Diarmuid schrieb:War das "auf der Treppe sitzen" tatsächlich usus? Warum? Warum war er in diesen Situationen nicht in seinem Zimmer, das ihm als Autisten doch größtmöglichen Schutz bot? War die Treppe sowas wie sein Fluchtpoint, der dann durch die Möglichkeit, die Tür öffnen zu können, als solcher genutzt wurde?
Wie ich vor ein paar Tagen geschrieben habe, bin ich selbst auch (Asperger-) Autist.
Natürlich wäre/ ist das eigene Zimmer wohl meist der Rückzugsort Nr1, wenn man Ruhe vor Reizüberflutungen aller Art benötigt. Ich könnte mir vorstellen, dass Arian mit dem „auf die Treppe zurückziehen“ jeweils in der Nähe des TVs bleiben wollte, weil er nur ein kurzes Timeout benötigte und sein Zimmer vermutlich weiter weg war. Und/Oder, dass er von der Treppe noch den Ton des TVs hören konnte/wollte, weil er nur Ruhe von den bewegten Bildern brauchte. So konnte er den Film/Sendung trotzdem „mit einem Ohr“ weiterverfolgen, um dann in einem für ihn geeigneten Moment wieder schauen zu können. Im Zimmer wäre dies vielleicht so nicht möglich gewesen.
Ich selbst handhabe dies selbst als Erwachsener oft so. Ziehe mich vom TV zb kurz in die angrenzende Küche zurück, und erledige dort kleinere Dinge, möchte aber zumindest weiterhin mithören können. Nur selten muss ich mich ins Schlafzimmer, oder wenn gerade angesagt, auch aufs Klo, komplett zurückziehen, damit ich auch den Ton nicht mehr höre.
Daneben wurde in einem vorhergenden Beitrag erwähnt, dass Arians Stock ins Wasser gefallen sein könnte und er dann beim Bergungsversuch ins Wasser gefalle sei.
Dies könnte eine pausible Erklärung sein. Er spielte mit dem Stock am Wasser, vielleicht war der Holzstock gar sein kleines Schiffchen, welches er am Flussrand schwimmen liess. Der Stock wurde in der Folge von der Strömung erfasst und Arian wollte sein „Schiff“ sofort retten….
Kinder, und insbesondere „wir Autisten“, haben oft Mühe, Risiken einzuschätzen. Die Informationen gelangen „ungefiltert“ ins Gehirn. Da nun die Prioritäten sofort Richtig zu setzen, ist oft schwierig und geschieht nicht intuitiv, zumindest bei Autisten. Es benötigt viel Erfahrung, welche gerade ein 6 Jähriger wohl kaum hat. Ausser, er hätte, zb mit den Eltern, schon öfter am Fluss mit Holzstöcken „Schiffchen gespielt“ und dabei gelernt, dass man ein in der Strömung „ausser Kontrolle geratenes Schiff“ besser nicht zu retten versucht, weil zu gefährlich. Schliesslich sind wohl noch viele andere Holzstücke in der Nähe, und man besorgt sich also in dieser Situation besser „ein neues Schiff“ und lässt das Alte ziehen.
Wenn Arian oben beschriebene Erfahrung nicht hatte, hätte er wohl typischerweise mit allen Mitteln versucht, sein Spielzeug zu retten.
Soweit meine Meinung „aus autistischer Sicht“.