Mordfall Hinterkaifeck

Wahrscheinlich weil es bei einem wahren Fall schwer ist zu sagen, wer wo abgeschrieben hat, es gibt ja durch die reale Geschichte nicht viel Spielraum, die Figuren großartig anders anzulegen... Wenn jetzt noch jemand das Thema in einem Film oder Roman verwursten möchte, würde dem wahrscheinlich auch Plagiat von Tannöd vorgeworfen werden. Erfunden hat's aber niemand anders als das Leben selbst.

Doch, hätte es in diesem Fall gegeben, wie mir Herr Leuschner selbst erzählte waren einige Passagen, die er erfunden hatte wortwörtlich auch in Tannöd!

Dann verstehe ich es auch nicht, sowas lässt sich doch ganz einfach nachweisen normalerweise. Habe selbst schon überlegt, mich hier mal schriftstellerisch zu betätigen und eine nachvollziehbare Version des Verlaufs romanartig aufzuschreiben, aber da die Geschichte durch Tannöd ja vielen schon bekannt ist, hätte ich da auch Angst, Plagiatsvorwürfe zu kassieren, weil es eben dann doch grundsätzlich die gleiche Geschichte ist, nur mit völlig anderem Ausgang.

Das Urteil geht schon in Ordnung. Herr Leuschner hat Hinterkaifeck nicht erfunden und muss damit leben, dass sich auch andere mit diesem Fall beschäftigen. Es wäre bedenlich gewesen, wenn das Gericht anders entschieden hätte.

Allerdings hatte auch ich damals den Eindruck, dass sich der zuständige Richter nie wirklich mit der Materie Hinterkaifeck auseinandergesetzt hat.

Was Herrn Leuschner betrifft, so hätte der vielleicht etwas besser kennzeichnen sollen, was denn nun in seinem Buch Dichtung und Wahrheit ist. Man könnte damit dann nämlich auch besser arbeiten.

@arschimedes
Um welche von Peter Leuschner erfundene Figur geht es denn da?

Ich sagte nichts von Figuren, sondern von Passagen!

Ich habe irgendwo gelesen, die Figur des Grubers soll den Anstoß des Ärgernisses gegeben haben, dass die Tannöd-Autorin dessen Charakteristik vom Leuschner komplett kopiert habe. Wobei ich finde, da bleibt ja nicht wirklich viel Spielraum, den darzustellen, als Patriarch mit inzestuöser Beziehung zur eigenen Tochter... Aber Wort für Wort ganze Passagen kopieren ist ja auch ein ganz anderer Vorwurf als Ideenklau.

Ich wiederhole es nochmals, es ging nie um Figuren, sondern um Passagen, die übrigens dem Dümmsten (Anwesende ausgenommen) auffallen, wenn er beide Bücher kennt! :-)

@arschimedes
Ok, hatte mich verlesen, sorry.

Spontan fällt mir da Josefs Hoppe-hoppe-Reiter-Spiel in der Küche ein. Das taucht bei Leuschner und später auch bei Schenkel auf - nur nicht in den historischen Akten.

@drahdiwaberl

Wie auch, wenn außer den Opfern niemand in der Küche war? ;-) ^^

@margaretha
Genau so ist es.

Aber dem Richter ging es wohl darum, die Grenzen bei der Auswertung von Archivalien nicht zu eng zu ziehen, sonst hätte irgendjemand längst eine Art Patent auf Hinterkaifeck. Und das wäre das Ende jeder Wissenschaft.

Ich sagte ja schon, dass der gute Mann sich vielleicht etwas intensiver mit der Materie Hinterkaifeck hätte beschäftigen sollen. Er hätte ja als Fachmann z.B. Konrad Müller hinzuziehen können.

Wieso hätte er das tun sollen?

Leuschner hat seine Bücher immer unter dem Oberthema Bavarica geschrieben, nie als
Sachbuch.

Es wurde ihm nur immer von anderen Leuten unterstellt Sachbücher geschrieben zu haben.

@arschimedes
Das hat doch nichts damit zu tun, ob Leuschners Bücher Sachbücher oder Belletristik sind?
Es wäre dabei doch nur darum gegangen, dass ein Fachmann feststellen hätte können, ob Frau Schenkel bestimmte Storys eben nicht aus den historischen Akten hat sondern aus Leuschners Buch.
Für den Richter selbst wäre eine solche Recherche sehr zeitintensiv gewesen, für Konrad Müller z.B. nicht.

Nun ja Tannöd sehe ich persönlich nur als Roman, und das die von @drahdiwaberl genannte Szene abgekupfert wurde ist ja offensichtlich. Andrerseits fällt mir persönlich jetzt aber keine Alternative zu Hoppe Reiter ein (Frau Schenkel offensichtlich auch nicht)

Konrad Müller ist KHK i. R. und kein Sachverständiger vor Gericht

Das ist ja nicht nur die einzige Passage!

@margaretha
Als KHK i.R. der sich in seiner Amtszeit auch mit Hinterkaifeck beschäftiigt hat, hätte Herr Müller durchaus Sachverständiger vor Gericht sein können. Wer denn sonst?

Für Plagiate, also Sachen, die sich Leuschner einfallen ließ, da hätte man dann Jeden nehmen können ...

@arschimedes
Ich verstehe es auch nicht, nur die Zeit und den Ort zu verlegen genügte wohl


@Comtesse

Die Opfer wurden im Nachhinein als "Böse" hingestellt, insbes. bei Andreas Gruber fällt das besonders leicht, da der Inzest bekannt ist. Doch er wurde nicht von Allen Nachbarn so geschildert

Mir fiel gerade noch eine mögliche Erklärung ein, warum die 4 Familienmitglieder so kurz nacheinander noch mal im Stadl erschienen sein könnten (immerhin wurden sie in so kurzer Zeit nacheinander umgebracht, dass die Magd in der Zeit sich noch nicht umgezogen hatte, bevor der Mörder auch sie erledigte).

Könnte es nicht sein, dass die Familienmitglieder sich abends zusammen noch mal in den Stadl begeben haben, außer Hörweite der neuen Magd, um da noch mal den Streit vom Vorabend auszudiskutieren oder fortzusetzen? Was auch immer dort dann geschehen sein mag, aber es wäre eine mögliche Erklärung, warum sie alle noch mal in den Stadl gingen.

Würde man da nicht geschlossen gehen und nicht einzeln, noch dazu ohne die 7 jährige Tochter?

Naja, wie das halt so ist, der eine geht noch mal aufs Klo, der Andere zieht sich vorher noch um... Wenn man sich abends vorm TV zusammensetzt, stehen ja auch nicht alle gleichzeitig auf und gehen geschlossen ins Wohnzimmer... Die Kleine könnte auch von sich aus dazu gekommen sein, um zu gucken, wo die Großen sind. Ansonsten hätte es sie wohl auch im Haus erwischt.