Zugriff und großer Verfügbarkeit. Röhms organisatorisches Genie hatte jedoch eine Schattenseite: sein großes, prahlerisches Mundwerk und seine bisweilen unvorsichtigen Alleingänge in Sachen Waffenschiebereien ließen Gerüchte aufkommen. Von Epp seinerseits hatte sich immer wieder wegen Unterstützung rechter Kreise vor einem Disziplinarausschuss zu rechtfertigen. Bereits 1921 war er von einer Entlassung aus der Reichswehr wegen Ungehorsams bedroht. Die Lage spitzte sich bis 1922 so zu, dass er am 16.03.1922 eine Unterredung mit General Hey führte, dass eine “Debatte im deutschen Reichstag in Berlin über geheime Waffenlager in Bayern unbedingt zu vermeiden sei”, so sprach man darüber, dass von Epp sich freiwillig aus Bayern versetzen lassen sollte, um die “Regierung ab zu lenken”. Im Oktober 1922 nahm von Epp dann auch freiwillig seinen Abschied aus der Reichswehr. Die befürchteten Konsequenzen aus einer öffentlichen Debatte im Reichstag waren wohl, dass Berlin im schlimmsten Falle Truppen senden würde und es in Bayern zu einer gewaltsamen Beendigung der rechten Machtergreifung kommen würde.
IV. Theorie Hinterkaifeck und rechtes Waffenlager
Gerüchte über ein heimliches Waffenlager auf HK gibt es seit dem Mord. Und da nichts wahrer als ein Gerücht ist, lohnt es sich, im Hinblick auf die oben geschilderten politischen Zusammenhänge, dieser Spur weiter nach zu gehen. Die Lage in München wird also langsam brenzlig für die Drahtzieher der geheimen Waffenlager. Von Epp hat zwar gute Kontakte zur Entente, weiß aber ganz genau, dass ihm die Franzosen und seinen braunen Kameraden im Falle eines innerdeutschen Politskandals nicht helfen würden. Röhm und seine eigenmächtigen Alleingänge und sein großes Mundwerk sind auch nicht gerade hilfreich, um die Situation zu entschärfen. Der Druck wird von oben nach unten weitergegeben. Die Obmänner in den kleinsten Einheiten der schwarzen Reichswehr, die für die Überwachung der Waffenlager zuständig sind, haben Anweisung, verdächtiges Verhalten zu beobachten und notfalls zu bestrafen. Andreas Gruber betreibt auf seinem Hof ein solches Waffenlager. Aber was hat er getan, um die Rechten auf den Plan zu rufen? Erpressung? Mit den Franzosen konnte er nicht drohen, da die ja Bescheid wussten. Hat er linke Splittergruppen aus München mit den Waffen versorgt? Oder hat er mit den ihm anvertrauten Waffen einen schwunghaften Handel betrieben haben? Es sprach sich rum, dass man beim Hinterkaifecker Waffen kaufen konnte. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern. Man warnte ihn einmal, man verwarnte ihn zweimal und drohte ihm mit ernsthaften Konsequenzen. Möglicherweise wurde auch L.S. als Ortsvorsteher angehalten, den Gruber zur Raison zu bringen. L.S. hat Gruber gewarnt, wollte ihm sogar seinen Revolver geben. Gruber konnte es wohl nicht lassen und wurde samt seiner Familie ermordet. Die Einzelheiten zu dem Mord werden nicht erläutert, sie werden als bekannt vorausgesetzt und sind auch nicht so sehr Gegenstand dieses Artikels. Vielmehr sollte eine mögliche, politische Motivation hinter dem Mord ergründet werden. Möglicherweise ist dieser Mord ein erstes Beispiel für die von den Nationalsozialisten durchgeführte “Sippenbestrafung”. Auch die “Blutschande” zwischen Victoria und A. Gruber mögen eine Rolle gespielt haben fuer den Tod der gesamten Familie. Die “Warnung” wurde vom Umfeld verstanden, die Polizei war ohnehin im Bilde. Erste Anzeichen einer dunklen, von Gewalt beherrschten Diktatur am Horizont. HK war möglicherweise ein kleiner aber bedeutender Meilenstein beim Aufstieg der Nazis. Waren die Waffendepots aufgeflogen, wäre Hitler möglicherweise nie an die Macht gekommen.
V. Quellenangaben:
• Institut für Zeitgeschichte, Berlin
• The unmaking of Adolf Hitler by Eugene Davidson, University of Missouri
• The rise and the fall of the Third Reich by William L. Shirer
• Homosexuals and the Third Reich by James Staekly, Jewish virtual library
• Hitler und seine Hintermänner, Fakten zur Frühgeschichte der NSDAP von Hans Guenther Richardi
• Mein Kampf von Adolf Hitler, erste Originalausgabe von 1925
• Understanding Madmen: IV Assesment of Adolf Hitler by Frederic L. Coolidge, Felicia L. Davis, Daniel L. Segal in Individual Diffrences Research
• Zwischen Kaiserreich und NS Regime, die erste deutsche Republik zwischen 1918 und 1933 von Werner Maser
• Library of Congress, Research Center
• Institut für bayerische Geschichte der LMU
Titel: Re:Die politischen Hintergruende in der Weimarer Republik und HK
Beitrag von: JeanneDArc am März 30, 2012, 00:13:50
Eine meiner sehr fruehen Einschaetzungen ueber einen moeglichen, politisch orientierten Mord an der Familie Gruber - Gabriel.
Inzwischen hat sich meine Sicht der Dinge durch gruendliche Recherchen ueber die Weimarer Republik etwas veraendert. Das die Gruber - Gabriels im offiziellen Auftrag ermordet worden sind halte ich fuer eher weniger wahrscheinlich inzwischen.
Auch meine damalige Einschaetzung, was das Verhaeltnis der Rechten zu Berlin VOR 1923 angeht, hat sich grundlegend veraendert.
Bayern strebte nach Eigenstaendigkeit - die rechte Bewegung war bis 1923 vornehmlich von rechten, monarchistisch - nationalen Kraeften dominiert. Dieses sonderte die bayrischen Rechten vom Rest der rechten Kraefte in Deutschland so ab, dass es bis in die 30iger Jahre zu keiner wirklichen Machtuebernahme in Berlin durch rechts kommen konnte.
Gerade in Bayern wirtschafteten die rechten Monarchisten mit Wissen der Franzosen, denen eine Abspaltung Bayerns vom restlichen Deutschland nur recht gewesen waere. Teilweise unterstuetzten die Franzosen sogar die eigentlich verbotene Wiederbewaffnung aktiv.
Der wahre Feind Frankreichs war weniger Bayern, als das preussische Berlin.
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