Mord an 23-jährigen Aurman Singh aus Großbritannien

Ich eröffne das Thema aus aktuellem Anlass.
Dazu aber später. Vorerst möchte ich den grausamen Mord an dem jungen Mann Aurman Singh hier vorstellen und besprechen.

Ein DPD-Fahrer wurde auf tragische Weise von einer Gruppe bewaffneter Männer getötet, als er Pakete auslieferte, nachdem einer seiner Kollegen vermutlich einen „Insider-Job“ ausgeführt hatte, wie ein Gericht erfuhr. Der 23-jährige DPD-Fahrer Aurman Singh aus Stoke-on-Trent kam am 21. August leider ums Leben, nachdem er mit einer Axt, einem Golfschläger und einem Messer angegriffen wurde.

Das Stafford Crown Court hörte, dass ihn sieben maskierte Männer in Coton Hill, Shrewsbury, überfielen, während er Lieferungen machte. Berichten zufolge waren die Angreifer mit verschiedenen Waffen bewaffnet, darunter einer Axt, einem Holzstab, einem Metallschläger, einem Hockeyschläger, einer Schaufel, einem Cricketschläger, einem Golfschläger und einem Messer. Aurman wurde schwer verletzt am Straßenrand zurückgelassen.

Quelle: https://www.google.com/amp/s/www.stokesentinel.co.uk/news/stoke-on-trent-news/stoke-trent-dpd-driver-murdered-9114110.amp

Es wurden dann kurz darauf Verdächtige festgenommen und dieses Jahr im Frühjahr auch verurteilt:

Die Polizei von West Mercia hat vier Männer im Alter von etwa 20 Jahren wegen Mordverdachts festgenommen. Sie alle bleiben während der laufenden Ermittlungen in Haft, nachdem ein Haftbefehl des Magistrats erlassen wurde, der eine weitere Inhaftierung vorsieht.

Eine fünfte Person wurde am Mittwoch in Peterborough, Cambridgeshire, wegen des Verdachts der Beihilfe zur Straftat festgenommen.

Quelle: https://www.independent.co.uk/news/uk/dpd-shropshire-shrewsbury-birmingham-west-mercia-police-b2398265.html

Die des Mordes Schuldigen sind:

Arshdeep Singh, 24 of Shaw Road, Tipton, Dudley;
Jagdeep Singh, 23, aus Goodrich Mews, Dudley;
Shivdeep Singh, 27, aus Greenfield Road, Smethwick;
Manjot Singh, 24, ebenfalls aus Greenfield Road, Smethwick;
Sukhmandeep Singh, 24, aus Paynels, in Orton Goldhay, Peterborough, wurde wegen Totschlags verurteilt.

Die Staatsanwälte hatten dem Gericht mitgeteilt, dass insgesamt acht Männer in zwei Autos – einem schwarzen Audi und einem weißen Mercedes – zur Berwick Avenue in Shrewsbury gefahren seien, wo sie auf Aurman Singh lauerten.

Die Männer seien von einem neunten Mann – Sukhmandeep Singh – vom DPD-Depot in Stoke-on-Trent, wo das Opfer stationiert war, dirigiert worden, wurde der Jury mitgeteilt.

Quelle: https://www.google.com/amp/s/www.bbc.com/news/uk-england-stoke-staffordshire-68657015.amp

Arshdeep Singh und Jagdeep Singh aus Dudley sowie Shivdeep Singh und Manjot Singh aus Smethwick wurden alle mitgeteilt, dass sie mindestens 28 Jahre im Gefängnis verbüßen würden.

Ein fünfter Mann, Sukhmandeep Singh aus Peterborough, wurde wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Quelle:https://www.google.com/amp/s/www.bbc.com/news/articles/cpwgqwnwx69o.amp

Es befanden sich dann noch Täter auf der Flucht. Und diese wurden letztes Wochenende in Oberösterreich, Hohenzell, festgenommen.

Nach einem brutalen Mord in England sind zwei der mutmaßlichen Täter am Pfingstmontag in Hohenzell festgenommen worden.
Die beiden Inder sind dringend verdächtig gemeinsam mit sieben anderen Indern am 21. August 2023 einen weiteren, ebenfalls indischen Staatsbürger in Shrewsbury, in der Grafschaft Shropshire in England brutal ermordet zu haben.

Da die Ermittler in England vermuteten, dass sich zwei der Verdächtigen nach Oberösterreich abgesetzt haben könnten, nahmen sie via Interpol Wien mit der Zielfahndungsgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) OÖ Kontakt auf. Deren Beamte schafften es, die beiden Männer auszuforschen. Sie versuchten mit falschen Namen in Österreich Asyl zu erlagen. Beide wurden schließlich am Pfingstmontag von Beamten des LKA OÖ und der EGS (Einsatzgruppe Straßenkriminalität) in Hohenzell festgenommen und in die Justizanstalt Ried/Innkreis gebracht.

Quelle: https://www.tips.at/nachrichten/ried/blaulicht/646591-nach-brutalem-mord-in-england-mutmassliche-taeter-in-hohenzell-festgenommen

Man fragt sich einfach, warum musste Aurman sterben, vor allem auf so grausame Weise?
Über das Motiv schweigen sich die Täter ja aus.
Wie denkt ihr über diese Tat?
Über das mögliche Motiv?
Über das untertauchen der beiden Tatverdächtigen in Österreich?
Über die wirklich gute und akribische Arbeit der Ermittler (in A & GB gleichermaßen)?

Was mir als erstes aufgefallen ist, Opfer wie Täter tragen alle den gleichen Namen: Singh.
Der ist zwar in Indien so verbreitet, wie bei uns Gruber, Müller oder Schmidt…aber das ist schon merkwürdig, zehn Leute.

Wäre interessant, ob es familiäre Verflechtungen gibt. Da habe ich bisher noch nichts darüber gefunden (oder ich bin blind…eine durchaus realistische Möglichkeit).

Es wurde über einen “Inside job” spekuliert, aber nicht konkretisiert. Inside job aufgrund bspw. des Raubes der Pakete, inside job wegen persönlichen “Differenzen” mit usw.
Ein inside job muss ja auch einen Grund haben. Darüber habe ich in deinen und auch anderen Artikeln nichts gefunden. Werde hernach mal weiterrecherchieren, wenn ich an meinem Laptop bin.

Zu den Nachnamen habe ich folgendes gefunden:

Der Nachname Singh leitet sich vom Sanskritwort simha ab , was „Löwe“ bedeutet. Er wurde ursprünglich von Rajput-Hindus verwendet und ist noch immer ein gebräuchlicher Nachname für viele Hindus in Nordindien. Die Sikhs haben als Gemeinschaft den Namen als Suffix zu ihrem eigenen Namen übernommen, sodass er von vielen Sikhs als Nachname verwendet wird.

Quelle:https://www.thoughtco.com/singh-last-name-meaning-and-origin-1422623#:~:text=The%20Singh%20surname%20derives%20from,many%20of%20the%20Sikh%20faith.

Kurz hierzu:

Für männliche Sikh steht traditionell nur der "Nachname" Singh zur Verfügung (Schreibweise kann abweichen), für weibliche Kaur. Es handelt sich somit um keinen Familiennamen im westlichen Sinne.

(Hatte mich dazu mal informiert da ich viele indische Kollegen habe und mir dies, sowie der mir zunächst deutsch wirkende Name "Kaur", auffiel.)


Auffällig ist darüber hin aus selbstverständlich, dass an der Tat ausschließlich Inder oder indischstämmige Personen, allesamt wahrscheinlich Sikh, beteiligt waren.

Vielen Dank für die Aufklärung darüber. Sehr interessant und da muss ich mich wirklich mal mehr einlesen. Mit Sikhs hatte ich tatsächlich erst einmal zu tun und das nur sehr kurzzeitig.
Gerade die Gepflogenheiten (Rituale, Strafen innerhalb der Gemeinschaft usw) interessieren mich. Muss ich hernach mal schauen.

Aber es spräche dann schon für ein Verbrechen innerhalb einer Gemeinschaft. Ich weiß nicht, wie die Sikh-Gemeinde aufgestellt ist; ob da bspw. in einen bestimmten örtlichen Bereich jeder jeden aus der Gemeinschaft kennt. Dass hier die Beteiligten das Opfer kannten, davon gehe ich aus.

@CaiaLia

Es wurde über einen “Inside job” spekuliert, aber nicht konkretisiert. Inside job aufgrund bspw. des Raubes der Pakete, inside job wegen persönlichen “Differenzen” mit usw.

Ich habe das so verstanden, dass damit gemeint war, dass sie "Insider Infos" von Sukhmandeep Singh bekamen, der den Tätern ja die genaue DPD Route von Aurman an dem Tag schickte, er war ja ein Kollege von Aurman.
Deswegen wurde er auch zu 10 Jahren Haft wegen "Totschlags" verurteilt. In irgendeinem Artikel stand, dass ohne seine Info der Angriff auf Aurman an dem Tag nicht hätte stattfinden können. Ich kenne mich mit den Urteilen in GB nicht so aus, aber bei uns wäre sowas vermutlich "Beihilfe zu Mord" oder ähnliches.

Ein fünfter Mann, Sukhmandeep Singh (23), bei dem es sich vermutlich um den „Insider“ handelte, der am Tag von Aurmans Ermordung Informationen über dessen Lieferungen schickte, wurde einige Tage später in Peterborough festgenommen.

Quelle: https://www.westmercia.police.uk/news/west-mercia/news/2024/march/men-guilty-of-delivery-drivers-murder/

Doch der Mord wäre nicht möglich gewesen, wenn ihnen nicht ein fünfter Mann Insiderinformationen zugespielt hätte. Sukhmandeep Singh arbeitete mit Aurman im DPD-Depot in Stoke-on-Trent zusammen, „verriet“ seinen Kollegen und verriet den Tätern Einzelheiten über seinen Aufenthaltsort.

Während des Mordprozesses betonte er, er habe um sein eigenes Leben und das seiner Braut gefürchtet, nachdem er von dem verurteilten Mörder Arshdeep und seinem Cousin Mehakdeep bedroht worden war. Die beiden wollten Aurman „verzweifelt“ finden und ihm etwas antun – und Sukhmandeep wusste das, sagen die Staatsanwälte.

Staatsanwalt Simon Denison KC erklärte vor dem Stafford Crown Court: „Er wusste, dass zumindest Arshdeep und Mehakdeep an diesem Tag verzweifelt versuchten, Aurman zu finden, um ihm Gewalt anzutun. Er unternahm nichts, um das zu verhindern.“

Quelle:https://uk.news.yahoo.com/killers-planned-dpd-workers-public-163033037.html?guccounter=1&guce_referrer=aHR0cHM6Ly93d3cuZ29vZ2xlLmNvbS8&guce_referrer_sig=AQAAAJXVy-aV3qY4xzb846BB7Op_5TeOCekQJiUHiSTDmv4Z2wyZ8o4KyGpLTgNp05fI3RTRFfCbz0qLshPSF51MTn8JK0wmOFZWbyTmKPXaa_cuCR6zN7uQH4q1gxnCFttJWEOm2Jq9IaTGqrwGZgo5O8vcZ0hMS-qFqJ0M0m0rlxFM

GallusFelis schrieb:Ich habe das so verstanden, dass damit gemeint war, dass sie "Insider Infos" von Sukhmandeep Singh bekamen, der den Tätern ja die genaue DPD Route von Aurman an dem Tag schickte, er war ja ein Kollege von Aurman.
Deswegen wurde er auch zu 10 Jahren Haft wegen "Totschlags" verurteilt. In irgendeinem Artikel stand, dass ohne seine Info der Angriff auf Aurman an dem Tag nicht hätte stattfinden können. Ich kenne mich mit den Urteilen in GB nicht so aus, aber bei uns wäre sowas vermutlich "Beihilfe zu Mord" oder ähnliches.

Das mutet dann für mich so an, als wäre Aurman das Ziel gewesen, nicht bspw. die Pakete.

Irgendwie seltsam. Braucht es neun (!) Leute um einen Menschen so zu verletzen, dass er stirbt? Warum soviele?
Warum mit soviel “Einsatz” von Hilfsmitteln?

Ohne Hintergründe würde ich jetzt fragen: “Was hat Aurman angestellt, dass er auf die Weise sterben musste?”
Das scheint für mich wirklich ein persönliches Motiv gewesen zu sein.

ich habe gerade mal etwas gegoogelt.

Die Sikh-Religion betont die Einheit der Schöpfung und verehrt einen gestaltlosen Schöpfergott, der geschlechtsneutral ist. Weitere wesentliche Merkmale sind die Abkehr von sogenanntem Aberglauben und traditionellen religiösen Riten, wie sie zum Beispiel im Hinduismus vorherrschen. Obwohl das Kastensystem den Alltag der Sikhs durchdringt, weil es im indischen Alltag übermächtig ist, wird es abgelehnt.

Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar und praktisch zu machen.

Quelle: Wikipedia: Sikhismus#Zu den Sikhs als „Kriegerkaste“

Scheint mir eine recht interessante Gemeinschaft zu sein. Für Indien recht fortschrittlich.


Aber das kam mir noch unter:

Es gab letztes Jahr in Canada, British Columbia, einen Fall, in dem ein Aktivist, der für die Sikhs eingetreten ist, ermordet wurde. Als Täter sind drei, ebenfalls indischstämmige Pesonen, darunter zwei ebenfalls mit dem Namenszusatz "Singh", also Sikhs.

Nijjar, 45, was shot dead in June outside a Sikh temple in Surrey, a Vancouver suburb with a large Sikh population.

Nijjar, 45, wurde im Juni außerhalb eines Sikh Tempels in Surrey, einem Vorort Vancouvers mit einer großen Sikh-Gemeinde/vielen Anwohnern die zu den Sikh gehören, erschossen.
(Übersetzung: ich - war mal mein Beruf vor der Medizin)

The Royal Canadian Mounted Police named the three men as Karanpreet Singh, 28, Kamalpreet Singh, 22 and Karan Brar, 22.

Die Royal Canadian Mounted Police benannte drei Männer Karanpreet Singh, 28, Kamalpreet Snigh, 22 und Karan Brar, 22.
(Übersetzung: schon wieder ich)

Nijjar was a Canadian citizen campaigning for the creation of Khalistan, an independent Sikh homeland carved out of India. The presence of Sikh separatist groups in Canada has long frustrated New Delhi, which had labeled Nijjar a "terrorist".

Nijjar war kanadischer Staatsbürger, der sich für die Gründung von Khalistan, einem unabhängigen, von Indien abgelösten/herausgelösten, Gebiet für die Sikhs, einsetze. Die Existenz/Präsenz separatistischer Sikh-Gruppen in Kanada frustrierte Neu-Delhi schon lange. Njjar wurde als "Terrorist" bezeichnet.
(Übersetzung: ich)

Quelle: https://www.reuters.com/world/americas/canadian-police-have-made-arrests-case-killing-sikh-leader-nijjar-says-cbc-2024-05-03/

oder auch hier:
https://www.cbc.ca/news/canada/british-columbia/surrey-bc-sikh-community-1.7193287


Primär hat es natürlich erstmal nichts mit dem Tod von Aurman Singh zu tun, aber auch hier waren eben Personen der eigenen Herkunftsgemeinschaft involviert, wie eben bei Aurman auch.

Vielleicht etwas Politisches, vielleicht etwas Persönliches...

Ich habe jetzt noch gelesen, dass die vier wegen Mordes verurteilten illegal in GB waren. Der Kollege der ihn verraten hat und Aurman selbst hatten eine legale Aufenthaltserlaubnis.
Auch die beiden in Oberösterreich gefassten TV waren illegal, unter falschem Namen in Österreich.

... Arshdeep Singh, Jagdeep Singh, Shivdeep Singh und Manjot Singh, die alle zu lebenslanger Haft mit einer Mindeststrafe von 28 Jahren verurteilt wurden.
BirminghamLive berichtet, dass sie sich in der Black Country niederließen und zum Zeitpunkt von Aurmans Tod in der Region arbeiteten. Doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass sie sich illegal in Großbritannien aufhielten, da ihre Visa abgelaufen waren. Die Verurteilten könnten nun abgeschoben und dazu verurteilt werden, ihre lebenslangen Haftstrafen in Indien abzusitzen. Ein fünfter Mörder, Sukhmandeep Singh, befand sich legal in Großbritannien. Er wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er vom Mordvorwurf freigesprochen, aber einstimmig wegen Totschlags verurteilt worden war.

Quelle: https://www.stokesentinel.co.uk/news/stoke-on-trent-news/armed-gang-who-killed-stoke-9308486?int_source=amp_continue_reading&int_medium=amp&int_campaign=continue_reading_button#amp-readmore-target

Möglicherweise war es wirklich etwas im Zusammenhang mit dem Glauben/der Gemeinschaft.