Adolphesax schrieb:Ja, das wird dann wohl ähnlich sein. Nur das Kind kommuniziert ja in diesem Fall nicht. Ein verängstigtes Kind beim Namen zu rufen, funktioniert ja normalerweise bei einem Sechsjährigen i.d.R. ganz gut, entsprechende Erleichterung des Auffindens. Keine Ahnung, aber fühlt sich ein nonverbales Kind gehemmt durch die Eigenschaft oder ist ihm das gar nicht bewusst?
Das ist aber nochmal eine ganz andere Sache: ob sich ein nonverbales Kind eingeschränkt fühlt.
Ob ja, ob nein, das würde jetzt schon sehr spekulativ, z.B. abhängig davon ob andere Kommunikationsformen existieren, wie gut sie angewandt und von anderen verstanden werden (z.B. Gebärdensprache, Verwendung eines Talkers), ob es negative Erlebnisse bzgl. nonverbal sein (Aufforderung zum Sprechen) und so weiter.
Oben ging es darum dass speziell bei solchen Kindern explizit verschiedene Strategien wirken - aber das tun sie doch bei jedem Kind. Die meisten Kinder wird man nicht immer mit der gleichen Strategie "beeinflussen" können, sondern abhängig vom aktuellen Gemütszustand (exemplarisch: was in einer ruhigen Minute gut klappt, kann man bei einem Wutanfall vergessen).
sunrise2008 schrieb:Manche Autisten sind geistig behindert, manche nicht. Nonverbal bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Kind nicht merkt, dass es anders ist.
Ganz richtig. Jemand kann im Extremfall nonverbal sein - und hochintelligent.
Exemplarisch, sicherlich ein Extremfall aber zeigt was alles bei Autismus vorkommen kann: Ein früherer Kollege, hochbegabter Schnelllerner, in naturwissenschaftlichem Fach promoviert, nonverbal - hingegen höchst differenzierter, eloquenter Sprachausdruck geschrieben am PC oder Talker. (Komplett selbst geschrieben, nicht problematische Methoden wie "gestützte Kommunikation", keine vorgefertigten Sätze.) Selbiges selbstverständlich auch bei durchschnittlicher Intelligenz möglich.
Callipso schrieb:Für sie war das aber aus ihrer Sicht so richtig. Und sie hat sich damit auch wohl gefühlt.
Orientiert hat sie sich vor allem an meinen Gesichtszügen und der Stimmlage. Sogar im engen Familien Kreis (Oma,Opa usw) gab es starke Kommunikationseinschränkungen.
Sie wäre auch nie zu Personen gegangen wenn man ihr das nicht in ihren "roten Faden" mit eingebaut hätte.
Kenne das auch so aus meiner Kindheit. Als schwierig fand ich persönlich es nur wenn ich etwas gerne gefragt, gehabt hätte, aber die Kommunikation nicht klappte - sowie Fehleinschätzungen durch andere wie "etwas zurück".
Callipso schrieb:Was ich lernen musste ist das es in unserem Fall sehr viel Einfühlungsvermögen braucht um evtl Gefahren oder Ideen die mein Kind sich in den Kopf gesetzt hat abzuwehren oder einzugrenzen. Ein logisches nein weil dann könnte... Reicht da nicht aus. Die Denkweise ist eine völlig andere .
Das kann auch so unterschiedlich ausfallen. Für mich war als Kind das sehr starke Gefahrenbewusstsein typisch.
Selbst, der Erzählung nach und glaubwürdig, ich mit drei gegenüber meiner Mutter: "Mama, da musst du an der Straße warten, sonst wirst du behindert!" Ich wusste dass manche Menschen behindert sind weil sie einen Unfall hatten. (Nachbar war Rollstuhlfahrer.)
Mich andauernd kindertypische Sachen nicht getraut - ich könnte ja von der Rutsche fallen, das da ist zu tief zum springen und so weiter. Streichholz nicht getraut zu benutzen, es könnte ja runterfallen und dann etwas zu brennen anfangen. Malwettewerb zu Gefahrenszenen, und etwas gemalt das viele Kinder locker machen aber ich gefährlich fand (auf einen Stuhl steigen und dann auf Zehenspitzen um oben die Süßigkeiten vom Küchenschrank zu holen). Und so weiter. Daraus wurde dann: ein zwar nicht mehr ängstlicher, aber nachwievor vorsichtiger Erwachsener der niemals auf all den "jugendlichen Leichtsinn" gekommen wäre.
Wieder ein Beispiel von: Autisten denken oft anders, machen sich über Dinge mehr oder weniger und allgemein anders Gedanken als man das so von neurotypischen Menschen kennt, aber in welche Richtung das ausschlägt (wie das autistische Kind das sehr zurückhaltend ist, mit Verwandten kaum spricht oder auch nur interagiert und nicht die Hand geben würde vs. jenes das es als richtig empfindet Fremden gleich alles über die Familie zu erzählen nebst Ablecken als adäquate Begrüßung ansieht) kann so verschieden sein.