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Mordfall Hinterkaifeck

51.981 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:46
Der Inzest ist meines Erachtens für uns nur soweit von Bedeutung, als er mit der Tat zu tun haben könnte.

Womöglich ist das ein für das Geschehen von 1922 völlig unerheblicher Aspekt.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:54
Zitat von SturmgrafSturmgraf schrieb:Das nach den Morden über die Fam. Gruber/Gabriel intensiv schlecht geredet wurde, könnte auch im Zusammenhang stehen, dass die Familie keine Einheimischen waren und ein gewisser Neid wird auch vorhanden gewesen sein.
Nach der Verurteilung wegen des Inzest wird erst recht die Gerüchteküche in Gröbern hochgekocht sein. Wie heißt es so schön, das haben wir immer schon gewußt, leider war keiner von uns dabei.
Ich denke, daß (ursprünglich) nicht der Inzest innerhalb der Gemeinde als "Schande" für die Gröberner oder Waidhofener angesehen wurde, sondern die Tatsache, daß so ein Mordfall in der eigenen Nachbarschaft geschehen konnte und daß es zu so einer intensiven Berichterstattung kam.

Mit so einem grausigen Geschehen wollte man nicht in Verbindung gebracht werden.

Die (aufgebauschte) "Blutschande" hat m. E. erst nach und nach Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung erlangt und eignet sich bis heute, die Opfer herabzuwürdigen.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:55
@Sabine123,

ich vermute, dass ein Kind aus einer Inzestbeziehung nicht nur ein Makel sondern auch ein Beweis für den Inzest gewesen wäre. Dies konnten V.G. und ihr Vater offensichtlich verhindern.

Ich vermute nach wie vor, dass eine höhere und alleinige Strafe für A.G. dadurch verhindert wurde, dass V.G. eine Teilschuld ihrerseits zugab. Wenn der Fall ins Rollen kam, dadurch, dass sie sich einem Dritten offenbarte wird sie dies deshalb getan haben weil sie diesen Inzest ablehnte, ansonsten besteht eigentlich kein Grund dies weiterzugeben.

@AngRa,

über den Verteidiger der Angeklagten in diesem Prozess ist nichts bekannt?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 14:00
Zitat von canalescanales schrieb:über den Verteidiger der Angeklagten in diesem Prozess ist nichts bekannt?
...läuft das jetzt unter der Kategorie "Scheinfrage"?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 14:03
@Badesalz,

nein es könnte ja sein, dass sich irgendwo ein Name befindet in den Akten der Strafanstalten.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 14:21
Mich stößt dieses zum Teil nicht vorhandene Mitgefühl dieser doch schrecklich ermordeten Familie zum Teil auch sehr ab.
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Milderungsgründe können sich beim Vater aus einer schwierigen familiären Situation ( häusliche Probleme mit der Ehefrau, Streit, evtl. Geschlechtsverkehr nicht mehr möglich) oder aus Alkoholisierung im Zusammenhang dem Beischlaf ergeben. Milderungsgründe bei der Tochter können sich zum einen auch aus Alkoholisierung oder daraus ergeben, dass sie den Beschlaf nicht aus „kriminellen Neigungen“ , sondern aus Nachgiebigkeit gegenüber dem Vater geduldet hat. Selbstverständlich ist für eine Milderung auch ein Geständnis und Reue Voraussetzung. Auch auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte ist bei einer Zuchthausstrafe nur dann nicht erkannt worden, wenn der Verurteilte geständig war und Reue gezeigt hat.
@AngRa

Danke für diesen interessanten Beitrag aus dem ich o. a. Passage zitierte, ich vermute hier tatsächlich das ein Eheleben der Grubers nicht mehr oder nur noch selten statt fand aufgrund von evtl. hormonellen Klimakteriumsbeschwerden der C. Gruber.


Diesen abgehandelten Zeitraum von 1907 -1910 finde ich etwas seltsam, der muss doch 1915 kurz vor der Verjährung gewesen sein?!

Viktoria hatte zwei Kinder, die auch beide einem Vater zugeordnet werden können, der nicht gleichzeitig der Opa ist. Für einen regelmäßigen und häufig vorkommenden Beischlaf von Vater und Tochter über etwa 15 Jahre fehlen mir mindestens drei Kinder. I ch bin natürlich auch kein Verhütungsexperte und weiß auch nicht ob man Kondome damals in Bayern erwerben konnte, aber der Gruber konnte schlecht für sich und seine betagte Frau welche kaufen.

Es gibt zwar die Möglichkeit das Mutter Natur bei evtl. behinderten Kindern noch vor der Geburt selbst tätig wurde (das Risiko von Behinderungen ist bei Verwandtschaft der Eltern höher), aber über weitere Schwangerschaften und Fehlgeburten bei Viktoria ist nichts bekannt. Und es gäbe da mindestens 1 Person die das sicherlich 1931 ausgesagt hätte.



Ich denke dieser Inzest fand zwar statt, aber nicht in einer Frequenz wir er den Opfern gerne nachgesagt wird.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 14:42
@margaretha,

Verständnis in Form von klimakterischen Beschwerden der Ehefrau bei einer sexuellen Nötigung oder gar einer Vergewaltigung vorzubringen ist schon mehr als gewagt.

Auch die angenommene geringe Frequenz des Inzests löst bei mir nun keinen Entschuldigungsgrund aus. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich kein Mitgefühl für die Opfer habe, genau dieses bringt ja so viele Leute dazu zu versuchen diese Tat aufzuklären.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 14:59
@canales

Genau darüber wissen wir ja nicht Bescheid, wir kennen aufgrund der fehlenden oder nicht erhalten gebliebenen Haftakte von Andreas Gruber keine Hintergründe zum Inzest im Hause Gruber.

Alles was wir wissen ist daß 1915 der Zeitraum von 1907-1910 verurteilt wurde und Beide mit den
Mindeststrafen verurteilt wurden.

Beide haben vermutlich die ihnen vorgeworfene Tat gestanden und bereut und auch die Strafen komplett verbüsst.

Aufgrund der verhängten Mindeststrafe und der "fehlenden Kinder" interpretiere ich für mich eben, daß der Inzest weder regelmäßig noch hoch frequentiert vor kam.

Und da ich die Hintergründe Inzest nicht kenne, kann ich auch nicht von einer sex. Nötigung durch Gruber an seiner Tochter ausgehen.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 15:12
@margaretha,

ich meinte damit nur, dass wir den Inzest weder überbewerten noch verharmlosen sollten.
Dass dieser (der Inzest) nur im Kopf eines vermeintlichen Täters stattgefunden hat glaubt hier wohl Niemand.


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20.11.2011 um 15:14
Wäre es denn eine Möglichkeit, dass die Verurteilung der beiden UND die nicht vorkommenden Schwangerschaften damit in Zusammenhang stehen, dass der Inzest zwar sexuellen Handlungen von Andreas Gruber mit seiner Tochter Viktoria beinhaltete, es aber nicht zum tatsächlichen Geschlechtsverkehr kam oder wurde das damals nicht so genau unterschieden? Heutzutage gibt es da ja im Bereich Missbrauch Minderjähriger auch juristisch die verschiedensten Abstufungen.

@canales
Wieso gehst du von sexueller Nötigung oder gar Vergewaltigung aus, wir wissen doch nur über den Inzest an sich Bescheid. Im übrigen werden diese Dinge auch heute noch im StGB genau unterschieden. Inzest ist auch heute noch strafbar und wenn ein Vater sexuelle Handlungen mit seiner volljährigen Tochter vollzieht, entfallen eben auch die Missbrauchs- und Vergewaltigungsparagraphen, sondern es bleibt nur noch der Inzestparagraph übrig. Oder liege ich da falsch?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 15:50
Inzest setzt Beischlaf voraus.

Andere "unzüchtige" Handlungen zwischen Vater und Tochter waren nicht strafbar.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 15:54
@topfsekre1,

ich gehe in der Tat davon aus, dass die sexuelle Beziehung zwischen Vater und Tochter in diesem Fall nicht einvernehmlich geschah und nur um eine geringere Strafe zu erhalten als einvernehmlicher Inzest gewertet wurde.
Als Grund dafür sehe ich u.A. die Hochzeit mit Karl Gabriel. Hätte sich Vic in ihren Vater "verliebt" hätte sie imho niemals einen anderen Mann geheiratet und mit ihm ein Kind gezeugt. Sie hat die Annäherungsversuche des Vaters hingenommen, weil sie sich nicht wehren konnte, pysisch und psychisch. Dies erscheint mir die naheliegendste Erklärung, auch im Bezug auf die "gescheiterten" Bindungsversuche nach dem Tode von K.G.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 16:16
AngRa, DAnke

Canales, Viktoria hat Karl bestimmt auch nicht geheiratet, weil sie ihn ihn hoffnungslos verliebt war, sondern weil es Nachkommen für den Hof geben musste. Das Nachkommenproblem war ja gelöst, fast bereits als Karl Gabriel fiel, das ist für mich die schlüssige Erklärung, warum weitere Bindungsversuche mit Viktoria Gabriel fehl schlugen.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 17:25
Jakob Sigl sagte am 10.01.1952 über die Hochzeit von Viktoria und Karl:
Nach meiner Ansicht heiratete Gabriel die Viktoria Gruber
in der Hauptsache deshalb, weil auf dem Anwesen in Hinterkaifeck viel Sach
und Geld vorhanden und Viktoria die einzige Tochter war.
Natürlich können auch Gefühle bei der Heirat eine Rolle gespielt haben, aber damals wurde halt doch meist "Sach zu Sach" verheiratet. Das bot sich bei Gruber und Gabriel ja auch an. Die Cäzilia wurde ehelich gezeugt, ein Weiterbestand von Hinterkaifeck mit ihrer Geburt gesichert zumindest mit ihrem Überleben des Kleinkindalters.
Viktoria war im Witwenstande, sie konnte demnach in der Hinsicht auf Männer, Partner und Bindungen tun und lassen was sie wollte. Natürlich nicht mit dem Vater! Und ich persönlich glaube auch nicht, daß es weiterhin in einer Regelmäßigkeit vorkam. Das sie nicht wieder geheiratet hat, lag vielleicht daran, daß sie nicht wollte.

Nachdem Beide verurteilt wurden und ihre Strafen verbüsst hatten, war es ja bekannt was auf HK passiert war, manche Leute tuschelten halt weiter!

Als sie mit Josef schwanger war, gab es den einen Teil der sinngemäß sagte
"man erzählte sie habe das Kind von ihrem Vater erzeugt bekommen"
andere wussten von der Affäre mit Schlittenbauer und zähten 1+1 zusammen.

Man darf in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen, daß das Landgericht Neuburg am 31.12.1919 eine Anklage gegen Viktoria Gabriel und Andreas Gruber wegen der Blutschande erhob, in dessen Verlauf Beide freigesprochen wurden!


Es ist halt leider bedauerlich das sich der Akt nicht erhalten hat, der evtl. Hinweise auf den Anzeigenerstatter gegeben hätte.

Da gibt es ja nicht so viele Möglichkeiten


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 17:45
Ich bin schon seit Langem der Ansicht, dass der A. Gruber sich sicher war, nicht als Vater des Josef in Frage zu kommen.
Seine protokollierten Aussagen, z.B. vor den Erntehelfern und sein Verhalten vor dem Prozess 1919 veranlassten mich zu dieser Annahme.

pilvax


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 17:46
Zitat von canalescanales schrieb:Sie hat die Annäherungsversuche des Vaters hingenommen, weil sie sich nicht wehren konnte, pysisch und psychisch. Dies erscheint mir die naheliegendste Erklärung, auch im Bezug auf die "gescheiterten" Bindungsversuche nach dem Tode von K.G.
Das bleibt aber alles Spekulation. Zum einen sehe ich nicht, wieso der Inzest nicht doch im Lauf der Zeit einvernehmlich stattgefunden haben könnte, auch wenn wir das unverständlich finden.

Zum anderen muß man sehen, daß das Angebot an passablen Heiratskandidaten 1914/18 und danach erheblich vermindert war. Lorenz Schl. kann man auch kaum als attraktiven Kandidaten ansehen - bei vier zu verheiratenden halbwüchsigen Kindern, darunter ein potentieller Hoferbe, nicht einmal im materiellen Sinn. Daß Viktoria Gabriel anscheinend eine solche Verbindung (temporär) ernsthaft erwogen hat, zeugt m. E. nicht gerade von einer Warteschlange akzeptabler Hochzeiter.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 17:54
Ich glaube auch nicht, dass er sie vergewaltigt hat, was nicht heißen soll, dass sie es von SICH aus auch gewollt hat, aber vielleicht hat sie einfach resigniert und um des lieben Friedens Willen ruhig gehalten, es halt über sich ergehen lassen wie eine Zahnarzt-Behandlung: Man ist nicht scharf drauf, aber geht trotzdem mehr oder weniger freiwillig hin, damit man danach wieder 1 Jahr Ruhe hat. Der Gruber ging ja auch auf die 70 zu und wollte sicher nicht mehr so oft mit ihr ins Heu wie als jüngerer Mann. Sie hat sich wahrscheinlich irgendwie arrangiert damit, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie es genossen hat. Aber vielleicht hat sie dadurch auch irgendwas erreicht dann, Zuwendungen anderer (finanzieller?) Art z.B.! Es hieß doch, die Viktoria hat sich schon auch gern mal aufgebretzelt, vielleicht ließ er dafür dann ja auch ab und zu mal was springen, dass sie sich ein neues Kleid kaufen konnte o.ä.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 18:15
Das der L.S. letztlich doch die Vaterschaft angenommen hat, beweist doch eigentlich, daß er durchaus beim nachrechnen auf das Ergebnis gekommen ist zumindest in Frage zu kommen.

Zu der angedachten Hochzeit mit L.S.:

der hatte 1922 immerhin noch 3? Kinder im heiratsfähigen Alter die er auszahlen musste und seine auf dem Hof lebende Schwiegermutter aus erster Ehe
dann vermute ich die beiden hätten einen Ehe-und Erbvertrag geschlossen und Viktoria hätte einen Teil ihrer Eigenständigkeit und finanz. Unabhängigkeit aufgegeben.

Sie wäre zwischen den Höfen hin und her gesprungen um ihre Eltern um deren Pflege sie sich bei der Hofübergabe zu versorgen verpflichtete und den neuen Hof mit zu bewirtschaften.


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20.11.2011 um 18:31
@margaretha
1922 war die Hochzeit mit dem Schlitti ja eh kein Thema mehr, da der doch schon 1921 neu geheiratet hat. HÄTTE sie den Schlitt geheiratet, wäre doch durch dessen viele Kinder (er hatte ja auch mehrere Söhne) es kein Problem gewesen, beide Höfe zu bewirtschaften, bis Cilli alt genug gewesen wäre zu heiraten und Hinterkaifeck zu übernehmen.


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20.11.2011 um 18:35
@Comtesse

Der hatte 1919 nur einen Sohn, den damals 13 jährigen Johann.

Ich sehe für Viktoria keine Vorteile einer Heirat gleich mit wem.


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