Nepper, Schlepper, Bauernfänger
20.12.2023 um 10:25martenot schrieb:häufig heißt es, dass die Betrüger die Leute daran hindern würden, aufzulegen. Aber ich meine, wer würde mich daran hindern, trotzdem aufzulegen?Vermutlich muss man Erziehung und Sozialisation der Zielgruppe berücksichtigen, die von den Tätern durchaus geschickt ins Kalkül gezogen wird. Einfach aufzulegen, galt früher (und gilt es ja heute noch) als unhöflich; ebenso war es früher üblich, sich mit vollem Namen beim Aufnehmen des Hörers zu melden, ein schlichtes "ja" oder "hallo" hätte man als schroff und abweisend empfunden.
Manche Gewohnheiten und Gepflogenheiten stammen ja noch aus einer Zeit, als man beim Telefonieren nicht vor dem Abheben schon angezeigt bekam, wer anruft, und wo man sich auch gern einmal verwählte, weil ja die Nummern manuell eingegeben werden mussten und nicht über Telefonbuch, Wahlwiederholung oder von einer Webseite aus angestoßen wurden.
Hinzu kommt die hier schon hinlänglich zur Sprache gekommene Haltung mancher Altersgruppen gegenüber Ämtern, Behörden, Autoritäten - all das zusammen funkioniert ja zum Glück längst nicht bei allen Angehörigen der Zielgruppe. Manchmal aber, das kam gleichfalls hier schon zur Sprache, eben auch bei Menschen, die sich für immun halten gegen solche Gaunereien.
Jemanden in der Leitung zu halten, ist für das Funktionieren der Betrugsmaschen elementar; zum einen, um eine eskalierende Kulisse aufzubauen und aufrecht zu erhalten, zum anderen, um zu verhindern, dass der Angerufene sich zugleich Hilfe bei Angehörigen oder der Polizei holen kann (was dank zusätzlichem Handy teils trotzdem gelingt).
Das Schlimme an solcher Manipulation ist, dass sie offenbar wirkt. Man sollte also die Täter nicht unterschätzen.