Arian, autistischer Junge tot aufgefunden
31.05.2024 um 15:31zaramanda schrieb:Ich wollte niemandem damit zu nahe treten.Du bist mir nicht zu nahe getreten. ich bin da wenig empfindlich, sondern vom pragmatischen Typ der einfach nur das Anliegen hat, häufige Missverständnisse zu Autismus aufzuklären.
Entschuldigung.
zaramanda schrieb:Da könnte man definitiv nicht von ausgehen dass die beiden in gewissen Situationen ähnlich oder gar gleich reagieren.Natürlich reagiert nicht jeder Autist gleich. Ich kenne da auch Unterschiede, z.B.: ich kann "trotz" Autismus problemlos alleine verreisen, während ich auch Autisten kenne die "selbst" Besorgungen in der Nähe nur in Begleitung durchführen können.
Aber sonst hab ich damit nicht so wirklich große Berührungspunkte.
Ich bin z.B. sehr durchorganisiert, während ich auch Autisten kenne auf die das nicht zutrifft.
Ich probiere z.B. sehr gerne neue Speisen aus und hab' schon als Kind kein einziges Gemüse gescheut, während ich auch Autisten kenne die ein großes Problem haben wenn ein Produkt aus dem Sortiment genommen wird und nicht mehr der gleiche Joghurt wie seit 10 Jahren gefrühstückt werden kann.
Mir fällt Sportliches sehr schwer und ich habe nie das Radfahren gelernt (trotz Anstrengung), während ich einen Autisten kenne der artistische Vorführungen auf dem Einrad macht. Ich schau' dann zu und wundere mich wie man sich auf dem kippeligen Teil halten kann ;)
Gewisse Gemeinsamkeiten, gewisse Häufungen von Stärken-Schwächen-Profilen und Vorlieben vs. Abneigungen gegenüber dem was man bei Menschen als typisch ansieht, sind aber da.
Z.B.: Es fällt in einer Freizeitgruppe an der ich teilnehme (selbst organisiert, für autistische Erwachsene - einfach wie ein Stammtisch, eine Treffengruppe) sehr auf dass bestimmte Vorlieben, Handlungen... von denen die meisten berichten dass andere sie an ihnen seltsam finden dort ganz üblich sind im Sinne von: macht nicht jeder, aber bei uns total im Rahmen.
Ganz exemplarisch: Dass es bei uns echt nichts Ungewöhnliches ist wenn Erwachsene einen Igelball dabei haben, dass es bei uns so gut wie einstimmige Einigkeit gibt dass ein bestimmtes Lokal zu laut ist, dass es bei uns ganz normal ist wenn jemand sagt dass bestimmte Kleidung, Gerüche... unerträglich sind, dass es bei uns nicht für Verwunderung sorgt wenn einer sagt dass er hier seit x Jahren wohnt aber einfach niemanden privat kennt.
All das würde in einer Gruppe beliebiger junger Leute wohl anders aussehen.
Bei dem Spruch geht es wohl v.a. darum sich dagegen zu wehren dass manche Menschen Autismus wie eine Art Krankheit die nach einem Schema verläuft ansehen. Man will sich (berechtigterweise!) dagegen wehren, dass Leute sagen "Sie können/ Ihr Kind kann .... garantiert nicht, da autistisch", "Alle Autisten sind gut in Mathe, Ihr Kind hat einen 5er, also ist es wohl kein Autist". Kann ich verstehen. Ich kenne es auch dass Menschen meinten mir automatisch Dinge absprechen zu müssen nur wegen Autismus oder weil sie einen Menschen kennen dem X schwer fällt.
Meine Meinung dazu: Autisten untereinander haben gewisse Gemeinsamkeiten wie auch neurotypische Menschen untereinander gewisse Gemeinsamkeiten haben. Genauso wie aber auch neurotypische Menschen keine Duplikate sind, sind auch autistische Menschen keine.
zaramanda schrieb:Wenn er nicht ins Wasser gefallen ist, muss er ja trotzdem essen und trinken.Ist natürlich auch unterschiedlich.
Das ist ja ein Überlebensdrang.
Könnte er als Autist in so einer Situation evtl doch iwie um Hilfe bitten? In irgendeiner Form?
Oder würde man das bei Autisten generell ausschließen? Also auch speziell bei nonverbalen Autisten?
Wenn ich Hunger und Durst habe - dann kaufe ich mir etwas wenn ich nichts dabei habe. (Wenn nötig wüsste ich aber auch auch wie man Wasser in der Natur findet, was dort essbar ist.)
Wenn ich verloren gehe - dann nehm' ich mir das Handy, rufe Freunde an oder ein Taxi oder die Polizei, und wenn das nicht möglich ist, würde ich einen der üblichen Tricks nutzen (lauschen wo eine Straße ist, in einer Stadt nach einer Haltestelle suchen).
Als Kind (8 Jahre alt) mal im Spaßbad zur Zeit der Rückfahrt die Klasse nicht mehr gefunden (ich erkenne Menschen schlecht wieder) - bin an die Kasse gegangen und konnte kindertypisch beschreiben wen ich suche und wie die Lehrerin heißt.
Das mag aber sicherlich nicht bei jedem so sein. Jemand anderes wird vielleicht bei Hunger anfangen irgendetwas zu essen, oder schauen ob sich Essen stehlen lässt.
Grundsätzlich würde ich sagen: Je jünger, desto schwieriger. Ich bin mir aber jedenfalls sicher dass ein seit Wochen verschwundener (autistischer) Junge, wenn er denn noch lebt und nicht von einem Entführer "versorgt" wird, sich irgendwo etwas zu essen und trinken holen wird. Und wenn man, hypothetisch, einen Jungen sieht der alleine an irgendeinem Brunnen trinkt, oder sich irgendwo herumschleicht.
zaramanda schrieb:Das ist so traurig. Und das nur weil er gelernt hat selbst Türen zu öffnen. Da freut man sich über jeden Fortschritt als Eltern.Sehe ich auch so :(
Und dann ist genau der Grund für das Verschwinden.
Zum hat das dazu geführt dass er überhaupt raus gegangen ist.