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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 20:37
Also Minimum wären dann 12 Ballen wenn wir von 50m ausgehen.
Meistens waren sie zu dritt oder zu viert, also pro Nase mindestens 3 Ballen.


Alois Langer schreibt beim zweiten mal waren wir zu Dritt, beim Dritten mal auf dem Hof fehlen die Personenangaben.
Ob Gruber - Hehlerware gekauft hat, glaube ich nicht.


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Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 20:48
Die 600 m Tuchballen waren vermutlich als Bespannung für Grubers Flugzeuglager im Kartoffelkeller gedacht... ;-)

S.


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Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 21:29
@Hauser Ob Gruber - Hehlerware gekauft hat, glaube ich nicht.

Warum nicht? Er muss nicht unbedingt darüber informiert worden sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 21:48
Wann soll denn dieser Stoffkauf gewesen sein?

Vielleicht war ja der Anderl ein Vorreiter Christo's und hatte vor, mit den 600 m Stuhltuch den ganzen Hof zu verhüllen. ;)


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Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 22:38
Auch meinen Glückwunsch zur Klärung der Haftstrafen - bin beeindruckt!

@ canales:
Weder war im katholischen Bayern Inzest tolerierte, gängige Praxis, noch kann man Victoria aufgrund ihrer Verurteilung den Opferstatus von vornherein absprechen. Welche Chance hätte sie für Ihr weiteres Leben gehabt, wenn sie den Vater der Vergewaltigung bezichtigt hätte? Im übrigen vermute ich schon, dass die alte Gruberin vor Gericht gehört wurde; das Phänomen der angeblich "verführenden Tochter" ist ja bis heute nicht unbekannt.

Grüße aus Gröber ans Marterl
Lahkai


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Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 22:48
Auch meinen Glückwunsch zur Klärung der Haftstrafen bin zutiefts beeindruckt!


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Dewo ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

19.11.2011 um 23:05
@Badesalz, @AngRa und @leutheusser,

Respekt, Respekt


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 10:12
@Badesalz
@Sabine123
@AngRa

Vielen Dank für Euren Fund und für die Veröffentlichung darüber hier.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 11:51
Zitat von BadesalzBadesalz schrieb:Nach Langers Beschreibung hätte Hinterkaifeck aus zwei Bauernhöfen bestanden, die abseits vom Dorf gelegen hätten. Die Baulichkeiten werden nicht ganz falsch beschrieben, jedoch sind die Angaben z. T. seitenverkehrt.
Für mich liest sich das so, als habe Langer im Gedächtnis Hinterkaifeck mit Vorderkaifeck verwechselt.
Das hatte nämlich schon damals zwei Höfe, von denen einer im Grundriss dem Hof von Hinterkaifeck ähnelte, wie man einer alten Katasterkarte entnehmen kann.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 12:20
@Badesalz
Zitat von BadesalzBadesalz schrieb:Mit "Stuhltuch" wird meiner Vermutung nach eine Art Vorform des Toilettenpapiers gemeint sein, das zum Gebrauch in passende Stücke geschnitten wurde.
Stuhlware (Stuhltuch)

Beschreibung

Im weitesten Sinne alle unmittelbar vom Webstuhl kommenden Gewebe, die ohne weitere Ausrüstung in den Handel gelangen.
aus: http://www.raumausstattung.de/wohnen/querverweis-begriff-Stuhlware.htm

Militärtuch ist ein besonders festes Gewebe, wurde überwiegend für die schweren Militärmäntel verwendet.

Ich halte die Aussage von Langer ebenfalls für wenig relevant.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 12:35
@canales
Was willst Du uns mit Deinem Exkurs über Militärtuch sagen?
Hat Deiner Meinung nach Andreas Gruber statt Stuhltuch Militärtuch eingekauft?
Wenn ja, wozu? Um seine Familie mit Uniformen einzukleiden? ;-) Ich versteh Deinen Gedankengang nicht so ganz!


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 12:40
@drahdiwaberl,
Zitat von BadesalzBadesalz schrieb:Auf Nachfrage gibt er ausdrücklich an, daß im weder die Ortschaften Hohenwart noch Waidhofen bekannt seien. Dreimal sei er 1919/1920 in Hinterkaifeck gewesen, habe einmal Militärtuch, einmal "Seife, Zigarren u. dgl." und einmal "Flanellstoffe und etwa 600 Meter Stuhltuch" verkauft.
Ich habe nur versucht zu erklären welche Bedeutung diese "Tücher" haben, dass Du beim Begriff Militär etwas überreagierst war mir nicht bewusst. Vielleicht sollte ich diesen Begriff nicht mehr verwenden:-)


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:12
Zum Inzest


Dr. Theodor Viernstein war ab 1916 "Hausarzt" im Zuchthaus Straubing. Er hat in seinem Buch „Untersuchungen über den Inzest“, das 1925 erschienen ist, 24 Inzest-Fälle vorgestellt. Es handelt sich durchweg um Täter, die wegen Inzests u.a. Sittlichkeitsverbrechen verurteilt worden sind und die ab 1921 /22 ihre Strafe im Zuchthaus Straubing verbüßt haben.

Er hat alle Strafgefangenen kriminalbiologisch untersucht und soweit möglich Angaben zu Auffälligkeiten und Krankheiten in der Familie des Verurteilten gemacht. Es wurden Eltern, manchmal Großeltern, Geschwister, Ehefrau, Kinder etc. berücksichtigt. Auch Bildungsgrad, Charakter usw. wurden stichwortartig erfasst, soweit sie ihm bekannt waren. Ihm ging es darum zu erkennen, ob jemand aufgrund seiner Ahnen zum Sittlichkeitsverbrecher geworden ist und vor allem darum ob er besserungsfähig ist.

Diese Dinge spielen im Zusammenhang mit dem Strafverfahren gegen Andreas Gruber und Viktoria Gabriel keine Rolle, denn Gruber wurde bei seinem Haftantritt 1916 noch nicht kriminalbiologisch erfasst.

Dr. Viernstein hat allerdings in den von ihm zusammengestellten Fällen auch Angaben zur Straftat und zum Strafmaß gemacht. Das ist für uns interessant, weil man aus dem Strafmaß Rückschlüsse auf die Intensität des Inzests ziehen kann.

Nach Auswertung einiger Inzest-Fälle gelangt man zum Ergebnis, dass das gewöhnliche Strafmaß bei Ersttätern für einen gelegentlich vollzogenen Beischlaf ein Jahr und drei Monate Zuchthaus beim Vater und drei bis vier Monate Gefängnis bei der Tochter waren.

Das gewöhnliche Strafmaß für einen über längeren Zeitraum regelmäßig vollzogenen Beischlaf lag bei einem Ersttäter bei zwei Jahren Zuchthaus. Dieses Strafmaß konnte sich auf 2 ½ Jahre erhöhen, wenn aus dem Inzest zusätzlich Kinder hervorgingen oder wenn der Vater bei Vollzug des Beischlafs Druck auf seine Tochter ausgeübt hat.

Andreas Gruber ist nur zu der Mindeststrafe von einem Jahr Zuchthaus verurteilt worden, sowie seine Tochter nur zu einer einmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. In ihrem Fall kann man daher davon ausgehen, dass das Gericht zur Überzeugung gelangt ist, dass der Beischlaf nur gelegentlich und nicht regelmäßig vollzogen worden und dass es bei beiden darüber hinaus Milderungsgründe gab.

Milderungsgründe können sich beim Vater aus einer schwierigen familiären Situation ( häusliche Probleme mit der Ehefrau, Streit, evtl. Geschlechtsverkehr nicht mehr möglich) oder aus Alkoholisierung im Zusammenhang dem Beischlaf ergeben. Milderungsgründe bei der Tochter können sich zum einen auch aus Alkoholisierung oder daraus ergeben, dass sie den Beschlaf nicht aus „kriminellen Neigungen“ , sondern aus Nachgiebigkeit gegenüber dem Vater geduldet hat. Selbstverständlich ist für eine Milderung auch ein Geständnis und Reue Voraussetzung. Auch auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte ist bei einer Zuchthausstrafe nur dann nicht erkannt worden, wenn der Verurteilte geständig war und Reue gezeigt hat.


Aus diesen Ergebnissen mag nun jeder Schlüsse für sich ziehen. Ich gehe nach alledem nicht mehr davon aus, dass auf Hinterkaifeck ein intensiver Inzest stattgefunden hat. Der Inzest wurde mE aufgebauscht um die Familie Gruber / Gabriel in Misskredit zu bringen und das vor allen Dingen nach ihrem gewaltsamen Tod.

Dr. Viernstein hat auch einen Fall erwähnt, wo Vater und Tochter als Wiederholungstäter verurteilt worden sind. Das Urteil im ersten Inzestprozess lautete auf 1 ½ Jahre Zuchthaus für den Vater und vier Monate Gefängnis für die Tochter. Das Urteil im zweiten Inzestprozess lautete auf fünf Jahre Zuchthaus für den Vater und zehn Monate Gefängnis für die Tochter.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:22
Ich frage mich, wie solche Taten zur Anzeige gelangt sind. Wie wird sowas bewiesen, ausser die Tochter bzw. Mutter zeigt das selbst an?


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20.11.2011 um 13:23
Da die beiden erst wegen Inzest angezeigt wurden, nachdem Karl Gabriel im Krieg gefallen war, ist auch die Frage zu stellen, ob es da einen Zusammenhang gibt, dass die Anzeige z.B. deshalb erfolgte, dass der der es angezeigt hat, vermutete, dass der Inzest zwischen Viktoria Gabriel und Andreas Gruber nun wieder aufgenommen wird?! Es könnte aber auch sein, dass jemand der frisch verwitweten Viktoria den Hof machte, abblitzte und daraufhin aus Rache die Anzeige gemacht hat. Dass Viktoria sich als 16jährige der Frau vom Schlittenbauer anvertraut hatte, hat vielleicht schon vorher für entsprechende Gerüchte im Dorf gesorgt. Es heißt aber nicht, dass Viktoria auch als erwachsene Frau diesen Inzest überhaupt wirklich weiter geduldet hat.


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20.11.2011 um 13:25
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Der Inzest wurde mE aufgebauscht um die Familie Gruber / Gabriel in Misskredit zu bringen und das vor allen Dingen nach ihrem gewaltsamen Tod.
Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Es fehlt übrigens auch in der Internetdiskussion an Einfühlung und Mitgefühl für die Opfer von Hinterkaifeck, was sehr viel mit nicht zu belegenden Spekulationen über den Inzest zu tun hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:30
@DeepThought

Dr. Viernstein gibt auch meistens an, wie die Strafverfolgung in Gang gesetzt worden ist. Oftmals hat die Ehefrau den Inzest angezeigt, gelegentlich zusammen mit der Tochter. In einigen Fällen wurde der Inzest aber auch angezeigt, weil sich die Tochter jemandem anvertraut hat, beispielsweise einem Freund oder einem Arbeitgeber. Wichtig ist, dass die Aussage eines Dritten, der den Inzest nicht selber wahrgenommen hat, sondern der nur durch eine Beteiligte davon erfahren hat, zur Überführung von Vater und Tochter ausgereicht hat, selbst wenn die Tochter vor Gericht ein solches „Geständnis“ später abgestritten hat. Ihre Einlassung wurde dann als unglaubhaft gewertet, wenn das Gericht den Belastungszeugen als glaubwürdig eingestuft hat.

Eine solche Handhabung war ohnehin zu vermuten, weil Andreas Gruber im Jahre 1919 allein aufgrund der Anzeige von LS in U-Haft genommen worden war. Die Inzestanzeige hatte er seinerzeit damit begründet, dass Viktoria ihm den Inzest gegenüber gestanden habe. Nun hat sich diese Praxis durch einige der von Viernstein vorgestellten Fälle bestätigt.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:33
@AngRa,
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Das gewöhnliche Strafmaß für einen über längeren Zeitraum regelmäßig vollzogenen Beischlaf lag bei einem Ersttäter bei zwei Jahren Zuchthaus. Dieses Strafmaß konnte sich auf 2 ½ Jahre erhöhen, wenn aus dem Inzest zusätzlich Kinder hervorgingen oder wenn der Vater bei Vollzug des Beischlafs Druck auf seine Tochter ausgeübt hat.
Was versteht man denn unter regelmäßig? Einen längeren Zeitraum 1907-1910 haben wir in diesem Fall ja. Es dürfte außerdem für ein Gericht recht schwierig sein, ohne Zeugen für jeden Akt festzustellen wie oft nun der GV tatsächlich stattgefunden hat.
Ich halte die Tatsache, dass offensichtlich aus der Beziehung in diesem Zeitraum keine Kinder hervorgegangen sind (Verhütung war zu diesem Zeitpunkt eher schwieriger) für aussagekräftiger.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:38
@canales

dass aus dieser angeblich "langjährigen" Beziehung keine Kinder hervorgegangen sind, macht mich ebenfalls schon lange stutzig.
Viktoria wurde ein paar Tage nach der Hochzeit mit Karl Gabriel schwanger.
Wieso wurde sie dann nicht schwanger aus der "Inzestbeziehung"?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.11.2011 um 13:43
Das nach den Morden über die Fam. Gruber/Gabriel intensiv schlecht geredet wurde, könnte auch im Zusammenhang stehen, dass die Familie keine Einheimischen waren und ein gewisser Neid wird auch vorhanden gewesen sein.
Nach der Verurteilung wegen des Inzest wird erst recht die Gerüchteküche in Gröbern hochgekocht sein. Wie heißt es so schön, das haben wir immer schon gewußt, leider war keiner von uns dabei.


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